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Produktdetails
  • Die Andere Bibliothek. Erfolgsausgaben
  • Verlag: Eichborn
  • 1999.
  • Seitenzahl: 324
  • Erscheinungstermin: 1. Quartal 2012
  • Unbestimmt
  • Abmessung: 218mm x 132mm x 32mm
  • Gewicht: 468g
  • ISBN-13: 9783821844992
  • ISBN-10: 382184499X
  • Artikelnr.: 08582541
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2000

Das ist der Himmel
Uwe Schmitt lässt uns viele
Japan-Klischees einfach vergessen
Klischees sind Wegweiser an touristischen Trampelpfaden. Im Fall Japans verweisen schon die Titelbilder mancher Bücher gern auf Kirschblüten oder die Kimono-Konsensgesellschaft. Anders der Band von Uwe Schmitt – der beitragen könnte zum Ende der Klischeeblütenzeit. Vorneweg lässt der Autor den Leser eher rätseln – seine anschauliche Bilanz nach siebenjährigem Japan-Aufenthalt heißt Tokyo Tango (Eichborn, Frankfurt 1999, 323 Seiten, Schwarzweiß-Fotos von Nobuyoshi Araki, 49,50 Mark).
Tango? Das ist das japanische Wort für Wort. Fremden, die in das Inselreich kommen, fehlt zumeist das Vokabular – und die Orientierung zwischen all den exotisch anmutenden Zeichen. So ist es auch Uwe Schmitt ergangen, als er 1990 für die FAZ nach Japan kam. Erst im Verlauf seiner Korrespondententätigkeit hat er zunehmend die sozialen Strukturen und Rituale durchschaut. Dabei waren ihm vor allem seine japanische Frau und das Zusammenleben mit Einheimischen eine Hilfe. Für seine journalistische Arbeit hat er sich freilich keine Zen-Weisheit an die Wand gepinnt, sondern einen Satz des amerikanischen Krimi-Meisters Raymond Chandler: „The best way to comment on large things ist to comment on small things. ”
Selbstverständlich erfährt man in den 17 Kapiteln (samt umfangreichem Glossar) auch viel über die Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur. Doch die besten Passagen sind, wenn Uwe Schmitt den Alltag schildert, beispielsweise Treffen mit seinen Verwandten oder Erlebnisse beim Baden. Japaner steigen ja niemals mit Quietsch-Entchen, Seife und Bürste in die Wanne. Gereinigt wird bereits vorher. So kann das Wasser noch von weiteren Familienmitgliedern zur Entspannung genutzt werden. Eine ähnlich gemeinschaftsfördernde Funktion hat der Besuch eines Onsen: ein Naturbecken, das von einer heißen Quelle gespeist wird. Im dampfenden Bassin sind dann für eine Weile alle Sorgen der krisengeschüttelten Nation vergessen, denn das Bad ist der Himmel. Und nur eines zählt dabei für die angeblich so arbeitswütigen Japaner: planschen und plätschern lassen.
WERNER HORNUNG
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ein Buch über Japan, fern von Klischees wie Kimonos und Kirschblüte, schwärmt der Rezensent mit dem Kürzel "Hng". Der Autor Uwe Schmitt war sieben Jahre lang Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen" in Japan, und seine Bilanz vermittelt in siebzehn Kapiteln viel über Geschichte und Kultur des ostasiatischen Inselstaates: "Die besten Passagen" des Buches jedoch sind der Schilderung des Alltags gewidmet, dessen allmähliche Enträtselung Schmitt mit Hilfe seiner japanischen Frau gelungen ist, meint der Rezensent. Besonders beeindruckt zeigt sich "Hng" vom den Gemeinschaftssinn betonenden Baderitual: gereinigt werde sich vorher, so daß das Badewasser auch von weiteren Familienmitgliedern genutzt werden könne. Das Buch enthält außerdem ein umfangreiches Glossar zu Japan.

© Perlentaucher Medien GmbH