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Unter Stalins Regime war die Idee eines jüdischen nationalen Staates auf sowjetischem Territorium entstanden, und 1934 wurde fernab von Moskau nahe der chinesischen Grenze das »Jüdische Autonome Gebiet« ausgerufen, besser bekannt unter dem Namen seiner Hauptstadt Birobidshan. Dort sollte sich der »heiße Wunsch des jüdischen Volkes nach einer Heimat« erfüllen: Jiddisch war neben Russisch zweite Amtssprache, es gab jiddische Tageszeitungen und Verlage und ein jiddisches Theater.Mit dem Birobidshan-Projekt verfolgte die Sowjetregierung gleich mehrere Ziele: Es war Teil des Industrialisierungs-…mehr

Produktbeschreibung
Unter Stalins Regime war die Idee eines jüdischen nationalen Staates auf sowjetischem Territorium entstanden, und 1934 wurde fernab von Moskau nahe der chinesischen Grenze das »Jüdische Autonome Gebiet« ausgerufen, besser bekannt unter dem Namen seiner Hauptstadt Birobidshan. Dort sollte sich der »heiße Wunsch des jüdischen Volkes nach einer Heimat« erfüllen: Jiddisch war neben Russisch zweite Amtssprache, es gab jiddische Tageszeitungen und Verlage und ein jiddisches Theater.Mit dem Birobidshan-Projekt verfolgte die Sowjetregierung gleich mehrere Ziele: Es war Teil des Industrialisierungs- und Erschließungsprogramms der Fünfjahrespläne. Die Konzentrierung der Juden in Fernost sollte den Aufbau jüdischer Siedlungen in den europäischen Sowjetrepubliken verhindern. Das unwirtliche Gebiet in fruchtbaren Boden zu verwandeln, stellte eine Alternative zum zionistischen Modell Palästina dar. Zudem stärkte Birobidshan die strategische Machtposition der UdSSR im Fernen Osten gegenüber China und Japan.Das so ehrgeizige wie absurde Vorhaben ist im Laufe der Jahrzehnte mehrfach gescheitert. Doch die Geschichte dieser jüdischen Enklave sollte nicht vergessen bleiben. Der Band schildert ihren wechselvollen Verlauf und enthält eine Fülle bisher unveröffentlichten Materials aus russischen Archiven.
Autorenporträt
Robert Weinberg's fiction has been nominated for Hugo, World Fantasy, and Stoker Awards. He was the 2002 winner of the Bram Stoker Award for Best Illustrated Narrative for his comic book series, Nightside. At present, Weinberg writes the comic book series Extinction Event for Wildstorm Comics. He previously served for twenty years as chairman of the Chicago Comicon, the second-largest comic convention in the United States.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2004

Kreml und Zion

BIROBIDSHAN. Anfang 1934 errichtete die sowjetische Regierung das "Jüdische Autonome Gebiet" nahe der chinesischen Grenze, 5000 Kilometer von Moskau entfernt. Diese dünnbesiedelte und unwirtliche Region mit ihrer Hauptstadt Birobidshan sollte die neue Heimat der sowjetischen Juden werden. Mit diesem Projekt verfolgte die Kommunistische Partei der UdSSR mehrere Ziele: Sie wollte eine Enklave schaffen, "in der eine säkulare jüdische, im Jiddischen wurzelnde und sozialistischen Prinzipien verpflichtete Kultur eine Alternative zu Palästina" bot. Die Konzentrierung der Juden im Fernen Osten sollte den Aufbau jüdischer Siedlungen in den europäischen Sowjetrepubliken verhindern und zugleich die Erschließungsprogramme der Fünfjahrespläne in Fernost fördern. Das Projekt einer jüdischen Heimstatt fand zunächst großen Anklang, innerhalb wie außerhalb der UdSSR. Jiddisch wurde neben Russisch zweite Amtssprache. Es entstanden jiddische Tageszeitungen, Verlage und Theater. Prominente Persönlichkeiten in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, unter ihnen Albert Einstein, unterstützten das Projekt publizistisch und finanziell, auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch 1948 scheiterte die Wiederbelebung des Birobidshan-Projekts. In der Befürchtung, daß die sowjetischen Juden sich nach Gründung des Staates Israel politisch illoyal verhalten würden, lancierte Stalins Regime eine antisemitische Kampagne, die jede kulturelle Selbständigkeit der Juden in der Sowjetunion konterkarierte. Jüdische Intellektuelle wurden fortan als "entwurzelte Kosmopoliten" und "Lakaien der westlichen bourgeoisen Kultur" geschmäht und verfolgt. Die antijüdische Politik am Ende der Stalin-Ära versetzte dem Birobidshan-Experiment den Todesstoß. Folgt man dem Vorwort von Arno Lustiger, war Birobidshan "der letzte, am längsten währende und vollständig gescheiterte Versuch der sowjetischen Führung, ein jüdisches autonomes Territorium zu schaffen und dort - als Konkurrenzprojekt zur zionistischen Kolonisation Palästinas - Juden als Bauern anzusiedeln". Wer mehr wissen will über dieses wenig bekannte Experiment und seinen wechselvollen Verlauf, dem sei das gut lesbare und anschaulich illustrierte Buch empfohlen - nicht zuletzt wegen der Fülle neu erschlossener Quellen aus russischen Archiven. (Robert Weinberg: Birobidshan. Stalins vergessenes Zion. Illustrierte Geschichte 1928-1996. Aus dem Amerikanischen von Andrea Marenzeller. Verlag Neue Kritik, Frankfurt 2003. 158 Seiten, 19,50 [Euro].)

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Rezensent Hans-Jürgen Döscher empfiehlt dieses Buch über Stalins Birobidshan-Projekt, die Errichtung eines jüdischen Autonomiegebietes im Fernen Osten der Sowjetunion. Was genau es damit auf sich hatte, erfährt man von Döscher nicht genau, wohl aber, dass Stalin anstelle des Projekts eh eine antisemitische Kampagne lancierte, weil er nach der Gründung Israels verlagerte Loyalitäten fürchtete. Der Rezensent findet das Buch nicht nur gut lesbar, sondern auch anschaulich illustriert. Auch verwende es eine Fülle neu erschlossener Quellen aus russischen Archiven.

© Perlentaucher Medien GmbH"