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Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache.Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich läßt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, daß Clarissa sie finden und lesen muß ...Luigi Malerba läßt diesmal…mehr

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Produktbeschreibung
Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache.Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich läßt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, daß Clarissa sie finden und lesen muß ...Luigi Malerba läßt diesmal seine Figuren unglaubliche Wechselbäder durchleben. Einmal erzählt er, einmal sie, so daß wir die gleichen Ereignisse aus dem Blickwinkel der Frau und des Mannes erleben. Ist es wirklich dieselbe Ehe?Ein großer Eheroman über unausgesprochene Gefühle, subtile Beziehungskämpfe, Liebe und Lebensweisheit.
Autorenporträt
Luigi Malerba, 1927 in Berceto bei Parma geboren, gehörte zu den Gründern des 'Gruppo 63', schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Erzählungen und Romane. Der phantasievolle Geschichtenerzahler, der zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Italiens zählt, lebt in Rom und Orvieto.Zu seinen bekanntesten Büchern zählen 'Die nachdenklichen' Hühner' sowie die historischen Romane 'Das griechische Feuer', 'Die nackten Masken' und 'Pataffio'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2007

Am Anfang war der Adlerwitz
„Römische Gespenster”: Der Profi-Autor Luigi Malerba kehrt mit seinen 80 Jahren zu alter Lässigkeit zurück
Einst waren philosophierende Hühner das Markenzeichen des italienischen Schriftstellers Luigi Malerba. Nun lässt er, wie es für einen Herrn von achtzig nicht unpassend erscheint, größere und spektakulärere Vögel auftreten. Der Witz vom doppelköpfigen Adler, der seinen neuen Roman „Römische Gespenster” einleitet und als running gag durchzieht, ist fast schon den Buchkauf wert. Im Übrigen hat Malerba, der sich bei seinen letzten Werken in bemüht avantgardistischen Verwirrspielen und ausufernden Plaudereien ein wenig verzettelte, zu einer erfreulichen Leichtigkeit und Konzentration zurückgefunden. Zwar mochte er auch hier auf formale Finessen nicht verzichten, weil das seinem Selbstverständnis als gelehrtem Literaten entspricht: Er erzählt eine Ehegeschichte wechselnd aus der Sicht der Frau und des Mannes und lässt Letzteren an einem Roman schreiben, in dem die Erzählung noch einmal gespiegelt ist. Aber der Plot bleibt vergleichsweise übersichtlich, die Herausforderung, sich in das Innenleben eines Paares zu versetzen, das ungefähr halb so alt ist wie er, meistert der Senior mit bemerkenswerter Eleganz.
Der Architekt Gianantonio, genannt Giano, und seine akademisch gebildete, doch berufsuntätige Gattin Clarissa sind seit über zwanzig Jahren verheiratet und wohnen standesgemäß im historischen Zentrum Roms, mit Blick auf die Kuppel von Sant’Andrea della Valle. Wenn Giano, Professor für Urbanistik, seiner Lehrtätigkeit nachgeht, vertreibt Clarissa sich die Zeit mit Shoppingtouren, Kino- und Galeriebesuchen, sofern sie sich nicht gerade mit Zandel, einem Kollegen ihres Mannes, zum Schäferstündchen trifft. Giano wiederum unterhält eine Liaison mit der breithüftigen, reizvoll unintelligenten Valeria, die seit Studentenzeiten zur Freundesclique des Paares zählt und für ihren Männerverschleiß berüchtigt ist. Jeder weiß um die Eskapaden des Partners, spielt ihm jedoch entweder Ahnungslosigkeit oder diffus eifersüchtiges Misstrauen vor. Man kennt und durchschaut einander, traut einander das Schlimmste zu und könnte doch nicht ohne einander leben, und es gibt sogar Anzeichen für aufrichtige Zuneigung, sprich Liebe. Den diskreten Charme der Bourgeoisie in ihrer neurömisch-dekadenten Variante schildert der Autor mit der abgeklärten Ironie dessen, der sich im Milieu bestens auskennt, aber selbst nicht mehr mitspielen muss.
Es kennzeichnet Malerbas Humor und seine gewissenhafte motivische Arbeit, dass das Pflaster der römischen Altstadtstraßen Clarissa ständig um ihre Absätze fürchten lässt, wohingegen ihr Liebhaber Zandel sich einen internationalen Ruf als Bürgersteig-Spezialist erworben hat. Der Roman kokettiert mit Symmetrien und Ambivalenzen, wie es der Kosename Giano, also Janus, schon ankündigt – umso deutlicher, als Clarissa vehement abstreitet, dass der doppelgesichtige Gott damit gemeint sein könnte. Genaugenommen ist es sogar die barocke Vision der „Frau Welt”, die hier inszeniert wird: Vorne hui, hinten nicht nur pfui, sondern schreckenerregend.
An Sexszenen und Frivolitäten hat der Verfasser genauso viel Spaß wie seine Figuren. Aber was scheinbar locker, lebenslustig und lasziv beginnt, zeigt bald seine Wurmlöcher. Clarissa schluckt Antidepressiva, Giano leidet an einem Syndrom, das er „Globale Wehmut” nennt, sowie an diversen Allergien und Vergiftungs-Phobien. Zandel hat nur noch eine halbe Lunge und kehrt von einem USA-Aufenthalt mit einer mysteriösen Blutkrankheit zurück. Der deutsche Freund, der den Adler-Witz nach Rom gebracht hat, ein kettenrauchender FAZ-Journalist, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und regelmäßig komplettiert das Ehepaar die Liste seiner an Aids verstorbenen oder durch andere Gebrechen dahingerafften Bekannten. So wie in Rom an allen Ecken und Enden menetekelhafte Graffiti lauern, ist das ganze Elend der Gegenwart, von der Umweltzerstörung bis zur politischen Dominanz der „Arschgesichter”, im Alltag der intellektuellen Schickeria gegenwärtig und verstärkt die ohnehin ausgeprägte Neigung der Italiener zur Hypochondrie.
Gianos berufliches Lebensprojekt heißt „Urbanistische Dekonstruktion” und sieht den Abriss misslungener oder deplatzierter Bauten im städtischen Gefüge vor. Er träumt von einer sternförmigen Zukunftsstadt. Daneben frönt er – auch dies ein typisch italienisches Laster – der heimlichen Schriftstellerei, wobei er darauf achtet, den Schlüssel zur Manuskriptschublade für Clarissa steckenzu- lassen. Denn für sie ist die Vierecksgeschichte, in der sie und Giano, Zandel und Valeria unter Phantasienamen auftreten, vornehmlich bestimmt: Das Geschriebene soll ihr Verhalten beeinflussen, und ihre Reaktionen sollen sich auf den Fortgang der Erzählung auswirken. So erhofft es der Gatte, aber alles läuft anders. Der ewige Verlierer Don Quijote, mit dem er sich lesend identifiziert, ergreift immer mehr von ihm Besitz. Clarissa, enttäuscht von einem neuen Galan und zunehmend besorgt um Zandel, ist ebenfalls ratlos: „Und Dulcinea? Was sagt Dulcinea?”
Am Ende treiben es der Profi-Autor Malerba und der Hobby-Romancier Giano etwas zu weit – Letzterer aus Eifersucht, Ersterer wohl aus dem dunklen Drang heraus, seine Figuren für ihren Lebenswandel zu bestrafen. Die beiden alternativen Schlüsse, in denen die Geschichte reichlich pathetisch verläppert, sind gleichermaßen unbefriedigend. Da hilft dann nur: Alles auf Anfang, zurück zum Adlerwitz.KRISTINA MAIDT-ZINKE
LUIGI MALERBA: Römische Gespenster. Roman. Aus dem Italienischen von Iris Schnebel-Kaschnitz. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2007. 232 Seiten, 19,50 Euro.
Der Römer neigt zur Hypochondrie: Blick auf die Engelsburg Foto: ROPI
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2007

