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Sandale hat keine Träume mehr. Sie lebt in Bukarest auf der Straße, amBahnhof geht sie betteln, in der Kanalisation schläft sie. Ansonsten ist die Sozialstation ihre einzige Anlaufstelle und so etwas wie eine Familie für sie. Als sie eines Abends dort hingeht, erkennt sie in dem neuen Zivildienstleistenden den Jungen wieder, dem sie am Bahnhof den Rucksack geklaut hat. Zu ihrer großen Überraschung verrät Martin sie nicht, doch das macht sie nur wütend. Denkt der reiche Junge aus Deutschland, dass sie sein Mitleid braucht? In dieser ergreifenden Geschichte entdecken Sandale und Martin gemeinsam, dass Träume überall wohnen.…mehr

Produktbeschreibung
Sandale hat keine Träume mehr. Sie lebt in Bukarest auf der Straße, amBahnhof geht sie betteln, in der Kanalisation schläft sie. Ansonsten ist die Sozialstation ihre einzige Anlaufstelle und so etwas wie eine Familie für sie. Als sie eines Abends dort hingeht, erkennt sie in dem neuen Zivildienstleistenden den Jungen wieder, dem sie am Bahnhof den Rucksack geklaut hat. Zu ihrer großen Überraschung verrät Martin sie nicht, doch das macht sie nur wütend. Denkt der reiche Junge aus Deutschland, dass sie sein Mitleid braucht? In dieser ergreifenden Geschichte entdecken Sandale und Martin gemeinsam, dass Träume überall wohnen.
Autorenporträt
Carolin Phillips wurde 1954 geboren und ist Gymnasiallehrerin in Hamburg. Sie ist mit einem Vietnamesen verheiratet und hat zwei Kinder. Besonders interessiert ist sie an Themen (auch politisch aktuellen), die Kinder und Jugendliche heute beschäftigen. Für ihren Roman "Milchkaffee und Streuselkuchen" wurde Carolin Philipps der "Mentioning Award des UNESCO-Price for Tolerance and Peace 2000" verliehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2006

Trost im Schnüffeln
Der Kampf ums Überleben der Straßenkinder in Bukarest
Rumänien ist ein armes Land, viele Menschen kämpfen dort ums nackte Überleben - entsprechend viele Kinder werden von ihren Eltern einfach im Stich gelassen, oder sie flüchten, um dem Streit zu Hause zu entkommen. Die Straßenkinder von Bukarest schlafen in der Kanalisation, suchen sich ihr Essen in Mülltonnen und versuchen an Geld durch Stehlen und Prostitution zu kommen. Trost finden sie vor allem im Schnüffeln von Klebstoffdampf, Aurolac, der das Gehirn benebelt und den Körper zerstört.
Der österreichische Pater Georg Sporschill hat 1991 das Netzwerk „Concordia” gegründet, das mit verschiedenen Angeboten den Straßenkindern ein Zuhause und Hoffnung auf ein besseres Leben gibt. Carolin Philipps beschreibt in ihrem Roman „Träume wohnen überall” sehr einfühlsam aus der Sicht der 15-jährigen Sandale, wie das ist, wenn man einmal die Freiheit der Straße und den Zusammenhalt unter den Kindern erlebt hat, und wie schwierig der Weg zurück in „geordnete Verhältnisse” ist.
Eine warme Dusche
Das Mädchen hat sich eigentlich mit dem Leben auf der Straße arrangiert und ist stolz auf ihren unerschrockenen Freund Lucian. Er ist ihr Beschützer und Vertrauter, obwohl der „Freund Aurolac” immer zwischen ihnen steht. Für diese Droge tut er alles. Sandales Tag ist ausgefüllt mit der Suche nach Essen, einem trockenen, warmen Schlafplatz und dem Beschaffen von Geld für Klebstoff. Träume hat sie keine. Hin und wieder sucht sie die Sozialstation Lazar auf, bekommt dort zu essen und eine warme Dusche. Aber dann zieht es sie doch zurück zum Bahnhof.
Beim großen Sommerfest des Kinderhauses sieht sie dann ihre jüngere Schwester wieder, die sich ganz auf das Leben in der „Concordia” eingelassen hat. Sie spielt Klavier, sieht gesund und hübsch aus, hat Träume und Zukunftspläne und will Tierärztin werden. Doch wollte Sandale ihr Leben auch in geordnete Bahnen lenken, so wäre der Preis dafür, sich den Regeln und Vorschriften der Sozialstation unterzuordnen, mit Putz- und Küchendiensten, festen Mahl- und Schlafenszeiten und täglicher Kontrolle.
Carolin Philipps schildert anschaulich das Dilemma und verknüpft zusätzlich sehr geschickt das Lebensbild behüteter Jugendlicher aus Deutschland oder Österreich mit den Problemen der jungen Rumänen. Dass es für den 19-jährigen Zivildienstleistenden Martin eine Katastrophe bedeutet, wenn sich sein Vater von seiner Mutter trennt, ist für Sandale, die nicht einmal weiß, wer ihr Vater ist und ob sie überhaupt noch ihre Mutter erkennen würde, nicht nachvollziehbar. Für sie lebt Martin in paradiesischen Verhältnissen.
Unter dem Motto „Ostwind-Westwind” hat Pater Sporschill ein Programm aufgebaut, das Jugendliche aus den westlichen Wohlstandsländern, die sich vielleicht von der übertriebenen Fürsorge der Eltern eingeengt fühlen, nach Osteuropa „wehen soll”, um dort zu erleben, was es heißt, ohne Familie auf der Welt zu sein. Es soll Gewinn für beide Seiten bringen; die Jugendlichen aus dem Westen können ungeahnt tiefe Beziehungen zu den rumänischen Kindern knüpfen, und diese freuen sich über die neuen Freundschaften. Nähere Informationen dazu unter www.concordia.co.at im Internet.
BIRGITT VON MALTZAHN
CAROLIN PHILIPPS: Träume wohnen überall. Ueberreuter Verlag, Wien 2006. 160 Seiten, 9,95 Euro. Ab 14 Jahren.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit ihrer Besprechung stellt Rezensentin Birgitt von Maltzahn sowohl ein reales Sozialprojekt für Straßenkinder in Bukarest vor als auch einen wirklichen Roman. Beide überschneiden sich in der Hauptfigur, der fünfzehnjährigen Sandale. Die Autorin hat aus Sicht der Rezensentin nicht nur einen "einfühlsamen" Roman 'von unten' geschrieben, sie relativiere durch die Augen von Sandale auch die normalen Wertvorstellungen der behütet bürgerlichen Welt. Sandale sei nämlich als erfahrenes Straßenkind und Schnüffelsüchtige auch eine selbständige Person, der das ordentliche Leben in Pater Sporschills Sozialstation gar nicht nur erstrebenswert erscheint. Ein weiterer Kontrast, den die Autorin "geschickt" und "anschaulich" einflechte, sei der zu Jugendlichen aus Deutschland oder Österreich, wenn die verschiedenen Dimensionen von Wehwehchen aufeinanderprallten.

© Perlentaucher Medien GmbH