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Die Beschäftigung mit der Theoriengeschichte eröffnet - im Spannungsfeld von gestern und heute, von alt und neu, von Tradition und Fortschritt - einen sehr anregenden Zugang zur Volkswirtschaftslehre. Sie stärkt darüber hinaus das Bewusstsein für Entwicklungen und gewährt vor allem Orientierung. An dogmenhistorischen Positionen werden u.a. vorgestellt: Der "Aspekt der Ökonomik" in der Antike und im Mittelalter, Merkantilismus, Physiokratismus, Klassischer Liberalismus, Sozialismus, Historismus, Grenznutzenlehre, neoklassische Lehren (einschließlich Welfare Economics und Neue…mehr

Produktbeschreibung
Die Beschäftigung mit der Theoriengeschichte eröffnet - im Spannungsfeld von gestern und heute, von alt und neu, von Tradition und Fortschritt - einen sehr anregenden Zugang zur Volkswirtschaftslehre. Sie stärkt darüber hinaus das Bewusstsein für Entwicklungen und gewährt vor allem Orientierung. An dogmenhistorischen Positionen werden u.a. vorgestellt: Der "Aspekt der Ökonomik" in der Antike und im Mittelalter, Merkantilismus, Physiokratismus, Klassischer Liberalismus, Sozialismus, Historismus, Grenznutzenlehre, neoklassische Lehren (einschließlich Welfare Economics und Neue Institutionenökonomik), Keynesianismus, Neoliberalismus und Evolutorische Wirtschaftstheorie. In der zweiten Auflage sind einige Kapitel ausgebaut worden. Beispielsweise ist zum Frühsozialismus und Marxismus der Liberalsozialismus hinzugekommen. Ergänzt wurde das Kapitel Monetarismus. Die Nobelpreisträger wurden mit der offiziellen Preisbegründung in einem Anhang hinzugefügt.
Autorenporträt
Univ. Prof. Dr. rer. pol. Gerhard Kolb war zuletzt (bis 2001) Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Wirtschaftslehre und ihre Didaktik an der Universität Hildesheim. Innerhalb der Wirtschaftslehre vertrat er (selbst Diplom-Volkswirt) schwerpunktmäßig das Fach Volkswirtschaftslehre. An der Universität Hildesheim war er über viele Jahre zugleich geschäftsführender Direktor des Instituts für Arbeit-Wirtschaft-Technik. Vorher lehrte er Wirtschafts- und Arbeitslehre (einschließlich ihrer Didaktik) an der Universität Bayreuth. In den 1970er Jahren war er langjähriger Lehrbeauftragter für Volkswirtschaftliche Dogmengeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2004

Vergangenheit und Theorie
Gerhard Kolbs Geschichte ökonomischen Denkens

Gerhard Kolb: Geschichte der Volkswirtschaftslehre. Dogmenhistorische Positionen des ökonomischen Denkens. Zweite, überarbeitete Auflage, Verlag Franz Vahlen, München 2004, 219 Seiten, 20 Euro.

Theoriegeschichte hat in der Wirtschaftswissenschaft der Gegenwart derzeit nur einen geringen Rang. Während zu Zeiten der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie die Geschichte alles überwucherte, ist dies gegenwärtig mit dem theoretischen Ansatz der Fall. Namentlich das immer noch dominierende makroökonomische Interesse scheint jede historische Betrachtung überflüssig zu machen. Geschichtliche Reflexion ist jedoch ein erprobtes Mittel, um an Aufgabenstellungen und Problemlösungen der Wirtschaftstheorie verständnisvoll heranzuführen. Dabei darf die Ordnung als Ganzes nicht aus den Augen verloren werden. Voraussetzung einer guten Theoriegeschichte wären daher erstens eine Kenntnis der Schlüsselwerke aus erster Hand, zweitens ein eigener ordnungstheoretischer Standort, der hilft, die jeweiligen Bausteine in das Ganze einzufügen, selbst bei nicht vermeidbarer Subjektivität, und drittens eine didaktische Aufarbeitung, die Stoffüberfüllung genauso vermeidet wie eklektische Meinungssammelei. Bis heute unübertroffenes Meisterwerk der Gattung ist immer noch das von Kolb auch gern zitierte, bekannte Geschichtsbuch von Charles Gide und Charles Rist.

