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Diese umfassende Biographie über eine der interessantesten Frauen des 18. Jahrhunderts liest sich wie ein Roman und ist gleichzeitig ein erhellendes Zeitbild. Das Leben, sagt Mary Wollstonecraft selbst, sei ein Wettstreit zwischen Vernunft und Leidenschaft. Dass sie mehr war als nur eine distanzierte Schiedsrichterin in diesem Kampf, das macht sie auch heute noch lebendig. Mary Wollstonecraft war ihrer Zeit weit voraus: Sie kämpfte gegen die starren Regeln der Gesellschaft, die Frauen elementare Rechte und Bildungschancen vorenthielt.

Produktbeschreibung
Diese umfassende Biographie über eine der interessantesten Frauen des 18. Jahrhunderts liest sich wie ein Roman und ist gleichzeitig ein erhellendes Zeitbild.
Das Leben, sagt Mary Wollstonecraft selbst, sei ein Wettstreit zwischen Vernunft und Leidenschaft. Dass sie mehr war als nur eine distanzierte Schiedsrichterin in diesem Kampf, das macht sie auch heute noch lebendig.
Mary Wollstonecraft war ihrer Zeit weit voraus: Sie kämpfte gegen die starren Regeln der Gesellschaft, die Frauen elementare Rechte und Bildungschancen vorenthielt.
Autorenporträt
Prof. Dr. Karin Priester, geboren 1941, studierte Romanistik und Politikwissenschaft. Seit 1980 hat sie einen Lehrstuhl für politische Soziologie an der Universtität Münster. Von ihr sind zahlreiche literatursoziologische beziehungsweise literaturpsychologische Essays u. a. zu Ernst Jünger, Andre Gide und Pier Paolo Pasolini erschienen.
Rezensionen
Ein Leben für die Freiheit
Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde zwar intensiv über Menschenrechte diskutiert, doch gemeint waren damit vor allem Männerrechte. An einer Emanzipation der Frauen war selbst radikalen Intellektuellen nicht unbedingt gelegen. Umso erstaunlicher ist es, dass einige wenige Frauen schon damals den Mut hatten, dagegen zu rebellieren und ihre Rechte einzufordern. Allen voran Mary Wollenscraft, die zu ihrer Zeit weit über die Grenzen ihrer Heimat England hinaus bekannt war. Die vorliegende Biographie schildert nicht nur detailliert ihren Werdegang als pädagogische, politische und feministische Schriftstellerin, sondern sie zeigt Mary Wollenscraft auch als Geliebte, Mutter und Ehefrau mit all ihren Widersprüchen.
Eine Frau voller Widersprüche
Mary wird 1759 in eine Familie der Mittelschicht hineingeboren. Den Vater erlebt sie als rücksichtslosen Tyrannen, die Mutter als unterwürfig. Marys Bildung beschränkt sich auf das Nötigste. Trotzdem betreibt sie später eine Schule, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Durch einen glücklichen Zufall findet sie in dem Verleger Joseph Johnson einen Freund und Förderer, der ihre Schriften veröffentlicht. Eines ihrer zentralen Themen ist die Forderung nach einem allgemeinbildenden Schulwesen, das beiden Geschlechtern gleiche Bildungschancen ermöglicht. Das ist die Voraussetzung für alle ferneren Ziele, für freie und selbständige Frauen. Mag die Wollenscraft nach außen radikal scheinen, so ersehnt sie im tiefsten Inneren eine traditionelle, bürgerliche Familie und macht durch ihre Neigung zur Hysterie "ihren" Männern das Leben schwer.
Ein tragischer Tod
Ihre unglückliche Liebe zu dem Schweizer Maler Heinrich Füßli treibt sie nach Frankreich. Dort gerät sie in die Wirren der französischen Revolution und in die Arme des Amerikaners Gilbert Imlay. Sie wird schwanger und kehrt als alleinerziehende Mutter nach England zurück, wo sie schließlich William Godwin heiratet. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes stirbt Mary mit nur 38 Jahren am Kindbettfieber. Um Mary Wollenscraft und ihre Anliegen zu verstehen, ist es wichtig den historischen Hintergrund zu kennen. Karin Priester wird dem gerecht: Von der englischen Agrarpolitik bis zur Französischen Revolution werden alle relevanten Entwicklungen erörtert. Keine leichte Kost also, aber hochinteressant und informativ. (Rosina Wälischmiller)

