Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 1,89 €
  • Buch

Es ist heiß. Sehr heiß. Sie sind aus London gekommen, um in einem Haus beiNizza Ferien zu machen: Das Ehepaar Jozef und Isabel Jacobs, er Schriftsteller,sie Kriegsberichterstatterin; die beiden teilen schon lange nichts mehr, außerder Zeit, die sie miteinander verbracht haben. Ihre vierzehnjährige TochterNina, die wenig von ihren Eltern hält, aber umso mehr in pubertäre Gefühlsschwankungenverstrickt ist. Schließlich ein befreundetes Ehepaar, dessen Ladengerade pleitegeht. Beste Voraussetzungen für geruhsame Ferien.Tatsächlich bricht schon bald das Unheil herein. Ein nackter Frauenkörpertreibt…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Es ist heiß. Sehr heiß. Sie sind aus London gekommen, um in einem Haus beiNizza Ferien zu machen: Das Ehepaar Jozef und Isabel Jacobs, er Schriftsteller,sie Kriegsberichterstatterin; die beiden teilen schon lange nichts mehr, außerder Zeit, die sie miteinander verbracht haben. Ihre vierzehnjährige TochterNina, die wenig von ihren Eltern hält, aber umso mehr in pubertäre Gefühlsschwankungenverstrickt ist. Schließlich ein befreundetes Ehepaar, dessen Ladengerade pleitegeht. Beste Voraussetzungen für geruhsame Ferien.Tatsächlich bricht schon bald das Unheil herein. Ein nackter Frauenkörpertreibt im Schwimmbad. Aber diese junge Frau namens Kitty Finch ist nicht tot.Schwankend zwischen verletzlich und exaltiert, nistet sich die selbsternannteBotanikerin mit den grüngelackten Nägeln in der Villa ein und mischt die ohnehinkomplizierte Lage auf. Und sie wünscht sich nichts mehr, als dass derDichter sich mit ihr und ihrem Gedicht »Heim schwimmen« beschäftigt.Deborah Levy gelingt es, in 160 Seiten und sieben erzählten Tagen ein beunruhigendesund doch vertrautes Familienpanorama zu zeichnen - unbehaustePersonen, unfähig zu einem gemeinsamen Zuhause. Ein wahrer Albtraum, wäredas Buch nicht voller witziger Episoden und komischer Figuren.
Autorenporträt
Deborah Levy, 1959 in Südafrika geboren, lebt als Autorinin London. Nach einigen Prosaarbeiten schrieb sie vor allemDrehbücher und Theaterstücke, die unter anderem von derRoyal Shakespeare Company aufgeführt wurden. "SwimmingHome" sorgte im englischsprachigen Raum für Furoreund war unter den Finalisten des Man Booker Prize 2012.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2013

Wahnsinnig vor Durst

Zum Verrücktwerden: Deborah Levy erzählt lakonisch von der Heimsuchung eines Schriftstellers in einem verfallsbedrohten Ferienidyll des Südens.

Von Jan Wiele

Er ist der Spiegel des Sommers, in dem man aber auch dessen Ende abliest: Wenn die Sause vorbei ist, treiben in ihm tote Blätter, manchmal sogar tote Rockstars. Der Swimmingpool ist Ort der Ekstase wie auch des Verfalls, stark eingeprägt ins Filmgedächtnis durch Romy Schneider und Alain Delon, neuerlich durch Ludivine Sagnier und Charlotte Rampling - aber noch viele weitere Fiktionen ließen sich finden, in denen das Bassin als ewig zwischen High Life und Dekadenz schillerndes Sinnbild figuriert.

In einer wunderbaren Kurzgeschichte von John Updike spielt ein Pool sogar die Hauptrolle, aber natürlich geht es auch darin um Niedergang: Der "verwaiste Swimmingpool" ist der Inbegriff einer gescheiterten Ehe, erlebt allerdings nach der Flucht seiner Besitzer noch mal eine geradezu groteske Partysaison mit allerlei fahrendem Volk, bevor Updike dann das abschließende und großartige Sprachbild findet: Der Pool sei "eine riesige blaue Träne" in den Augen seiner verflossenen Eigentümer.

Wenn Deborah Levy ihren Roman "Heim schwimmen" also mit einer Poolszene beginnen lässt, steht sie mitten in dieser filmisch-literarischen Tradition und spielt auch gleich damit: Denn wo die Rede ist von einem Körper, der im Wasser treibt, wird wohl jeder Leser zunächst annehmen, es handele sich schon um die erste Wasserleiche. Dann aber regt sich das Biest plötzlich: Kitty Finch taucht auf und steigt aus dem Wasser, eine junge Frau mit roten, tropfenden, hüftlangen Haaren - nackt, so wie sie es in vielen Szenen des Buches sein wird.

