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Im Mai 1915 verließ das schnellste Passagierschiff der Welt, die LUSITANIA, New York. Sieben Tage später sank das große Schiff vor Old Head of Kinsale an der Südküste Irlands nach einem Torpedotreffer. 1.198 Menschen fanden dabei den Tod. Dieses Buch schildert die Hintergründe der Tragödie: Winston Churchill's Versäumnisse als Erster Lord der Admiralität, die Verstrickungen des britischen Geheimdienstes, der Verdacht, dass die LUSITANIA mit Passagieren als Schutzschild einen Munitionstransport durchführte, die Sündenbock-Prozesse gegen den Kapitän der LUSITANIA etc. Auf der Grundlage…mehr

Produktbeschreibung
Im Mai 1915 verließ das schnellste Passagierschiff der Welt, die LUSITANIA, New York. Sieben Tage später sank das große Schiff vor Old Head of Kinsale an der Südküste Irlands nach einem Torpedotreffer. 1.198 Menschen fanden dabei den Tod.
Dieses Buch schildert die Hintergründe der Tragödie: Winston Churchill's Versäumnisse als Erster Lord der Admiralität, die Verstrickungen des britischen Geheimdienstes, der Verdacht, dass die LUSITANIA mit Passagieren als Schutzschild einen Munitionstransport durchführte, die Sündenbock-Prozesse gegen den Kapitän der LUSITANIA etc.
Auf der Grundlage fundierter Erkenntnisse bietet der Band eine überzeugende Theorie, wie es zu dem Unglück kommen konnte und dokumentiert die damaligen Ereignisse sowie die folgendenNachforschugnen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2000

Aluminiumstaub
Die Torpedierung der Lusitania in neuem, altem Licht

Patrick O'Sullivan: Die Lusitania. Mythos und Wirklichkeit. Übersetzt von Dirk Steffen. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Hamburg, Berlin und Bonn 1999. 144 Seiten, Abbildungen, 58,- Mark.

Bücher, die die Geschichte des Untergangs der Lusitania erzählen, werden mit der Regelmäßigkeit von Ebbe und Flut auf den Markt geworfen. Nach der Titanic hat wohl kein Wrack der modernen Seefahrt so viel Aufmerksamkeit von Tauchern und Historikern gefunden wie der Schnelldampfer der britischen Cunard Line, der größte und schnellste seiner Zeit. Mit gutem Grund: Mit der von einem deutschen U-Boot am 7. Mai 1915 vor der irischen Südküste torpedierten Lusitania sank auch das Ansehen des Deutschen Reiches in den Vereinigten Staaten ins Bodenlose. 128 der 1198 Opfer waren Amerikaner. Die zur Rechtfertigung von deutscher Seite vorgebrachten Argumente, dass mit Inseraten in amerikanischen Zeitungen vor der Reise über den Atlantik gewarnt worden sei und dass das Schiff Munition mitgeführt habe, konnten gegen die Empörung nichts ausrichten. Der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten zwei Jahre später kündigte sich hier an.

Der Brite Colin Simpson hat 1972 in einem Buch behauptet, dass die britische Admiralität unter Winston Churchill genau darauf spekuliert und die Versenkung der Lusitania bewusst gefördert habe. Beweisen konnte er es nicht. Für seine These lassen sich Lücken in der Aktenüberlieferung der Admiralität und Ungereimtheiten im Prozess gegen die Reederei anführen. Die gewichtigeren Indizien sprechen allerdings gegen eine solche "Verschwörungstheorie". Gerade die Tatsache, dass die Lusitania große Mengen dringend benötigter Munition und weiterer militärischer Vorprodukte an Bord hatte, machte sie zu wertvoll und gleichzeitig zu heikel für eine kalkulierte Katastrophe. Trotz aller gemeinsamen antideutschen Empörung griff die englische Opposition die Regierung im Parlament wegen mangelnder Vorsichtsmaßnahmen scharf an.

