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Die weltberühmten Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle im Vatikan verdanken ihre Entstehung einer Auseinandersetzung zwischen Macht und Genie. Ross King, dem mit seinem Werk Das Wunder von Florenz ein atemberaubendes Stück Architekturgeschichte gelang, recherchierte fünf Jahre lang in Sachen Michelangelo. Detailfreudig und mit Lust am Seitenblick beleuchtet er die Geschichte, die Hintergründe, Intrigen und Tragödien rund um ein Kunstwerk, das den Betrachter bis heute fesselt und seinen Schöpfer unsterblich machte. Michelangelo, der sich als Bildhauer, nicht als Maler verstand, war 1506 nach…mehr

Produktbeschreibung
Die weltberühmten Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle im Vatikan verdanken ihre Entstehung einer Auseinandersetzung zwischen Macht und Genie. Ross King, dem mit seinem Werk Das Wunder von Florenz ein atemberaubendes Stück Architekturgeschichte gelang, recherchierte fünf Jahre lang in Sachen Michelangelo. Detailfreudig und mit Lust am Seitenblick beleuchtet er die Geschichte, die Hintergründe, Intrigen und Tragödien rund um ein Kunstwerk, das den Betrachter bis heute fesselt und seinen Schöpfer unsterblich machte.
Michelangelo, der sich als Bildhauer, nicht als Maler verstand, war 1506 nach Rom gekommen, um die Marmorfiguren für das spätere Grabmahl des herrschenden Papstes zu schaffen. Doch unter dem Einfluss intriganter Rivalen stoppte Papst Julius II. das Projekt. Michelangelo floh enttäuscht in seine Heimatstadt Florenz. Eigensinnig weigerte er sich, dem päpstlichen Befehl zur Rückkehr zu folgen. Er wollte sich keinesfalls mit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle vertrösten lassen. Erst als der Papst Florenz mit Krieg drohte, ließ sich Michelangelo widerwillig auf einen Handel ein: Er würde die Deckenfresken malen, wenn er anschließend den Auftrag für das Grab bekäme. Vier Jahre und vier Wochen sollten vergehen, bis die ungeliebte Arbeit auf dem Hochgerüst beendet war.
Ross King schildert die Ängste und Zweifel des begnadeten Künstlers, die Missgunst seiner Zeitgenossen wie Bramante und Raphael. Als roter Faden jedoch erweist sich das konfliktgeladene Verhältnis zweier Männer, Papst und Künstler, die sich in Temperament ähnelten und die - jeder an seinem Platz - ein beispielloses Werk hervorbrachten.
Autorenporträt
Ross King wurde 1962 in Kanada geboren und studierte Literatur und Kunstgeschichte in London und Toronto. Seine erfolgreichen historischen Romane Die Masken des Domino (1996) und Das Labyrinth der Welt (1999) wurden in sieben Sprachen übersetzt. Ross King lebt als freier Schriftsteller in Oxford.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2003

Stehend, nicht liegend schuf er die Deckenfresken
So schreibt man ein Sachbuch: Roß Kings hinreißend lesbare Einführung in Michelangelos Welt

Irgendwie kommt uns die Geschichte bekannt vor: Sie "schlangen ein Seil um den Hals des Standbildes und rissen es von seinem Sockel. Mit ihrem gewaltigen Gewicht schlug die gigantische Statue einen tiefen Krater in den Boden und zerbarst in mehrere Stücke." Aber diese Geschichte spielt nicht 2003 am Tigris, sondern Ende 1511 in Bologna. Die riesige Bronzestatue stand über dem Portal der Hauptkirche der Stadt; sie stellte den kriegerischen Papst Julius II. dar, der zuvor an der Spitze seiner Truppen zur Rückeroberung der Stadt ausgerückt war und zunächst gesiegt hatte. Als er weichen mußte, wurden die Bronzeteile eingeschmolzen und zu einer mächtigen Kanone verarbeitet, die zur Schande des Papstes den Namen "Giulia" bekam.

Der Künstler, der diese Statue geschaffen hatte, hieß Michelangelo Buonarroti, und jener Vorfall war nur eine der vielen dramatischen Episoden, welche seine Arbeit an der Decke der Sixtinischen Kapelle in den Jahren 1509 bis 1512 unterbrochen haben. Diese Fresken erstrahlen heute wieder in ihrem alten Glanz, nachdem sie 1980 bis 1990 auf Kosten einer japanischen Fernsehanstalt aufwendig restauriert und genau erforscht worden sind. Wer sich heute auf einen Besuch in Rom vorbereitet oder wer sich, verärgert über das touristische Gedränge, das ihn dort am genauen Anschauen gehindert hat, zu Hause mit der gewaltigen Szenenfolge noch einmal in Ruhe befassen will, für den hat Roß King dieses spannende und informative Buch geschrieben.

