Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 4,60 €
  • Gebundenes Buch

"Baby Schimmerlos" packt aus
Er ist Deutschlands bekanntester Gesellschaftsreporter. Sein Berufsbild diente als Vorbild für die Kult-Fernsehserie „Kir Royal”, die er mit Helmut Dietl entwickelte. Als Auslandskorrespondent in Paris, u. a. für die „ZDF-Drehscheibe”, schnuppert er den Duft der großen weiten Welt, ehe er 1970 mit seiner „Leute”-Kolumne beginnt. 14 Jahre schreibt er täglich über Personen und Persönchen, ist der erste bei geheimen Scheidungen und spektakulären Hochzeiten, er berichtete als erster Deutscher vor Ort über die „Oscars” in Los Angeles.
Offen, ehrlich, aber
…mehr

Produktbeschreibung
"Baby Schimmerlos" packt aus

Er ist Deutschlands bekanntester Gesellschaftsreporter. Sein Berufsbild diente als Vorbild für die Kult-Fernsehserie „Kir Royal”, die er mit Helmut Dietl entwickelte. Als Auslandskorrespondent in Paris, u. a. für die „ZDF-Drehscheibe”, schnuppert er den Duft der großen weiten Welt, ehe er 1970 mit seiner „Leute”-Kolumne beginnt. 14 Jahre schreibt er täglich über Personen und Persönchen, ist der erste bei geheimen Scheidungen und spektakulären Hochzeiten, er berichtete als erster Deutscher vor Ort über die „Oscars” in Los Angeles.
Offen, ehrlich, aber immer mit Respekt vor seinem Gegenüber erzählt Graeter aus seinem turbulenten Privatleben, von Begegnungen mit Prominenten und wie sie sein eigenes Leben veränderten.

Faszinierender als „Kir Royal”: die wahre Geschichte.

Pressestimmen „Graeter war nicht nur der Reporter auf dem roten Teppich - er gehörte mit zur oberen Klasse." Stern

„Deutschlands wohl berühmtester Klatschreporter.” NDR

„Graeters Stories waren oft fast satirische Essays; das inspirierte die Fernsehmacher zur ARD-Serie. Der unermüdliche Beobachter von Bällen, Galas und sonstigem Zeitvertreib der besseren Kreise war noch für Bunte und Bild aktiv; legendär war sein Café Extrablatt an der Münchner Leopoldstraße (...) Dafür ist Michael Graeter bekannt: Klatsch und Tratsch, stets garniert mit eigenen Erfahrungen vom roten Teppich, von After-Show-Partys und Promi-Treffs. Graeter ist selbst ein Promi – er ist das lebende Abbild des Baby Schimmerlos in der legendären TV-Serie Kir Royal.” Süddeutsche Zeitung
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2009

Keiner ist greater
Gibt es eigentlich irgendjemanden in München, der noch nicht davon gehört hat? Michael Graeter hat ein Buch geschrieben, und dass alleine das Personenregister sieben Seiten umfasst, zeigt vor allem eins: dass Graeter auch in seiner Autobiographie das tut, was er sein Leben lang getan hat – mit den Großen und Möchtegern-Großen dieser Welt auf Du und Du zu sein, herauszufinden, wie es denn mit ihren Hormonen steht und das dann aufzuschreiben.
Heute kommt „Extrablatt” in den Buchhandel. Es wird wohl ausreichend Leute geben, die bereit sind, 19,95 Euro dafür auszugeben, Graeter beim stilvollen Namedropping zuzuschauen. Natürlich greift er nur ganz nach oben, zu Königen und Magnaten, Superstars und Hollywood. Das Auto muss stets eine Corvette sein, und wer eine Yacht von weniger als 62 Metern Länge besitzt, der soll doch gleich mit dem Schlauchboot zum Baggersee fahren. Graeter immer mittendrin – was gelegentlich schlichtes Reporterglück ist, stellt er als einzigartige Kombination von Beziehungen, journalistischem Riecher und im richtigen Moment aufgegebener Diskretion dar. Graeter – keiner ist greater.
Literatur ist das nicht. Das ist Graeters Klatschkolumne in Buchform, in einem journalistischen Stil, der früher wohl mal „süffig” hieß. Wie stets gibt es jede Menge Andeutungen, die noch auf Jahre hinaus die Exegeten der Society beschäftigen werden, wahrscheinlich aber nur dazu dienen, die Zahl der Unterlassungserklärungen in Grenzen zu halten. Böse Worte findet er für die meisten seiner heutigen Kollegen, vor allem bei den privaten Fernsehsendern, wo das Prinzip der Lehrredaktion zum dauerhaften Geschäftsmodell gemacht wurde. Kein Wort jedoch über die Schattenseiten seines Berufs, wie es eigentlich ist, im Müll fremder Leute zu wühlen und Dinge ans Licht zu zerren, die besser im Dunkeln geblieben wären.
Und auch die Episode seiner Haftstrafe kommt merkwürdig larmoyant daher, als ein Fall, um den sich eigentlich Amnesty International hätte kümmern müssen. Die Welt des Klatsches ist irreal und unrealistisch. Vielleicht wird ein Mensch ebenso, wenn er sich zu lange darin bewegt. Stephan Handel
Michael Graeter hat sein Leben aufgeschrieben – das Buch kommt heute in den Handel. Foto: Haas
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009

