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"Nie im Leben! Ich heirate nicht!", schreit Manny, als er erfährt, dass sein Vater in Indien eine Braut für ihn ausgesucht hat, die er später mit siebzehn heiraten soll. Ein Mädchen, das er noch nie gesehen hat! Schließlich hat er ganz andere Pläne: Er träumt davon, Torjäger bei Liverpool oder der erste asiatische Popstar zu werden, Manny ist in England geboren, dort ist sein Zuhause. Er will auf keinen Fall so leben wie sein Vater und seine Brüder.

Produktbeschreibung
"Nie im Leben! Ich heirate nicht!", schreit Manny, als er erfährt, dass sein Vater in Indien eine Braut für ihn ausgesucht hat, die er später mit siebzehn heiraten soll. Ein Mädchen, das er noch nie gesehen hat! Schließlich hat er ganz andere Pläne: Er träumt davon, Torjäger bei Liverpool oder der erste asiatische Popstar zu werden, Manny ist in England geboren, dort ist sein Zuhause. Er will auf keinen Fall so leben wie sein Vater und seine Brüder.
Autorenporträt
Rai Bali, 1971 als Sohn indischer Einwanderer in England geboren, wuchs in Leicester auf und studierte Politikwissenschaft in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2002

Manjit macht nicht mit
Ein indischer Junge wehrt sich gegen seine traditionelle Familie
Nichts von dieser Scheiße ist sein Leben. Keiner aus seiner Familie ist ihm ein Vorbild, spürt Manjit, geboren in England, als jüngster Sohn indischer Einwanderer. Sein ewig besoffener Alter nicht, der ihn regelmäßig durch die Wohnung drischt. Fausthiebe ins Gesicht. Tritte in den Rücken. Seine wimmernd-wehklagende Mutter nicht, die schenkelschlagend Gott um einen besseren Sohn anfleht. Und ganz bestimmt nicht seine älteren Brüder; rassistische, verfettete, stinkende Affen, findet Manjit. Sie führen ein Leben auf Bestellung, so wie die Eltern es erwarten, so wie Religion und Kultur es vorschreiben, so wie die Tradition es diktiert. Oder das Missverständnis all dessen: Früh verheiratet zu werden, Kinder zu zeugen und das Erbe der heiligen pandschabischen Kultur fortzuführen, gegen die unreine, korrumpierende Kultur der westlichen Welt.
Da macht Manjit nicht mit. Denn genau das ist sein Leben: England. Der Westen. Heute. Kapuzenshirt, Hip-Hop, der Traum von einer Karriere als Torjäger bei Liverpool . Manny zu sein, nicht Manjit. Als sein Vater ihn zur arrangierten Heirat zwingen will, flippt Manny aus. Probt den Aufstand mit allen Mitteln: Alkohol, Drogen, Klauen, Schuleschwänzen – und bezieht Prügel, weil er die Ehre der Familie besudelt. Mit seinem besten Kumpel Ady, einem Schwarzen, zieht Manny um die Häuser; verliebt sich in Lisa, eine Weiße. Wenn sie das zu Hause wüssten, würden sie ihn umbringen. Bis er von der Schule fliegt und gezwungen wird, ins Heimatdorf seines Vaters zu reisen, wo sie ihn allein zurück lassen, damit er endlich einer von ihnen wird. Kleinkriegen wollen sie ihn.
„Entführung!”, brüllt Mannys Onkel Jag, schwarzes Schaf der Familie, der als Einziger den Ausbruch gewagt hat. Ein Vorbild. Bei der Flucht aus Indien wird Jag Manny helfen und ihn ermutigen, sich zu entscheiden. Für sich und sein Leben. Wie – das liest sich spannend wie ein Krimi. In einem Erstlingsroman wie ein Feuerwerk, der auch eine bemerkenswerte Auseinandersetzung mit unserer Zeit ist. Gnadenlos aus Mannys Sicht, dabei immer wieder zum Abwinken komisch, ohne nur im Geringsten lächerlich zu machen, beschreibt Bali Rai, 1971 als Sohn indischer Einwanderer in England geboren, was passieren kann, wenn gesellschaftliche und religiöse Vorstellungen aufeinander prallen. Wenn Lebensentwürfe unvereinbar sind. Wenn die zweite Generation, anders sozialisiert ist, als ihre (Vor-)Väter und das tut, was jede nachfolgende Generation tun sollte: sich befreien von den Erwartungen anderer.
„Wir sind doch alle nur Affen”, sagt Manny einmal zu Mohan, dem alten indischen Dienstboten, einem Freund. „Nur haben wir nicht ganz so viele Haare”, sagt Mohan. Denn am Ende geht es um den Menschen. (ab 14 Jahre)
CHRISTINE KNÖDLER
BALI RAI: Bloß (k)eine Heirat! Aus dem Englischen von Jacqueline Csuss. Sauerländer Verlag 2002. 290 S., 14, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Fremde Braut und Rotznase
Kurios: "Bloß (k)eine Heirat"

Manny ist dreizehn Jahre alt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, lebt er auch noch inmitten einer großen Familie: Eltern, Brüder, Schwägerinnen - alle unter einem Dach; da wird Privatsphäre notgedrungen zum Sehnsuchtsort. Manny, der eigentlich Manjit heißt, wurde in England als Sohn indischer Einwanderer geboren. Seine Familie kommt aus dem Punjab, und darauf ist sie wahnsinnig stolz. Für Manny indes ist der Punjab ein x-beliebiger Flecken der Erde. Er fühlt sich als Engländer - ein ganz normaler Teenager mit "Air Max" von Nike an den Füßen und Flausen im Kopf. Doch das alles nützt ihm nichts, er soll verheiratet werden, mit einer Braut, die er nicht kennt.

