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Die Lebensgeschichte des experimentierfreudigen Sebastiano gerät Vasari zum moralischen Exempel: Wie ein heiterer und witziger Musikant aus Venedig »zu hoch belohnt wurde, so daß er sich immer mehr dem Müßiggang hingab«, bis ihm schließlich »mehr an der Lebensart lag als an der Kunst.«Dabei war er sicher der begabteste Portraitist seiner Zeit, talentreich und zugleich voller Neugier auf unübliche Techniken, wie etwa der Ölmalerei direkt auf Putz (die er ursprünglich sogar für die Sixtinische Kapelle vorsah), mit der er sich freilich nicht durchsetzen konnte.Gegen Ende seines Lebens wollte er…mehr

Produktbeschreibung
Die Lebensgeschichte des experimentierfreudigen Sebastiano gerät Vasari zum moralischen Exempel: Wie ein heiterer und witziger Musikant aus Venedig »zu hoch belohnt wurde, so daß er sich immer mehr dem Müßiggang hingab«, bis ihm schließlich »mehr an der Lebensart lag als an der Kunst.«Dabei war er sicher der begabteste Portraitist seiner Zeit, talentreich und zugleich voller Neugier auf unübliche Techniken, wie etwa der Ölmalerei direkt auf Putz (die er ursprünglich sogar für die Sixtinische Kapelle vorsah), mit der er sich freilich nicht durchsetzen konnte.Gegen Ende seines Lebens wollte er nichts mehr arbeiten und sagte zur Begründung, es gäbe ja genug Talente auf der Welt.
Autorenporträt
Giorgio Vasari, geb. 1511 in Arezzo in der Toskana, war ein Universalgenie: Maler, Architekt (u.a. als Baumeister der Uffizien), Berater der Medici, Kunstsammler und Historiker. Sein Hauptwerk sind die 'Leben der hervorragendsten Künstler', kurz: 'Le vite', erstmals erschienen 1550 und im Laufe der Jahre erweitert. Vasari starb 1574 in Florenz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2004

Das faulste Genie der Welt
Er galt als Konkurrent von Raffael und Michelangelo - bis er beschloß, nichts mehr zu tun: Endlich wird das erstaunliche Leben und Werk des Renaissancekünstlers Sebastiano del Piombo wiederentdeckt

Er galt als Genie. Kardinäle liebten ihn, reiche Kaufleute gaben Unsummen für seine Gemälde aus, die römische Gesellschaft geriet außer Rand und Band, wenn er die Laute spielte. Sebastiano del Piombo, geboren um 1485 in Venedig, war ein Universaltalent - vor allem aber war er, wenn man den Kritikern seiner Zeit glaubt, so unglaublich faul, daß es selbst seine größten Verehrer nicht fassen konnten. Nach seiner Ernennung zum päpstlichen , schreibt Giorgio Vasari in seiner "Vita di Sebastian Viniziano, Frate del Piombo e Pittore", habe dieser das Arbeiten fast vollständig eingestellt. "Jetzt, wo ich über die notwendigen Mittel zum Leben verfüge", soll Sebastiano erklärt haben, "möchte ich nichts mehr arbeiten, weil es doch heutzutage auf der Welt Talente gibt, die in zwei Monaten etwas malen, wofür ich zwei Jahre benötige . . . und da diese bewußten Leute so produktiv sind, glaube ich, ist es sogar gut, wenn es einen gibt, der gar nichts macht, und sie dann auch noch dieses Mehr an Arbeit übernehmen können." Der vom brotlosen Künstler zum päpstlichen Beamten erhobene Maler, klagt Vasari, habe sich "dem Müßiggang hingegeben und beglich die durchgemachten Nächte mit seinem neuerworbenen Wohlstand . . . Wenn er trotzdem einmal etwas tun mußte, machte er sich unter solchen Qualen an die Arbeit, daß man meinte, er würde daran sterben."

