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Produktdetails
  • Verlag: PRESTEL
  • 2000.
  • Altersempfehlung: ab 6 Jahren
  • Deutsch, Englisch
  • Abmessung: 305mm
  • Gewicht: 675g
  • ISBN-13: 9783791323664
  • ISBN-10: 3791323660
  • Artikelnr.: 08709194
Autorenporträt
Keith Haring (Kutztown 1958- 1990 New York). Ab 1978 Studium an der School of Visual Arts in New York, unter anderem bei Keith Sonnier und Joseph Kosuth. 1982 Teilnahme an der documenta 7. 1986 Eröffnung des 'Pop Shop', in dem Multiples und vom Künstler bemalte Objekte des täglichen Gebrauchs verkauft werden. 1989 Gründung der Keith Haring Foundation zur Unterstützung sozialer Projekte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2000

Für alle kleinen Dinge
Ein Mal-, Kleb- und Sammel-Bilderbuch von Keith Haring

Als die Tochter des italienischen Malers Francesco Clemente im Juli 1988 ihren siebten Geburtstag feierte, hätte Keith Haring - Künstlerkollege des Vaters und Freund der Familie - in seinen "Pop Shop"gehen können, seinen eigenen Fan-Laden in der Lafayette Street in New York, und dort eine Wundertüte füllen mit solch herrlichem Schnickschnack wie Stofftierchen und Plastikfiguren, Schlüsselanhängern und Hemdansteckern; allesamt nach seinen Entwürfen gestaltet: seinen verrückt-fröhlichen Strichmännchen und -hunden, mit denen er zu Beginn der achtziger Jahre als der berühmteste Graffiti-Künstler der Welt die Wände der New Yorker U-Bahn-Stationen tausendfach bekritzelt hat. Das Kind wäre ihm dafür vermutlich um den Hals gefallen. Statt dessen ging er in sein Atelier und malte mit schwarzen und silbernen Filzstiften sowie leuchtendbunten Wasserfarben groteske Szenen und wilde Formen in ein "Scrapbook" und ergänzte sie um die Aufforderung an das Mädchen, dies Heft zu seiner Schatzkiste zu machen, indem es auf den Seiten weitermale, Fotos einklebe, Liedertexte notiere oder Dinge aus dem Weltall zusammentrage - Hauptsache, alles sei schön klein. "Wenn Du große Dinge sammeln möchtest", empfahl Haring in der Gebrauchsanleitung gleich auf Seite 1, "nimm eine Schachtel."

Es wird wohl ein wunderbares Buch gewesen sein, und man möchte Nina dafür um den Hals fallen, daß sie nun, zwölf Jahre später, die Seiten von "Nina's Book of Little Things" dem Prestel Verlag zur Verfügung gestellt hat. Nur: Mit dem Original hat der Band wenig zu tun. Das beginnt schon beim Format. Dreißig auf vierzig Zentimeter maß das ursprüngliche Heft, hier aber fehlen zehn Zentimeter an jeder Kante - was den Platz für eigene Ideen und Ergänzungen nicht unerheblich einschränkt. Und da das Buch zudem sehr eng gebunden ist, kann man auch nichts hineinkleben, ohne daß sich der Umschlag augenblicklich wölbt. Aber vielleicht wendet sich das Buch ja an Erwachsene, die einmal mehr nur staunen können angesichts der Spontaneität dieses Künstlers und seines Einfallsreichtums; und für die zudem der breite Pinselstrich sehr vieler Bilder einen überraschenden Aspekt in Harings OEuvre darstellen dürfte. Dann allerdings muß man fragen, wozu die leeren Flächen zwischen Zeichnungen und Schrift mit Übersetzungen gefüllt worden sind.

Etwa zeitgleich mit den Gerüchten um seine Aids-Infektion Anfang 1987, der er drei Jahre später erlag, waren Harings Arbeiten immer aggressiver, kritischer, düsterer, auch komplexer geworden. Tschernobyl, Apartheid, die Allmacht der Medien: Das waren nun seine Themen, und er fertigte riesige Wandgemälde an, in denen er die Welten des Hieronymus Bosch in die Form des Comics übertrug. Für ein Kind aber, für Nina, hatte er 1988 noch einmal zu seiner heiteren Seite zurückgefunden. - Von Ninas Ergänzungen, ihren Kritzeleien, Bildchen, Aufklebern oder getrockneten Blättern, so sie Keith Harings Aufforderungen je nachgekommen ist, fehlt in dem Buch übrigens jede Spur.

FREDDY LANGER.

Keith Haring: "Ninas Buch der kleinen Dinge". Prestel Verlag, München 2000. 70 S., mit deutschen Untertiteln, geb., 34,- DM. Für jedes Alter.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der amerikanische Künstler Keith Haring hat 1988 der Tochter des Künstlerfreundes Francesco Clemente ein "Scrap-Book" zum Geburtstag geschenkt: Groteske Formen nebst Texten von ihm lassen Platz für eigene Einfügungen. Freddy Langer ist in seiner kurzen Besprechung davon überzeugt, dass es ein "wunderbares Buch" war und bedauert, dass der Nachdruck damit nicht viel zu tun hat: Die zu füllenden Ränder beschnitten, die Texte platznehmend übersetzt, eher was für Erwachsene. Gleichwohl ein Dokument der Heiterkeit eines Künstlers, bei dem in diesen Jahren das Düstere dominierte, meint Langer.

© Perlentaucher Medien GmbH