Zwei Köpfe braucht der Mann
Janus mischt kräftig mit: Luigi Malerbas Eheverwicklungen

Nur wenigen Schriftstellern gelingt es, die ersten Sätze eines Romans wie eine Verheißung aussehen zu lassen. Zu ihnen gehört Luigi Malerba; dessen neues Buch beginnt so leichtfüßig, verwegen und elegant, als hätte der römische Janus, Gott der Anfänge, persönlich Beistand geleistet. Mit einem Witz zieht der Dichter den Leser in den Bann, eine Eröffnung, wie sie einfacher kaum sein könnte. Und höchst raffiniert zugleich: Jenen Witz um einen Adler mit zwei Köpfen erzählt Romanheld Giano bei jeder sich bietenden Gelegenheit - Giano, dessen Name ebenfalls auf den Gott mit den zwei Gesichtern zurückgeht. Tatsächlich scheint in Malerbas Roman Janus die Fäden zu ziehen, die Figuren ins Zwielicht zu rücken und ihre Motive ambivalent erscheinen zu lassen.

Giano, ein Mann in den Vierzigern, Professor für Urbanistik in Rom, liebt zwei Frauen; er betrügt seine Ehefrau Clarissa mit der lasziven Valeria. Clarissa wiederum betrügt ihn mit seinem Kollegen Zandel, einem kränkelnden Bürgersteig-Spezialisten. Beide wissen um die Untreue des anderen und schweigen. Durch kalkulierte Zeichen der Zuwendung, kleine inszenierte Eifersüchteleien, falsche Rücksichtnahme und "Übungen in Unlauterkeit", die eigentlich "Liebesübungen" sind, schützen sie das fragile Gleichgewicht ihrer Ehe. Die Feigheit, die sie zu solchen Versteckspielen nötigt, tarnen sie als Vernunft. Eine lange eingeübte emotionale Passivität verhindert jede authentische Liebesbekundung. Der unsichere, von Phobien, Allergien und Wehmut geplagte Giano ist nur in seinen Träumen kühn. Er möchte die Ewige Stadt niederreißen. Seine Pläne einer "Urbanistischen Dekonstruktion" lassen Rom als sternförmige Stadt der Zukunft neu erstehen. Clarissa, eine verwöhnte Bourgeoise und sehr schick, wirkt wie festgebannt in ihrer schläfrigen Langeweile und nihilistischen Daseinsleere. Sie ergeht sich in dramatischen Gesten, verbirgt hinter ihrer Weltläufigkeit ein langsam erkaltendes Herz und betäubt ihre Depressionen mit Psychopharmaka. Auf der Suche nach Abwechslung flaniert sie durch die Straßen Roms, besucht Ausstellungen, macht einen Schaufensterbummel, geht ins Kino oder isst ein Eis an der Piazza Navona oder beim Pantheon. Um seine Unentschlossenheit zu überwinden, beginnt Giano einen Roman zu schreiben und damit zum ersten Mal seine Sicht auf die Wirklichkeit festzuzurren. Hinter den Protagonisten seines Romans, Marozia, Zurlo, Bubi und Tania, verbergen sich Clarissa, Zandel, Giano und Valeria.

