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Eine Sekretärin packt aus: Endlich erfahren wir aus erster Hand, wie es in den Chefetagen wirklich zugeht. Sie ist die Frau, die im Hintergrund die Fäden zieht: rechte Hand, linke Hand, lebender Palm Pilot, Statussymbol, Coach und Punchingball, Hausdame und Animateurin, Burgfräulein und beinharte Wächterin in Personalunion, die Frau für den Tag und manchmal für die Nacht. Sie könnte ihre Geschichte zu einem Film machen, denn sie hat unglaubliche Dinge aus der Praxis zu berichten, aus den Etagen, wo der Teppich weicher und das Leben dramatischer ist. Und wo sie durch eigenen Fahrstuhl oder auch…mehr

Produktbeschreibung
Eine Sekretärin packt aus: Endlich erfahren wir aus erster Hand, wie es in den Chefetagen wirklich zugeht. Sie ist die Frau, die im Hintergrund die Fäden zieht: rechte Hand, linke Hand, lebender Palm Pilot, Statussymbol, Coach und Punchingball, Hausdame und Animateurin, Burgfräulein und beinharte Wächterin in Personalunion, die Frau für den Tag und manchmal für die Nacht. Sie könnte ihre Geschichte zu einem Film machen, denn sie hat unglaubliche Dinge aus der Praxis zu berichten, aus den Etagen, wo der Teppich weicher und das Leben dramatischer ist. Und wo sie durch eigenen Fahrstuhl oder auch eigenen Koch von der normalen Unternehmenswelt abgeschirmt ist. Katharina Münk ist eine dieser Frauen, und sie schreibt für alle Kolleginnen in den Vorzimmern und für alle männlichen Chefs, die mutig genug sind, einmal in den Spiegel zu schauen. Übrigens, Katharina Münk ist ein Pseudonym.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2006

Kondome unterm Schreibtisch
Katharina Münk ist Chefsekretärin und möchte ihren Chef umbringen, am besten schon morgen / Von Bettina Engels

Katharina Münk ist ein Pseudonym. Sie hat in den Chefetagen das Diktat entgegengenommen und den Kaffee gebracht. Was sie sonst noch dort oben im Zentrum der Macht erlebt hat, das hat sie nicht mehr für sich behalten.

Im Topmanagement der Deutschland-AG scheint es zuzugehen wie bei Hempels unterm Sofa: heulende Sekretärinnen auf der Damentoilette, Krümelpfade von der Keksdose im Vorzimmer bis zu den Ledersesseln der Entscheidungsträger, Zigaretten im Waschbecken, Kondome unterm Schreibtisch, Nagellackfläschchen neben, Schuppenberge auf der Tastatur, durchtrennte Stromkabel, ab und zu die Mündung eines Revolvers.

Hätte man erwartet, daß die Herren "ganz oben am Ende der Nahrungskette" auch den sublimiertesten Umgang miteinander und ihrer weiblichen Entourage pflegen, so könnte man sich nun von dem Bestseller "Und morgen bringe ich ihn um!" eines Besseren belehren lassen. Die unappetitlichen Details aus den oberen Etagen der Großkonzerne verdanken wir dem berufsfremden Bedürfnis einer Chefsekretärin nach Öffentlichkeit. Was die dreisprachig ausgebildete Europasekretärin mit Einser-Abitur nach achtzehn Jahren Berufserfahrung und neun Arbeitsstellen bewogen haben mag, ihre "Schlüsselqualifikation Verschwiegenheit" an den Nagel zu hängen und unter dem Pseudonym "Katharina Münk" der Riege ihrer cholerischen, manisch-depressiven, eitlen und beziehungsgestörten Chefs eine Art Tyrannen-Denkmal zu setzen - man ahnt es nur.

Warum läßt sich eine dem Vernehmen nach ehrgeizige Frau auf das Arrangement von Chef und Sekretärin ein? Weil sie etwa die Erotik der Macht elektrisiert? "Seien wir ehrlich", schreibt Frau Münk, "warum freuen wir Sekretärinnen uns, wenn unser kleiner Kugelblitz aus dem Chefbüro auf unsere Beine schaut, und übersehen den Azubi am Kopierer, der aussieht wie der junge Tom Cruise?"

