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2 Kundenbewertungen

Mit unwiderstehlichem Witz umkreist Frank Goosen sein Leben vor und nach der Geburt, auf und hinter der Bühne. Beim Sex auf der Halde gezeugt, erlebt Frank Goosen eine Kindheit in der orangenen Zeit der Siebziger und eine Jugend in der bleiernen Zeit der Achtziger. Er erleidet die Nöte der Pubertät und die Qualen zahlreicher Zweierbeziehungen, bis er schließlich ohne weitere Gegenwehr geheiratet wird (um wiederum Glück und Glanz des Vaterseins zu empfinden). Keine Lebensphase des praktizierenden Komikers Frank Goosen entgeht der zugespitzten, lachtränenerzeugenden Beschreibung: Die…mehr

Produktbeschreibung
Mit unwiderstehlichem Witz umkreist Frank Goosen sein Leben vor und nach der Geburt, auf und hinter der Bühne. Beim Sex auf der Halde gezeugt, erlebt Frank Goosen eine Kindheit in der orangenen Zeit der Siebziger und eine Jugend in der bleiernen Zeit der Achtziger. Er erleidet die Nöte der Pubertät und die Qualen zahlreicher Zweierbeziehungen, bis er schließlich ohne weitere Gegenwehr geheiratet wird (um wiederum Glück und Glanz des Vaterseins zu empfinden). Keine Lebensphase des praktizierenden Komikers Frank Goosen entgeht der zugespitzten, lachtränenerzeugenden Beschreibung: Die Erinnerungen an die Schulkumpels Mücke und Pommes, peinliche Liebesnächte und betörend schlechte Lieblingsmusik. Aber auch der entsetzliche Dia-Abend mit aus dem Urlaub heimgekehrten Freunden wird gewürdigt. Goosen lässt sein Ich in immer neue Rollen schlüpfen, jede so wiedererkennbar wahr, dass sie ebenso gut erfunden sein könnte. Erstmals in Buchform erscheinen nun Frank Goosens gesammelte Erzählungenossen, Kolummnen und Kurzgeschichten in einem Band. Ein bestimmt nicht endgültiger Nachlach zu Lebzeiten.

Autorenporträt
Frank Goosen, geboren 1966 in Bochum, hat sich Ruhm und Ehre als eine Hälfte des Kabarett-Duos "Tresenlesen" erworben. 2003 erhielt Frank Goosen den Literaturpreis" Ruhrgebiet". Mit seinen Kabarettprogrammen tourt er regelmäßig durch Deutschland. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wohnt er in Bochum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.03.2004

Auch ich war in Archivien
Orangenblüte: Frank Goosen baut den Siebzigern ein Denkmal

Erinnert sich eigentlich noch irgend jemand an die siebziger Jahre? Das vergessene Jahrzehnt? Mit Hans Rosenthal in der Hauptrolle, spannenden Flugzeugentführungen und leckerer Afri-Cola? Wie bitte? Das Zeitalter der Ölkrise und der Sitzeier kennt längst jeder Fünfzehnjährige wie seine Westentasche? Und in jedem schlauen Buch, heute Poproman genannt, kann man von "Blondie" bis zum "Testbild" alles Wissenswerte nachschlagen?

Wie schade. Denn der 1966 geborene Schriftsteller und Kabarettist Frank Goosen hat das Verglühen der "orangenen Zeit" noch als Zeitzeuge miterlebt. Und sein neuer Geschichtenband "Mein Ich und sein Leben" setzt der Dekade das fällige Denkmal: "Wir hatten es doch ganz nett in den Siebzigern." Noch eine Satzung also für noch einen Vertriebenenverband zur Pflege des Gedächtnisses irgendeines Jahrzehnts. Heute darf halt jeder seinen ausrangierten "Dual"-Plattenspieler ins Museum der Popliteratur stellen. Doch allmählich weckt auch der Markt der Generationsprosa jenen Verdacht, den Flohmärkte schon lange nähren: So viele hippe Aschenbecher, wie aus den unversiegbaren Trödelkisten quellen, kann es in den echten Siebzigern gar nicht gegeben haben.