Wie sieht es unter diesen Gesichtspunkten mit Gerhard Kolbs historischer Bemühung aus? Positiv zu vermerken ist, daß überhaupt ein deutscher Autor sich gegenwärtig an eine solche Geschichte wagt. Ferner, daß es ihm in den ersten Teilen gelingt, die jeweiligen Lehrmeinungen in bezug zu Fragestellungen und Problemlösungen des Fachs in der Gegenwart zu stellen und dadurch interessant zu machen. Die Gliederung für die ältere Geschichte ist plausibel und schließt sich im übrigen vielfach an Gide/Rist an. Was Kolb jedoch im Unterschied zu diesen Autoren häufig unterläßt, ist eine Beurteilung der jeweiligen Lehrmeinung vom derzeitigen Wissen aus. Der Leser erhält beispielsweise marxistische Ladenhüter wie die "Bewegungsgesetze des Kapitalismus" ohne Kommentar präsentiert. Besonders schmerzlich muß man aber die Lücken im zwanzigsten Jahrhundert empfinden. Die Wiener Schule der Wirtschaftswissenschaft wird nur in ihrer ersten Generation (Carl Menger, Friedrich von Wieser, Eugen von Böhm-Bawerk) vorgestellt. Nicht einmal der große Ludwig von Mises und seine Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Ordnungsentwurf werden erwähnt - dagegen erhält der deutsche Kameralist Johann Justi eine ganze Seite.

Die Theorie löst sich im zwanzigsten Jahrhundert bei Kolb auch fast gänzlich von den wirtschaftshistorischen Ereignissen. So wird auf das Experiment mit zentraler Planwirtschaft und die Gründe seines Scheiterns nicht eingegangen - das wirtschaftshistorische Zentralereignis des Jahrhunderts! Auch Hayeks Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialtheorie werden nur beiläufig erwähnt. Die Schule der amerikanischen Linie der "Austrian Economics" erfährt keinerlei Würdigung, während dem Keynesianismus samt neuerer Verästelungen eine unverhältnismäßige Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Neuerungen der Public-Choice-Schule bleiben dem Leser fast vorenthalten, ebenso die vielen Innovationen der Chicago-Schule oder die interessanten Ansätze der amerikanischen Institutionentheorie. So ist das Urteil über dieses Buch gespalten: Der Abschnitt über die ältere Geschichte - obwohl leider überwiegend aus zweiter Hand geschrieben - ist lobenswert. Für die Lehrmeinungen des zwanzigsten Jahrhunderts und ihre Beziehung zur historischen Realität sucht man sich aber besser andere Autoren.