Natürlich haben beide Seiten bei diesem erotischen Tauziehen mit der Ethik wenig am Hut. "Kommen Sie mir bloß nicht mit Ethik!" bringt der "Vollstrecker"-Typ die Spielregeln auf den Punkt. Der Kopf an der Spitze, der den Unternehmenskarren aus dem Dreck zieht, überragt die Niederungen der Pflicht. Während die Lehre vom guten Handeln als "Code of Conduct" in den Schubladen des mittleren Managements landet, steht der Anführer über dem Gesetz. Wo steht seine Sekretärin? Sie spielt das gefährliche Spiel, dem selbstherrlichen Regelbrecher dicht genug auf den Fersen zu bleiben, um in seinem Windschatten etwas abzuheben, ihm aber nie so nahe zu kommen, daß sie sich in seinen Triebwerken verfangen könnte. Dieser Balanceakt stützt sich auf eine eiserne Ration von "Does and Don'ts", auf einen komplizierten Verhaltenscodex, der unter keinen anderen Umständen einleuchtet. Dabei muß sich die Sekretärin hüten, nicht "vom heißen Feger zum heißen Eisen" zu werden. Die erste Maxime lautet: "Abstand halten!", womit vor allem gemeint ist: kein Sex mit dem Objekt der Begierde. Bei Frau Münk heißt es im Sinne des konsequenten "Wehret den Anfängen": "Ich hasse Chefs, die mich duzen."

Sie läßt es durchgehen, wenn er ihr "verstohlen beim Abschlecken der Briefmarken für die Privatpost" zusieht oder sein Blick an ihrer "zu klein gewaschenen Bluse" klebenbleibt, niemals aber würde sie einen "Gegenstand über 10 Kilogramm" bewegen, ohne den nächstbesten Vorstand um Hilfe zu bitten. Sie schmuggelt ihm Antischuppenshampoo in den Koffer, weigert sich aber standhaft, seine Hemden zu bügeln. Sie kennt sein Übergewicht vor der Schrothkur, alle Pins fürs Online-Banking, weiß, wann seine Kinder Geburtstag haben und das "Vogue"-Abonnement seiner Frau ausläuft, würde aber nie fragen, was er denkt, wenn er mit Sorgenfalten am offenen Fenster steht. Sie haßt es, frischen Kaffee zu servieren, findet aber Thermoskannen "unerotisch". Sie läßt sich die Kippen im Waschbecken ausdrücken, läuft aber Sturm gegen Klingelknöpfe, verzichtet gerne auf bequemes Schuhwerk und orthopädische Sitzmöbel, solange er sie mit dem Diktiergerät verschont ("die letzte Bastion der Willkür"). Sie versucht zwar, die Gebühren für den Pornokanal von der Spesenrechnung zu streichen, versichert aber am Morgen nach dem Geschäftstermin im Strip-Club der Ehefrau "glaubhaft", daß "ihr Mann am Vorabend noch kurzfristig auf Dienstreise mußte".

Es geht der Autorin nicht um die großen Skandale, sondern - subtiler - um "kleine, peinliche Auftritte", "köstliche Allüren", "bizarre Selbstgefälligkeiten" der Macher, nicht um Abfindungen und Gehälter in zweistelliger Millionenhöhe, über die sich sowieso schon die ganze Welt empört, sondern um eine Mikrogeschichte der Macht, aus der die Sekretärin als "Sparringpartner" nicht wegzudenken ist. In ihrer Ballade von Tarzan und Jane böte sich der Chauffeur als natürlicher Verbündeter an, wenn der sich nicht selbst dauernd zum Affen machen müßte. Wir übergehen für den Moment alle Einzelheiten, halten aber im Sinne des "wahren Geheimnisträgers der Nation" fest, daß es auf dem Rücksitz der Limousine noch eine Nummer härter zuzugehen scheint als vor den ledergepolsterten Türen des Chefbüros. Auf seine Geschichte sind wir gespannt und hoffen, daß er sie mit gelassener Großmut erzählen wird, diese Geschichte, die nichts anderes sein kann als der Beginn einer wahren Männerfreundschaft. Nennen wir ihn Louis Peugeot.

Katharina Münk: "Und morgen bringe ich ihn um!". Als Chefsekretärin im Top-Management. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006. 174 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine Chefsekretärin packt aus. Der Name Katharina Münk ist ein Pseudonym, mit gutem Grund, denn viele gute Haare lässt die Autorin nicht an der Spezies Leitungspersonal. Ihre Erfahrungen aus 18 Arbeitsjahren hat sie hier zu Maximen für den Nachwuchs verdichtet. Darunter: Kein Sex! Und überhaupt auf Abstand achten: "Ich hasse Chefs, die mich duzen." Wenn man Bettina Engels' Rezension recht versteht, geht es im Sekretärinnenleben um eine Serie von Balanceakten, in denen man sich schon zur Deppin macht, ohne aber immerzu gedemütigt zu werden. Da wird die Ehefrau belogen und der Kaffee gekocht, nicht aber das Hemd gebügelt und nicht die Therapeutin ersetzt. Von den "bizarren Selbstgefälligkeiten" der Chefs ist in der Rezension leider nicht so viel zu erfahren, dafür muss man dann wohl das Buch lesen, das der Rezensentin wie eine veritable "Mikogeschichte der Macht" vorkommt.

© Perlentaucher Medien GmbH