Übungen in Sprezzatura

Das war ganz sicherlich auch üble Nachrede; Vasari, der mächtige Biograph, der über den Nachruhm einer ganzen Generation von Malern entschied, hatte andere Helden als Sebastiano. Denn dessen Karriere hatte, wie man Vasaris soeben neu übersetzter und kommentierter Lebensbeschreibung auch entnehmen kann, sehr vielversprechend angefangen. Sebastiano spielte die verschiedensten Instrumente, er konnte singen, malen und Konversation treiben und entsprach damit dem Ideal des perfekten Hofmannes, das sein Zeitgenosse Baldassare Castiglione in seiner für die Moderne grundlegenden Schrift "Il Cortigiano" formuliert hatte. Was heute als Coolness bezeichnet werden würde, nannte man damals "sprezzatura": eine Lässigkeit in der Vorführung komplizierter Kunststücke, die die Mühen der Vorbereitung verschwieg. Man könne, erklärt Castiglione, ein Gedicht oder ein Kunststück monatelang einstudieren, müsse es aber dann so vorführen, als sei es einem gerade eben erst eingefallen; solche Auftritte mehrten den Ruf, ein Genie zu sein, während diejenigen, die sich verkrampft um Aufmerksamkeit bemühten, vom Publikum bald verschmäht würden.

Sebastiano del Piombo beherrschte all das - und hatte die besten Lehrmeister seiner Zeit. Er lernte von Giorgione den Umgang mit Licht und Farbe und malte in Venedig einen so brillanten Johannes Chrysostomus, daß der Kaufmann Agostino Chigi auf den 25jährigen aufmerksam wurde. Chigi war einer der wichtigsten Unternehmer seiner Zeit, ein sienesischer Patrizier mit besten Kontakten zu Papst Julius II., was ihm die Pacht der päpstlichen Alaunminen sicherte; sie lieferten ein für die Textilherstellung wichtiges Mittel, das man zuvor aus der Türkei hatte importieren müssen. Bei Chigi trafen sich Maler wie Raffael und Humanisten wie Pietro Aretino; in seiner von Peruzzi entworfenenen, später "La Farnesina" genannten Villa durfte Sebastiano acht mythische Sujets freskieren. In dieser Zeit lernte Sebastiano auch Michelangelo kennen, der den zehn Jahre jüngeren Venezianer so frenetisch lobte, daß Sebastiano bald eine feste Größe in der römischen Kunstwelt wurde. Schon früh, beklagt Vasari, sei das Ausnahmetalent Sebastiano jedoch Opfer seines mangelnden Ehrgeizes geworden. Zwar lobte man "Grazia" und "Misura", seine weiche, bei Giorgione erlernte Pinselführung, die alle Figuren in einem wattigen Licht glühen ließ; andererseits, klagt Vasari, habe Sebastiano seine Ideen bei Michelangelo ausgeborgt, außerdem sei sein Stil doch ein wenig "steif", obwohl man "die Mühen Sebastianos allgemein gepriesen" habe.

Keine Mühe bitte

Mühe! Das war nicht gut, das war gar nicht sprezzatura. Tatsächlich wuchs der Groll gegen das trödelnde Talent. Zwar schuf Sebastiano bedeutende Werke wie die "Auferweckung des Lazarus" und die dramatisch-elegante, in Körperwindungen und Marmororgien schwelgende "Geißelung Christi" für die Borgherini-Kapelle; aber er nahm sich für alles sehr viel Zeit. Zuviel Zeit, fanden viele Auftraggeber. Sebastiano kassierte fürstliche Gehälter, aber machte öfter einmal die Nacht zum Tag, weswegen er tagsüber leider nicht malen konnte, er arbeitete so langsam, daß ihm einige Großaufträge wieder entzogen wurden. Bei kleineren Arbeiten lief er dagegen zu großer Form auf. Die heute in der Berliner Gemäldegalerie gezeigte "junge Römerin" zum Beispiel ist eine seiner schönsten Arbeiten: Der verblüffend realistisch gemalte Pelzkragen sinkt weich über die Schulter, ein rätselhaft aus dem Nichts kommendes, helles Licht entblößt die nackte Haut, als könne die von selbst leuchten, die rechte Hand formt eine zweideutige Geste zwischen Ver- und Enthüllung, ein zerrissener Abendhimmel taucht die Szene in ein traumwandlerisch weiches Licht. Wenn Sebastiano etwas konnte, waren es solche Porträts. Für den unsterblich verliebten Ippolito de' Medici malte er ein Porträt der jungen Giulia Gonzaga, das, so Vasari, "ein göttliches Gemälde" wurde. Für Kardinal Ercole Rangone malte er das "Martyrium der heiligen Agatha", die sehr unheilig und sehr nackt gezeigt wird.

