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Von Lenin bis Gorbatschow - alle Führer der Sowjetunion prägten das Zwanzigste Jahrhundert nachdrücklich. Dimitri Wolkogonow, Offizier der Roten Armee, Direktor des Instituts für Militärgeschichte und Militärberater Jelzins, hatte Einblick in die geheimen Dokumente aus sieben Jahrzehnten Sowjetherrschaft. Er hat daraus ein Buch gemacht, das in das Innerste der Kommunistischen Herrschaft blicken lässt.
In den sieben Jahrzehnten ihres Bestehens wurde die Sowjetunion von sieben Männern regiert, die nachhaltig und auf unterschiedliche Weise die Weltgeschichte prägten. Der russische Historiker
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Produktbeschreibung
Von Lenin bis Gorbatschow - alle Führer der Sowjetunion prägten das Zwanzigste Jahrhundert nachdrücklich. Dimitri Wolkogonow, Offizier der Roten Armee, Direktor des Instituts für Militärgeschichte und Militärberater Jelzins, hatte Einblick in die geheimen Dokumente aus sieben Jahrzehnten Sowjetherrschaft. Er hat daraus ein Buch gemacht, das in das Innerste der Kommunistischen Herrschaft blicken lässt.
In den sieben Jahrzehnten ihres Bestehens wurde die Sowjetunion von sieben Männern regiert, die nachhaltig und auf unterschiedliche Weise die Weltgeschichte prägten. Der russische Historiker Dimitri Wolkogonow zeigt in seinem letzten Werk die Wahrheit hinter den Kulissen der kommunistischen Herrschaft in Russland. Er kannte die letzten vier Herrscher persönlich und hatte darüber hinaus als Militärberater Jelzins Zugang zu den Archiven der Roten Armee sowie Einblick in Geheimdokumente der kommunistischen Partei und in geheime Präsidentschaftsakten.
In seinem Werk zeigt er, wie die Männer an der Spitze das sowjetische Herrschaftssystem systematisch zerstörten. Er beleuchtet Lenis paranoiden Charakter, der mit seinen Ängsten und Wahnvorstellungen die kommunistische Partei grundlegend prägte und ihre Struktur vorgab. Das Buch gibt Einblick in Stalins Außenpolitik, die Anfänge des Korea Kriegs, die Kubakrise Chrutschows, Breschenews Stupidität, den Krieg in Afghanistan, Polen und die Solidarnosc, den Zynismus des Politbüros - und schließlich die Rolle Gorbatschows, seinen Leninismus und seine Bedeutung für die Geschichte. Sieben Jahrzehnte sowjetischer und Weltgeschichte treten lebendig vor die Augen der Leser.
Die kommunistischen Führer prägten das 20. Jahrhundert wie kaum etwas anderes - Dimitri Wolkogonows Biographien dieser Männer erlauben eine Innensicht in das Getriebe der kommunistischen Diktatur, wie sie erhellender kaum ausfallen kann.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2001

Sieben Kremlherren und nur eine Lehre
Von Lenin bis Gorbatschow: Porträts von Dimitri Wolkogonow

Dimitri Wolkogonow: Die Sieben Führer. Aufstieg und Untergang des Sowjetreichs. Societäts-Verlag, Frankfurt 2001. 572 Seiten, 78,- Mark.

Er bekennt, Gefangener einer Utopie gewesen zu sein, ein orthodoxer Marxist, dem es erst nach schweren inneren Kämpfen gelungen sei, sich von der Schimäre der bolschewistischen Ideologie zu befreien. Und weiter der Autor über sich selbst: "Vielleicht war das einzig Wichtige, was ich in meinem Leben erreicht habe, der Bruch mit der Überzeugung, an der ich so lange festgehalten hatte." Das schaffte der Generaloberst Dimitri Wolkogonow immerhin noch zu Sowjetzeiten. In dieser Hinsicht war er sogar Michail Gorbatschow voraus, der sich nicht vom Kommunismus lossagen wollte. Das tat erst Boris Jelzin. Aber da lag das östliche Imperium bereits in Trümmern.

Wolkogonow war lange Zeit das, was man heute einen Hardliner nennt. Er tat sich in der militärischen Propaganda hervor, brachte es zum Chef der Politischen Hauptverwaltung der Armee und wurde 1985, als Gorbatschow zum Kremlherrn avancierte, mit der Leitung des Instituts für Militärgeschichte betraut. Als solcher fand er Zugang zu den Geheimarchiven, was dann kurz vor dem Untergang der Sowjetunion dazu führte, daß er an die Spitze einer Kommission für die Freigabe von Staats- und Parteidokumenten berufen wurde. Das Resultat: Bis Ende 1993 machte Wolkogonow, der zwei Jahre später einem Krebsleiden erliegen sollte, der Öffentlichkeit Millionen Akten zugänglich.

