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Produktdetails
  • Verlag: Sauerländer
  • Seitenzahl: 32
  • Abmessung: 320mm
  • Gewicht: 480g
  • ISBN-13: 9783794149308
  • ISBN-10: 3794149300
  • Artikelnr.: 10203000
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2002

Der fremde Mann und das Meer
ARMIN GREDER: Die Insel, Verlag Sauerländer, Aarau/Frankfurt am Main 2002. 30 Seiten, 15,80 Euro.
Es war einmal ein schmaler, hellhäutiger Mann, den die Strömung des Meeres auf seinem Floß an einen fremden Strand trieb. Bullige, dicke Männer empfingen den Fremden misstrauisch, die Mistforken wie Lanzen gegen den Feind gerichtet.
Fortgeschickt wird der Fremde nicht, denn eine mitleidige Stimme erhebt sich im Chor derer, die ihn aufs Meer zurückschicken wollen. Also darf er bleiben – in einer Hütte, die verrammelt wird, gefüttert mit den Abfällen der Bauern und des Wirtes. Arbeit gibt ihm keiner, denn wer weiß, welches Unheil der Fremde anrichtet? Die Stimme des Mitleids wird leiser; lauter werden jene Stimmen, die Angst haben vor dem Fremden in seiner Hütte. Wer weiß, was er vorhat? Will er morden, stehlen, plündern?
„Eine tägliche Geschichte” lautet der Untertitel dieses Bilderbuches für junge Erwachsene, denn es erzählt eine Geschichte, die in Deutschland täglich passiert: Asylsuchende, Fremde werden aufgenommen, hinter Mauern gesteckt, leidlich ernährt. Sie überleben, aber die Gesellschaft, in der sie Zuflucht gesucht haben, nimmt sie nicht auf. Wer weiß schließlich, was die im Schilde führen?
Die Geschichte von den Inselbewohnern, die sich zum Schluss hinter hohen Mauern gegen die Zumutungen der Welt abschotten, ist eine Parabel ohne Zwischentöne. Das könnte sie unerträglich machen in ihrer Eindimensionalität, wären da nicht die Bilder, die der Geschichte eine zweite, ironische, feinsinnige, ästhetische Ebene geben. Mit Bleistift-Zeichnungen in dunklen Schattierungen erschafft Greder das Bild einer heilen, satten, brutal- gemütlichen Welt, in der jeder stört, der nicht von Anfang an dazugehört. Die Zeichnungen erinnern manchmal an Karrikaturen von Manfred Deix, manchmal an Edward Munch. Sie verleihen der Geschichte eine nachhaltige Monstrosität. Cathrin Kahlweit
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Rezensentin Cathrin Kahlweit beschreibt, wie es in dem "Bilderbuch für junge Erwachsene" des Autors Armin Greder zu der Aufnahme eines gestrandeten Fremden auf einer Insel kommt und wie die Inselgemeinschaft die Anwesenheit des Fremden gestaltet: durch eine "unerträgliche" Abschottung hinter hohen Mauern. Die Bilder, "Bleistift-Zeichnungen in dunklen Schattierungen", eröffneten eine zweite "ästhetische" Ebene, in der der Text ironisch mit einer "heilen, satten, brutal-gemütlichen Welt" nach Deixscher Art - manchmal aber auch wie Edward Munch - konterkariert werde. "Nachhaltig monströs" findet Kahlweit die Geschichte nun und ist sehr angetan.

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