Ein fortwährendes Spekulationsobjekt ist die Lusitania jedoch vor allem, weil sie ein Geheimnis mit ins Seegrab genommen hat: Nachweislich hat U-Boot-Kommandant Walther Schwieger nur einen Torpedo abgeschossen, er selbst und zahlreiche Überlebende des Untergangs berichteten aber von einer zweiten, weit heftigeren Explosion. Erst sie hat nach allgemeiner Überzeugung zum rasend schnellen Untergang innerhalb von 18 Minuten geführt. Zunächst lag die Vermutung nahe, dass die mitgeführte Munition explodiert sei. Als diese Möglichkeit aufgrund technischer Gründe ausschied, war von einer Kesselexplosion die Rede. Der Wrackforscher Robert Ballard vertrat in einem 1995 erschienenen Buch die Ansicht, dass Kohlenstaub in Brand geraten sei.

Der irische Amateurhistoriker Patrick O'Sullivan fügt jetzt eine neue Version hinzu: Seiner Meinung nach explodierten 46 Tonnen Aluminiumstaub, die als Rohstoff für die Herstellung von Munition in England dienen sollten. Das würde bedeuten, dass die Passagiere doch Opfer der militärischen Konterbande geworden wären. Aber dieses Geheimnis der Lusitania wird sich wohl nie klären lassen.

Selbst dann wären die rechtlichen und moralischen Fragen nicht gelöst, die den Kern des andauernden Interesses an der Lusitania-Katastrophe ausmachen: Die Briten verstießen bei der Mitführung von kriegswichtiger Konterbande auf Passagierschiffen gegen Völkerrecht. Unbewaffnete Schiffe durften nicht warnungslos versenkt werden, sondern mussten durchsucht und anschließend als Prise in einen Hafen geleitet werden. Doch die Eigenarten des gerade erst zur schlagkräftigen Waffe entwickelten U-Boots machten ein solches Vorgehen praktisch unmöglich. Aufgetaucht riskierte es die eigene Versenkung durch Rammung oder versteckte Bordgeschütze, mit denen viele Handelsschiffe ausgerüstet worden waren. Laut einer offiziellen britischen Liste gehörte auch die Lusitania zu den bewaffneten Hilfskreuzern, tatsächlich waren allerdings nie Kanonen montiert worden. Fatal war, dass die deutsche Marineleitung den U-Boot-Kommandanten de facto freie Hand bei der Auswahl ihrer Ziele gab, die diese immer wieder zur Versenkung von Passagierschiffen nutzten. Auch die Bemühungen der Politiker um eine Abwägung von militärischem Nutzen und diplomatischen Folgen wurden dadurch torpediert.

Von der Aluminiumstaub-Theorie abgesehen, bietet O'Sullivan nichts wesentlich Neues zur Geschichte der Lusitania. Aber er hat alles Wissenswerte zusammengetragen und liefert in knappen Exkursen die nötigen Hintergrundinformationen über den Handelskrieg, zur deutsch-englischen Flottenrivalität und zur Entwicklung des U-Boot-Baus. Vor allem handelt es sich bei seinem Werk um ein Bilderbuch mit zahlreichen Fotografien, Gemälden und Karten.

MATTHIAS ALEXANDER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Am 7. Mai 1915 versenkte ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff Lusitania vor der irischen Küste. Seither hat es immer wieder Spekulationen und Veröffentlichungen über den Grund des Untergangs des für damalige Zeit hypermodernen Schnelldampfers gegeben. Der irische Amateurhistoriker Patrick O`Sulllivan kommt diesbezüglich zu einem neuen Ergebnis, schreibt Matthias Alexander in seiner Besprechung. Die zweite, das Schicksal des Schiffes endgültig besiegelnde Explosion sei durch das Entzünden von 46 Tonnen Aluminiumstaub zustandegekommen, die als Rohstoff für den Munitionsbau vorgesehen waren, was hieße, daß das Passagierschiff für militärische Zwecke mißbraucht wurde. Ansonsten bietet das ausführlich bebilderte und mit Karten versehene Buch nichts Neues, trägt aber alle bislang vorhandenen Erkennntisse zusammen und liefert Hintergrundinformationen zum U-Boot-Bau, zum Handelskrieg und der deutsch-englischen Flottenrivialität, resümiert der Rezensent.

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