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Was wäre, wenn man Träume konsumieren könnte? Selim Özdogan nimmt uns mit in jene Welt: Sein Held Nesta liebtes, Musik zu hören, Bassstaub zu rauchen und Träume in Tropfenform einzunehmen, um der Realität für kurze Zeit zu entfliehen. Anderen wie Tedeisha ist es gelungen, mit dem Träumen Geld zu verdienen. Sie wird ein Star, während Nesta sich in den Traumgebilden anderer verfängt. Sein Leben entgleitet ihm. Als er dies merkt, scheint es schon zu spät zu sein ... Auf einfühlsame und eindringliche Weise erzählt Selim Özdogan von den Menschen, die die Fähigkeit verloren haben, ihren eigenen…mehr

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Produktbeschreibung
Was wäre, wenn man Träume konsumieren könnte? Selim Özdogan nimmt uns mit in jene Welt: Sein Held Nesta liebtes, Musik zu hören, Bassstaub zu rauchen und Träume in Tropfenform einzunehmen, um der Realität für kurze Zeit zu entfliehen. Anderen wie Tedeisha ist es gelungen, mit dem Träumen Geld zu verdienen. Sie wird ein Star, während Nesta sich in den Traumgebilden anderer verfängt. Sein Leben entgleitet ihm. Als er dies merkt, scheint es schon zu spät zu sein ... Auf einfühlsame und eindringliche Weise erzählt Selim Özdogan von den Menschen, die die Fähigkeit verloren haben, ihren eigenen Traum zu leben, und denen die Träume anderer dazu dienen, ihrem Dasein Sinn zu verleihen. Er schafft eine außergewöhnliche fiktionale Welt. Und beschreibt damit doch die, die wir kennen. Wer sind wir im Schlaf und wie real ist das, was wir Wirklichkeit nennen?
Rezensionen
Traumsauger auf Staubfang
Mit Lächeln, ohne Schlaf: Selim Özdogans esoterischer Plauderroman

Die Idee ist originell: Ein Rüssel saugt die Träume von Schlafenden auf und verflüssigt sie, das Konzentrat wird in einer Trägerflüssigkeit verdünnt. Sodann kann man sie als Tropfen kaufen, in die Augen träufeln und nachträumen; der Markt bietet alles, von der lichterfüllten Schwärmerei bis zum Porno. Das ist der Stoff, mit dem Selim Özdogan seinem Roman "Zwischen zwei Träumen" Pep verleiht.

Er dient als Aufhänger der Geschichte um Nesta, seine Freunde Salomon und Tedeisha, die in naher Zukunft als Außenseiter anfangen. Während Salomon als DJ Erfolge feiert und Tedeisha als professionelle Träumerin, hat Nesta Schwierigkeiten, von den Träumen - seien es eigene oder gekaufte - zur Realität zu kommen. Eigentlich will er ebenfalls Berufsträumer werden, aber die Traumaufnahmen liefern schlechte Ergebnisse. Also schlägt er sich durch, bandelt mit der spröden Rahel an, macht die Bekanntschaft eines ebenso geheimnisvollen wie abstoßenden Mr. No. Dann erscheinen Tropfen auf dem Markt, aus denen die Träumer nicht mehr erwachen, darunter Tedeisha: Sie träumen immer wieder einen schleifenförmig verlaufenden Traum. Zusammen mit Elia, einem eigenartigen Freund mit strahlendem Lächeln und ohne Schlafbedürfnis, macht sich Nesta in die Traumwelt auf, um Tedeisha zurückzuholen; es gelingt, und die beiden werden ein Paar. Schließlich klären sie die Herkunft der Traumrüssel, allerdings unter Einsatz von leiblicher und geistiger Gesundheit.

Özdogan gelingt es anfangs, den Leser einzufangen: Seine Beschreibung einer sozial benachteiligten, aber feierfreudigen Vorstadt ist stimmungsvoll, seine Charaktere, junge, orientierungslose Drifter, die Musik lieben, Drogen nehmen und eben gern träumen, sympathisch. Doch Erzählökonomie ist seine Sache nicht: Die Handlung, gewunden und zerfasert genug, setzt nach einem Vorlauf von 160 Seiten ein. Kurz darauf, mit dem Eintritt in die Parallelwelt, wird sie auf plakative, aber unverständliche Weise sinnbildhaft: Wer ist der ewig lächelnde Elia? Was sind das für Traumtüren in der Waschküche, welche Bedeutung hat die Siedlung, in der das Irren durch die Parallelwelt endet? Das Verhältnis des Traumuniversums zur Realität bleibt so vage, dass vor lauter Bedeutungsmöglichkeiten keine bleibt.

Ärgerlicher ist ein Hang zu esoterischen Versatzstücken, sprachlich und in der Motivwahl. Er beginnt mit halbseidenen Musikbeschreibungen: "Aber Sal konnte die Strahlen der Sonne bündeln und über seine Hände auf den Plattenteller lenken, wo die Nadel sie aufnahm." Und hört bei götzenartigen Messingstatuen auf: "Alles passierte zugleich. Diese Figur schien das Ende der Religion zu sein." Der Autor raunt und redet zu gern, dabei hat er das Problem erkannt: "Ihnen fehlten die Worte, wie immer, wenn man über Musik redet. Oder über Träume." Es ist ein Fehlschluss zu glauben, Losplappern wäre der Ausweg. Hätte Özdogan seine Geschichte eingedampft, von New-Age-Unfug gereinigt und locker-nüchtern erzählt, dann hätte "Zwischen zwei Träumen" sowohl Spannung als auch atmosphärischen Reiz. So liegt ein esoterischer Plauderroman vor, der um ein Zehnfaches zu lang ist.

NIKLAS BENDER

Selim Özdogan: "Zwischen zwei Träumen". Roman. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2009. 448 S., geb., 18,95 [Euro].

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