Trotz seiner angeblichen Faulheit war Sebastiano nicht unproduktiv. Er vermittelte als Maler zwischen Venedig und Rom, Tizian und Raffael, wurde in der Debatte um "disegno" und "colore" allerdings von der Disegno-Mafia in die Ecke der "weiblichen" Koloristen gedrängelt, wie alles, was aus der Ecke von Giorgione kam. Außerdem führte Sebastiano del Piombo die seit der Antike bekannte Technik der Ölmalerei auf Schiefertafeln in die Malerei der Renaissance ein - eine kunsttheoretisch zu seiner Zeit wichtige Tat, galt doch die Malerei lange als der Skulptur unterlegen, weil sie nicht so haltbar wie diese und folglich von geringerem Ewigkeitswert war.

Ein heftiger Streit zwischen alten Freunden entbrannte, als Sebastiano sich in die Pläne für die Ausmalung jener Wand in der Sixtinischen Kapelle einmischte, an der sich heute das "Jüngste Gericht" befindet. Sebastiano überredete den Papst dazu, Michelangelo das Gemälde in Öl ausführen zu lassen, während Michelangelo laut Vasari auf einem Fresko bestand, weil Ölmalerei nur "eine Kunst für Frauen, noch dazu eine für bequeme und arbeitsscheue Personen wie Sebastiano" sei. Dieser Wutanfall gegen "zu weibliches Malen" paßte gut zu Vasaris von der aristotelischen Dichotomie zwischen Form und Materie abgeleiteter Theorie "männlicher" und "weiblicher" Kunst: Demnach war bei der "männlichen" Freskomalerei eine rasche Hand und schnelle Urteilskraft nötig; wie der Weltenschöpfer mit dem schnell härtenden Lehm, muß der Freskomaler seine Welt schlagartig entwerfen und kann nichts korrigieren, während man beim "weiblichen" Ölgemälde passiv zuschauen und kontemplieren könne.

Aber Sebastiano machte sich nichts aus Männerfresken, und während Michelangelo sich an seinem späten Monumentalwerk abschuftete, ließ er alles deutlich ruhiger angehen und beschränkte sich darauf, sein Geld zu genießen und nur wenige perfekte Porträts zu malen. So gesehen ist Sebastiano del Piombo vielleicht der radikalste Vertreter der "Sprezzatura"; sein Verzicht auf so selbstmörderische Großanstrengungen, wie sie der alte Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle unternahm, war Teil einer Nonchalance, die noch heute für Bewunderung sorgt: Sebastiano Grundhaltung fand in der Kulturgeschichte begeisterte Nachahmer von dem mexikanischen Nationalliteraten Juan Rulfo, der es bei einem Gesamtwerk von nur 150 Seiten beließ, über Salinger und Kerouac bis zu Françoise Sagan, von der die schöne Bemerkung stammt, es lohne nicht, "sich das Leben zu verderben, nur um ein bißchen besser zu schreiben".

