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In 22 Aufsätzen spannt der Mannheimer Zeithistoriker einen Bogen von der Organisations- und Konfliktgeschichte der Arbeitnehmerorganisationen über den schwierigen Weg der Sozialdemokratie zwischen Revolution und Scheitern der ersten deutschen Republik bis hin zur Konsolidierung des parlamentarisch-pluralistischen Parteien- und Verbändestaates Bonner Provenienz.

Produktbeschreibung
In 22 Aufsätzen spannt der Mannheimer Zeithistoriker einen Bogen von der Organisations- und Konfliktgeschichte der Arbeitnehmerorganisationen über den schwierigen Weg der Sozialdemokratie zwischen Revolution und Scheitern der ersten deutschen Republik bis hin zur Konsolidierung des parlamentarisch-pluralistischen Parteien- und Verbändestaates Bonner Provenienz.
Autorenporträt
Klaus Schönhoven, geb. 1942, Dr. phil., ist seit 1984 Professor für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte an der Universität Mannheim.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Der alte Elefant lebt noch
Gewerkschaften gewinnen wieder an Bedeutung und Einfluss
Nicht-Historiker lieben historische Vergleiche. Selten sind diese treffsicher und seriös. Denn es geht den Verwertern von Geschichte meist nicht so sehr um die historische „Wahrheit”, sondern um die Legitimierung des Unbehagens am aktuellen Zeitgeschehen. Eingeräumt sei, dass auch Historikern diese „Todsünde” nicht fremd ist. Bei ihnen ringen dann der Erkenntnisgewinn und seine Regeln mit dem Bedürfnis, aus dem Wissen, wie es (wohl) gewesen ist, auf das, was sein könnte, zu schließen.
Dies gilt in hohem Masse für den Historiker Klaus Schönhoven, für den Michael Ruck und Hans-Jochen Vogel eine Sammlung seiner Aufsätze zu seinem 60. Geburtstag herausgegeben haben. Der in Mannheim lehrende und in Würzburg geborene Bayer war allen Regeln der historischen Forschung tief verpflichtet – und hat sich dennoch nie gescheut, unbequeme Positionen als Zeitgenosse zu beziehen. Schönhoven bleibt mit den Motiven seines Fragens und der Präzision seines Antwortens einer jener Menschen seines Faches, die sich seit Jahrzehnten für aufklärende und manchmal tatkräftige Arbeit zur Stärkung und Erhaltung der demokratischen Substanz der Bundesrepublik entschieden haben.
Kein Wunder folglich, dass seine Aufsatzsammlung gegenwärtig politische Bedeutung gewinnt, ist doch Schönhoven einer der profiliertesten Historiker der deutschen Gewerkschaftsbewegung. Es lohnt sich, seine Forschungsergebnisse genau anzusehen in einem Augenblick, in dem Bundeskanzler Gerhard Schröder, der „Genosse der Bosse”, wieder zurückzukehren scheint in das bereits zerfallen gewähnte Lager der „Klassenkämpfer”. Diese Wende ins Altmodische, ist zu lesen und zu hören, könne doch nicht richtig sein für eine neue Linke, im Gegenteil: die Gewerkschaften, Betonelefanten wie eh und je, sähen doch seit langem ziemlich alt aus.
Bei Schönhoven liest es sich anders: Er berichtet von der gewaltigen Pionierarbeit der Gewerkschaften von 1914 in einem für die Grundlegung des modernen Sozialstaates absolut feindlichen Umfeld. Er blickt kritisch auf die Strategie der Gewerkschaften in der Weimarer Republik, die nationale Töne nicht verschmähte. Und er vergisst nicht, auf die Leistungsbilanz der Gewerkschaften hinzuweisen: auf das moderne Arbeitsrecht und auf unkonventionelle Beiträge zur Krisenbewältigung vor Keynes und im Gegensatz zu Brüning.
Auf zu neuen Ufern
Nach 1945 begann die dritte große Phase der deutschen Gewerkschaftsgeschichte mit der Gründung der Einheitsgewerkschaft, dem Ausbau des demokratischen Sozialstaates und dem historischen Kompromiss der Mitbestimmung. Sie hat die Formen und die Inhalte der sozialen Beziehungen weit über Betrieb und Unternehmen hinaus nachhaltig verändert. Wer heute allein auf Tarifverhandlungen starrt, wird verkennen, dass die Gewerkschaften sich bereits auf den Weg begeben haben, die alte, notwendig noch nationalstaatlich eingebundene Arbeiterbewegung in neue global agierende Organisationen zu transformieren. Allerdings haben das auch viele Gewerkschaftsmitglieder selbst noch nicht bemerkt.
Schönhoven trägt zu solchen Interpretationen viele seriöse Informationen und Reflektionen bei und vermag sie auch mit seinem zweiten großen Thema zu verknüpfen. Dabei geht es ihm um die permanenten Gefährdungen des demokratischen Humanismus und dessen politische Grundlagen durch die jüngste Geschichte. Die Sensibilität für dieses Thema hat Schönhoven dazu bestimmt, sich in der Vereinigung „Gegen Vergessen – für Demokratie” zu betätigen. Schönhovens Botschaft lautet: Demokratie – das ist für uns Deutsche allemal eine Frage ständiger Bewegung – bei allen Brüchen und Kontinuiäten. HELGA GREBING
KLAUS SCHÖNHOVEN: Arbeiterbewegung und soziale Demokratie in Deutschland, Verlag J.B.W. Dietz, Bonn 2002. 480 Seiten, 37 Euro.
Die Rezensentin ist emeritierte Professorin für Sozialgeschichte und Politikwissenschaft.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Helga Grebing würdigt Klaus Schönhoven als einen der "profiliertesten Historiker der deutschen Gewerkschaftsbewegung". Dieser Stellung wird er ihrer Ansicht nach auch in dieser Sammlung seiner Aufsätze gerecht. Schönhoven berichtet darin von der "Pionierarbeit" der Gewerkschaften seit 1914, begleitet sie durch die Weimarer Republik über die Gründung der Einheitsgewerkschaft nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur globalen Gegenwart. Grebing hat viele "seriöse Informationen und Reflektionen" gefunden, darüber hinaus schätzt sie die intellektuelle Wachsamkeit des mittlerweile 60-Jährigen sowie die "Präzision seines Antwortens". Schönhoven scheue sich auch in diesen Aufsätzen nicht, "unbequeme Positionen als Zeitgenosse zu beziehen".

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