Wir sind in den französischen Seealpen, Nizza in Reichweite, ein heißer Juli des Jahres 1994. Der Pool gehört zur Sommerresidenz des britischen Schriftstellers Joe H. Jacobs, genannt JHJ, der von seinen Liebsten aber auch manchmal nur als "der Dichterarsch" bezeichnet wird. Neben Frau und Tochter ist in seinem Feriendomizil noch ein befreundetes Paar, Mitchell und Laura. Und als eine Art Hausmeister schleicht dort auch noch ein deutscher Hippie namens Jürgen herum, der "Siddhartha" liest und die Sache sehr ruhig angehen lässt. Das vermeintliche Urlaubsidyll hat aber einige Kratzer: Ehekrise, Pubertätsprobleme der Tochter, finanzielle Sorgen der Freunde. In diese ohnehin schon kriselnde Gesellschaft platzt - oder platscht - nun also Kitty Finch und schlägt durch ihre laszive Präsenz ordentlich Wellen. Es dauert nicht lange, bis der Roman das Offensichtliche dann auch ausbuchstabiert, wodurch es beinahe lustig klingt: "Kitty Finch war verrückt."

Dass es tatsächlich pathologisch gemeint ist, wird dann immer klarer: Die junge Frau hat dem Schriftsteller Jacobs bereits seit längerer Zeit gezielt nachgestellt, weil sie ihm eines ihrer Gedichte zeigen will. Mit der Erlaubnis seiner Frau, Kitty einige Tage in einem der Zimmer des Anwesens wohnen zu lassen, sind Konfrontationen vorgezeichnet, zumal Kitty mit einer weiteren englischen Nachbarin noch ein Hühnchen zu rupfen hat: Madeleine Sheridan hatte bereits in einem früheren Sommer dafür gesorgt, dass Kitty für längere Zeit in einer Klinik gelandet ist.

Der Schriftsteller selbst scheint jedoch, obwohl er nicht im Geringsten daran interessiert ist, ihr Gedicht zu lesen oder zu kommentieren, dieser rothaarigen Kitty bald zu verfallen, die ihn in der Botanik bezirzt - zumal sie in ihm ein schweres Kindheitstrauma wieder wachruft. Joe Jacobs ist, wie sich herausstellt, ein in Polen geborener Jude und heißt eigentlich Jozef Nowogrodzki. Aus Furcht vor der Deportation schickte sein Vater während des Zweiten Weltkriegs den Fünfjährigen in die Wälder mit der Maßgabe, er dürfe niemals nach Hause zurückkommen. Den Jungen verschlug es nach England, seine Familie wurde ermordet. Mit Kitty verbindet den erwachsenen Mann nun die verzweifelte Suche nach einer verlorenen Heimstatt, und so scheint es fast unvermeidlich, dass die beiden sich näherkommen, vielleicht sogar zusammen durchbrennen.

Die 1959 in Südafrika geborene und heute in London lebende Deborah Levy hat mit "Heim schwimmen" eine überaus ökonomische Erzählung geschrieben, die immer nur so hoch springt, wie sie muss - und gerade dadurch sehr professionell zu unterhalten weiß. Die oft nur wenige Seiten langen Kapitel sind wie in sich abgeschlossene Filmszenen, es gibt hier keinen doppelten Boden, keine langen Digressionen oder narrativen Tricks. Die Charaktere in diesem Buch sind häufig mit wenigen Sätzen umrissen, vielleicht also etwas grob geschnitzt - und dennoch ist die lakonische Art, in der die Autorin deren Zusammenspiel beschreibt, in ihrer Schonungslosigkeit bestechend. Über Kitty Finch etwa sagt einmal jemand sehr gehässig: "Die Depressiven sind voller Hass und Galle, und wenn sie gerade keine Panikattacke haben, dann schreiben sie Gedichte." Das ist vielleicht ein Klischee, aber es steckt auch ein Körnchen Wahrheit darin.

Daneben gibt es auch einige beiläufige Beobachtungen, die einfach witzig sind: Etwa wenn ein Fax im Erzähltext abgedruckt wird, das der Dichter vor einer Lesereise nach Polen vom dortigen Veranstalter erhält. Der einzige Zweck des eigens an die französische Riviera gesendeten Schreibens ist, dass der Autor sich für den geplanten Termin schon einmal zwischen zwei Mittagsmenüs entscheiden soll. Beide sind mit Fleisch und mit Kartoffelbrei, und dann steht da: "Bitte faxen Sie uns Ihre Präferenz."