Nicht wenige russische Historiker warfen ihm vor, seine Archivarbeit vornehmlich zu eigenen Zwecken zu nutzen. Diese Vermutung lag in der Tat nahe, denn Wolkogonow hatte bereits 1978 mit der Arbeit an einer Stalin-Biographie begonnen. Als diese zwölf Jahre später endlich auch in der Sowjetunion erscheinen durfte, entschloß sich der Autor zu einem bedeutend delikateren Unterfangen: den sowjetischen Staatsgründer Wladimir Lenin vom Sockel zu stoßen, ihn als einen Tyrannen zu entlarven.

In dem Buch über die sieben Sowjetführer führt Wolkogonow eine Reihe zusätzlicher Beweise für den despotischen Charakter Lenins an. Was sich an kultureller Herkunft dieses Mannes aus russischen, deutschen, jüdischen, kalmückischen und auch schwedischen Quellen speiste, verdichtete sich zu einem "bösen Genie", wie schon kurz nach der bolschewikischen Revolution der Menschewik Alexander Potressow befand. Zwar bescheinigten ihm selbst seine Feinde einen eisernen Willen und eine unbezähmbare Energie. Doch Lenins Sicht der Dinge war sozusagen eindimensional, war ganz auf totale Macht ausgerichtet und auf eine kommunistische "Weltrevolution", für die er zum Zwecke der Agitation und Propaganda seinem bitterarmen Land riesige Summen entzog. Von Nationalstolz hingegen konnte bei ihm keine Rede sein. Er war ein Mann von menschenverachtender Grausamkeit, der nur noch von seinem Nachfolger Jossif Stalin überboten wurde.

Der Tyrann georgischer Herkunft teilte mit seinem Lehrmeister zweierlei: eine sehr begrenzte, rein funktional von dem Streben nach absoluter Herrschaft bestimmte Kenntnis Rußlands sowie den Hang zu brutalen Experimenten, was im Falle Stalins besonders in der mörderischen Kollektivierung der Landwirtschaft und in den nicht minder blutigen "Säuberungen" vor allem der dreißiger Jahre seinen Niederschlag fand. Wolkogonow verdammt ihn wegen seines Paktierens mit Hitler.

Wenn nicht mit sensationellen Neuigkeiten, so doch mit interessanten, für Stalins Außenpolitik aufschlußreichen Details wartet der Autor unter anderem beim archivarischen Erhellen der sowjetisch-chinesischen Beziehungen und der Ursprünge des Koreakriegs auf. Doch was immer es an "Errungenschaften" während der Stalinzeit gegeben haben mochte: an allen klebte Blut, viel Blut. Zwischen 1929 und 1953, dem Todesjahr des zweiten Sowjetführers, nahm der Staat, wie Wolkogonow summiert, 21,5 Millionen seiner Bürger das Leben. Niemals zuvor in der jüngeren Menschheitsgeschichte hatte es einen solchen Krieg gegen die eigene Bevölkerung gegeben.

Es war Nikita Chruschtschow, der den Mut aufbrachte, aus dem verbrecherischen Wirken seines Vorgängers kein Hehl zu machen. Der dritte Sowjetführer ging sogar noch einen Schritt weiter und erkannte die Notwendigkeit zu wirtschaftlichen Reformen an. Dabei stand diesem, verglichen mit Lenin und Stalin geradezu gutmütig wirkenden Diktator jedoch nicht nur sein sprunghaftes, auch außenpolitisch höchst unberechenbares und manchmal abenteuerliches Verhalten im Wege, sondern ebenso eine verhängnisvolle Fehleinschätzung des gesamten Systems. Er erlag, wie nach ihm alle anderen Kremlherren bis hin zu Gorbatschow, dem Irrglauben, die leninistische Staats- und Gesellschaftsform sei für die Sowjetunion das einzig Zukunftsweisende und lediglich von Stalin in Mißkredit gebracht worden.

Nachfolger Leonid Breschnew sollte sich als die pure Personifizierung des alten Systems erweisen. Wolkogonow schreibt ihm die Psyche eines mittleren Parteifunktionärs zu: eitel, mißtrauisch, konventionell. Unter ihm konnte der Apparat schalten und walten, solange er die Ruhe innerhalb der Nomenklatura nicht störte. Daß die Sowjetunion durch das Streben ihres mächtigen militärisch-industriellen Komplexes, mit den Vereinigten Staaten rüstungsmäßig gleichzuziehen, wirtschaftlich immer größeren Schaden nahm, zumal sie obendrein militärisch in Afghanistan eingefallen war, schien ihm verborgen zu bleiben. Er war eine Marionette des Apparats und verkörperte nicht nur die alte "Ordnung", sondern das fortschreitende Siechtum der Sowjetunion schlechthin.

