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Jeden Tag übt Paul so zu tun, als gäbe es Jacob gar nicht. Und er wird immer besser darin. Denn sein kleiner Bruder hat einen Konstruktionsfehler , findet Paul. Seine Eltern haben nur noch den Kleinen im Auge, jeden Rülpser beobachten sie besorgt. Paul ist einfach nur genervt. Doch dann passiert etwas, womit Paul nicht gerechnet hat - und plötzlich sieht er Jacob in einem ganz anderen Licht... Meisterhaft erzählt die bekannte Autorin von der Beziehung zu einem geistig behinderten Kind. Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2002!

Produktbeschreibung
Jeden Tag übt Paul so zu tun, als gäbe es Jacob gar nicht. Und er wird immer besser darin. Denn sein kleiner Bruder hat einen Konstruktionsfehler , findet Paul. Seine Eltern haben nur noch den Kleinen im Auge, jeden Rülpser beobachten sie besorgt. Paul ist einfach nur genervt. Doch dann passiert etwas, womit Paul nicht gerechnet hat - und plötzlich sieht er Jacob in einem ganz anderen Licht...
Meisterhaft erzählt die bekannte Autorin von der Beziehung zu einem geistig behinderten Kind.
Nominiert für den Jugendliteraturpreis 2002!
Autorenporträt
Paula Fox wurde 1923 in New York geboren, wo sie heute noch lebt. Sie veröffentlichte zahlreiche Kinderbücher, für deren Gesamtwerk sie 1978 mit dem "Hans-Christian-Andersen-Preis" ausgezeichnet wurde.
2000 erschien in Deutschland ihr bereits 1971 in den USA veröffentlichter Roman "Was am Ende bleibt", der sich binnen kurzem zu einem großen Presse- und Verkaufserfolg entwickelte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2001

Ist er ein Monster?
Pauls mühsame Annäherung an seinen behinderten Bruder
Nein, ein liebenswerter Held ist er wahrlich nicht, dieser Paul, für den sein kleiner, geistig behinderter Bruder Jacob nur DER DA ist. Er findet ihn einfach „zum Kotzen” und übt sich systematisch darin, ihn zu vergessen, ihn aus seinem Kinderleben zu streichen. Paul war fünf Jahre alt, als Jacob in sein Leben einbrach und ihm aus seiner Sicht die Mutter nahm. „Sie beobachtete Jacob auf Schritt und Tritt. Wenn er aß, ging ihr Mund auf und zu, als wollte sie mit ihm essen. Wenn er weinte, verzog sich auch ihr Gesicht. Wenn er lachte, „ meist völlig grundlos, soweit Paul das erkennen konnte, lachte sie mit.”Auch die einst so innige Beziehung zu seinem Vater leidet unter Pauls Abwehr und Kälte. Anders als die hilflose Mutter reagiert dieser streng und verständnislos, und Paul zieht sich immer mehr in sich selbst zurück „Er dachte auch nicht an seine Eltern, an Mutter und Vater, die, soweit es Jacob anbetraf, seine Feinde geworden waren.” Nur seine Beziehung zu seinem Großvater bleibt stabil. Er wird zum wichtigsten Menschen in Pauls Leben. Immer wieder versucht dieser ihm zu zeigen, wie liebenswert der kleine fröhliche Bruder ist, der unverdrossen und rührend um die Zuneigung des Großen buhlt. Aber „Paul wollte Jacobs Liebe nicht.”
Schonungslos in ihrer dichten, glasklaren Sprache entwirft Paula Fox hier das Portrait eines Kindes, das seine Gefühle seinem Willen unterordnet. Vielleicht war er überfordert, als der wohlmeinende Großvater dem Fünfjährigen die ganze Wahrheit über die Besonderheit des kleinen Bruders mit dem Down Syndrom mitteilte. „Ist er ein Monster?” ist Pauls spontane Reaktion. Die Chance, eine gefühlsmäßige Beziehung zu dem winzigen Baby aufzubauen, ist vertan. Auch der Kinderarzt macht einen Fehler, als er Paul einige Jahre später sagt: „dass er der wichtigste Mensch in Jacobs Leben wäre”. Aus der natürlichen Eifersucht auf ein jüngeres Geschwisterchen wird bei Paul gnadenlose Abwehr und Hass. Erst als die Eltern den nunmehr elfjährigen Paul zwingen, sich endlich mit Jacob auseinandersetzen, beginnt sich sein Blick zu wandeln. Er erkennt, dass er sich selbst völlig isoliert hat mit seinen negativen Gefühlen, dass die Umwelt ganz anders reagiert auf den lustigen kleinen Kerl, als er erwartet hat, und als Jacob ihm nun seinerseits seine Zuneigung entzieht – „Er ist nicht mein Bruder”,– ist Paul sogar gekränkt. Zum Schlüsselerlebnis für ihn aber wird Jacobs siebter Geburtstag, als er seinen kleinen Bruder plötzlich in neuem Licht sieht, im wahrsten Sinne des Wortes, denn Jacob hat sich als strahlende Sonne verkleidet. „Pauls Welt hatte sich verrückt und war ein winziges Stück aus den Fugen geraten.”
Paula Fox liefert uns kein banales Happy-End, nur eine kleine Hoffnung, dass Pauls verhärtete Gefühle sich endlich lösen. Betroffen und erschüttert legt man das Buch zur Seite. Hier wird ein Kinderleben geschildert ohne jede Beschönigung. Die Schwierigkeiten für die Geschwister, mit einem geistig behinderten Kind aufzuwachsen, das alle Aufmerksamkeit der Eltern bündelt, ist kein neues Motiv. Neu aber ist der unverstellte Blick der Autorin auf die negativen Gefühle ihres Helden. Keine leichte Lektüre für Kinder, die in ihren Büchern nach Identifikationsfiguren suchen, aber eine faszinierende, literarisch herausragende Erzählung. (ab 11 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
PAULA FOX: Paul ohne Jacob. Aus dem
Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Sauerländer, 2001. 112 Seiten. 22,95 Mark
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2001

