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Elf ausgewählte Erzählungen der vielbewunderten schottischen Autorin, darunter fünf Erstveröffentlichungen. Es sind Geschichten, die ihren Reiz aus der Gefahr und der Komik der Beziehungen zwischen den Geschlechtern entfalten. Sie handeln von den Fallen der Sexualität, der Gewalt hinter der Liebe, der Farce der Verführung, der Clownerie der Selbstliebe, der Demütigung hinter der Leidenschaft. Das Gelände ist unsicher, auf dem Kennedys Figuren wandern, schweben oder stehen: Howie, auf der Herrentoilette seines Büros von seinem Seniorchef an einer empfindlichen Stelle gepackt, verrennt sich in…mehr

Produktbeschreibung
Elf ausgewählte Erzählungen der vielbewunderten schottischen Autorin, darunter fünf Erstveröffentlichungen.
Es sind Geschichten, die ihren Reiz aus der Gefahr und der Komik der Beziehungen zwischen den Geschlechtern entfalten. Sie handeln von den Fallen der Sexualität, der Gewalt hinter der Liebe, der Farce der Verführung, der Clownerie der Selbstliebe, der Demütigung hinter der Leidenschaft.
Das Gelände ist unsicher, auf dem Kennedys Figuren wandern, schweben oder stehen: Howie, auf der Herrentoilette seines Büros von seinem Seniorchef an einer empfindlichen Stelle gepackt, verrennt sich in ein groteskes Abenteuer; für Greg, den Verführer vor der Käse-Boutique, ist es schon zu spät, als er dran ist. Kovacks schließlich erprobt die Liebe mit sich selbst in schwereloser Umgebung.
Autorenporträt
A. L. Kennedy, geb. am 22. Oktober 1965 im schottischen Dundee, gehört seit ihrer ersten Aufnahme in die legendäre Granta-Anthologie Best of Young British Writers (1993) zu den meistbeachteten Autorinnen Großbritanniens und gewann zahlreiche Preise. A. L. Kennedy wurde u.a. mit dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet. Die Autorin, Dramatikerin und Filmemacherin lebt in Glasgow und meldet sich mit Beiträgen im Guardian auch politisch zu Wort, u.a. als engagierte Gegnerin des Irak-Krieges. Sie erhielt 2008 den Internationale Eifel-Literatur-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2001

Vor dem letzten Kuß schlägt die Tür zu
Spleens und Unsicherheiten sind willkommen: In ihren Erzählungen sucht A. L. Kennedy das Glück · Von Felicitas von Lovenberg

Kennengelernt hatten sie sich im Sportstudio, bei einem dieser Kurse, wo man zum Rhythmus der Musik tun muß, wie einem geheißen wird, damit man nach einigen Wochen besser aussieht als zuvor. Sie war ihm sorgfältig aus dem Weg gegangen; der Mann beunruhigte sie. Nach der zehnten Stunde hatten sie dann zusammen einen Kaffee getrunken, und sich erstaunliche Dinge gesagt, wie "Ich mag Sie" und "Ich finde Sie sehr attraktiv". Beim zweiten Treffen sind sie plötzlich sehr nervös. Und schlafen miteinander. Doch die Vertrautheit der Situation, das komplizenhafte Geflüster und der Rausch körperlicher Nähe machen aus zwei Menschen noch kein Paar.

Warum das so ist, das versteht kaum jemand so präzise zu beschreiben wie A. L. Kennedy. Ohne Sentimentalität beobachtet sie Liebende, die sie in der ganzen rührenden Absurdität ihres Daseins schildert. Die schottische Schriftstellerin, die erst im vergangenen Jahr in Deutschland mit dem kleinen, ungeheuren Roman "Gleißendes Glück" auf sich aufmerksam machte, hat in ihrer Heimat schon mehr als acht Bände, Romane und Erzählungen, veröffentlicht. Gerade auf die kürzere Form versteht A. L. Kennedy sich meisterhaft; in gewisser Weise setzen sich auch ihre Romane aus Erzählungen zusammen - egal, an welcher Stelle man einen aufschlägt, man meint, ohne Wissen um die vorangegangene Handlung schon nach wenigen Seiten die Beweggründe der Protagonisten verstehen zu können - aber vor allem verwundert man sich über die suggestive Sprachgewalt der Autorin.