Die Deckengemälde erzählen von der Erschaffung der Welt und des Menschen, vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies; sie verfolgen die alttestamentliche Urgeschichte bis zur Trunkenheit Noahs, der, nachdem er den Wein erfunden hatte, zum ersten Opfer der Droge Alkohol geworden ist. Jetzt lag er nackt da und wurde deshalb von einem seiner Söhne verspottet, aber dem Besucher fällt seine Nacktheit nicht sonderlich auf, denn es wimmelt in der päpstlichen Kapelle von nackten Figuren: Adam, dem der heranschwebende Schöpfer mit ausgestreckter Hand den Lebensodem verleiht, ist von ihnen nur die berühmteste. Mehr Aktmalerei hat es in einer christlichen Kirche kaum gegeben; die Zentrale des Christentums war in jenen Jahren weiter von allem Puritanismus entfernt als jemals zuvor oder danach. Das Thema der Weltentstehung hat schon manchen Betrachter zu philosophischen und theologischen Spekulationen gereizt; sie haben bei der Darstellung der Sintflut an den Einfluß Savonarolas gedacht; andere haben die Herkunft Michelangelos vom florentinischen Neuplatonismus behauptet; Roß King erwähnt zwar Ficino und Pico della Mirandola, aber er hält sich nicht mit Metaphysik auf; er wollte ein spannendes historisches Buch schreiben, und das ist ihm gelungen.

Die Geheimnisse seines Bucherfolgs liegen auf der Hand. King führt geradezu vor, wie man ein gutes Sachbuch schreibt: Vor allem schneide man sein Thema scharf und klar zu, eher zu eng als zu weit. King hat mit sicherem Griff ein wunderbar sichtbares Objekt, eben die Deckenfresken, gewählt; er faßt auch den zeitlichen Rahmen eng; er konzentriert sich auf die dramatischen Jahre 1508 bis 1512. Es sind die Jahre des kriegerischen Papstes, der den Beinamen "der Schreckliche" trug und der doch auch ein hervorragender Kunstkenner gewesen sein muß, denn er beschäftigte neben Michelangelo gleichzeitig Raffael zur Ausmalung seiner Privaträume.

Der erfolgreiche Autor geht nicht vom Großen ins Kleine, sondern stellt in der Enge präzis gewählter Grenzen die großen kulturellen und politischen Verflechtungen dar, nicht vage-spekulativ, sondern anhand konkreter Vorfälle und im Blick auf ungewöhnliche handelnde Personen, bei deren Charakteristik ein Quentchen Popularpsychologie einfließen darf. In die Freskenarbeit Michelangelos spielte die große Politik ständig hinein, zumal der Papst Kriege plante und als Feldherr persönlich auszog. Dabei informiert uns King über die Auseinandersetzungen um Ferrara und Bologna, über die "Heilige Liga" von 1511 und die Kämpfe mit Venedig und Frankreich. King interessiert sich für alles: für die Künstlerkonkurrenten Michelangelos und die Wutanfälle des Nachfolgers Petri, für Familienärger und die Einkünfte Michelangelos, für Homosexualität und Gerüstbau, vor allem für die Technik der Freskomalerlei.

Vom Farbenanrühren ist ein wenig zu viel die Rede. Der Autor breitet in genüßlicher Dehnung aus, was er über Frescotechnik frisch erlernt hat; für die Gedichte Michelangelos interessiert er sich weniger. Auch an seiner Zitiertechnik ließe sich noch etwas verbessern; er arbeitet oft mit Übersetzungen aus dem Italienischen, die jetzt ins Deutsche gebracht worden sind; das ist nicht ungefährlich. Aber in diesem Buch mit seinem rasanten Tempo ist es akzeptabel, zumal der Autor einen weiteren Kunstgriff guter Sachbuchautoren glänzend beherrscht: Er widerlegt volkstümlich gewordene Vorurteile, vor allem dieses, Michelangelos habe auf dem Rücken liegend diese enorme Malerarbeit geleistet. Der Konstrukteur, dem wir die Kuppel des Petersdoms verdanken, hat sich anders zu helfen gewußt: Er ließ ein Holzgestell bauen, das oben in die Wand eingelassen war, also den kirchlichen Betrieb unten nicht störte, und auf dem er stehend arbeiten konnte.