Der Bruder, der kein Monster ist
"Paul ohne Jacob", der neue Kinderroman von Paula Fox

Paul ist fast elf Jahre alt und ein ziemlich hartnäckiger Junge. Zwei Drittel seines Lebens hat er sich bemüht, ein Paul-ohne-Jacob-Leben zu führen. Das ist gar nicht so einfach, denn Jacob ist sein kleiner Bruder und lebt mit ihm unter einem Dach; die ersten Jahre in einem engen New Yorker Apartment, später auf dem Land, wo Paul sich immerhin im Wald verkriechen kann. Paul ignoriert Jacob, weil der einen "Konstruktionsfehler" hat, das Down-Syndrom, und davon will er einfach nichts wissen.

Zwar ist das Thema Behinderung im Kinderbuch keine Seltenheit. Ungewöhnlich aber ist die Beschreibung eines langwierigen Prozesses, das Unabänderliche anzuerkennen. Nicht eine Annäherung auf dem Hopplahopp-Weg wird vorgeführt, wie so oft in den politisch-korrekten Varianten des Themas. Vielmehr scheint lange Zeit Pauls Wahrnehmung des Bruders als "Monster" unüberwindbar: wie ihm das tolpatschige Gehen, der so oft versabberte Mund und vor allem die Anhänglichkeit zuwider sind. Natürlich gibt es klug eingefädelte Versuche der Erwachsenen, Jacob in einem anderen Licht zu zeigen. Besonders geschickt ist der Großvater. Das Wechselspiel zwischen Großvaters sanften erzieherischen Bemühungen und Pauls taktischen Ausweichmanövern hat dramatische Qualitäten, so interessant, daß man über manche Übersetzungsholprigkeit hinwegsieht.

