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Eine kleine Schar germanischer 'Barbaren' zieht quer durch Europa bis nach Nordafrika, erobert Rom und ist unmittelbar am Untergang des weströmischen Reiches beteiligt: die Vandalen.100 Jahre besteht ihr Königreich, bevor sich ihre Spuren ebenso schnell wie rätselhaft verlieren. Kein anderer Germanenstamm hat eine so lange Unabhängigkeit erreicht wie sie. Dieses Vandalenreich ist in einzigartiger Weise verbunden mit seinem ersten und bedeutendsten König, Geiserich. Er war es, der sie auf römisches Gebiet im heutigen Tunesien führte, sich in militärischen Auseinandersetzungen behauptete und…mehr

Produktbeschreibung
Eine kleine Schar germanischer 'Barbaren' zieht quer durch Europa bis nach Nordafrika, erobert Rom und ist unmittelbar am Untergang des weströmischen Reiches beteiligt: die Vandalen.100 Jahre besteht ihr Königreich, bevor sich ihre Spuren ebenso schnell wie rätselhaft verlieren. Kein anderer Germanenstamm hat eine so lange Unabhängigkeit erreicht wie sie. Dieses Vandalenreich ist in einzigartiger Weise verbunden mit seinem ersten und bedeutendsten König, Geiserich. Er war es, der sie auf römisches Gebiet im heutigen Tunesien führte, sich in militärischen Auseinandersetzungen behauptete und einen gut organisierten Staat installierte.Konrad Vössing beschreibt anschaulich und klar dieses mächtige Königreich im Kontext des spätrömischen Reiches, der afrikanischen Provinzen, der Völkerwanderungszeit und Geiserichs Herrschaft.
Autorenporträt
Konrad Vössing, geb. 1959, ist Professor für Alte Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt neben der Geschichte der Vandalen die antike Kultur- und Sozialgeschichte. Bei der WBG hat er den Band 'Victor von Vita. Kirchenkampf und Verfolgung unter den Vandalen' herausgegeben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2014

Ein verschärfter Fall von Immobilien-Shopping
Reiten für das gute Leben und reiche Beute: Konrad Vössings Buch über das Reich der Vandalen im römischen Afrika

Die Vandalen hatten immer schlechte Presse. Aber so richtig den Bach herunter ging ihr Ruf erst in der Neuzeit, und es ist kein Zufall, dass es der Abbé Henri Grégoire war, der liberale Kirchenmann der Französischen Revolution, der 1794 den Begriff "Vandalismus" prägte, um die kulturzerstörende Raserei der Jakobiner anzuprangern. Vandalen, das sind Leute, die das Schöne, das Kunstvolle und Schützenswerte in blindem Hass zerschlagen, weil sie es nicht verstehen.

Dabei verhielt es sich mit den historischen Vandalen genau umgekehrt. Als sie 429 nach Christus von Südspanien aus nach Afrika übersetzten, um die dortigen römischen Provinzen zu erobern, dachten sie gar nicht daran, das Kulturerbe der Antike zu vandalisieren. Im Gegenteil, sie setzten sich in die Villen, Thermen und Stadtpaläste der geflohenen Großgrundbesitzer und ließen es sich dort gutgehen. Die romanisierte Landbevölkerung durfte unter ihren neuen Herren fleißig weiterarbeiten, die Mühlen mahlten, die Olivenpressen knarrten, der Wein floss in die Fässer, und das reichlich wachsende Getreide, das bislang gratis beim weströmischen Kaiser in Rom und Ravenna abgeliefert worden war, wurde nun gegen harte Währung dorthin exportiert.

Der Reichsprovinz Africa (die das heutige Tunesien sowie Teile Algeriens und Libyens umfasste) ging es, wie archäologische Befunde zeigen, selten besser als unter der frühen Vandalenherrschaft - nur dass sie eben keine Reichsprovinz mehr war, sondern ein selbständiges politisches Gebilde, das dem wankenden Westreich allmählich das Wasser abgrub, symbolisch durch sein bloßes Dasein und real in Gestalt von Schiffen, mit denen vandalische Krieger alsbald Sizilien, Sardinien und Korsika eroberten und im Jahr 455 sogar Rom besetzten und gründlich plünderten.

Zwei Dinge allerdings machten die Vandalen ganz anders als andere, auf Dauer erfolgreichere Eroberer der Völkerwanderungszeit wie etwa die Franken in Gallien und die Westgoten in Spanien: Sie zerstörten die Mauern der Römerstädte, um dort keine Widerstandsnester gegen ihr Regime entstehen zu lassen; und sie blieben hartnäckig bei ihrem arianischen Glauben und entfremdeten sich damit ihren katholischen Untertanen, die an die Trinität und die Göttlichkeit Christi glaubten.

