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Den Reis tanzen, Vögel zähmen, mit Bären sprechen: all das kann Omakayas, ein Idinaermädchen vom Stamme der Ojibwa. Mehr als die anderen fühlt sie sich der Natur und den Tieren besonders nah. Die Krähe Andeg weicht nicht von ihrer Seite und sie entdeckt die Heilkräfte der Pflanzen. Eines Tages aber kommt ein Fremder zu Besuch und schleppt die Pocken ein. Die Seuche breitet sich in Windeseile aus. Im Kampf gegen den Tod kann Omakayas zum ersten Mal ihr Wissen anwenden . . .

Produktbeschreibung
Den Reis tanzen, Vögel zähmen, mit Bären sprechen: all das kann Omakayas, ein Idinaermädchen vom Stamme der Ojibwa. Mehr als die anderen fühlt sie sich der Natur und den Tieren besonders nah. Die Krähe Andeg weicht nicht von ihrer Seite und sie entdeckt die Heilkräfte der Pflanzen. Eines Tages aber kommt ein Fremder zu Besuch und schleppt die Pocken ein. Die Seuche breitet sich in Windeseile aus. Im Kampf gegen den Tod kann Omakayas zum ersten Mal ihr Wissen anwenden . . .
Autorenporträt
Louise Erdrich, 1954 in Little Falls, Minnesota als Tochter einer Indianerin und eines Deutschamerikaners geboren, wuchs in North Dakota auf. Sie wurde für ihre Romane und Lyrikbände mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. im Jahr 2014 mit dem PEN/Saul Bellow Award for Achievement in American Fiction und 2015 mit dem Library of Congress Prize for American Fiction. Louise Erdrich lebt mit ihren fünf Kindern in Minnesota.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2001

Auch ein Indianer kennt den Schmerz
Zwei neue Bücher über den Alltag der Ureinwohner Amerikas

Indianerbücher, gleichviel auf welchem literarischen Niveau, wurden fast immer von Weißen für Weiße geschrieben. Diese Bemerkung enthält kein moralisches Urteil. Jedoch erhärtet sie die Vermutung, daß man von diesen Büchern alles Mögliche, aber so gut wie keine Schilderungen des Lebens erwarten kann, wie es sich im Alltag der Indianer abgespielt hat. Davon wußten die Verfasser allenfalls vom Hörensagen.

Die Besiedlung Nordamerikas von der Ostküste immer weiter nach Westen durch europäische Einwanderer stellt sich im Gründungsmythos der Vereinigten Staaten als ein stetiges Vordringen der Zivilisation dar. Der Pioniergeist, der dazu nötig war, wurde immer wieder gepriesen. Die Indianer galten in dieser Sicht als Primitive und Wilde, entweder - meist - als zurückgeblieben, arm und hoffnungslos, zuweilen auch als die Bösen oder schließlich, eher selten, aber auch nicht angemessen, als die edlen Wilden.

In den Kämpfen zwischen den weißen Siedlern und den Indianern ging es um Land, das, wie es Alexis de Tocqueville ausgedrückt hat, die Indianer nur bewohnten, während es die Weißen besitzen wollten. Die Indianer waren für diesen "Kampf der Kulturen" einfach zu wenige. Ihre Waffen waren denen der Weißen unterlegen. Dem von den Weißen mitgebrachten Schnaps und mehr noch den verheerenden Krankheiten, die jene einschleppten, vor allem den Pocken, waren sie hilflos ausgeliefert. So wurden sie, was sie heute sind, eine Minderheit auf dem Kontinent, auf dem sie über Jahrtausende hinweg das Erstgeburtsrecht besaßen.

In den letzten Jahren hat sich in Nordamerika ein neues indianisches Selbstbewußtsein entwickelt. Die eigene Geschichte vor und nach der Begegnung mit den Weißen stößt auf wachsendes Interesse. Die Ergebnisse historisch-ethnologischer Forschungen darüber werden in neuen Museen präsentiert. Wie das Leben der Vorfahren durch das traumatische Zusammentreffen mit den Europäern verändert wurde, darüber gibt es inzwischen zahlreiche Erzählungen und Romane.

Die Bücher von Louise Erdrich und James Welch sind hervorragende Beispiele für diese neue Indianerliteratur. Louise Erdrich wurde als Tochter eines deutschen Einwanderers und einer Indianerin in Norddakota geboren. Mit ihrem Buch über ein Jahr im Leben des Ojibwa-Mädchens Kleiner Frosch wollte sie der Geschichte ihrer Familie mütterlicherseits nachspüren. Die Ojibwa lebten im nördlichen Teil Minnesotas. Ihr Leben als Fischer und Pelzjäger schien zunächst durch die Ankunft von ein paar Weißen nicht bedroht zu sein. Aber das war ein Fehlschluß.

