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In diesem engagierten und kenntnisreichen Buch wendet sich der Autor gegen die falsche Übertragung isolierter Elemente der US-amerikanischen Universitätsstruktur auf das deutsche Modell und plädiert stattdessen für eine ganzheitliche Sicht der anstehenden Probleme und Aufgaben. Er macht eine Fülle von Vorschlägen, wie mit der verfahrenen Situation an den deutschen Hochschulen nach Bologna umgegangen werden sollte, und zeigt, wie die unbestreitbaren Stärken der deutschen Universität zu neuer Entfaltung gebracht werden können.Nur Wenige würden bestreiten, dass sich die deutschen Universitäten in…mehr

Produktbeschreibung
In diesem engagierten und kenntnisreichen Buch wendet sich der Autor gegen die falsche Übertragung isolierter Elemente der US-amerikanischen Universitätsstruktur auf das deutsche Modell und plädiert stattdessen für eine ganzheitliche Sicht der anstehenden Probleme und Aufgaben. Er macht eine Fülle von Vorschlägen, wie mit der verfahrenen Situation an den deutschen Hochschulen nach Bologna umgegangen werden sollte, und zeigt, wie die unbestreitbaren Stärken der deutschen Universität zu neuer Entfaltung gebracht werden können.Nur Wenige würden bestreiten, dass sich die deutschen Universitäten in einer Krise befinden, und zwar nicht erst seit den missglückten Bologna-Reformen. Von Jaspers' Grundsatzschrift zur »Idee der Universität« über Peter Szondis Plädoyer für eine 'freie', nämlich selbstbestimmte Universität bis zu Reinhard Brandts »Wozu noch Universitäten?« haben engagierte Denker ihr Unbehagen über den Zustand der deutschen Universität artikuliert.Ausdruck der gegenwärtigen Krise ist nicht zuletzt die Uneinigkeit darüber, wo die Probleme überhaupt liegen und wo Lösungen zu suchen wären. Dabei richtet sich der Blick immer öfter auf das vorgeblich überlegene »amerikanische Modell«. US-amerikanische Universitäten schneiden in internationalen Rankings im Vergleich mit den deutschen in der Tat deutlich besser ab - aber kaum ein Reformer kennt die vielfältige Hochschullandschaft der USA wirklich aus der Innensicht.Der Autor, der beide Systeme aus langjähriger Erfahrung überblickt, setzt sich in seiner spannend zu lesenden Studie zunächst mit der Idee und dem Aufstieg der deutschen Universität seit dem frühen 19. Jahrhundert auseinander, bevor er die Stärken und Schwächen des amerikanischen Hochschulsystems untersucht: Die Vielfalt privater und öffentlicher Universitäten, administrative Flexibilität, Wettbewerbsstrukturen und Leistungsanreize, vor allem jedoch die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Studierenden kennzeichnen den amerikanischen Erfolg.In Deutschland ist das Vertrauen in die Besonderheit und Leistungsfähigkeit des deutschen Systems auf dem Tiefpunkt, und das ist schade: Jede weitere Reform sollte zum Ziel haben, die traditionellen Vorteile und Stärken der deutschen Universität zu stützen. Gleichzeitig kann Deutschland von den Erfahrungen in anderen Ländern profitieren. Bologna wird sich nicht zurückdrehen lassen, aber es gibt auch in der gegenwärtigen Situation gangbare Wege, die deutsche Universitätsidee zu erneuern und in der Praxis voranzubringen.