Arrangierte Ehen sind ein beliebtes Sujet indischer Kunstschaffender. Man denke etwa an Vikram Seths Roman "Eine gute Partie" oder Mira Nairs Spielfilm "Monsoon Wedding". Es ist auch darum ein dankbares Thema, weil es Tragik wie Komik verspricht und zudem für Nichtinder sensationell kurios erscheint. Der Schriftsteller Bali Rai, selbst ein in England geborener Sohn indischer Einwanderer, hat das Thema nun zum Inhalt seines ersten Buches "Bloß (k)eine Heirat!" erkoren. Für seinen Ich-Erzähler Manny ist die Idee einer arrangierten Ehe ähnlich exotisch wie die, mit einem Turban auf dem Kopf in die Schule zu marschieren. Darum wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen die Pläne seiner Familie. Der Roman begleitet ihn vier Jahre seines Lebens. Anfang und Ende des Buches bildet Mannys schicksalsträchtiger Hochzeitstag.

Während Manny seine packende Geschichte erzählt, dürfen wir ihn uns getrost als jemanden vorstellen, der dabei seine Hände tief in die Hosentaschen gräbt und ab und an die Nase hochzieht. Er redet ganz und gar nicht wie gedruckt, sondern frei von der Leber weg: Umgangssprache, Jugendjargon und Schimpfworte fügen sich in seinem Redeschwall glaubwürdig zusammen, nichts wirkt aufgesetzt. Und Jacqueline Csuss hat es bewunderungswürdig flott und zeitgemäß ins Deutsche übersetzt. Manny sagt einfach geradeheraus, wie es ist. Das Ergebnis ist wohltuend unartig - was einem Roman mit pubertierendem Helden nur guttun kann.

Darüber hinaus trainiert Manny all die Dinge, die Jugendliche, wenn es nach ihren Eltern ginge, nicht einmal probieren dürften: Manny raucht, Manny trinkt, Manny kifft und Manny klaut. Auf diese Weise wird aus einer fiktiven Figur ein Junge mit Fleisch an den Knochen.

Um ihren Sohn doch noch zur Eheschließung zu bewegen, schicken die Eltern ihn nach Indien. Manny betrachtet die fremde Heimat mit den Augen eines Touristen, der sich von Hitze und Staub und indischen "Megainsekten" gleichermaßen angezogen wie abgestoßen fühlt. Auch hier überzeugt Bali Rai mit seinem unverstellten Blick und seiner offenherzigen und ungekünstelten Erzählweise. Er erlaubt seinem Helden, so temporeich und witzig, unverkrampft und ehrlich zu berichten, daß man ihm richtig gerne zuhört. Respektlos nähert er sich dabei nicht nur seiner eigenen schrecklichen Familie, sondern auch den schmierigen Punjabis der Stadt. Bali Rai ist zum Glück nicht erpicht darauf, Jugendlichen eine fremde Kultur näherzubringen, sondern er erzählt ihnen einfach eine spannende Geschichte. Eltern, die von einem anderen Stern zu kommen scheinen, gibt es schließlich überall auf der Welt.

SHIRIN SOJITRAWALLA

Bali Rai: "Bloß (k)eine Heirat!". Aus dem Englischen übersetzt von Jacqueline Csuss. Verlag Sauerländer, Düsseldorf 2002. 286 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wer letztes Jahr im kino war, der kennt das Problem eigentlich schon: Ein rebellischer indischer Teenager, aufgewachsen in England, gerät zwischen die Fronten von Familie und Tradition auf der einen Seite und dem westlichen Lebensstil auf der anderen. Zum Entsetzen ihrer Eltern ging die 17jährige Inderin Jess im Kinofilm Kick it like Beckham auf Torjagd statt auf Männerjagd. Bali Rai ist selbst Sohn indischer Einwanderer in England und weiß vermutlich ziemlich gut, wovon er in seinem Roman Bloß (k)eine Heirat erzählt. Manny ist 15, als ihm sein Vater verkündet, er habe eien indische Braut für ihn ausgesucht. Ein Mädchen, das er noch nie gesehen hat! Die Nachricht ist wie ein Schlag ins Gesicht für Manny. Schließlich hat er ganz andere Pläne: Er will Torjäger bei Liverpool werden, der erste asiatische Popstar oder vielleicht einen Bestseller schreiben. Er würde nie und nimmer so leben können wie sein Vater und seine Brüder. Die nennen ihn Kokosbirne - außen braun und innen weiß." (X-mag)

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Manjits indischstämmige Familie pflegt auch noch in ihrer neuen Heimat Großbritannien ihre traditionellen Vorstellungen. So soll der 14-jährige Held eine arrangierte Hochzeit eingehen, obwohl er doch laut Rezensent Ralf Schweikert "noch nicht mal das Licht am Ende des Pubertätstunnels erblickt hat". Bali Rais Debütroman "Bloß (k)eine Heirat" schildert Manjits Versuch, sich aus den starren Konventionen seiner Eltern zu befreien und zwar in "erfreulich belehrungsfreier" Weise, fasst der Rezensent zusammen. Die Dialoge dieses Jugendbuches fand Schweikert besonders beeindruckend, obwohl durch die Übersetzung manchmal die von Rai benutzten Slang-Elemente verloren gingen. Viele indische Wörter wurden laut Rezensent gar nicht übertragen, sondern in einem Glossar erklärt. Zusammenfassend bescheinigt er dem Roman, durch seine "unbekümmerte Erzählweise" einen interessanten Einblick in das Leben von Migrationfamilien zu leisten.

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