Konsequent aus der Perspektive von Kleiner Frosch erzählt, die ein ebenso fröhliches wie nachdenkliches siebenjähriges Mädchen ist, reihen sich die kleinen und großen Ereignisse in einem Ojibwa-Dorf auf einer Insel im Lake Superior im Rhythmus der Jahreszeiten aneinander. Mutter und Großmutter bilden den ruhenden Pol in der Familie. Der Vater ist meist auf Jagd. Erdrich läßt uns an zahlreichen Episoden aus dem Alltagsleben teilnehmen. Vertrautes steht neben ganz Unvertrautem: Die Eifersucht der Geschwister untereinander spielt eine wichtige Rolle, die unheimliche Aura einer alten Frau aus der Nachbarschaft auch; und eine mystische Begegnung mit einer Bärin und ihren zwei Jungen wird von der Autorin mit großer Zartheit beschrieben. Im frühen Winter kommt es zur Katastrophe. Die Pocken, die ein Fremder eingeschleppt hat, töten fast das ganze Dorf. Aber Kleiner Frosch überlebt, und am Ende des Schmerz und Trauer nicht verdrängenden Buches steht dennoch die hoffnungsfrohe Erwartung eines neuen Frühlings.

Schmerz und Tod sind auch ein Leitmotiv in dem Roman von James Welch, einem Angehörigen der Blackfeet-Indianer. "Der die Crows täuscht", Fools Crow, heißt seine Hauptperson. Dieser Name wird dem jungen Mann aber erst nach einem Drittel des Romans verliehen, nach dem erfolgreichen, blutigen Raubzug gegen den Nachbarstamm der Crows. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts ging es den Blackfeet schon ziemlich dreckig, weil die Weißen ihre Nahrungsgrundlage, die Büffel, systematisch vernichteten.

Überaus eindringlich und fern von allen Klischees über die Naturverbundenheit der Indianer erzählt Welch, wie Fools Crow erwachsen wird, wie er sich körperlich und mit seinem Verstand bewähren muß inmitten von Stammeskämpfen, Niederlagen gegen die Weißen, Hungersnöten und Pockenepidemie. Trotzdem ist das Buch nicht niederdrückend, sondern erstens ungemein spannend und zweitens in den Schilderungen der Alltagsbräuche und der Rolle von Religion und Spiritualität der Blackfeet von großer Präzision und Würde.

Wer dieses Buch liest, muß allerdings schon einiges vertragen können, denn Welch nimmt kein Blatt vor den Mund und blendet auch Grausamkeit und Sexualität nicht aus. Höhepunkt des Romans ist die Schilderung einer Vision, die Fools Crow übermannt, in der das künftige Schicksal seines Stammes und der Indianer insgesamt bis zum heutigen Tage aufscheint. Aber wie bei Louise Erdrich haben auch hier Schmerz und Tod nicht das letzte Wort. Insgesamt kein leichtes Lese-Abenteuer. Aber wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, läßt es einen nicht mehr los.

WILFRIED VON BREDOW

Louise Erdrich: "Ein Jahr mit sieben Wintern". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sylke Hachmeister. Verlag Sauerländer, Frankfurt am Main 2001. 226 S., geb., 29,95 DM. Ab 10 J.

James Welch: "Fools Crow". Aus dem Englischen übersetzt von Christoph Renfer. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001. 500 S., geb., 39,80 DM. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wilfried von Bredow bespricht in einer Doppelrezension zwei neue Bücher über den Alltag der Ureinwohner Amerikas. Da bisher "Indianerbücher" fast immer von Weißen für Weißen geschrieben worden seien, lobt von Bredow beide Bücher als "hervorragende Beispiele" einer neuen Indianerliteratur, die dem in den letzten Jahren entwickelten indianischen Selbstbewusstsein entspringe, die eigene Geschichte, das Leben der Vorfahren und das traumatische Zusammentreffen mit den Europäern, selbst zu erzählen.
1.) James Welch: "Fools Crow"
Wer dieses Buch liest, warnt von Bredow, muss schon einiges vertragen können. Denn James Welch, ein Angehöriger der Blackfeet-Indianer, nehme kein Blatt vor den Mund und spare Sexualität und auch Grausamkeit nicht aus, wenn er etwa von Stammeskämpfen, Niederlagen, Hungersnöten und Pockenepidemie erzählt. "Trotzdem“, betont von Bredow, "ist das Buch nicht niederdrückend, sondern erstens ungemein spannend und zweitens in den Schilderungen der Alttagsbräuche und der Rolle von Religion und Spiritualität der Blackfeet von großer Präzision und Würde".
2.) Louise Erdrich: "Ein Jahr mit sieben Wintern"
Louise Erdrich, die Tochter eines deutschen Einwanderers und einer Indianerin aus North Dakota, beschreibt ein Jahr im Leben der Ojibwa im nördlichen Minnesota, und zwar konsequent aus der Perspektive des siebenjährigen Mädchens "Kleiner Frosch", wie von Bredow erklärt: Episoden aus dem Alltagsleben würden von der Autorin zum Teil "mit großer Zartheit" beschrieben. Wichtig erscheint ihm auch, dass am Ende dieses "Schmerz und Trauer nicht verdrängenden Buches" dennoch die "hoffnungsfrohe Erwartung eines neuen Frühlings" stehe.

© Perlentaucher Medien GmbH
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