Produktdetails
  • Verlag: Gerstenberg (Gebrüder)
  • Altersempfehlung: 8 bis 10 Jahre
  • Abmessung: 310mm
  • Gewicht: 582g
  • ISBN-13: 9783806749663
  • ISBN-10: 3806749663
  • Artikelnr.: 10726255
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2003

Die Wege des Goldes
Ein ungewöhnlich spannendes historisches Sachbuch
Die Menschheit ist schlecht. Die Zeitungen sind – täglich – voll davon: Raub, Mord, Betrug, Hinterlist. Warum sollen davon die Bücher schweigen? Die Kinderbücher – ja, die schon! Rückständige Pädagogen jedenfalls fordern so etwas immer wieder: Bewahrt unsere Jugend vor den Grausamkeiten dieser Welt. Zeigt diese doch gefälligst heile. So wie sie wünschenswert wäre!
Gut, dass es auch solche Autoren, Verlage, Pädagogen, Didaktiker gibt, die den Heranwachsenden den Blick auf die Tatsachen nicht verwehren. Schon gar nicht auf die geschichtlich nachweisbaren. Hinter einem Sachbilderbuch-Titel die Jagd nach dem Gold vermutet man reines Abenteuer. Falsch vermutet. Dahinter steckt eine Geschichte, die dem Prinzip der Kausalität der Ausbeuterei, Betrügerei, Gier, Vertuschung der Wahrheit, Machtbesessenheit und Scheinheiligkeit huldigt. Und all dies mit Geschick und Offenheit, verpackt als spannendes Abenteuer, aufrollt.
Diese phantastisch illuminierte, realistisch bebilderte Story beginnt keineswegs erst bei den alten Ägyptern, nein: bereits Jahrmillionen vorher, als sich aus dem „Zentrum einer gewaltigen Wolke aus Steinen und schmutzigen Schneeflocken, aus Wasserstoff und Helium” Gase entzündeten „und ein neuer Stern entsteht”. Im Inneren einer mächtigen Verklumpung verbirgt sich ein Metall: „weich, aber widerstandsfähig. Es rostet und zerfällt nicht. Und es bleibt immer glänzend”: Gold. So dramatisch dieser Beginn, so bewegend ist die im Buch über dreieinhalbtausend Jahre verfolgte Geschichte eines Goldfundes aus einem ausgetrockneten Flussbett jenseits der Grenzen Ägyptens. Er wird von Menschenhand oft und oft, immer wieder anders, geformt: als Mumienmaske, Lotuskelch, Fingerring, Kästchen, Münze, Uhrgehäuse, Zahnstocherbehälter, Westenknopf. Der von Geschichtsschauplatz zu Geschichtsschauplatz geführte Leser erfährt, ohne je eine „wichtige” Jahreszahl an den Kopf geworfen zu bekommen, viele Höhen und Tiefen der abendländischen Geschichte. Vom alten Nil-Staat mit seinen himmelstrebenden Pyramiden bis zum modernen Manhattan mit seinen nicht weniger an den Wolken kratzenden Hochhäusern. Er begegnet Menschen, die Grabkammern ausrauben, in Amphitheatern „Brot und Spiele!” fordern, in Schlachten ziehen, Schätze in Burgverliesen horten, Feste in Prunk-schlössern feiern, sich auf Bahnhöfen drängen, um nach Australien, des Goldes wegen, auszuwandern.
Zwischen Gunst und Glück, Pech und Unbill, Naivität und Berechnung schwankt diese toll erfundene, aber nirgendwo von der historischen Wahrhaftigkeit abweichende Geschichte. Gelegentlich verweilt sie auch friedlich, bei Kunsthandwerkern, verliebten Paaren und seligen Kindern. Ihnen zuliebe wurde ja der ganze Aufwand einer solchen Historienreise getrieben. HANS GÄRTNER
MEREDITH HOOPER: Jagd nach dem Gold. Illustration von Stephen Biesty. Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi. Gerstenberg Verlag 2002. 48 Seiten, 14,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2003

Die Gold-Reise
Meredith Hoopers metallurgische Odyssee für Kinder

Elektron oder Platin mögen die kostbareren Metalle, Immobilien derzeit zuverlässigere Bürgen für Wohlstand sein - sobald sich die Phantasie in unser Denken mischt, ist Gold noch immer die Urformel allen Reichtums. "Fleisch der Götter" nannten es die alten Ägypter, und das ist es noch in unseren gottlosen Tagen. Unerachtet der Tatsache, daß Millionen Kinder dank des Filmtriumphs des "Herrn der Ringe" statt Gold momentan das willenslenkende Metall des bösen "Herrn von Mordor" im Kopf haben, rechnet Meredith Hooper mit Lesern für ihre "Jagd nach dem Gold".