King nimmt es noch mit anderen Vorurteilen auf. Sein Michelangelo ist bei der Arbeit sehr viel weniger einsam, als wir ihn uns meist vorstellen; er kommandierte eine Brigade von Helfern, die er sich aus der heimatlichen Toscana kommen ließ. Unauffällig, aber wirksam kämpft King gegen ein noch mächtigeres Vorurteil, gegen den Moralismus in der Beurteilung der Renaissance. Er korrigiert ein wenig das schlechte Image der "Renaissancepäpste". Gewiß war Julius II., der Arbeitgeber Raffaels und Michelangelos, kein Heiliger. Er prügelte seine Mitarbeiter mit dem Schlagstock; er war berühmt für seinen Jähzorn. Er hatte als Franziskaner angefangen und hat als gichtiger Feldherr und Weinkenner geendet. Aber kann man ihm vorhalten, daß er den Kirchenstaat, den es nun einmal gab, auch militärisch zu konsolidieren suchte und daß er sich dabei selbst nicht schonte? Er verschaffte sich Sympathien, indem er zusammen mit England, Spanien und Venedig die Franzosen aus Italien vertrieb. Er liebte die Idee vom "Heiligen Krieg".

Erasmus versetzte ihn dafür in die Hölle. Der Friedensfreund Erasmus hatte dafür gute Gründe, und vielleicht hat ihm der Weltenrichter sogar recht gegeben, aber das kümmert mich nicht, wenn ich bei jedem Romaufenthalt mindestens zweimal mit fast andächtigem Respekt durch die schöne Via Giulia gehe, die Julius gebaut hat und die seinen Namen genau so trägt wie die Kanone, die aus der Bronze seiner Statue gegossen worden ist. Uns bleibt der Anblick Roms, den Julius durch seine Bauten und durch die Förderung von Bramante, von Raffael und Michelangelo bestimmt hat. Roß King hat eine intelligente, hinreißend lesbare, moralinfreie Einführung in diese Welt geschrieben, die nicht mehr die unsere sein kann, die aber ihre Größe hatte und der man das heute noch ansieht.

KURT FLASCH

Roß King: "Michelangelo und die Fresken des Papstes". Aus dem Englischen von Michael Müller. Albrecht Knaus Verlag, München 2003. 413 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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perlentaucher.de
Kurt Flasch, Philosoph und FAZ-Rezensent, ist begeistert: Der kanadische Kunst- und Literaturwissenschaftler Ross King hat ein "hinreißend lesbares" und "spannendes" Buch über Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle geschrieben. "So schreibt man ein Sachbuch", schwärmt unser Rezensent. Der Trick dabei ist laut Flasch, dass der Autor sein Thema klar umreißt und in seinen Schilderungen nicht ausufert. Ross King hat sich auf die Fresken in der Sixtinischen Kapelle beschränkt und auf die dramatischen Jahre 1508 bis 1512, als Papst Julius II., wegen seines Jähzorns auch als "Der Schreckliche" bekannt, im Vatikan regierte. King interessiert sich für alles, erklärt Flasch: für die Künstlerkonkurrenten Michelangelos und die Wutanfälle des Papstes, für Familienärger und die Einkünfte Michelangelos, für Homosexualität und Gerüstbau, vor allem aber für die Technik der Freskomalerlei. Insgesamt eine wunderbare Einführung nicht nur in die Kunst Michelangelos, sondern auch in die Zeit der Renaissancepäpste, die King am Beispiel Julius II. ohne moralische Überheblichkeit zeichne.

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Silke Hohmann ist begeistert von "der gesunden Skepsis gegenüber den landläufigen Annahmen" über Michelangelo, die Ross King in diesem "spannenden Michelangelo-Buch" an den Tag lege, davon "wie wenig ehrfürchtig" King mit seiner Hauptfigur umgehe, die als "ausgesprochener Unsympath" erscheine, sowie von der Fairness, die zu wahren der Autor bei all dem bemüht sei. Außerdem hat der Rezensentin sehr gefallen, dass Kings Buch, obwohl "von der Anlage her" ein Sachbuch, "doch so erzählfreudig wie ein Roman" ist, in dem der Autor "nie den Faden" verliere. Nur bei der Schilderung der Freskotechniken werde King mitunter ein wenig zu speziell, meint die Rezensentin. Ansonsten jedoch handele es sich um einen "temporeich und mit Bedacht erzählten Roman", in dem King unter anderem, wie man erfährt, statt der Geschichte vom mittellosen, die Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle auf dem Rücken malenden Michelangelo "eine andere, weniger romantische, aber viel interessantere" Lesart anbiete - wonach der Künstler diese Arbeit sehr widerwillig ausführte, weil er sie einem Bildhauer für unwürdig erachtete. Lobend hebt die Rezensentin außerdem auch noch den farbig gedruckten Mittelteil des Buches mit "drucktechnisch passablen Abbildungen des Deckenfreskos" hervor, wo man immer wieder Anschauungsmaterial zu Kings Ausführungen finde.

© Perlentaucher Medien GmbH
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"So schreibt man ein Sachbuch: Ross Kings intelligente, hinreißend lesbare Einführung in das Werk Michelangelos."
(FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)

"Als Abenteuerroman erzählt Ross King die Entstehung eines Kunstwunders: der Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle."
(DER SPIEGEL)