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Ein Schneesturm mitten im Sommer überrascht einen ganzen Landstrich in Kantabrien. Viele Reisende suchen in einem Gasthof Zuflucht ? so auch die beiden Freunde und passionierten Motorradfahrer Santiago Malpás und Chema "Lucky" Salinas. Während der Wein in Strömen fließt, gehen die Kaffeevorräte schnell zur Neige. Deshalb braut Chema Salinas alles, was er in der Küche finden kann ? Tresterschnaps und Bilsenkraut ?, zu einem ganz besonderen Trank zusammen, der die Fabulierlust der Wirtshausgäste beflügelt. Besonders die Legende vom Hinkefuß von Villacarriedo und seinem unheimlichen Pferd…mehr

Produktbeschreibung
Ein Schneesturm mitten im Sommer überrascht einen ganzen Landstrich
in Kantabrien. Viele Reisende suchen in einem Gasthof Zuflucht ? so auch die beiden
Freunde und passionierten Motorradfahrer Santiago Malpás und Chema "Lucky" Salinas.
Während der Wein in Strömen fließt, gehen die Kaffeevorräte schnell zur Neige.
Deshalb braut Chema Salinas alles, was er in der Küche finden kann ?
Tresterschnaps und Bilsenkraut ?, zu einem ganz besonderen Trank zusammen,
der die Fabulierlust der Wirtshausgäste beflügelt. Besonders die Legende vom
Hinkefuß von Villacarriedo und seinem unheimlichen Pferd hinterlässt bleibenden
Eindruck bei den Anwesenden ? bevor sich die Ereignisse zu überstürzen beginnen.
Wie schon in seinem Buch "In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein" gelingt
es Javier Fernández de Castro erneut, seine Leser nicht nur zu unterhalten,
sondern auch immer wieder zu überraschen: Zwischen Komik und Tragik liegt
manchmal nur eine einzige durchzechte Nacht.
Autorenporträt
Javier Fernández de Castro, geboren 1942 in Aranda de Duero (Burgos), hat zahlreiche Romane verfasst - und unter anderem James Joyce und Ian McEwan aus dem Englischen übersetzt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Berauscht nicht vom Bilsenkraut, aber von der Erzählkunst des Spaniers Javier Fernández de Castro geht Harald Eggebrecht aus dieser Lektüre hervor. Dass der Roman nur 140 Seiten hat, kann er gar nicht fassen. Waren es nicht doch eher 600? So erscheint des dem Rezensenten jedenfalls durch die schiere Fülle an Abenteuern, Orten, Zeiten und Personen, die der Autor auffährt. Der Ton des Ganzen ist dabei laut Eggebrecht von ganz eigener Art, hypnotisierend, dass der Rezensent von der Story nicht mehr loskommt und immer tiefer hineingerät in einen Reigen von (Schauer-)Geschichten, initiiert durch eine Ursituation - Menschen beim Wein am Feuer, Geschichten erzählend. Auch Eggebrecht lässt sich das gefallen, lauscht Erzählungen von roten Fohlen und magischen Kräutern und staunt, dass der Autor den Überblick behält und derart virtuos und komisch, mitunter auch surrealistisch zu fabulieren vermag.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2014

Wenn das rote Fohlen ausschlägt
In seinem schmalen Roman „Die berauschende Wirkung von Bilsenkraut“ entfesselt der spanische Autor Javier F. de Castro
einen Erzählsturm, der den Figuren Hören und Sehen vergehen lässt
VON HARALD EGGEBRECHT
Wenn etwas passiert, dann immer so, dass man nicht nur nicht darauf gefasst ist, sondern zusätzlich in immer verworrenere Situationen fällt, bis Ort und Zeit, Vergangenheit und Gegenwart ein Amalgam eingehen, das sich nurmehr erzählen lässt. Zu diesem Schluss muss kommen, wer in das Abenteuer verwickelt wird von Javier Fernández de Castros „Die berauschende Wirkung von Bilsenkraut“. Was heißt da ein Abenteuer, es ist eine Ballung von Aventüren, so als sei dies ein Roman von eigentlich sechshundert Seiten, der aber in extreme Erzählkompression gerät, sodass sich die Geschichten ineinanderschieben, als würden sie vom Anfang und vom Ende her in einem Schraubstock zusammengepresst werden, damit sie in eine kleine Schachtel passten. Der Autor de Castro, Jahrgang 1942, gebürtig aus der Gegend von Burgos in Spanien, hat auch James Joyce und Ian McEwan übersetzt, aber vor allem ist er ein Schriftsteller ganz eigener Art, der einen Erzählton anschlägt, der einen sofort hineinzieht in dieses so ausschweifende, dabei aber verblüffend knappe Buch von 140 Seiten.