Wer reinkommt, ist drin

Alles wird immer seichter, auch der Klatsch. Michael Graeter, der Chronist einer glitzernden Prominentenwelt, sucht Anschluss an die große Zeit. In seinen Memoiren rekapituliert er die Geheimnisse der Hasenjagd.

Von Hannes Hintermeier

Jemand musste Michael G. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses geahnt hätte, wurde er eines Tages verhaftet. An einem kalten Januarmorgen des Jahres 2008 liegt Michael G. "tief und wohlig" schlummernd im Hotel "Tivoli" in Zürich, als um 6.42 Uhr "plötzlich eine Art Fallbeil" auf ihn herniederfällt. Drei Schweizer Polizisten in dunkelblauen Kampfanzügen umstellen das Bett des Klatschreporters, den wir fortan mit seinem Kürzel MG nennen wollen. Dieser MG war in Deutschland rechtskräftig verurteilt wegen Insolvenzverschleppung, Bankrott und Veruntreuung von Arbeitsentgelt, hatte sich aber der deutschen Justiz durch Flucht in ein Zürcher Daunenbett entzogen. Dass man ihn ausliefern würde, damit hatte er nicht gerechnet. Jetzt war er endgültig ganz unten. Und dabei war er einmal ganz oben gewesen - bei den Reichen und Schönen.

"Als ich im Zweiten Weltkrieg, am 29. Juli, im Sternzeichen des Löwen, geboren werde", schreibt MG und verschweigt das Jahr. Es war 1941. Seinen Vater lernt er im Alter von acht Jahren kennen, ein Kriegsheimkehrer, der im Telegrapfenamt Arbeit findet. Die Mutter will, dass der Sohn Akademiker wird, Anwalt am besten; dem Vater wäre eine Beamtenlaufbahn lieber. Der Bub aber wird Volontär bei der "Schwäbischen Landeszeitung" in Augsburg und bleibt dem Gewerbe treu. Nach ersten Erfolgen als Lokalreporter wechselt er nach München zur "Abendzeitung", die der begnadete Verleger Werner Friedmann gegründet hat. Er ist es auch, den den jungen MG fördert und ihn zum Lokalchef macht. Er ist in dieser Position freilich nicht "der jüngste Ressortleiter aller Zeiten"; das war dortselbst Michael Jürgs, der als Dreiundzwanzigjähriger das Feuilleton übernahm. So genau will es MG nicht wissen.

Denn noch gilt "leben und leben lassen": Der Münchener Volksschriftsteller Sigi Sommer tigert als "Blasius" durch die Stadt. Die swingenden Sechziger gehen in die beschwingten Siebziger über, München ist Szene und Kult, heimeliges Weltdorf für die Rolling Stones, für Freddie Mercury. Der Schampus strömt, die große Krankheit mit den vier Buchstaben ist noch nicht ausgebrochen. MG beginnt Weltstars, Hochadel und Superreiche einzusammeln, aber auch die Lokalprominenz vernachlässigt er nie. Helmut Dietl hat dieser Zeit, in dessen vermeintlichem Zentrum sich der Klatschreporter bewegt, die Serie "Kir Royal" gewidmet - und mit ihr Fernsehgeschichte geschrieben. In dieser ach so fernen Zeit waren Männer "Super-Kapitalisten", "Biertragl-Tycoone" oder "Polit-Titanen", sie fuhren "Asphalt-Katzen", lebten in der "Rabenwelt" und waren ständig auf "Hasenjagd", ignorierten "Bordsteinschwalben", träumten stattdessen von "germanischen Vollweibern mit Wunschliegenschaften", wahlweise auch von "knackigen Schwabinchen" oder "süßesten Schwedinnen". War die "Abschussliste" erst einmal umfänglich, erhob sich über ihrer Körpermitte ein "Feinkostgewölbe". Frauen waren in diesem Universum hauptsächlich karriere- und geldgeile "Men-Killerinnen", sie hatten bevorzugt eine "Riesenfigur" zu haben, wozu "mäusefaustgroße Busen" nicht gehörten, wohl aber solche, die "in Brustweite abendfüllend" waren.