"Bunte" der Renaissance

Die schmale, liebevoll edierte Ausgabe von Giorgio Vasaris 1550 erstmals veröffentlichter Vita des Sebastiano del Piombo ist Teil eines mehrbändigen Mammutprojekts des Kunsthistorikers Alessandro Nova, der die Kommentierung der gesamten "Viten" besorgt hat. Die Viten waren nicht nur die Geburtsstunde der Kunstgeschichtsschreibung, sondern auch so etwas wie die "Bunte" der Renaissance: So amüsant und rücksichtslos, wie Vasari in den Künstlerbiographien von Raffael, Parmigianino und anderen über Haß, Liebe und Verschwörung berichtet, Gerüchte und Gemeinheiten verbreitet, hatte es vor ihm niemand getan. Vasaris Biographien selbst sind kurz (die Vita des Sebastiano del Piombo umfaßt nur zwanzig Seiten), aber wer sich weiter in die historischen Hintergründe einarbeiten möchte, findet in den Ausgaben nicht weniger als dreißig bis vierzig Seiten akribisch recherchierter und - eine Seltenheit - verständlich geschriebener Fußnoten zu allen auftauchenden Namen und Begriffen. Sebastiano del Piombo starb im Juni 1547. Er wurde ohne alle Begräbnisrituale des Nachts in der Kirche Santa Maria del Popolo zu Grabe getragen; das gesparte Geld hatte Sebastiano einem Waisenmädchen zugute kommen lassen. Drei Jahre nach seinem Tod erschien die erste Ausgabe von Vasaris Viten, in denen es über Sebastiano del Piombo heißt: "Sein Tod bedeutete keinen großen Verlust für die Kunst, da man ihn schon seit seiner Ernennung zum Siegelbewahrer zu den Verlorengegangenen zählen konnte."

NIKLAS MAAK

Giorgio Vasari. Das Leben des Sebastiano del Piombo. Wagenbach Verlag, 10,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2004