GERD HABERMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2004

Aus dem Gestern das Heute begreifen
Wirtschaftswissenschaft lässt sich nicht verstehen, wenn das Bewusstsein ihrer Geschichte fehlt. Die Aussage stammt von dem unorthodoxen kanadischen Ökonomen John Kenneth Galbraith. Der Hildesheimer Wirtschaftsprofessor Gerhard Kolb zitiert ihn im Vorwort zu seiner Geschichte der Volkswirtschaftslehre, die jetzt in einer zweiten und gründlich überarbeiteten Auflage erschienen ist. Es ist ein sehr treffendes Motto für das Lehrbuch. Zwar interessieren sich, seit es den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gibt, zunehmend auch Laien für Leben und Werk herausragender Ökonomen, trotzdem fristet die Dogmengeschichte an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten immer noch ein Schattendasein. Dabei könnte gerade die Beschäftigung mit der Vielfalt der Lehrmeinungen und ihrer Herkunft der ökonomischen Ausbildung Fundierung und Tiefe geben.
Kolbs Geschichte der Volkswirtschaftslehre hat bei Erscheinen der ersten Auflage 1997 generell ein sehr positives Echo gefunden. Vor allem lobten die Kritiker , dass Kolb die gegensätzlichen Positionen und Richtungen der Ökonomie differenziert und gründlich darstellte. Dieser Eindruck bestätigt sich auch in der zweiten Auflage. Bereits dem flüchtigen Leser fällt auf, dass er über Denkschulen, die in der Nationalökonomie heute allgemein - und größtenteils zu Recht - abgelehnt werden, sehr viel und auch viel Unerwartetes erfährt. Das gilt zum Beispiel für den Merkantilismus, jene hohe Schule des Staatsinterventionismus, die besonders mit dem Namen des Finanzministers Ludwigs XIV., Jean-Baptiste Colbert, verbunden ist. Kolb zeigt, dass der Merkantilismus - und der von ihm abgeleitete Kameralismus - nie über ein geschlossenes theoretisches System verfügte und dass einige merkantilistische Positionen aus ihrer Zeit heraus sogar durchaus verständlich sind.
Sehr differenziert stellt Kolb auch den Sozialismus dar, besonders den noch nicht von Karl Marx beeinflussten Frühsozialismus. Neu hinzugekommen ist in der zweiten Auflage ein Kapitel über eine Reihe von Strömungen, die Kolb unter dem etwas mutigen Begriff „Liberalsozialismus” zusammenfasst. Dazu zählt er den Amerikaner Henry George, der alle Steuern außer jenen auf die Erträge aus Grund und Boden abschaffen wollte, oder den Deutschen Franz Oppenheimer, einflussreicher Lehrer des späteren Bundeswirtschaftsministers Ludwig Erhard. Neu in der zweiten Auflage sind außerdem ein Kapitel über den Monetarismus und über langfristige Aspekte im Denken von John Maynard Keynes, dazu eine Liste der bisherigen Nobelpreisträger.
Kolbs Dogmengeschichte ersetzt nicht die Lektüre einzelner Ökonomen im Original, sie ist auch nicht immer leicht zu lesen - unter anderem, weil der Autor sich sehr häufig im Text selbst auf die Sekundärliteratur bezieht. Aber wahrscheinlich ist dies der Preis, der bei einem Buch zu zahlen ist, das auf sehr begrenztem Raum die wichtigsten Stränge des ökonomischen Denkens nicht nur referieren sondern auch einordnen will. Ein Buch, dem man an den Universitäten viele neue Leser wünscht.
Nikolaus Piper
Gerhard Kolb: Geschichte
der Volkswirtschaftslehre.
Dogmenhistorische Positionen
des ökonomischen Denkens.
2. Aufl. Verlag Vahlen München 2004, 219 Seiten, 20,00 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Gerd Habermann lobt zunächst, dass Gerhard Kolb sich mit diesem Band wieder in die heute sehr vernachlässigte Geschichte der Volkswirtschaft vorgewagt habe. Insgesamt aber fällt sein Urteil über dieses Buch jedoch "gespalten" aus. Plausibel und lobenswert findet er die von Kolb vorgenommene Gliederung für die ältere Geschichte. Was Kolb jedoch häufig unterlässt, so Habermann, ist eine Beurteilung der jeweiligen Lehrmeinung vom derzeitigen Wissen aus. Und als besonders schmerzlich müsse man die Lücken im zwanzigsten Jahrhundert empfinden: Die Wiener Schule der Wirtschaftswissenschaft etwa werde nur in ihrer ersten Generation (Carl Menger, Friedrich von Wieser, Eugen von Böhm-Bawerk) vorgestellt. Und die Darstellung im zwanzigsten Jahrhundert löse sich bei Kolb dann außerdem auch noch fast gänzlich von den wirtschaftshistorischen Ereignissen. Auf das Experiment mit zentraler Planwirtschaft und die Gründe seines Scheiterns etwa wird gar nicht eingegangen, so der betrübte Rezensent.

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