Dessen war sich sein Nachfolger Jurij Andropow wie kaum ein anderer in diesem Apparat bewußt, nachdem er zuvor den KGB geleitet hatte. Doch seine zaghaften Reformschritte führten nicht weit: zum einen, weil Andropow auf orthodoxe Weise dem Kommunismus verhaftet blieb, wie nicht zuletzt die Dissidenten zu spüren bekamen, und zum anderen, weil er nur fünfzehn Monate nach seinem Amtsantritt einem Nierenleiden erlag. Nicht einmal diese kurze Zeitspanne, sondern noch zwei Monate weniger blieben seinem Nachfolger Konstantin Tschernenko vergönnt, einem Parteibürokraten, der im Vorzimmer Breschnews zu fragwürdigen Ehren gekommen war und als Kremlherr keine Spuren hinterließ.

Das läßt sich von Gorbatschow wahrhaftig nicht sagen. Er war der erste (und letzte) der sieben Sowjetführer, der mit seiner Politik der Glasnost und Perestrojka die Sowjetvölker zum Nachdenken über die fundamentalen Fragen des Sowjetsystems anregte, ohne indes das System als solches in Frage zu stellen. So einsichtig und weitsichtig seine Außenpolitik war, die ihm zu Recht viel Anerkennung und Bewunderung eintrug, so sehr unterschätzte er im eigenen Land die ethnische und nationale Sprengkraft, die dem Vielvölkerstaat innewohnte und die sich beim ersten Nachlassen der Zwangsherrschaft prompt entladen sollte. Der einzige, wenngleich in mancher Hinsicht unfreiwillige Held unter den Kremlherren suchte wie seine Vorgänger an einer Lehre festzuhalten, die auch und gerade für ihn von Jugend an das kanonische A und O seines Lebens gewesen war - am Leninismus, mit dem in Wahrheit nicht nur für Rußland eine der schlimmsten Tragödien in der Menschheitsgeschichte ihren Anfang genommen hatte.

