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Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren ungerecht! Wo man geht und steht, wefen Männer mit begehrlichen Blicken nur so um sich, sprechen wildfremde Frauen an, laden sie um nächsten Moment zu Kaffe oder einer Kreuzfahrt ein und legen sich jede erdenkliche Weise ins Zeug, um ihre Auserwählte zu erobern. Aber Julica sucht keinen Mann. Sie sucht eine Frau.

Produktbeschreibung
Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren ungerecht! Wo man geht und steht, wefen Männer mit begehrlichen Blicken nur so um sich, sprechen wildfremde Frauen an, laden sie um nächsten Moment zu Kaffe oder einer Kreuzfahrt ein und legen sich jede erdenkliche Weise ins Zeug, um ihre Auserwählte zu erobern. Aber Julica sucht keinen Mann. Sie sucht eine Frau.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.09.2000

Julica ist andersrum
Wie eine Schülerin lernt, mit ihrer Homosexualität zurechtzukommen
Julica ist anders”, steht auf dem Mädchenklo, in einer lächerlichen Kinderschrift, doch nicht zu übersehen. Das wäre ja noch zu ertragen, schließlich heißt Julica mit Nachnamen Anders, und da ist man solche Scherze gewöhnt. Ein paar Tage später jedoch ist es mit den Scherzen vorbei. „Julica ist andersrum”, steht jetzt auf der Klotür, die ganze Schule weiß also Bescheid, und da muss Julica sich erst Mal schrecklich übergeben.
Denn hat die anonyme Schreiberin nicht Recht? Schließlich hat Julica keine Lust, pickelige Oberstufenschüler zu küssen. Bei Oberstufenschülerinnen wäre das schon etwas anderes: Julica, 17 Jahre alt, steht auf Frauen. Und hat keine Ahnung, wie sie es anstellen soll, eine kennen zu lernen, der es genauso geht. Ganz zu schweigen davon, wie sie das Problem auch noch ihrer Familie beibringen soll.
Letzteres erledigt die kleine Schwester, die sofort die aufregende Neuigkeit aus der Schule loswerden muss – mit der Folge, dass der Vater kurzfristig und die Oma langfristig entsetzt sind. Doch die Mutter reagiert gelassen, die Schwester sogar neugierig-begeistert, und auch die beste Freundin bleibt weiterhin die beste Freundin.
Ohne Beschönigung beschreibt Susanne Lütje in ihrem zugleich realitätsnahen und einfühlsamen Jugendroman die Probleme, die das so genannte Outing schaffen kann. So offen und tolerant eine Familie auch sein mag – hier ist der Vater motorradfahrender Kleinunternehmer, die Mutter Töpferin –, eine lesbische Tochter stellt die Toleranz auf eine harte Probe, die nicht jeder sofort besteht. Und dass die heiß geliebte Oma Homosexualität für eine grässliche Sünde hält – das ist nur eines der Beispiele für Ablehnung, mit denen Julica zu leben lernen muss.
Denn einfach ist ein Weg außerhalb der Norm niemals. Doch Julica hat schließlich keine Wahl – und so tastet sie sich langsam an ein Leben als Lesbierin heran. Das ist leichter gesagt als getan; und die schwierige Suche nach Vorbildern und Gleichgesinnten schildert der Roman Die Suche nach der zehnten Frau entsprechend anschaulich. Dass neun von zehn Frauen Männer lieben, das immerhin hat Julica schon mal irgendwo gelesen – jetzt geht es also nur noch darum, die zehnte zu finden. So schaut sich die Schülerin erstmal verstohlen in einer Buchhandlung um – und entdeckt tatsächlich ein ganzes Regal mit lesbischer Literatur. Sie wird rot, wenn eine Frau sie intensiv ansieht – bis sie allmählich lernt, kleine Signale besser zu deuten. Sie geht auf ihr erstes Lesbenfest – und findet danach wahrhaftig einen Zettel mit einer Telefonnummer in ihrem Kordhemd.
Das Leben kann also losgehen; und hätte Julica zuvor ein so locker unverkrampftes Buch wie das von Susanne Lütje in die Hände bekommen, der Start wäre wohl noch ein bisschen leichter gewesen. (ab 13 Jahre)
ANTJE WEBER
SUSANNE LÜTJE: Die Suche nach der zehnten Frau. Cecilie Dressler Verlag 2000. 157 Seiten, 19,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2000