Graeters Weg vom Provinzjournalisten zum Mitglied des Jetsets, zum Gastronomen, Kinobetreiber und Bankrotteur ist abwechslungsreich. Nach Abstechern in die französische Hauptstadt, einem Engagement bei der ZDF-"Drehscheibe", eröffnet Graeter 1975 an der Ecke Leopold-/Georgenstraße das "Café Extrablatt". Besondere Sorgfalt lässt er bei der Einrichtung der Toiletten walten: "Die menschliche Peinlichkeit elegant zu kaschieren ist mir immer ein Anliegen."

Aber eben in den Waschräumen, nicht bei der Abfassung seiner Artikel. "Riechen ist überhaupt das Kernwort der menschlichen Koexistenz": Mit Sentenzen wie dieser reiht sich MG in die Garde der unfreiwilligen Aphoristiker ein. Offenkundig hat sein Text unbehelligt den Weg in die Druckerei gefunden. Ist es also immer noch so, wie "Bunte"-Chefin Patricia Riekel einst fragte, dass man einen Graeter nicht redigieren darf? Es hätte dem Buch inhaltlich wie sprachlich nicht geschadet. In der Münchner Glyptothek stehen keinesfalls nur Gipsköpfe, und eine Formulierung wie "Unser Kontakt gedeiht gut" muss auch nicht sein.

Es ist ein Buch für die Generation, die dabei gewesen ist damals. Es befriedigt ein antiquarisches Klatschinteresse, auch wenn es bis in die Gegenwart hineinreicht. "Thomas, du brauchst nicht mehr zu kommen", so soll Liz Mohn den Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Middelhoff von Mallorca aus telefonisch abserviert haben. Aber mancher Zettel aus dem großen Archiv ist doch handfester, wie etwa die kritische Würdigung des Münchner Oberbürgermeisters Ude und seiner Frau oder die mit Innenansichten unterfütterte Dekonstruktion des Jürgen Schrempp. Ganz selten gestattet sich MG Ausflüge in die Metaebene. Worum es etwa gehen könnte im Leben? Eigentlich nur um Geld und Sex, aber auch um Schönheit, denn diese ist "der goldene Schlüssel für das ganze Leben". In Kirchen, "diese sakralen Seelenoasen", gehe er mittlerweile gern, aber die Institution Kirche sei abzulehnen, denn eine Hölle gebe es nicht - mit dieser Drohung sollen nur Millionen Menschen gelenkt werden.

MG glaubt, Gott und die Welt zu kennen, aber er kennt nur die Welt. Über den Mann selbst, den selbsternannten "Langläufer in der Langusten-Liga", lernen wir kaum etwas, da MG die Auseinandersetzung mit MG scheut. Er ist immer die anderen, über die er schreibt und denen er beweisen will, dass er er ist. Insofern ist der Untertitel "Autobiografie" irreführend. "Extrablatt" ist ein Glossar des Klatsches, das Kondensat einer untergegangenen Welt. Mit Liz Taylor angelt sich MG den ersten Star; die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Das Register umfasst rund neunhundert Namen, von Agassi bis Zefirelli. Es ist kein Namedropping, das hier vorbeiflimmert, es ist Namesplashing. Aber auch MG schwant, dass seine Zeit nicht wiederkommt. Und dass die Gründe, Sehnsucht nach ihr zu haben, nur sentimentale sein können. Heute ist sein Kerngeschäft von "ultimativen Nichtsnutzen" besetzt: "Mit Feldbusch, Küblböck, Bohlen oder sonstiger Pseudo-Prominenz wäre ich in hohem Bogen rausgeflogen."

Hubert Burda, für den Graeter neun Jahre in der "Bunten" schrieb, hat unlängst in dem Band "Mediale Wunderkammern" im Gespräch mit Wolfgang Ulrich die These aufgestellt, Klatschjournalismus sei die Fortsetzung höfischer Rituale. Gleichwohl hat er eingeräumt, dass heute die Inhalte "nicht differenzierter und niveauvoller, sondern trivialer" würden. Die Beschleunigung dieser Trivialisierung ist einerseits das Alarmsignal schlechthin, andererseits der älteste Klatsch der Welt.

Michael Graeter: "Extrablatt". Autobiografie. Langen Müller Verlag, München 2009. 376 S., zahlreiche Abbildungen, geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als "reele Sache" lobt Rezensentin Ursula März dieses Buch des Klatschreporters Michael Graeter, wiewohl sie die verlagsseitige Behauptung, es handele sich um Memoiren, dann doch in Erstaunen versetzt. Aus ihrer Sicht nämlich sind dies hier lediglich Anekdoten aus der Society-Welt am Stück, ein über vierzig Jahre fortlaufender Bericht über die weltbewegende Frage "Wer mit wem?" Eine Stunde lang könne man sich mit Graeters Buch "das Hirn durchputzen lassen", biete es Erholung von Erschöpfung und Tiefsinn und rausche reinigend durch die Ganglien. Rückstandslos, versteht sich.

© Perlentaucher Medien GmbH