Autorenporträt
Roche is the Rev. Edmund P. Joyce, C.S.C., Professor of German Language and Literature and Concurrent Professor of Philosophy at the University of Notre Dame.Für weitere Informationen besuchen Sie: https://mroche.nd.edu
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein Buch für alle, die sich um die deutsche Universität sorgen, empfiehlt uns Vittorio Hösle. Was der Autor Mark Roche, der viel Erfahrung mit dem amerikanischen Universitätssystem mitbringt, durch den Vergleich der universitären Strukturen an konstruktiven Vorschlägen zu bieten hat, scheint Hösle bemerkenswert. Der Optimismus des Autors ist für Hösle das eine. Das andere sind für ihn Roches Kenntnisse im Bereich der Bildungsstatistik beider Länder, seine Lebenserfahrung und sein Glaube an den Nutzen guter Universitäten. Entsprechend aufmerksam folgt der Rezensent dem Autor durch den laut Hösle gut gegliederten Text, erfährt Genaues über Idee und Geschichte der Universität sowie über die Hauptmerkmale des amerikanischen Universitätswesens. Was der Auto sodann über die Chancen des durch Bologna angestoßenen Wandels in Deutschland zu sagen hat, über Studiengebühren und Wettbewerb, hat Hösle so noch nicht gehört.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2015

Die Macht guter Verwaltung
Gemeinschaftsgeist und Wettbewerb: Mark Roche weiß, was sich von amerikanischen Universitäten lernen lässt
Dass es um die deutschen Universitäten nicht zum Besten steht, ist seit zwanzig Jahren sattsam bekannt. Anstatt eine neue Jeremiade vorzulegen, hat der philosophierende Germanist Mark Roche, der siebzehn Jahren in der Verwaltung zweier angesehener amerikanischer Universitäten, der Ohio State University und der University of Notre Dame, als Chair und Dean arbeitete und auch das deutsche System gut kennt, ein brillant übersetztes Buch verfasst, das durch die Fülle an konstruktiven Vorschlägen und den – sehr amerikanischen – Optimismus besticht, mit dem er den deutschen Universitäten das Potenzial zu einer Regeneration ihrer alten Größe zuerkennt.
  Drei Züge zeichnen dieses Werk aus: Roche beherrscht eine Fülle an einschlägigen Statistiken zum Bildungssystem beider Länder; er ist von einer normativen Vision beseelt, erkennt also präzise einerseits den intrinsischen Wert intelligenten Wissenserwerbs, andererseits den gesellschaftlichen Nutzen guter Universitäten an; und er flicht immer wieder Anekdoten aus seiner eigenen Lebenserfahrung ein. Das Buch ist vorbildlich gegliedert: Nach dem ersten Kapitel zu Idee und Geschichte der Universität werden im zweiten Kapitel sieben Hauptmerkmale des amerikanischen Universitätswesens im Detail diskutiert, nämlich Vielfalt, Flexibilität, Wettbewerb, Anreizstrukturen, Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht, Studentenzentriertheit und schließlich Gemeinschaftsgeist. Das dritte Kapitel gilt den Herausforderungen und Chancen des Wandels in Deutschland, der unter anderem durch den Bologna-Prozess in Gang gekommen ist.
  Die neuere Geschichte der Wissenschaftsinstitution Universität ist entscheidend durch zwei Länder bestimmt: Deutschland und die Vereinigten Staaten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts hat, nach einer langen Epoche des Niedergangs der Institution, Wilhelm von Humboldt, inspiriert von einem neuen Bildungsideal, in seinen sechzehn Monaten als preußischer Sektionschef die neue Universität als Ort der Einheit von Forschung und Lehre konzipiert – eine Tat, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die USA inspirierte: Harvard, inzwischen die reichste Universität der Welt, führte erst 1872 die Promotion ein. Schon nach dem Ersten Weltkrieg wird das Studium in den USA ein Massenphänomen, aber erst die Selbstzerstörung der deutschen Universität im Nationalsozialismus mit der Flucht der bedeutendsten Intellektuellen über den Atlantik hat zum Primat der Universitäten der USA beigetragen, der heute unstrittig ist: „Von den 117 zwischen 2000 und 2010 für Forschung vergebenen Nobelpreisen gingen 78 an Wissenschaftler, die in den USA tätig sind“ (davon immerhin 21 keine gebürtigen US-Bürger, die freilich das Land an sich zu ziehen vermochte). Nur das Vereinigte Königreich (zehn) und Japan (sieben) brachten es auf mehr als fünf. Eine Ursache dafür liegt auf der Hand: Die USA investierten 2012 2,64 Prozent ihres Bruttosozialproduktes in Ausgaben für das Hochschulwesen, Deutschland weniger als die Hälfte (1,28 Prozent), deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 1,58 Prozent. Mehr als die Hälfte der amerikanischen Investitionen sind privater Natur. Das verringert sicher die Chancengleichheit – etwas, was Roche ebenso beklagt wie den Import von Doktoranden aus dem Ausland aufgrund eines schlechten einheimischen Schulsystems: Von den in den USA in Ingenieurwissenschaften Promovierten waren 1977 56 Prozent amerikanische Staatsbürger, 2007 nur noch 29 Prozent!