Natürlich war auch Frank Goosen nicht in Arkadien, sondern im Archiv - auch wenn der Ruhrgebietstonfall ("Oppa") die mündliche Tradition des Kabaretts aufgreift. Zu jedem Lebensdatum recherchiert der Autor den tagesaktuellen Schlager: Beim ersten Rendezvous der Eltern "hatte Siw Malmkvist die Nase vorn, und zwar mit ,Liebeskummer lohnt sich nicht'". Für historisch-kritische Korrektheit stehen auch eingebaute Wörterbucheinträge wie "Tonne (ugs. für Tornister)". Ganze Erzählungen wirken wie Sammelfußnoten zur Ära von Hans Rosenthal, Ilja Richter und - aber das hatten wir bereits. Allenfalls ein Erlaß gegen Grabräuberei im Schutt des kulturellen Gedächtnisses könnte vermutlich den literarischen Reliquienhandel mit "Braun"-Verstärkern und "Scout"-Schulranzen wirksam eindämmen.

Vielen der Geschichten von Frank Goosen, durch die Verfilmung seines ersten Romans "Liegen lernen" einem größeren Publikum bekannt, merkt man das Stadtmagazinhafte ihrer Erstpublikation an. Fragen wie jene, "warum man stets sechs Socken in die Waschmaschine steckt, aber nur fünf herausbekommt", sind längst beantwortet - damit nämlich den Kolumnenschreibern der Stoff nicht ausgeht. Gelungene Erzählungen legt Goosen dort vor, wo er seine Rolle als augenzwinkernder Held des Alltags aufgibt, um eine sehr schulbuchmäßige Gattung wiederzubeleben: die Schulgeschichte. Auch hier herrscht zwar die Nostalgie eines Abiturtreffens vor, doch in der Skizzierung der "reformierten Oberstufe", als deren Kind sich der selbsterklärte "Dünnbrettbohrer" zu erkennen gibt, läuft Goosen zur Bestform auf. Für die Skizzen des Geschichtslehrers zur Weimarer Reichsverfassung findet er die schöne Formel vom "Isenheimer Altar unter den Tafelbildern", und die Sechs in Kunst wirkt, "als hätte man aus einem Meter Entfernung das Tor nicht getroffen".

Doch Goosens unbestrittenes Können als Chronist der Pubertät mündet - das unterscheidet ihn von Nick Hornby, dessen Liebe zur Plattensammlung der Autor teilt - ausgerechnet dort in Peinlichkeit, wo der Ernst des Lebens aufschimmern soll. All die letzten Gläser im Stehen, Nachtgedanken in Hotelzimmern und Trauerfeiern für verblichene Popmusiker bleiben bloß erwachsene Anlässe für das Heimweh nach den goldenen, pardon: orangenen Jugendjahren. Wer selbst Bilder aus den Siebzigern besitzt, kennt freilich eine ganz prosaische Erklärung für den mysteriösen Farbton dieses Jahrzehnts - das langsame Verblassen des Fotopapiers.

ANDREAS ROSENFELDER

Frank Goosen: "Mein Ich und sein Leben." Komische Geschichten. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004. 224 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Rosenfelder hat angesichts dieses Bandes mit Erzählungen, die allesamt in den 70er Jahren spielen, gemischte Gefühle. Er räumt ein, dass der Autor Frank Goosen seiner Jugend in den 70er Jahren durchaus ein "fälliges Denkmal" setzt, auch wenn er findet, dass diesem Jahrzehnt in der zeitgenössischen Literatur eigentlich schon mehr als genug Raum gewährt worden ist. Von Ilja Richter und Afri-Cola hat man schon ziemlich viel gelesen, beklagt sich Rosenfelder, der zudem moniert, dass einige Geschichten wie "Sammelfußnoten zur Ära von Hans Rosenthal" wirken. Auch findet er, dass einigen Texten durchaus das "Stadtmagazinhafte ihrer Entstehung" anzumerken ist, nicht zuletzt wegen ihrer Fragestellungen, die eigentlich nur dazu geeignet sind, "Kolumnenschreibern" als Sujets zu dienen. Wenn Goosen dagegen seine Geschichten aus der "reformierten Oberstufe" erzählt, läuft er zur "Bestform auf", so der Rezensent begeistert. Als "Chronist der Pubertät" zeigt der Autor "unbestrittenes Können", doch wo sich Goosen dem "Ernst des Lebens" zuwendet, wird's peinlich, warnt der Rezensent, der insgesamt doch etwas nostalgiemüde wirkt.

© Perlentaucher Medien GmbH