  Es beginnt mit einem drohenden Unwetter mitten im Juli, was im nordspanischen Kantabrien durchaus geschehen kann, dem die zwei Motorradfahrer Chema Salinas und Santiago Malpás ausweichen wollen. Doch aus dem Umfahren der Sturmwolken wird rasch eine Verfolgung, bei der das Unwetter die Motorradfahrer wie eine Beute vor sich herjagt. Sie können sich schließlich, im Dunkeln von einem Licht zwischen Bäumen angelockt, in einen alten Gasthof retten, wo schon andere um ein großes offenes Feuer sitzen und die Neuankömmlinge neugierig mustern, die in ihrer martialischen Montur und von oben bis unten mit Eis bedeckt einen archaischen Eindruck machen. Und so erzählen Chema und Santiago von ihrer Wetterflucht, denn „wie die Motorradfahrer feststellten, als sie die ihnen angebotenen Gläser Wein bereitwillig annahmen, waren die Wirtshausgäste große Liebhaber guter Schauergeschichten.“ Das ist eine Ursituation: um das Feuer sitzen und sich Geschichten erzählen, während es draußen stürmt und schneit.
  Im Laufe der immer turbulenteren Ereignisse kommt es immer wieder zu solchen Ad-hoc-Versammlungen, bei denen die offenen Erzählfäden weitergesponnen werden. So erzählt ein Ingenieur vom Hidalgo, der glaubt, Kaiser Karl V. so verstanden zu haben, dass er ihm mit dem Bau eines Kanals aufs Beste dient. Doch das stellt sich als fataler Irrtum heraus, der in Kerker, Verarmung und schließlich in einem Amoklauf endet. All das führt im Buch ein dauernd unterbrochener Erzählfluss mit. Einer erzählt von der Geburt eines roten Fohlens, ein böses Omen; man verlässt dann noch in der Sturmnacht das alte Gasthaus, irrt im Wald umher; die Guardia Civil taucht auf; ein Helikopter fliegt plötzlich über ihnen; der zusammengewürfelte Haufen flieht in verschiedene Richtungen.
  Und während des Geschehens wird eifrig getrunken, exotische Mischungen mit Bilsenkrauttropfen dabei. Kein Wunder, dass die Verwirrungen grotesk zunehmen, nicht nur was die Orientierung in dieser Unwetternacht angeht, auch die Geschichtsfetzen der verschiedenen Erzähler werden unterwegs wilder, krautiger, undurchdringlicher.
  Dabei scheint de Castro doch für Ordnung zu sorgen, der erste Teil heißt „Die Hinfahrt“, der zweite „Die Rückkehr“, und die Kapitelüberschriften scheinen die Geschehnisse einigermaßen im Zaum zu halten. Doch das täuscht, die Fülle des Erlebten, Erzählten, Erfundenen, die wachsende Zahl der Personen, die Überblendungen von Gegenwart und Geschichte steigern sich in immer kürzeren Abständen zu immer chaotischerer Dichte. Das ist virtuos gemacht, und voller komischer Effekte. Selbst der tragische Schluss ist von surrealistischer Komik, wenn der Lastwagenfahrer den Unfall zu erklären versucht: „Wenn es dieses verflixte Unwetter nicht gegeben hätte, dann wäre ich hier schon gestern vorbeigefahren. Wir, Sie und ich, hätten uns nie kennengelernt, und keinem von uns wäre etwas zugestoßen.“ Genauso verhält es sich mit der „berauschenden Wirkung von Bilsenkraut“ für das Erzählen.
Javier Fernández de Castro: Die berauschende Wirkung von Bilsenkraut. Aus dem Spanischen von Timo Berger. Wagenbach Verlag, Berlin 2013. 140 Seiten, Euro
Es beginnt mit der Flucht
vor einem Unwetter – der Sturm
sitzt den Figuren im Nacken
Wenn ein großes Unwetter aufzieht, suchst du dir am besten einen Gasthof, und es wäre gut, wenn darin Leute sind, die Schauergeschichten lieben.
Foto: Regina Schmeken
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"Selten hat man eine derartige Gemütlichkeit verspürt, wie sie de Castro und sein Übersetzer kraft der Sprache erzeugen." Jan Wiele, FAZ