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Produktdetails
  • Verlag: Nomos
  • Seitenzahl: 344
  • Abmessung: 230mm
  • Gewicht: 506g
  • ISBN-13: 9783789060205
  • ISBN-10: 3789060208
  • Artikelnr.: 34421122
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nur bedingt aussagekräftig findet der Rezensent Hubert Zimmermann die Ergebnisse, zu denen diese Untersuchung kommt. Interessant sei die Frage nach dem Fortleben antiamerikanischer wie antikommunistischer Vorurteile in der deutschen Bevölkerung durchaus. Ob dem Problem durch wenig repräsentative Interviews mit 88 Bürgern beizukommen ist, da hat Zimmermann aber so seine Zweifel. Die meisten Befragten reagieren, stellt er fest, doch recht vorsichtig auf die Stereotypen, zu denen sie sich äußern sollen. Immerhin zieht er dann das Resümee, dass sich insgesamt eine "gebremste Lust der Deutschen am Ressentiment" herauslesen lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2000

Es lebe das Vorurteil
Ein Blick auf umstrittene „-ismen”
GESINE SCHWAN: Antikommunismus und Antiamerikanismus in Deutschland, Nomos Verlag, Baden-Baden 1999. 344 Seiten, 48 Mark.
Wann immer ein außenpolitisches Thema die Deutschen aufwühlte, standen „Antikommunismus” und „Antiamerikanismus” im Zentrum der Auseinandersetzung. Dies war so bei der Wiederbewaffnung, als ein verbreiteter Antikommunismus half, den Widerstand gegen eine Remilitarisierung zu brechen. Dies war so in den 60er Jahren, als die Proteste gegen den Vietnamkrieg als „antiamerikanisch” bezeichnet wurden. Gleiches gilt für die hitzigen Debatten um den Nato-Doppelbeschluss oder den Golfkrieg.
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan hat die Bedeutung beider Einstellungsmuster für die politische Kultur untersucht. Dabei geht es ihr um Rückschlüsse auf die demokratische Grundhaltung der Deutschen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass extreme Spielarten beider Varianten ideengeschichtlich in den undemokratischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts wurzeln und eng verknüpft sind mit Erscheinungen wie Antibolschewismus, Antisemitismus oder radikalen Formen des Antikapitalismus.
Anhand von Interviews mit 88 Bürgern will die Autorin feststellen, inwieweit diese Muster fortleben. Aber: Ein repräsentativer Querschnitt kann so kaum zustande kommen. Das Ergebnis des Versuchs hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Denn welcher aufgeklärte Zeitgenosse wird, wenn seine Meinung zu Statements wie „Amerika ist und bleibt uns kulturell unterlegen” gefragt ist, nicht vor dem Stereotyp zurückzucken? Deshalb ist nicht erstaunlich, dass fast alle der Befragten sehr wach auf vorurteilsbelastete Feststellungen reagierten. Allerdings ließen sich bei genauerer Analyse der Aussagen dann doch Versatzstücke undemokratischer Denkmuster finden. Sonst wäre zum Beispiel „In Amerika zählt nur das Geld” nicht von fast der Hälfte der Befragten hingenommen worden. Auch wird der latent antisemitischen Wertung von „In Amerika sind die Medien doch sehr in jüdischer Hand”, nur von 80 Prozent der Beteiligten widersprochen. Im Gegensatz zu den antiamerikanischen Wertungen lässt sich ein eindeutiger Antikommunismus kaum noch feststellen, wohl auch, weil diesem der politische Gegner abhanden gekommen ist. Insgesamt vermittelt die Lektüre durchaus den Eindruck einer gebremsten Lust der Deutschen am Ressentiment.
HUBERT ZIMMERMANN
Der Rezensent ist Politikwissenschaftler an der Universität Bochum.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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