Männer? Nein, danke!
Eine Siebzehnjährige entdeckt ihre Liebe zu Frauen

Wo man hinsieht, baggern die Männer die Frauen an. Kaum dauert ein Blickkontakt länger als zwei Sekunden, werden großzügige Einladungen zu Partys, Kinobesuchen und Mofatouren ausgesprochen. Aber was ist, wenn frau lieber von einer Frau angesprochen werden möchte? Nichts schwerer als das, findet Julica, die Heldin in Susanne Lütjes Debütroman "Die Suche nach der zehnten Frau".

Die Autorin erzählt von den Geschehnissen rund um Julicas siebzehnten Geburtstag, als das Mädchen beschließt, sich jetzt auch mal nach jemandem zum Verlieben umzutun. Sie hat gelesen, dass jede zehnte Frau eine Neigung zum gleichen Geschlecht verspürt, und folgert daraus, dass es doch möglich sein müsse, eine Freundin zu finden. Da es ihrem vernünftigen Menschenverstand nach einfacher ist, wenn sie sich selbst als eine "zehnte Frau" erkennbar macht, gibt sie tapfer alles Versteckspiel auf und outet sich.

Es ist nachvollziehbar, dass diese Entscheidung viele Veränderungen in Julicas Leben nach sich zieht, und so wirkt es glaubwürdig, dass sämtliche Handlungsstränge mit diesem Grundkonflikt zusammenhängen. Oma ist sauer und rät zum Arztbesuch, der Vater zeigt sich verärgert bis verständnislos, und einige Jungen in der Schulklasse werden gemein. Zu den großen Vorteilen dieses Jugendbuches gehört, dass die Autorin nie um den heißen Brei herumredet.

Gleichzeitig wird keine unglaubwürdige Handlung vorangetrieben. Das meiste geschieht in Julicas Wahrnehmung, und da ist es durch Lütjes Talent zu sensibler Darstellung gut aufgehoben. Küsse und Händchenhalten, Gucken und Gedanken, mehr passiert erst einmal nicht. Höhepunkt des Buches ist der Besuch auf der Lesben-Benefiz-Gala, wo Julica völlig überrascht ist, dass es so viele schöne "zehnte Frauen" gibt. Ein wenig zu pädagogisch wird die Autorin nur dann, wenn sie beim Rundgang in der freundlichen Frauenbuchhandlung mit den Klassikern der einschlägigen Literatur vertraut macht. Doch auf diese Weise hat Julica am Ende auch noch eine Menge literarischer Schicksalsgenossinnen gefunden. Was bekanntlich nicht die schlechteste Erfahrung der Pubertät ist.

SILKE SCHEUERMANN.

Susanne Lütje: "Die Suche nach der zehnten Frau". Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2000. 160 S., geb., 19,80 DM. Ab 13 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Susanne Lütjes Debütroman über eine 17jährige, die ihre lesbischen Neigungen entdeckt, findet Silke Scheuermann eigentlich recht gelungen, besonders, weil die Autorin "nie um den heißen Brei herumredet". Im Ton gedämpfter Euphorie führt die Rezensentin kurz in Handlungsstränge und Konfliktsituationen ein, deren Darstellung sie "glaubwürdig" und "sensibel" findet. Lediglich an einer Stelle bemängelt sie die Darstellung als "ein wenig pädagogisch".

© Perlentaucher Medien GmbH