Diese Erzählung feiert die Übertreibung: So eine wie Kitty ist nicht einfach durstig, sondern "nachgerade wahnsinnig vor Durst". Die Symbolik des lauernden Verfalls wird offensiv eingesetzt. Natürlich spielt der Pool dabei eine zentrale Rolle - ein Pool, in dem schon zu Beginn Insekten "in verschiedenen Stadien des Todeskampfs" treiben und der später dann einmal als ein "mit Wasser gefülltes Grab" beschrieben wird.

Noch vor den eigentlichen Romanbeginn hat Deborah Levy geschickterweise eine kurze Szene gestellt, die chronologisch ans Ende gehört: Der Schriftsteller sitzt darin mit der schwer derangierten Kitty im Wagen, es ist Mitternacht auf einer Gebirgsstraße in den Seealpen, und Kitty lässt das Steuer los. Mit diesem über der Handlung schwebenden Damoklesschwert ("Grace Kelly, pass auf! / In der Kurve lauert der Tod!", summt es im Innenohr), erzeugt Deborah Levy ein zusätzliches Thrillermoment, unter dessen Eindruck man ihre Geschichte umso gespannter verschlingt.

Deborah Levy: "Heim schwimmen". Roman.

Aus dem Englischen von Richard Barth. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2013. 168 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Südfranzösische Pools haben den eigentümlichen "literarischen Standortvorteil", dass sie sofort Erinnerungen an diverse Film-Pools abrufen, wo unsympathische Charaktere gelangweilt planschen und gelegentlich sterben, meint Jutta Person. Deborah Levy bedient sich in ihrem Roman "Heim schwimmen" ausgiebig dieser Atmosphäre, verrät die Rezensentin. Da ist die disfunktionale Ehe zwischen dem erfolgreichen Nachkriegsdichter Joe Jacobs und seiner Frau Isabel, einer Reporterin, die sich vor ihrer verkorksten Beziehung in diverse Krisengebiete flüchtet, erklärt Person, da ist die pubertierende Tochter, die unter dem Ehekrach leidet, und schließlich ist da - Kitty Finch. Kitty Finch ist ein junges Mädchen, das es auf den Dichter abgesehen hat, und leider ist sie ein Versatzstück sämtlicher "Klischees von kaputter Empfindsamkeit und genialem Psychotikertum", die es so gibt, bedauert die Rezensentin, die mit Levys Buch vor allem deswegen nicht viel anfangen konnte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.01.2014

