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Zum Werk:
Die sogenannte Standort-Diskussion gehört zu den zentralen Konfliktfeldern des Themenbereichs "Internationalisierung und Globalisierung".
Das Buch liefert neben einer fundierten Einführung in die wesentlichen Aspekte der Internationalen Wettbewerbsfähigkeit eine Bewertung der aktuellen Standort-Diskussion und beantwortet unter anderem die Frage, ob Standortschwäche mit Strategiedefizit gleichzusetzen ist.

Produktbeschreibung
Zum Werk:
Die sogenannte Standort-Diskussion gehört zu den zentralen Konfliktfeldern des Themenbereichs "Internationalisierung und Globalisierung".
Das Buch liefert neben einer fundierten Einführung in die wesentlichen Aspekte der Internationalen Wettbewerbsfähigkeit eine Bewertung der aktuellen Standort-Diskussion und beantwortet unter anderem die Frage, ob Standortschwäche mit Strategiedefizit gleichzusetzen ist.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2001

Die Mär von der Standortflucht
Ein Buch über die Irrungen und Wirrungen einer empirischen Diskussion

Stefan Müller/Martin Kornmeier: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion. Verlag Vahlen, München 2000, 300 Seiten, 58 DM.

Klagen über den Wirtschaftsstandort gehören zum Alltag. Aber ist der deutsche Standort tatsächlich so schlecht, wie empirische Vergleiche häufig belegen sollen? Oder ist das Wort von der Standortflucht nur eine Chiffre für das interessenpolitische Drohpotential mancher Unternehmen gegenüber der Regierung? Bevor sie den deutschen Standort letztlich in Schutz nehmen, weisen die Betriebswirtschafter Stefan Müller und Martin Kornmeier (beide TU Dresden) warnend darauf hin, daß die Messung von Standortqualitäten erhebliche methodische Schwierigkeiten bereite. Zwar legen die Autoren selbst empirisches Material vor. Sie versehen dieses jedoch mit einem Vorbehalt des Zweifels - nach der Devise, daß "begründete Zweifel keinen Rückschritt im Erkenntnisprozeß bedeuten, sondern diesen in Gang setzen".

Nach Ansicht der Autoren fallen die herkömmlichen "eindimensionalen Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit" wie Preise, Technologie, Lohnstückkosten und Kapitalkennziffern in die Kategorie des "naiven Empirismus". Die akademische Standort-Diskussion sei preisorientiert verkürzt und berücksichtige die "weichen Faktoren" wie den sozialen Konsens in einem Land, das Humankapital, das Ausbildungsniveau, die Kultur und die öffentlichen Güter nicht ausreichend. Auch quantifizierbare Größen würden häufig so mißinterpretiert, daß in der Diskussion immer wieder die "Mär von der Standortflucht" auftauche. So werde vernachlässigt, daß es bei Auslandsinvestitionen zumeist um strategische Ziele gehe, um Marktzugang, Marktnähe und Kundenbindung. Lohn-, steuerpolitische oder arbeitsrechtliche Erwägungen, die man als Motive für "Standortflucht" werten könnte, spielten eine nachgeordnete Rolle.

Selbst wenn man die Klagen über einen Kostennachteil der in Deutschland arbeitenden Unternehmen ernst nimmt - wie Müller und Kornmeier zitieren, sind nach Analysen der Unternehmensberatungsgesellschaften Arthur D. Little und McKinsey zwei Drittel dieses Nachteils hausgemacht und auf Managementdefizite zurückzuführen. Mit dieser Betonung des menschlichen Elements verweisen die Autoren wieder auf die schwierige Meßbarkeit intangibler Faktoren. Wenn das für Unternehmen gelte - "warum sollte dies auf der Ebene von Nationen leichter möglich sein"?

Doch nicht nur vor diesem Hintergrund konstatieren die Autoren die Vergeblichkeit der Standortdiskussion. Verheerend sei vor allem die mangelnde Objektivität jener, die sich an dieser Diskussion überhaupt beteiligten - gemäß einem Wort von John Maynard Keynes: "In der Wirtschaft gibt es nur Interessenten." Exemplarisch führen die Autoren dies anhand der Rollen und Argumente eines Gewerkschaftlers, eines Volkswirts und eines Unternehmensvertreters abseits jeglichen rationalen Diskurses vor. Des weiteren entlarven sie die Scheinobjektivität jedes internationalen Vergleichs von Arbeitszeiten und zeigen, wie zum Beispiel die Diskussion über die Steuerreform von den jeweils zugrunde liegenden Werturteilen abhängt. Außerdem gebe es eine Vielzahl von empirischen Fallstricken. So könnten unvollständige Datenbasen methodische Probleme aufwerfen, die wiederum die Ergebnisse verzerrten.

Nach Ansicht Müllers und Kornmeiers sind in Deutschland intangible, hausgemachte Standortschwächen von größerer Bedeutung als jede Kostenziffer. Die "sozio-ökonomisch zu verstehende Innovationsdynamik" leide unter der Verbandsmacht, unter der "Hybris der Parteien" und unter der Entscheidungsschwäche der politischen Instanzen. Die tatsächlich zu beobachtende Standortverlagerung ins Ausland ergebe sich vor allem aus solchen Innovationsschwächen - an denen freilich nicht nur Verbände, Parteien und Regierungen, sondern in vielen Fällen auch die Unternehmen selbst schuld seien. Nur eine Minderzahl der Unternehmen werde marktorientiert geführt. "Was wir benötigen, . . . sind menschliche Qualitäten, die sich nur schwerlich quantifizieren . . . lassen: Kreativität, Motivation, Optimismus, Zukunftsorientierung, Mut."

MARTIN HAHMANN

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Obwohl sich Martin Hahmann mit einem dezidierten Urteil in seiner Rezension zurückhält, so wird doch zwischen den Zeilen eine große Anerkennung für die Untersuchungen der Autoren deutlich. So gefällt ihm anscheinend sehr, dass die Autoren klar machen, wie heikel eine Beurteilung von Standortvorteilen ist, besonders dann, wenn man lediglich die `eindimensionalen Faktoren` wie "Preise, Technologie, Lohnstückkosten und Kapitalkennziffern" zur Grundlage nimmt. Mindestens genauso wichtig sind für Müller und Kornmeier nämlich die sogenannten `weichen Faktoren` wie "Humankapital, das Ausbildungsniveau, die Kultur und die öffentlichen Güter". Außerdem wird, wie Hahmann weiter referiert, häufig außer Acht gelassen, dass es sich bei der sogenannten Standortflucht meist um Versuche der Unternehmen handelt, in anderen Ländern Zugang zu Märkten zu gewinnen. Ein weiterer Aspekt, den Hahmann an der Studie besonders wichtig zu finden scheint, ist die Beschäftigung der Autoren mit dem Thema Objektivität. So hätten sie anhand von Argumenten eines "Gewerkschaftlers, eines Volkswirts und eines Unternehmensvertreters" deutlich gemacht, wie sehr die Debatte um den Standort sich "abseits jeglichen rationalen Diskurses" bewegt. Im Übrigen liege ein Großteil der Schuld bei den deutschen Standortschwierigkeiten bei den Unternehmen: Es mangele oft an `menschlichen Qualitäten (...): Kreativität, Optimismus, Zukunftsorientierung, Mut` - eine Forderung, der sich der Rezensent offenbar anschließen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
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