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Mit viel Sympathie erzählt der Autor vom Leben der kleinen Leute in den Teenagerjahren der Bundesrepublik: Bei der Beerdigung des Vaters sieht Hermi, der sich vor mehr als 30 Jahren in den Osten Deutschlands abgesetzt hatte, seine Mutter und seine vier Brüder wieder. Werner, der Jüngste, erinnert sich, wie das damals war, als Hermi ihnen die Welt des Boxens eröffnete und sich alle fünf Brüder zu beachtlichem Erfolg hochboxten. Bis eben Hermi in den Osten ging...

Produktbeschreibung
Mit viel Sympathie erzählt der Autor vom Leben der kleinen Leute in den Teenagerjahren der Bundesrepublik: Bei der Beerdigung des Vaters sieht Hermi, der sich vor mehr als 30 Jahren in den Osten Deutschlands abgesetzt hatte, seine Mutter und seine vier Brüder wieder. Werner, der Jüngste, erinnert sich, wie das damals war, als Hermi ihnen die Welt des Boxens eröffnete und sich alle fünf Brüder zu beachtlichem Erfolg hochboxten. Bis eben Hermi in den Osten ging...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2001

Von Brüdern und Boxern

Um es gleich vorwegzuschicken: Ich bin kein passionierter Bücherleser. Aber wenn mich ein Buch anspricht, ist Lesen für mich ein entspannender Zeitvertreib, zumal wenn es um Boxen geht.

Der Roman "Die Schattenboxer" war für einige Tage ein unterhaltsamer und kurzweiliger Begleiter. Die Geschichte beginnt mit dem Wiedertreffen der fünf Söhne einer Bergarbeiterfamilie aus dem Ruhrpott zur Beerdigung des Vaters. Der jüngste der Brüder erzählt seine Erinnerung an die Kinder- und Jugendzeit, geprägt von der typischen Situation im Arbeitermilieu.

Die ärmlichen Verhältnisse, die wirtschaftliche Situation der jungen Bundesrepublik und die damit verbundenen Probleme des Alltags beeinträchtigen dennoch nicht die Familienidylle beziehungsweise das positive Familienklima. Auch wenn der Berufsstand eines Bergmannes immer in Ehren gehalten wird, haben die Söhne aufgrund der Perspektiven kaum Ambitionen, beruflich den gleichen Weg einzuschlagen.

Die Sehnsucht nach dem Neuen, nach dem Erfolg oder auch nach einem Schlupfloch aus dem Alltag endet, kurz gesagt, bei der Faszination des Boxens. Wie durch Zufall beginnt für die fünf Brüder eine Idee. Überwältigt von den Eindrücken eines Boxkampfes und unter dem Einfluß des größten der Brüder, beginnen alle mit dem Training. Gut nachgezeichnet wird das Spannungsverhältnis zwischen der sportlichen Entwicklung, dem Gewinn an Selbstvertrauen und der Verständnislosigkeit der Nachbarn. Achtung erwerben sich die Brüder nicht durch Siege in Straßenschlägereien, sondern durch den Gewinn von Boxkämpfen im Ring. Aus der Verständnislosigkeit der Nachbarn wird nach und nach Stolz.

Prägendster Punkt des Buches ist die Ausreise des ältesten Bruders in die DDR. Diese Ausreise wird begleitet von der Verachtung der Familie, insbesondere des Vaters, sowie des gesamten Umfeldes. Das innige Verhältnis des jüngsten zum ausgereisten ältesten Bruder zwingt ihn, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Warum die Flucht? Warum gerade dorthin, in ein Land, das seine Menschen einsperrt?

Antworten sucht er auch bei einer Gruppe von West-Sozialisten, die sich im Hinterzimmer eines Gasthofes in der Siedlung trifft und offensichtlich auch bei der Übersiedlung des ältesten Bruders geholfen hat. Durch näheren Kontakt zu dieser Gruppe erhält er Zeitungen der DDR, die den sportlichen Werdegang des großen Bruders zumindest erahnen lassen.