Es ist schwer, an jemanden nicht denken zu wollen, weil man immerzu daran denken muß, wie man nicht an ihn denkt. Schon die zufällige Berührung mit einem nassen Forsythienstrauch erinnert Paul an Jacobs feuchte Hand. Wenn sich die Schulbustüren hinter ihm schließen und er an den sichersten Ort überhaupt, die Schule, fährt, dann ist Paul glücklich. Aber es gibt Anlässe, wo ein Entkommen unmöglich ist - zum Beispiel an Pauls Geburtstagen. Sie spielen in dieser auf Momente konzentrierten Erzählung eine besondere Rolle. Paul muß nicht nur anwesend sein, auch ein Entgegenkommen wird von ihm erwartet.. Mit der Zeit - die Geschichte umspannt sieben Jahre - werden Pauls Bewältigungsstrategien raffinierter und seine Seele verhärtet sich.

Am Ende ist es dann aber doch ein Jacob-Geburtstag, an dem Paul die Bruderschaft anerkennt. So weit aber konnte es nur kommen, weil Paul sich mit Jacob in der Öffentlichkeit zeigen muß. Auf dem gemeinsamen Gang zur Physiotherapeutin, in Pauls Vorstellung zunächst ein Horrortrip, wird ihm bewußt, wie beliebt sein Bruder im weiteren Umkreis ist. Da wird Paul sogar ein wenig eifersüchtig - ein untrügliches Zeichen einer echten Geschwisterbeziehung.

MYRIAM MIELES.

Paula Fox: "Paul ohne Jacob". Aus dem amerikanischen Englisch von Cornelia Krutz-Arnold. Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main 2001. 112 S., geb., 22,95 DM. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Paul und Jacob
Kinder freuen sich, wenn sie ein Geschwisterchen bekommen, später dann sind sie ein Herz und eine Seele. Das ist das Klischee der heilen Familie. Doch was ist, wenn eines der Kinder behindert ist? In Paul ohne Jacob hat die bekannte US-amerikanische Autorin Paula Fox diese schwierige Frage in einem bemerkenswerten Kinderbuch thematisiert.
Mein Bruder ist ein Blödmann!
So denkt der knapp zwölfjährige Paul über seinen behinderten Bruder Jacob. Jacob ist ihm von Anfang an wie Fremdkörper erschienen. Bereits an dem Tag, als seine Mutter mit ihm nach Hause kam, hieß es: "Dein Bruder hat etwas Besonderes." Und ob! Jacob hat das Down-Syndrom: statt zu sprechen lallt er, er bewegt sich tollpatschig, isst unordentlich... Das Schlimmste: Die Eltern kümmern sich rührend um dieses kleine "Ekel"! Paul spürt, dass sein Bruder viel mehr Zuwendung bekommt als er - obwohl er doch in allen Belangen der Bessere ist. Da weiß er nur einen Ausweg - er ignoriert Jacob und versucht, nicht an ihn zu denken.
Nach und nach dringt Jacob, von dem er nie spricht und mit dem er sich nie zeigt, in seine Welt ein. Offenbar wissen alle von seinem behinderten Bruder. Was ihn dabei am meisten irritiert, ist, dass niemand Jacobs Behinderung stört.
Paul ohne Jacob erzählt mit einfachen Worten und ohne moralischen Zeigefinger, wie Paul, der ältere der beiden, die Situation in seiner Familie erlebt. Jacob liebt Paul, aber Paul ist jede Art der Zuwendung, die ihm Jacob schenkt, zuwider. Bis zu dem Tag, als die Eltern eine Party zu Jacobs Geburtstag veranstalten... (Birgit Kuhn)…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Keine bemühte Problemlösungsgeschichte, Gott sei Dank. Wir hören den Rezensenten aufatmen. Was Reinhard Osteroth in diesem Buch stattdessen begegnet ist, hat ihn offenbar überzeugt. Die Geschwistergeschichte um das Down-Syndrom, so gibt er uns zu verstehen, kreist beharrlich in kleinen Bewegungen, die zwar an der Sache nichts ändern, dafür aber "in faszinierender Dichte" und "ohne wohlfeile Passagen der Einfühlung" die Not des Helden protokollieren. Dem "untergründigen Spannungszustand" zwischen den Geschwistern, in dessen Mitte, wie der Rezensent erklärt, die Verweigerung einer Begegnung der beiden steht, kann Osteroth einiges abgewinnen.

© Perlentaucher Medien GmbH