Die zehn Erzählungen des Bands "Ein makelloser Mann" sind eigentlich Variationen über ein Thema: Die Suche nach einem, wie auch immer gearteten Glück in der Liebe. Da ist der schwule Howie, der sich nach einer verwirrenden Begegnung mit seinem Chef auf dem Herrenklo erst in Phantasien und dann in ein verzweifeltes Abenteuer stürzt; Ehemann Greg, der an der Käsetheke Amanda verfällt, deren offen zur Schau getragene Lust an Sexualität zunächst reizt, ihm aber später Angst macht; der Mann, der sich von Schottland aus auf den Weg in die amerikanische Provinz macht, um dort eine - ahnungslose - Frau, eine frühere Freundin, ihrem Ehemann zu entreißen; Ben und Suzanne, das ungleiche Paar, die im stummen Einvernehmen nebeneinanderher leben; Sarah, die nach zehn Jahren Besuch von ihrer Jugendliebe David bekommt. Kennedy beschreibt Szenen, Dialoge und Berührungen mit lakonischer Genauigkeit, sie liest die Gedanken und Begierden ihrer Personen, kommt ihnen näher als diese sich selbst - und läßt sie wieder allein, kurz vor der entscheidenden Szene, dem alles verändernden Satz, dem letzten oder ersten Kuß, dem Abschied oder dem Anfang.

Immer wieder zelebriert sie jenen Moment, in dem der letzte innere Widerstand aufgegeben wird, Menschen sich wider besseres Wissen einander ausliefern, sich hingeben, nur um sich gleich darauf zu schämen, wieder zu entziehen, und erneut zu sehnen - ohne daß bei ihr diese Spirale je zur Masche verkäme, zur cleveren Methode gar. In Kennedys Erzählungen geht es ums Ganze, um Leben oder Tod in der Liebe, um den Mut, dem anderen zu vertrauen und in seiner Gegenwart man selbst zu sein, mit allen Spleens, allen körperlichen Fehlern, allen Unsicherheiten.

Es geht ihr aber auch um den doppelten Boden des Glücks, um die Illusionen der Leidenschaft. "Auch wenn es ihm gar keinen großen Spaß gemacht hatte, wollte er es doch zwangsläufig wieder tun. Es gab einige Dinge, die er zwangsläufig wieder tun wollte." Und wenn die Autorin uns, die wir zu unfreiwilligen, gierigen Voyeuren geworden sind, dann im letzten Moment die Tür vor der Nase zumacht, wissen wir, daß sie das nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Mitgefühl tut, wissend um die Verbindung von Glück und Traurigkeit. Bei A. L. Kennedy geht die Liebe eben immer nur kurzfristig gut aus. Das liegt nicht zuletzt an den Besitzansprüchen Liebender aneinander, an ihren Versuchen, in einer Beziehung eigenständig zu bleiben: Fluchtgedanken und -sehnsüchte gehören dazu. Kennedy schildert die Fremde zwischen Mann und Frau, die Fremde von Eltern und Kind, die Fremde unter Freunden und die Fremdheit in der Fremde. Mit einem einzigen Satz legt sie Abgründe bloß. "David ging also spazieren, ging ohne sie irgendwohin. Das hätte er auch zu Hause tun können."

Der Ernsthaftigkeit, mit der sich A. L. Kennedy ihren Figuren widmet, wohnt nichts Spielerisches inne, auch wenn sie durchaus Sinn für schwarzen Humor hat. Entschlossen verfolgt sie ihre Mission: Die Trostlosigkeit der Liebe aufzuzeigen, und ihr dennoch zu huldigen. "Denn ich sah, wie schrecklich alles ist. Die Natur läßt uns nicht nah heran, nicht nah genug. Zeit und Raum ticken ständig zwischen uns, und wir können sie nur überwinden, wenn wir uns mit dem anderen beschäftigen." Kennedys Erzählungen sind Appelle, es immer wieder miteinander zu versuchen.

A. L. Kennedy: "Ein makelloser Mann". Erzählungen. Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2001. 170 S., geb., 32,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Noch vor einem Jahr war A.L. Kennedy in Deutschland eine Unbekannte. Nun, nach vier übersetzten Büchern, ist sie ein Star, ist Christoph Bartmann überzeugt, der sich hell erfreut darüber zeigt, dass nun auch der 1997 in London erschienene Band mit Erzählungen der Autorin von Ingo Herzke "makellos" übersetzt wurde. In allen Erzählungen geht es um Sex, Begierde, Flucht aus der Normalität. Wenn Kennedy nicht so begnadet gut schreiben würde, hätten ihre Geschichten das Niveau von Frauenzeitschriften, meint der Rezensent. Ihre Sprache und ihre Art der Betrachtung aber verwandelten den Allerweltsstoff in traurig-wahre und komisch-schöne Begebenheiten voller Humor und Barmherzigkeit, schwärmt Bartmann.

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