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Der spanische Meister des schwarzen Humors beschreibt in seinen neuen Erzählungen Dinge, die wir bislang für unmöglich hielten: Ein Touristenhasser entdeckt Marsmenschen, ein friedlicher Nachbar sieht sich einem feindlichen Heer gegenüber. Zwei Männer in einem Café streiten darüber, wessen Vater den besseren Beruf hatte - der Boxer oder der Zuckerbäcker? Wie in 'Mütter und Söhne', dem vielfach dramatisierten Buch von Javier Tomeo, spielen hier wieder Mütter und auch Väter eine große Rolle. In der Titelerzählung betritt ein Mann in verschiedenen Verkleidungen das immergleiche Hotel. Er ist der…mehr

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Produktbeschreibung
Der spanische Meister des schwarzen Humors beschreibt in seinen neuen Erzählungen Dinge, die wir bislang für unmöglich hielten:
Ein Touristenhasser entdeckt Marsmenschen, ein friedlicher Nachbar sieht sich einem feindlichen Heer gegenüber. Zwei Männer in einem Café streiten darüber, wessen Vater den besseren Beruf hatte - der Boxer oder der Zuckerbäcker?
Wie in 'Mütter und Söhne', dem vielfach dramatisierten Buch von Javier Tomeo, spielen hier wieder Mütter und auch Väter eine große Rolle. In der Titelerzählung betritt ein Mann in verschiedenen Verkleidungen das immergleiche Hotel. Er ist der einzige Gast, will aber den Portiers vortäuschen, daß er sich in Gesellschaft befindet.
Autorenporträt
Javier Tomeo, geboren 1932 in Quicena, einem kleinen Ort in der Provinz Huesca in Aragon, studierte Jura und Kriminologie. Heute ist er einer der angesehensten und meistübersetzten spanischen Gegenwartsautoren. Er lebt in Barcelona.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2007

Du, die Wanne ist voll
Apart, apart: Javier Tomeo erzählt von Menschen im Hotel

In Spanien ist Javier Tomeo ein bekannter und angesehener Autor. Er lebt, Jahrgang 1932, in Barcelona, ist aber, wie nicht wenige, die dort leben und schreiben, kein Katalane. Infolgedessen schreibt er spanisch, bereichert also nicht die reiche katalanische Kultur. Seinen Durchbruch hatte er 1979 mit einem Roman, der 1984 auf Deutsch erschien: "Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief". Der Nachfolger "Mütter und Söhne" war ein noch größerer Erfolg. Über Tomeo informiert in einem sympathischen Nachwort zu dem schmucken Bändchen, um das es hier geht, Heinrich von Berenberg, der es auch (übrigens vorzüglich) zum allergrößten Teil übersetzt hat. Tomeo habe, sagt er da, mit seinen "in die Form von Romanen gegossenen Kammerspielen die Weltliteratur bereichert". Die neun Erzählungen, die hier ausgewählt wurden (aus Bänden, die auf Spanisch 2002 und 2004 erschienen), erlauben eine so weitgehende Feststellung nicht. Bemerkenswert sind sie aber auf jeden Fall. Vergnügen macht die Lektüre auch, und man lächelt nicht unter Niveau. Da ist Alltagswelt - aber trocken, humorig, surrealistisch irr, auch etwas jungenhaft pubertär verfremdet. Tomeo ist ein Schalk. Und Unheimliches lauert immer wieder auch.

So, wenn in "Die brennende Stadt" derjenige, der da so gelassen erzählt, sich vor dem anrückenden Feuer, das irgendwie vom Himmel gefallen war, in eine Marmorbadewanne legt, sie mit kaltem Wasser vollaufen lässt und sich mit dem Gedanken tröstet, er werde so "zumindest der letzte sein, der dieser kolossalen Katastrophe zum Opfer fällt". Speziell Spanisches kommt nur am Rande vor, etwa der Hinweis auf einen Stierkampf (der Erzähler ist, wie im offiziellen Barcelona korrekt, dagegen). Diese Erzählungen gehen ins Allgemeine. Und sie tun dies ein wenig in Richtung Kafka. Jedenfalls denkt man gleich an den. Freilich ist Tomeos Humor, was diesen Vergleich angeht, allzu greifbar, allzu vordergründig. Einleuchtend weist aber Berenberg auf Luis Buñuel hin. Doch ist Tomeo, verglichen mit diesem, nun wieder etwas feiner. Er schreibt knapp, präzis, schnörkellos, und er hat Phantasie.

In der titelgebenden Erzählung "Hotel der verlorenen Schritte" wird ein Wochenendbesuch in einem riesigen Hotel protokollarisch referiert. Und dabei geht es vor allem um die Wirkung der immer neuen Verkleidungen und Rollen, in denen sich der Erzähler als Hotelgast zeigt, als Maharadscha oder als alternder, aber es noch nicht lassen könnender Don Juan. Damit wolle er nicht die Portiers verblüffen, er beabsichtige vielmehr, "die proportionalen Anteile der Wahrheit miteinander zu vereinen", von denen jede seiner Persönlichkeit entspreche - Rolle und Verkleidung also als Wahrheitssuche im Blick auf Identität. Oder er berichtet von einem Aufenthalt in einem kleinen Feriendorf am Meer, bei dem er entschlossen ist, es keinem dieser "Kretins hier durchgehen zu lassen, wenn er sich über ihn lustig mache". Und wieder folgt ein genaues Protokoll. Oder er berichtet von dem, was er von seiner Wohnung aus in einem großen Haus in einem Industrievorort beobachtet. Da lauscht er dem Gestöhn eines Paars aus dem dritten Stock und stimmt, nur um zu zeigen, dass ihn das nicht im mindesten interessiert, "aus vollem Hals das Salve Regina an", bis sich die Nachbarn beschweren. Also: Man kann sich da schon etwas dabei denken! Das Bändchen ist ein apartes kleines, nicht weiter beschwerendes Geschenk - für einen selbst oder einen anderen.

HANS-MARTIN GAUGER

Javier Tomeo: "Hotel der verlorenen Schritte". Erzählungen. Aus dem Spanischen übersetzt und mit einem Nachwort von Heinrich von Berenberg. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2007. 96 S., geb., 13,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als hübsches Geschenk empfiehlt Hans-Martin Gauger dieses Buch Javier Tomeos. So vorzüglich ihm die Übersetzung der im spanischen Original bereits 2002 und 2004 erschienen Erzählungen vorkommt und so bemerkenswert vergnüglich er die Lektüre auch gefunden hat, vom Hocker reißt ihn das alles nicht. Muss es aber auch nicht. Gauger nämlich unterhält sich mit den Texten nicht nur nie unter Niveau ("Tomeo ist ein Schalk"), sondern stößt mitunter auf eine surrealistische Vorstellungswelt, die er von Kafka und noch mehr von Bunuel her kennt.

© Perlentaucher Medien GmbH