  Weitere wichtige Unterschiede zum deutschen System waren von Anfang an die hohe Bedeutung, die der Lehre zugewiesen wurde, und die enorme Vielfalt an ganz unterschiedlichen Einrichtungen der höheren Bildung: öffentliche sowohl wie private, innerhalb dieser sowohl profitorientierte als auch Non-Profit-Stiftungen (dazu gehören alle berühmten Privatuniversitäten), kirchliche (allein 200 katholische Einrichtungen in einem mehrheitlich protestantischen Land) ebenso wie säkulare, schließlich ein enormes qualitatives Spektrum von den zweijährigen praxisorientierten „Community Colleges“ über vierjährige Liberal Arts Colleges“, von denen einige Weltgeltung haben, bis zu den (privaten und öffentlichen) Forschungsuniversitäten mit Promotionsrecht. Die geringere Regulierungsdichte, die größere Kollegialität in Departments trotz aller Rang- und Einkommensunterschiede, die weitgehende Autonomie bei der Umschichtung von Stellen sind Aspekte der Flexibilität. Der Wettbewerb erfolgt um Studenten ebenso wie um Professoren; er findet global wie inneruniversitär statt, ohne doch den Gemeinschaftsgeist wirklich zu korrodieren. Die unterschiedlichen Rankings sind für den Wettbewerb wichtig, auch wenn deren Parameter oft Verschiedenes messen.
  Besonders konkret sind die Kapitel zu Anreizstrukturen und Verantwortlichkeit, die auch für die Verwaltung gilt, die viel mehr Macht hat als in Deutschland: Präsident, Provost und Dean können viel gestalten (Letzterer ist vom deutschen Dekan sehr unterschieden, der zweite ist gewissermaßen der Innenminister der Universität). Trotz teilweise exorbitanter Bezahlung (manche Präsidenten sind Einkommensmillionäre) streben weniger als 30 Prozent der Provosts ein Präsidentenamt an, das sich hauptsächlich um Spendeneinwerbung dreht; und als ihr zweitgrößtes Problem (neben zu wenig Geld) nennen Provosts, dass zu wenige Professoren in die Verwaltung wollen, die in der Tat einem Kopf mit wissenschaftlicher Berufung selten liegt: Roche selbst ist eine Ausnahme.
  Was die deutsche Situation angeht, so lobt Roche manche der Reformen der letzten Jahre, insbesondere dass sich die Universitäten endlich nach Qualität und Schwerpunkt ausdifferenzieren. Aber ohne mehr Finanzmittel wird die deutsche Universität nicht ihren früheren Rang wiedergewinnen. Diese sollten wesentlich durch maßvolle, sozial abgestufte Studiengebühren zustande kommen, denn die Studiengebührenfreiheit ist in Deutschland mit seiner geringen sozialen Mobilität alles andere als sozial gerecht. Zudem führt die Erfahrung, dass Bildung etwas kostet, zu mehr Einsatz und zur Stärkung des Wettbewerbs. Freilich ist Roche Realist genug, um zu wissen, dass nur ein überparteilicher Konsens in dieser Frage Erfolg haben kann. Ich bezweifle leider, dass er in Sicht ist. Dieses Buch sollte von allen, denen die Zukunft der deutschen Universitäten am Herzen liegt, gründlich gelesen werden.
VITTORIO HÖSLE
Mark Roche: Was die deutschen Universitäten von den amerikanischen lernen können und was sie vermeiden sollten. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christiana Goldmann. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2014. 297 Seiten, 22,90 Euro.
Von 2000 bis 2010 gingen 78
Nobelpreise in die USA
Die deutschen Unis brauchen
mehr Vielfalt und mehr Geld
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Fazit: Das Buch ist ein absolutes Muß für alle, die klar und deutlich verstehen wollen, warum Wissenschaft in Deutschland sich in der Krise befindet. So unpolemisch, glasklar systematisch und Amerika gegenüber durchaus kritisch habe ich dieses Thema noch nie behandelt gefunden wie bei Roche, der klar sagt, wie es besser gehen könnte! Ein Muss-Buch also und zwar nicht nur für Politik und Uni-Administratoren sondern auch für alle Professoren und Studenten, alle Wissenschaftler und solche, die es werden wollen!
Gert Scobel in seiner persönlichen Video-Buchempfehlung (Quelle 3sat.de am 1.12.2014)