WERNER ADAM

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2001

Väterchen Stalin und seine Brüder
Ein ehemaliger Propaganda-Offizier legt mit seinen Porträts der Sowjetführer ein Standardwerk vor
Der Aufbau des Kommunismus in der Sowjetunion war das größte soziale Experiment in der Geschichte Europas – und es ist, mit Millionen Toten, mit immensen Zerstörungen an Kulturgütern und nicht zu messenden Verwüstungen im moralischen Wertesystem vor allem der russischen Gesellschaft, gründlich danebengegangen. Dimitri Wolkogonow hat die Stagnation und das Ende der UdSSR an verantwortlicher Stelle selbst miterlebt. Er war „Politruk”, also Propaganda-Offizier. Unter Michail Gorbatschow wurde er ein glühender Anhänger der Perestroika, der mit begrenzten Reformen sowohl die Parteiherrschaft als auch die Sowjetunion retten wollte.
Wolkogonow begriff, dass zur Demokratisierung eine Aufarbeitung der Vergangenheit gehörte. Mit fundierten, aber dennoch gut zu lesenden Büchern über die Sowjetführer Lenin, Stalin sowie den später verjagten und ermordeten Trotzki trug er seinen Teil dazu bei. In seiner letzten Arbeit zeichnete der 1995 gestorbene Autor zusätzlich die Porträts der Parteichefs Chruschtschow, Breschnew, Andropow, Tschernenko, schließlich Gorbatschow – und schuf in seiner bewährten Art ein weiteres Buch, das alle Kriterien erfüllt, um ein Standardwerk zu werden.
Von den asketisch lebenden Intellektuellen Lenin und Andropow abgesehen, der als Erfinder der „Psychokliniken” für Andersdenkende gilt, hatten alle Parteiführer einen Hang zum Luxusleben – und sie waren eitel. Am auffälligsten war dies neben Stalin, um den ein irrationaler Personenkult entstand, bei Breschnew, der sich mit Orden behängen ließ und sogar den Leninpreis für Literatur für seine ohnehin nicht von ihm selbst verfassten Memoiren erhielt – einer von vielen Tiefpunkten der „Sowjetkultur”. Auch Gorbatschow, den Wolkogonow bei aller Kritik an seinen politischen Fehlentscheidungen mit Sympathie porträtiert, war eitel. So legte er persönlich großen Wert darauf, dass alle seine Reden in prachtvollen Buchausgaben erschienen. Auch habe ihn das überschäumende Lob aus dem Westen geradezu taub gemacht für berechtigte Kritik aus dem Inland an seinen halbherzigen Reformen, so Wolkogonow.
Gestützt auf bislang unbekanntes Material aus den Parteiarchiven führt der Autor genüsslich auch Beispiele dafür an, wie ungebildet die meisten der Sowjetführer waren. Breschnew hat selten bis nie Bücher gelesen, seine persönlichen Notizen weisen zahlreiche Rechtschreibfehler auf. Er hielt darauf fest, wann er beim Friseur und im Schwimmbad war, mit wem er telefoniert und was er gegessen hatte. Doch politische Gedanken machte er sich offenbar selten, dafür hatte er den Parteiapparat.
Wolkogonow betont an mehreren Stellen, dass Breschnew, der als Kompromisskandidat an die Macht gekommen war und dann 18 Jahre lang Kremlherr blieb, ein gütiges und harmoniesüchtiges Wesen gehabt habe. Allerdings haben Zeitgenossen auch anderes berichtet: Breschnew sei zumindest in den ersten Jahren im Amt auch aufbrausend gewesen; den Prager Reformer Dubcek soll er gar geohrfeigt haben.
Bereit für den Angriff
Beklemmend sind auch die Tagesordnungen des Politbüros, aus denen Wolkogonow ausführlich zitiert: Die Parteiführer waren offenbar überzeugt, dass der Westen Tag und Nacht einen Angriff auf die UdSSR vorbereitet, sie wurden somit Opfer ihrer eigenen Propagandaapparate. Die Phobie gegen Westagenten ging so weit, dass sogar darüber diskutiert wurde, wie die Moskauer Polizei gegen amerikanische Diplomaten vorgehen könne, die ihre Autos im Parkverbot abstellten. Neben all dem Anekdotischen – bis hin zu politischen Witzen – hat Wolkogonow aber sehr deutlich herausgearbeitet, dass das System der Repression und der Propaganda fast nur Menschen mit enormer krimineller Energie nach oben kommen ließ: Lenin, von Wolkogonow ein „böses Genie” genannt, führte einen gnadenlosen Kampf gegen seine Gegner, machte Lüge und Mord zu normalen Instrumenten der Politik.
Stalin war sein gelehriger Schüler. Seine gesamte Regierungszeit, und keineswegs nur die Säuberungen der 30er Jahre, waren eine Schreckensherrschaft. Chruschtschow befreite zwar später Hunderttausende aus dem Gulag, ließ aber auch Zehntausende dorthin schicken, darunter viele Christen und Künstler. Rechtsbrüche, der Kampf gegen Andersdenkende sowie die Unterstützung des internationalen Terrorismus bestimmten auch die Politik unter Breschnew, Andropow und Tschernenko, die vor ihrem Aufstieg an die Spitze alle wichtige Funktionen im Repressionsapparat hatten.
Gorbatschow hat erkannt, dass er dem Recht wieder zu seinem Recht verhelfen muss. Doch war er als Politiker ein zu großer Zauderer. Überdies erkannte er in seiner politischen Naivität zu spät, dass die Strukturen des Einparteienstaates dem von ihm bekämpften Bösen geradezu Vorschub leisten. THOMAS URBAN
DIMITRI WOLKOGONOW: Die sieben Führer. Aufstieg und Untergang des Sowjetreichs, Societätsverlag, Frankfurt 2001. 572 Seiten, 78 Mark.
Lenin in Scherben: Der Untergang der UdSSR entfesselte einen Bildersturm, die Büsten ehemaliger Sowjetführer landeten auf dem Müll.
SZ-Archiv
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Alle Achtung, meint Werner Adam. Der Wandlung des Autors vom marxistischen Hardliner zum Kritiker der bolschewistischen Ideologie und aufklärerischen Verwalter von Millionen von sowjetischen Staats- und Parteidokumenten zollt er seinen Respekt. Nicht zuletzt dadurch, dass er das Bild der "sieben Führer", wie es Wolkogonow entwirft, ohne Einwände nachzeichnet: Von Lenins Despotismus über die Grausamkeit Stalins und die Mittelmäßigkeit Breschnews bis hin zu Gorbatschow und seiner Perestrojka. Und bei allen immer das fatale Festhalten am Leninismus, "mit dem ... nicht nur für Russland eine der schlimmsten Tragödien in der Menschheitsgeschichte ihren Anfang genommen hat."

© Perlentaucher Medien GmbH