Posen
am Pool
Verschenktes Potenzial – Deborah
Levys Roman „Heim schwimmen“
Der Pool, noch dazu der südfranzösische, hat einen unschlagbaren literarischen Standortvorteil. Er garantiert eleganten Lebensekel und gehobene Langeweile – Rumhängen, Treibenlassen, Untergehen. Das liegt vor allem daran, dass sich so ein Roman-Pool an verschiedene Film-Pools anzeckt, von „La piscine“ (1969) mit Romy Schneider und Alain Delon bis zu François Ozons „Swimmingpool“ (2003). So schreiben sich bestimmte Standardsituationen fast schon von selbst: Junge, eventuell nackte Frauen planschen drauflos. Leblose, eventuell tote Körper treiben im Becken. Ältere, eventuell unsympathische Männer schwitzen depressiv vor sich hin. Überraschungsgäste versauen die Stimmung. Und man kann das Wasser veralgen und trüb werden lassen, wenn heraufziehendes Unheil das erfordert.
  Das Wasser in Deborah Levys Roman „Heim schwimmen“ ist meistens grünlich trüb, wie die Seelen der Engländer, die sich um den Pool einer Ferienvilla in der Nähe von Nizza gruppieren. Joe Jacobs, genannt „der Dichterarsch“, ist ein großmäuliger Schriftsteller, der seine düstere Vergangenheit erfolgreich in Lyrik übersetzt. Als Kind polnischer Juden wurde er 1942 nach Großbritannien gerettet, seine Familie dagegen wurde von den Nazis deportiert. Seine Frau, die Reporterin Isabel Jacobs, reist in sämtliche Krisengebiete der Welt, um vor ihrer angeschlagenen Ehe zu flüchten. Die vierzehnjährige Tochter Nina kämpft mit ersten Pubertätsschüben und leidet unter den unausgegorenen Konflikten der Eltern. Mitchell und Laura, das befreundete Paar, betreiben zu Hause ein Geschäft mit Ethno-Artikeln, das gerade bankrott geht. Als Waffennarr und Tierfallensteller sucht Mitchell sich passende Opfer für seinen Kummer; seine Frau Laura vergräbt sich ins Studium afrikanischer Sprachen.
  In dieses hitzeträge Setting des Sommers 1994 platzt eine junge Frau namens Kitty Finch, die eines Morgens vermeintlich tot im Pool liegt. Sie ist der Eindringling, der all die seelischen Fäulnisblasen zum Platzen bringt. Anfangs sieht es so aus, als ob im Belegungsplan der Ferienvilla etwas durcheinandergeraten sei, und großzügig überlässt man ihr ein Gästezimmer. Aber dann wird ziemlich schnell klar, dass Kitty alles arrangiert hat: Sie will Joe, dem abgöttisch verehrten Dichter, ihr eigenes lyrisches Werk mit dem Titel „Heim schwimmen“ präsentieren. Dabei wird dieses mysteriöse Flatterwesen alle Beteiligten in existenzielle Krisen treiben, gekrönt von einem fatalen Attraktionsakt, dem die Jungdichterin und der Altdichter schließlich erliegen.
  Kitty Finch hat grün lackierte Fingernägel, stottert und flirtet gern mit der Katastrophe; und sie bedroht die Nachbarin mit einem Messer, weil die alte Frau sie schon einmal in eine Anstalt hatte einweisen lassen. Durchaus originell ist an dieser Hauptfigur, dass sie Hasenschwänze (kupiert von der Beute des depressiven Fallenstellers) wie Blumenbouquets in einer Vase arrangiert. Alles in allem aber ist sie so aufdringlich mit den Klischees von kaputter Empfindsamkeit und genialem Psychotikertum behängt, dass eigentlich nur noch die Totenkopfschmetterlingsflügel fehlen. Zum Rendezvous erscheint sie im schneeweißen Cape aus Schwanenfedern, die seismografisch vor sich hin zittern. In der Tat geht es ihr an den Schwanenkragen, beim Cocktail in der Hotelbar rennen „kleine Schweißdiamanten ihren langen Hals hinab“. Kurz darauf wird es auch stilistisch final klebrig: „Er beugte sich vor zu ihren erdbeerchampagnernassen Lippen und küsste sie.“ Man könnte die Erdbeerchampagnernässe für einen kleinen Scherz halten, aber der bittersüße Lavendelgeruch, der nach Leder riechende Aufzug und weitere, adjektivisch stark vor sich hin dieselnde Orte sprechen dagegen. In acht Tageskapiteln, von Samstag bis Samstag, vollziehen sich diese Annäherungen und Abstoßungen; nicht nur Kitty und Joe, auch die anderen Briten brutzeln plakativ in der Sommerhitze.
  Deborah Levy wurde 1959 in Südafrika geboren und lebt seit ihrer Kindheit in London. Mit Anfang zwanzig begann sie Theaterstücke zu schreiben, und tatsächlich hat auch ihr Roman, der es sogar auf die Shortlist des Man Booker Prize schaffte, etwas stark Szenisches: Die verschrobene Nachbarin vom unmittelbar angrenzenden Grundstück ermöglicht einen Seitenblick auf den Pool und die Villa, und ein ulkiger deutscher Hausmeister-Hippie namens Jürgen trabt wie ein Pausenclown durchs Bild. Gelegentlich weitet sich das Szenario: Nizza, die Seealpen, die Dorfkneipe und eine sommerliche Obstwiese hätten durchaus Panoramapotenzial gehabt. Aber solche Settings können „Heim schwimmen“ nicht retten. Letztlich wirkt der Roman, als ob er klassische Pool-Morbidität und Betty-Blue-Verkorkstheit mit ein wenig „Mein Jahr in der Provence“ – dem Südfrankreich-Unterhaltungsklassiker des Briten Peter Mayle – zu kombinieren versuchte. Ein Bouquet, das nicht funktionieren will.
JUTTA PERSON
  
  
  
  
  
Deborah Levy: Heim
schwimmen. Roman. Aus dem Englischen von Richard Barth. Wagenbach, Berlin 2013. 163 Seiten, 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Auf eindringliche Weise setzt sich dieser erstaunliche Roman mit Verlust und Verlangen auseinander. Am Ende steht die Erkenntnis, dass man niemals wissen kann, wo die Vergangenheit beginnt und wo sie endet." Julia Pascal, The Independent
»Melancholisch und doch scharfzüngig, verwirrend wie ein dunkler Traum - und dabei so grell wie ein Tag an der Côte d'Azur.« Britta Heidemann, WAZ