Die Geschichte gipfelt im Aufeinandertreffen des jüngsten und des ältesten der Brüder während der Boxeuropameisterschaft in Kopenhagen. Der Kampf im Viertelfinale wird für Zuschauer und Trainer zum Eklat. Die Unüberwindbarkeit der Emotionen zwingt die Brüder, auf das Treffen der angesetzten Schläge zu verzichten. Das Schattenboxen hat die Disqualifikation zur Folge.

Für jemanden, der wie ich in der DDR aufgewachsen ist, ist die Sicht, aus der das Land beschrieben wird, nicht immer realistisch. Die ständig folgenden Zufälle in der Geschichte sind an manchen Stellen unwirklich, doch die Details aus der Faszination des Boxsports und dessen Einfluß auf das Leben einer Bergarbeiterfamilie machen das Buch spannend und mitreißend.

AXEL SCHULZ

Der Autor war Europameister der Amateurboxer und kämpfte als Profi dreimal um die Weltmeisterschaft und zweimal um die Europameisterschaft im Schwergewicht.

Besprochenes Buch: Heinrich Peuckmann: "Die Schattenboxer". Middelhauve Verlag, München. 294 Seiten, 28 Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"In einer Doppelrezension bespricht Christina Thurner zwei Jugendbücher, die sich mit der Überwindung von Grenzen befassen: einmal mit den Grenzen innerhalb einer Stadt und ein anderes Mal mit denen innerhalb einer Nation. Beide Bücher hält sie für durchaus empfehlenswert, besonders weil ihrer Ansicht nach bei beiden das "allzu blauäugige Heile-Welt-Versprechen ironisch oder kritisch unterlaufen" werde.
1.) Jerry Spinelli: "East End, West End und dazwischen Maniac Magee" (Cecilie Dressler Verlag)
"Spannend, einfühlsam und auch humorvoll" findet Thurner diese Geschichte von einem Jungen, der - eher aus Ahnungslosigkeit - die Grenzen zwischen zwei verfeindeten Stadtteilen ignoriert. Gut gefällt ihr besonders, dass der Protagonist nicht als "Superstar" in Erscheinung tritt (obwohl ihm geradezu beiläufig Heldentaten gelingen), sondern dass der Junge Maniac Magee eher jemand ist, der auch mit Hilfe von Zufällen und einer "geradezu ergreifenden Offenheit", mit der er auf Menschen egal welcher Hautfarbe und egal welchen Charakters zugeht, verkrustete Feindschaften unterläuft. Etwas "unbeschwert Utopisches" geht von diesem Buch aus, findet die Rezensentin begeistert.
2.) Heinrich Peuckmann: "Die Schattenboxer" (Middelhauve)
Diese Geschichte spielt im Nachkriegsdeutschland, erläutert die Rezensentin. Es gehe um fünf Brüder, die in einer Zechensiedlung aufwachsen und zum Boxsport kommen. Einer von ihnen geht in den "Osten" und wie der Zufall so will, wird er später in einem Boxkampf auf einen seiner Brüder treffen. Doch der Kampf fällt aus: Sie hatten sich einst geschworen, niemals gegeneinander zu kämpfen. Thurner sieht in dieser "sehr fesselnd" geschriebenen Geschichte einen Sieg über "trennende Mächte", auch wenn natürlich klar sei, dass wirkliche Mauern hier nicht eingerissen werden. Zwar räumt die Rezensentin ein, dass die Geschichte in einer kurzen Nacherzählung möglicherweise etwas "kitschig" klingt. Doch die "einnehmende Aufrichtigkeit", mit der der Autor von dem Verzicht auf sportliche Anerkennung zugunsten der Menschlichkeit erzählt, hat sie durchaus beeindruckt.

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