Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 3,50 €
  • Gebundenes Buch

Radikale Lyrik aus den Alpen: Liebes- und Heimatgedichte, dass es einem heiss und kalt wird. Der eigene und der fremde Körper, sinnlich und direkt erlebt.Eine schonungslose Sicht auf den »Innenraum der Berge, In die Seelen der Tiere«. Blicke auf die vor Augen liegende Schönheit, aber auch auf die »Vergangenheit der Landschaft«. Von Gewittern im Steilhang und vom politischen Stillschweigen. Dabei spielt in österreichischer Tradition die Sprachreflexion eine zentrale Rolle, die Suche nach einer eigenen Sprache inmitten von »tödlichen Redensarten«. Hans Aschenwald schreibt über das Leben auf dem…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Radikale Lyrik aus den Alpen: Liebes- und Heimatgedichte, dass es einem heiss und kalt wird. Der eigene und der fremde Körper, sinnlich und direkt erlebt.Eine schonungslose Sicht auf den »Innenraum der Berge, In die Seelen der Tiere«. Blicke auf die vor Augen liegende Schönheit, aber auch auf die »Vergangenheit der Landschaft«. Von Gewittern im Steilhang und vom politischen Stillschweigen. Dabei spielt in österreichischer Tradition die Sprachreflexion eine zentrale Rolle, die Suche nach einer eigenen Sprache inmitten von »tödlichen Redensarten«. Hans Aschenwald schreibt über das Leben auf dem Land, »ein ganzes Dorf voll Vorfahren im Genick«, über den Vater, die Schneehühner, die Einsamkeit auf dem Kar, über Pilze, Schnaps, Bachforellen, Steine, Bäume, nackte Körper auf dem Moos. Und hier und da schimmert ein unerwarteter Humor durch den alpinen Hochwald.
Autorenporträt
Hans Aschenwald, geboren 1959 in Innsbruck, aufgewachsen in Mayrhofen im Zillertal, lebt heute in Schwaz in Tirol. Er hat bisher zwei Gedichtbände veröffentlicht, Theaterstücke und Hörspiele. Für die Arbeit an dem Gedichtzyklus »Wurzelfieber« erhielt er 2002 das Große Tiroler Literaturstipendium.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2003

Heißkalt
Vom Wurzelfieber befallen: Hans Aschenwalds Heimatlyrik
Im Hochwald schlafen die Bäume. Kein Wort juckt auf der Zunge und kein Satz schwelt unter der Haut – fast wie bei jenem Lauschenden, der seinen Körper auf das Moos gebettet hat. Dort oben, zwischen Tannen und Murmeltierhöhlen, legt er seine „Redensarten” ab und macht sich auf die Suche nach dem Schweigen, im Rucksack nur das Schweißtuch der Geliebten. Doch es ist merkwürdig, je schaler die Wörter schmecken, desto größer scheint die Lust, genau dies kund zu tun: „Beim Betreten von Schönheit / Kommt so ein Nichtmehrredenkönnen daher.”
Der österreichische Autor Hans Aschenwald erteilt sich in seinem dritten Gedichtband „Wurzelfieber” selbst die Lizenz, das Fehlen der Wörter mit aller Kraft zu bereden. Lautstärker kam das Schweigen selten daher. Man hätte schon bei den Überschriften aufhorchen müssen: Wer heutzutage den Mut hat, ein Gedicht einfach „Schöpfung” zu nennen oder „Wahre Liebe”, der muss entweder eine gehörige Portion Ironie im Gepäck haben oder ein Meister in der Schichtung von Stimmen und Tönen sein. Und immerhin: Die Erinnerungsstücke im Mittelteil des Bandes, die in ihren erzählenden Versen von der „Silberfolienhaut” der Kindheit sprechen oder das Krachen der Rippen und die „Katzenschreie” notieren – das hätte schon ein kleiner lyrischer Kroetz werden können. Doch Hans Aschenwald greift lieber zur pathetischen Geste und überführt seine Beobachtungen gleich wieder in ein dröges kulturkritisches Raunen: „Ist die Schöpfung wirklich für uns Menschen da / Oder eine Verwechslung”.
Eine Verwechslung jedenfalls sind diese Gedichte, weil hier der Vers als Blasrohr für eingängige Botschaften verstanden wird. Statt all die Meinungen in einer eigenen Form zu binden, gefällt sich Hans Aschenwald über weite Strecken darin, seine Sätze einfach auf Zeilenformat zu häckseln: „Sag wärst du nicht lieber von / Den Rinden der Bäume als / Von Haut der Menschenkörper in die Zeit / Getaucht zur Freude der Sprachlosen”. Auch sonst scheinen all die Gespräche über Bäume und Menschen keinerlei Spuren hinterlassen zu haben. Bisweilen meint man als Leser, in einer Anthologie der fünfziger Jahre zu blättern, so unbekümmert lauscht hier einer der Natur seine Genitivmetaphern ab: „die Weite der Geborgenheit” oder die „Schamgegend / Meiner verletzten Nähe”. Dazu gibt es Gefühlsformeln, die noch das letzte Murmeltier zurück in seine Höhle jagen: sehr viel „Sehnsucht” , sehr viel „Seele”, sehr viel „Herz”.
„Liebes- und Heimatgedichte, daß es einem heiß und kalt wird” heißt es auf dem Waschzettel. Doch heiß und kalt wird es dem Leser allenfalls aus Schauder über so viel ausgelutschtes Schweigen.
NICO BLEUTGE
HANS ASCHENWALD: Wurzelfieber. Gedichte. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2003. 74 Seiten, 12,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kein gutes Haar lässt Nico Bleutge an diesem - dritten - Gedichtband des Österreichers Hans Aschenwald. "Ausgelutschtes Schweigen" lautet sein ungnädiges Urteil. Schon die Überschriften hätten ihn warnen sollen, schreibt Bleutge. Wer nenne denn heute seine Gedichte noch "Wahre Liebe" oder "Schöpfung", höhnt er. Dafür müsse man entweder ein sehr ironisch gestimmter Mensch sein oder seine Stimmen und Stimmungen gut zu schichten wissen. Weder das eine noch das andere sei bei Aschenwald der Fall. Zugegeben, im Mittelteil gebe es einige schöne Erinnerungsstücke, die vielleicht "ein kleiner lyrischer Kroetz" hätten werden können. Doch statt nach eigenem Ausdruck zu suchen, tränke der Dichter seine Verse in Pathos und überführe sie in kulturkritisches Geraune, so dass Bleutge böse von "Gefühlsformeln" redet, die noch das letzte Murmeltier in ihre Höhle zurückjagen würden: viel Seele, viel Herz, sehr viel Sehnsucht - zuviel. Darüber hinaus kann Bleutge keine wirklichen Verse, sondern nur ins Versformat zerhäckselte Sätze ausmachen, die hochkonventionell seien und dem Rezensenten den Eindruck vermitteln, in einer Gedichtanthologie der 50er Jahre zu blättern.

© Perlentaucher Medien GmbH