Ein Erfolg wäre ihr und dem Illustrator Stephen Biesty zu gönnen: "Das Metall stammt von Sternen, die im Weltraum explodierten", heißt es zu Anfang, wo man auf wirbelnde Sternenstaubspiralen und rotierende Kometen schaut. Wer argwöhnt, hier starte ein ungelenker Versuch, die rasanten Szenerien nachzuahmen, mit denen Zeichentrickfilme unsere Kinder an Bildschirme fesseln, der irrt glücklicherweise: Gleich auf der nächsten Seite sind altägyptische Goldschürfer zu sehen, die Thronhalle eines goldgeschmückten Pharaos, die Anfertigung seiner goldenen Totenmaske. Sehr sorgfältig ist das alles gezeichnet, mit Fachwissen und malerischem Gespür, aber ohne Effekthascherei - eine Wohltat für die der Ruhe bedürftige Vorstellungswelt der Kinder.

Was ein Trauerzug für den zum Totengott Osiris gewordenen verstorbenen Pharao war, welche (das Vorbild sind die Funde im Grab Tut-Anch-Amuns) Kostbarkeiten, Kunstwerke und Idole man ihm in sein Grab mitgab, zeigt die folgende Episode. Mit der nächsten, dem Raub und Einschmelzen des Grabgolds, wird das seit den Märchen und Novellen der Romantik bewährte Leitmotiv der Erzählung eingeführt - die zahllosen Mutationen und die Irrfahrten des eigentlich immergleichen, immer begehrten Golds. Neros "domus aurea" taucht auf, in der die Gäste aus goldenen Gefäßen trinken, zu denen der Grabschatz umgeschmolzen wurde. Soldaten Karls des Großen graben es in römischen Ruinen Germaniens aus, Ritterfräulein besitzen es später, ein Teil wandert in die Goldfarbe eines niederländischen Illuminators, ein anderer gelangt als Goldschatulle an den Hof Elisabeths I., von dort nach Oxford, dann ins vorrevolutionäre Paris. Am Ende glänzt es als Anhänger am Hals einer jungen Amerikanerin im heutigen New York.

Die metallurgische Odyssee ist zugleich eine kundige Fahrt durch die Geschichte: Grundzüge der Epochen, ihrer Kultur, Wissenschaft und Politik werden beiläufig, aber präzise übermittel; Geldgier, Geiz und Großzügigkeit ohne Moralinsäure vorgestellt. Daß der Text zuweilen ein wenig trocken und belehrend daherkommt, wird durch die opulenten, mit Liebe zum Detail verfertigten Zeichnungen ausgeglichen. In ihnen kann das Auge wandern und die Phantasie sich zu anderen Geschichten anregen lassen.

DIETER BARTETZKO

Meredith Hooper, Stephen Biesty: "Jagd nach dem Gold". Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2002. 48 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 7 J.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieses Kindersachbuch über die Geschichte des Goldes hat Rezensent Dieter Bartetzko gut gefallen. Denn diese "metallurgische Odyssee" war für ihn gleichzeitig eine "kundige Fahrt durch die Geschichte". Beiläufig und präzise nämlich würden im Buch Grundzüge der Epochen, ihrer Kultur, Wissenschaft und Politik übermittelt, "Geldgier, Geiz und Großzügigkeit ohne Moralinsäure" vorgestellt. Dass der Text bisweilen etwas trocken und belehrend daherkommt, wird für den Rezensenten durch die opulenten, mit Liebe zum Detail verfertigten Zeichnungen von Stephen Biesty ausgeglichen. Die Zeichnung werden als Wohltat für "die der Ruhe bedürftige Vorstellungswelt der Kinder" und vor allem auch für das Fachwissen und malerische Gespür gelobt, mit der sie gezeichnet worden sind.

© Perlentaucher Medien GmbH