Luigi Malerba schmuggelt also die mittlerweile schon ein wenig abgenutzte Fiktion des Buchs im Buch in seinen Plot hinein, und zunächst fühlt man sich an seine bekannte Vorliebe für avantgardistische Formexperimente erinnert, an die raffinierten, obgleich ausufernden Konstruktionen von Romanen wie "Elianes Glanz" (2000). Der mittlerweile achtzigjährige Erfolgsautor weiß jedoch seine Leser zu überraschen: Seine Versuchsanordnung ist zwar eine Reverenz an moderne oder nicht mehr ganz so moderne Romantheorien, jedoch vor allem eine Kulisse für die seelischen Exzesse seiner Helden. Schreibend erobert sich Giano das Vorrecht, das gemeinsame Leben zu deuten. Clarissa, die in seinem Manuskript liest, ist erst empört über Gianos Figuren - "römische Gespenster in unserem Tal des Klatschs" -, doch dann überwältigt von dem "seltsamen, schwindelerregenden Gefühl, sich in einem Roman geschildert zu sehen". Sie beginnt, sich ihrem erdichteten Gegenbild anzugleichen, unterwirft sich Gianos Deutung, imitiert Marozia, deren Gedanken und Verhalten "vernünftiger und wahrscheinlicher sind als meine wirklichen Gedanken und mein wirkliches Verhalten, die immer so unsicher und zusammenhanglos sind". Giano, immer kaltblütiger, legt Clarissa das Seziermesser an die Seele und formt sie nach seinen Vorstellungen. Aber die Fiktion hängt die Wirklichkeit nur ab, um sich zuletzt wieder von ihr einholen zu lassen. Die römischen Gespenster lassen sich nicht mehr exorzieren. Geblendet von der Möglichkeit, die Wirklichkeit zu verändern, wird Giano seiner eigenen Illusion erliegen. Seine Nachttisch-Lektüre, "Don Quijote", hätte ihn zur Vorsicht mahnen können.

Zu den großen Leistungen der Literatur gehört es, neue Welten zu erschaffen und den Leser, dessen Sehnsucht geweckt wurde, in der Illusion versinken zu lassen. Mit Witz und Leichtigkeit erzählt Luigi Malerba von der verlockenden Gefährlichkeit einer Dichtung, die zum Weltverlust zu verführen vermag: Denn "Römische Gespenster" ist nicht nur ein Eheroman, sondern ein Buch über das Lesen selbst. Das Ende aber ist so trickreich wie der Anfang: Malerba stellt zwei alternative Ausgänge zur Wahl. Der Leser darf also dem Gebäude der literarischen Fiktion den letzten Stein hinzufügen. Vielleicht hatte Janus, der Hüter der Tore und Übergänge, wieder seine Finger im Spiel.

ANDREA NEUHAUS

Luigi Malerba: "Römische Gespenster". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Iris Schnebel-Kaschnitz. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2007. 240 S., geb., 19,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit "Römische Gespenster", seiner an amourösen Verwicklungen überreichen Ehegeschichte, erweist sich Luigi Malerba einmal mehr als mit allen Wassern der formalen Virtuosität gewaschener Meister, schwärmt Maike Albath. Dass er in der Geschichte von Giano und Clarissa, die sich gegenseitig betrügen und deren ehelichen Abwege sich immer wieder kreuzen und dadurch immer mehr Tempo in das Geschehen bringen, nicht nur die eigenen avantgardistischen Bestrebungen von früher, sondern auch das römische Leben von heute augenzwinkernd verspottet, findet die Rezensentin sehr amüsant. Als Vertreter der literarischen Avantgarde in Italien, der "Gruppo 63", die sich gegen neorealistische Strömungen nach dem Zweiten Weltkrieg wandte und nach innovativen Erzählformen strebte, lässt es sich Malerba nicht nehmen, eine zweite Ebene in Form eines Romans über die verschiedenen Paar-Beziehungen in seine Geschichte einzubauen, den Giano schreibt und den seine Frau heimlich liest, so die Rezensentin, die an diesem an Arthur Schnitzler erinnernden boshaften "Liebesreigen" ihre helle Freude hatte.

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