Beides gereichte dem germanischen Kriegervolk, das eine Variante des Gotischen sprach, zum Verderben, wie der Bonner Historiker Konrad Vössing in seiner Studie zum vandalischen Königreich in Nordafrika zeigt. Denn als gut hundert Jahre nach der Eroberung ein vom oströmischen Kaiser Justinian geschicktes Heer unter Belisar an der tunesischen Ostküste landete und auf Karthago vorrückte, unterstützte die Provinzbevölkerung ihre Glaubensgenossen aus Byzanz, und nach zwei verlorenen Schlachten und der kampflosen Räumung ihrer Hauptstadt blieb den Vandalen nur noch eine abgelegene Bergfeste, in der sie schließlich ausgehungert wurden. Ihr letzter König Gelimer freilich starb keineswegs, wie bei den klassischen Römern üblich, den schmählichen Hinrichtungstod des Besiegten, sondern durfte seinen Ruhestand auf einem geräumigen Landgut in Kleinasien verbringen - auch hier kein Vandalismus, nirgends.

Wenn man Vössings Buch richtig einschätzen will, muss man bedenken, dass es bei uns, abgesehen von dem Katalog zur Karlsruher Ausstellung von 2009, im Grunde kein Standardwerk über die Vandalen gibt. Vössings Studie hätte dieses Standardwerk sein können; nur leider ist sie mit ihren gut zweihundert Seiten (davon fünfzig Seiten Anhang) dann doch nicht umfassend genug. Es fehlt ein wie immer auch fragmentarisches Porträt von Geiserich, der das Vandalenreich nicht nur begründete, sondern auch in zwei großen Schlachten gegen west- und oströmische Flotten durchsetzte und sich dessen Existenz zweimal vertraglich bestätigen ließ. Und es fehlt eine zuspitzende Darstellung des Scheiterns seiner Nachfolger, die im Konflikt zwischen Beschwichtigungspolitik gegenüber ihren romanisch-katholischen Untertanen und Klientelismus gegenüber ihren Stammesbrüdern zerrieben wurden. Und schließlich hätte man sich auch eine knappe Analyse der erstaunlichen militärischen Erfolge der Vandalen gewünscht - denn es kann ja kein Zufall sein, dass es neben den Hunnen ein zweites Reitervolk war, das die spätantike Ordnung der Mittelmeerwelt zum Einsturz brachte. Gegen wandernde Stämme mit Ochsenkarren war das römische Verteidigungssystem aus fest stationierten limitanei (Grenztruppen) und mobilen comitatenses (Eliteeinheiten) effektiv, gegen zehntausend Kämpfer zu Pferde blieb es machtlos.

Der wahre Vandalismus, das lernt man bei Vössing immerhin, ist kein Zerstörungsrausch, sondern eine aggressive Variante von Immobilien-Shopping: Man kommt, siegt und verteilt die Beute unter sich. Am Ende, so mutmaßten schon antike Chronisten, wurde den Vandalen ihre Lust am guten Leben zum Verhängnis. Sie merkten einfach zu spät, dass die Party vorbei war.

ANDREAS KILB

Konrad Vössing: "Das

Königreich der Vandalen". Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2014. 208 S., Abb., 24, 95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Von der Lust am guten Leben erfährt Andreas Kilb in diesem Buch des Bonner Historikers Konrad Vössing allerhand. Dass die echten Vandalen mitnichten für blinde Zerstörungswut zu haben waren, sondern eher für die Nutznießung des kriegerisch Eroberten, lernt er hier. Für Kilb Neuigkeiten, von denen er gerne mehr vorgefunden hätte in diesem Band. Da dem nicht so ist, und dem Autor abzüglich 50 Seiten Anhang bloß 150 Seiten zur Verfügung stehen um eine echte Forschungslücke zu schließen, wie Kilb erklärt, reicht es nicht zum Standardwerk. Kilb etwa fehlt ein Porträt des Vandalenvaters Geiserich sowie eine befriedigende Darstellung des Scheiterns seiner Nachfolger und Überlegungen zur militärischen Schlagkraft dieses Volkes.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Vössings ausgezeichnetes Buch eröffnet dem Leser einen vorurteilsfreien Blick auf diesen... Stammesverband... Ein empfehlenswertes Werk für alle Interessierten.« spektrum.de »Vössing [entwirft] bedacht, konsequent und überzeugend ein in sich stimmiges Bild von Geschichte und Königtum der Vandalen.« H-Soz-u-Kult »Den wenigen Spuren, die dieses Volk hinterließ, folgt der Althistoriker Konrad Vössing in seinem beachtlichen Buch.« Stuttgarter Zeitung »Nicht zuletzt aber ist zu betonen, dass Vössing ein großartiger Stilist ist und das gut ausgestattete Buch zu einem Lesevergnügen für jedermann macht.« Damals »... ein Ausflug in eine unbekannte beziehungsweise meist verkannte Welt, in eine in jedem Fall spannende Zeit.« Aachener Zeitung »Konrad Vössing beschreibt anschaulich und klar dieses mächtige Königreich im Kontext des spätrömischen Reiches, der afrikanischen Provinzen, der Völkerwanderungszeit und Geiserichs Herrschaft.« helvetia archaeologica »... eine sehr gelungene Auseinandersetzung mit den Vandalen [, die] mehr als bloß inhaltlich durch ihre sprachliche Darstellungsweise überzeugt. Die Zugänglichkeit und die Pointierung der Ausführung ermöglichen es dem Leser, in Kürze einen umfassenden Zugang zu den Vandalen zu gewinnen.« Gymnasium