Frische des Anfangs
Nicht genug zu loben: Die Neuedition von Vasaris „Vite”
Für die Idee, die Geschichte der Kunst als Heroengeschichte, als Abfolge herausragender Individuen zu erzählen, bedeuten Giorgio Vasaris erstmals 1550 im Druck erschienene Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten ein wirkungsmächtiges Ereignis.Vergleichbares hatte es in der Antike für Herrscher und Feldherrn gegeben, oder, in dem freilich naiven, anekdotenseligen Werk des Diogenes Laërtios, für Philosophen; das christliche Mittelalter strickte in die Legenden, die es von frommen Leuten erzählte, auch gern einmal den einen oder anderen heroischen Zug. Fast durchweg war die Erinnerung gebrochen durch die Distanz mehrerer Jahrhunderte.
Als Vasari hingegen den kühnen, doch zeitgemäßen Gedanken fasste, gerade die Künstlerviten seien berichtenswert, ergänzte er ihn um die stolze Überzeugung, der rechte Gegenstand jenes Vorhabens seien seine Zeitgenossen. Das Einmalige seines Werkes gründet in diesem zweifach Erstmaligen. Frisch mutet es bis heute an, weil Vasari auf viele Motive der späteren Künstler-Hagiographie noch nicht verpflichtet war, etwa den Gedanken, das Werk eines Genies sei in seinem Inneren angelegt. Vielmehr werden ihm die Biographien Rosso Fiorentinos und Sebastiano del Piombos nachgerade zu Lehrstücken über die ökonomischen und politischen Bedingungen von Kunst.
Der Erfolg als Niederlage
Vor allem aber begriff Vasari, dass eindeutige Idolatrie der Heroisierung nur abträglich sein kann, da sie den Figuren an Tiefe nimmt, was sie ihnen an Kontur gibt. Seine Helden sind wie die der alten Epen tief ambivalente Figuren. Die Helden vor Troja betrügen einander, betrügen sich selbst, sind nervös, haben Angst, weinen - von solchem Heldenfleisch und -blut ist auch der Rosso Fiorentino des Vasari. Literarische Gipsköpfe, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert häufen, fehlen ganz. Die Geschichten seiner Helden reduziert Vasari nicht auf das Schema, zu berichten, wie sie über eine Welt von Widerständen triumphierten; im Fall der Lebensbeschreibung Sebastiano del Piombos etwa ist die Pointe stattdessen, wie gerade der Erfolg zur künstlerischen Niederlage wurde, weil der Saturierte der Trägheit verfiel.
Die von Alessandro Nova verantwortete deutsche Vasari-Edition kann kaum genug gerühmt werden. Derart glücklich wirken Wissenschaftler, Verleger und fördernde Stiftungen selten zusammen. In Einzelbände zerlegt, erhält man Vasari in einem eleganten Format, das die Damen der Renaissance auf ihren Nachttischchen geschätzt hätten. Des Formats halber sind die Abbildungen notgedrungen etwas klein; doch unschätzbar ist, dass sie überhaupt geboten werden, sie sind im übrigen gut reproduziert und geschickt im Text plaziert. Vorwiegend angemessene Übersetzungen des in sich ungekürzten Textes der wissenschaftlich besten verfügbaren Ausgabe, kundige Einleitungen und exzellente Kommentare: dies alles zu einem erschwinglichen Preis - dergleichen ist heutzutage beinahe schon eine Heldentat. Sie wäre komplett, entschlössen sich Herausgeber und Verlag, aus der begonnenen Edition eine Gesamtausgabe von Vasaris Vite zu machen. Vom Guten wollen wir kein Stückwerk.
ANDREAS DORSCHEL
GIORGIO VASARI: Das Leben des Rosso Fiorentino. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Sabine Feser. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 89 Seiten, 10,90 Euro.
GIORGIO VASARI: Das Leben des Sebastiano del Piombo. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Christina Irlenbusch. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 93 Seiten, 10,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Nicht genug zu loben" sei diese von Alessandro Nova verantwortete Neuedition der erstmals 1550 im Druck erschienene Künstlerviten Giorgio Vasaris, befindet Rezensent Andreas Dorschel. Als "wirkungsmächtiges Ereignis" für die Idee, die Geschichte der Kunst als Abfolge herausragender Individuen zu erzählen, würdigt er Vasaris Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten. Das "Einmalige" seines Werkes sieht er zum einen in Vasaris "kühnen, doch zeitgemäßen Gedanken", gerade die Künstlerviten seien berichtenswert, zum anderen in dessen Überzeugung, der rechte Gegenstand jenes Vorhabens seien seine Zeitgenossen. Dorschel lobt besonders die Frische dieser Lebensbeschreibungen, die auch daher rühre, dass Vasari auf viele Motive der späteren Künstler-Hagiografie noch nicht verpflichtet war. Seine Biografien Rosso Fiorentinos und Sebastiano del Piombos seien vielmehr nachgerade "Lehrstücke über die ökonomischen und politischen Bedingungen von Kunst". Vor allem aber habe Vasari begriffen, so Dorschel, "dass eindeutige Idolatrie der Heroisierung nur abträglich sein kann, da sie den Figuren an Tiefe nimmt, was sie ihnen an Kontur gibt." In Vasaris Helden sieht er den auch "tief ambivalente Figuren". Die vorliegende Neuedition der Biografien von Rosso Fiorentino und Sebastiano del Piombo erachtet er wahrlich als Glücksfall, glänzen sie doch durch "vorwiegend angemessene Übersetzungen", "kundige Einleitungen" und "exzellente Kommentare". "Unschätzbar" findet er auch die Abbildungen, die, obgleich notgedrungen etwas klein, "gut reproduziert" und "geschickt im Text" platziert seien. Und das alles zu einem "erschwinglichen Preis". "Dergleichen", so Dorschel, "ist heutzutage beinahe schon eine Heldentat."

© Perlentaucher Medien GmbH
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