"Die Autorin Karin Priester schreibt verboten gut - klug, akzentuiert und fesselnd!" (Süddeutsche Zeitung)

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein so eindrucksvolles Leben wie das der 1797 gestorbenen Mary Wollstonecraft habe mehr verdient, als dieses "distanzlose, mitunter schlicht peinliche Buch" von Karin Priester, findet Tobias Döring. Diese außergewöhnliche Frau, die sich mit autobiografischen Geschichten und politischen Schriften einen Namen gemacht hat, und besonders durch ihre für damalige Verhältnisse unkonventionelle Lebensweise beeindruckt hat, ist besonders in den 70er Jahren zu einer Pionierin der modernen Emanzipationsbewegung avanciert. Die Fülle der englischsprachigen Publikationen zu Wollstonecraft, unter denen Döring vor allem die Biografie von Janet Todd hervorhebt, wird nun durch eine deutschsprachige Biografie ergänzt. Priester versucht, so Döring, die Widersprüche der Persönlichkeit herauszuarbeiten und ein Resümee ihrer Werke zu geben. Mehr als Respekt für ein solches Bemühen ergibt sich für ihn allerdings nicht. Auf eigene Recherche hätte die Autorin gänzlich verzichtet, um sich "auf die suggestive Kraft erlebnishafter Ausschmückung" zu verlassen. "In solcher Frische wird sodann drauflosfabuliert, mal herzklopfend, mal stirnrunzelnd, mal daumendrückend", und auch mal im direkten Dialog "von Frau zu Frau", so Döring. Diese Art der Auseinandersetzung mit einer respektvollen Persönlichkeit stößt bei ihm auf entschiedene Ablehnung. Eine Frau wie Wollstonecraft hätte es nicht nötig, sich retrospektiv aufklären zu lassen: "Indem Lebensbeschreibung so zu Lebensberatung wird, erreicht die Biografie das Niveau von Kummerkolumnen in preiswerten Illustrierten".

© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.2002

Vergiß den Kerl doch endlich!
Ganz nah, ganz frisch: Karin Priester berät Mary Wollstonecraft

Selten war der Ausdruck "Lebenswerk" so treffend wie bei Mary Wollstonecraft. Seit ihrem frühen Tod bei der Geburt der zweiten Tochter im Jahre 1797 galt das öffentliche Interesse stets den außerordentlichen Umständen ihres Lebens nicht weniger als den Thesen ihrer Schriften und dies durchaus nicht ohne eigenes Betreiben der Autorin. "Ich stellte fest, daß ich unvermeidlich die erste Person geben mußte", schrieb sie im Hinblick auf ihre autobiographischen Romane. Das gleiche gilt für ihre ungleich einflußreicheren politischen Werke, zumal die große Streitschrift "Eine Verteidigung der Rechte der Frau" von 1792, mit der sie, gerade dreiunddreißigjährig, in die Debatten jener Umbruchszeit eingriff und rasch europäischen Ruhm erlangte. Im selben Jahr ging sie in London zur Ehefrau der großen unerfüllten Liebe ihres Lebens, des Malers Heinrich Füßli, und schlug ihr ein Zusammenleben zu dritt vor. Als sie brüsk abgewiesen wurde, packte sie die Sachen, gab ihre Katze bei Nachbarn in Pflege und reiste als politische Korrespondentin nach Paris, wo die Revolution gerade in die Phase des blutigen Terrors überging. Dort sollte sie einige der produktivsten und wohl glücklichsten Jahre ihres Lebens verbringen.

Ein "Experiment" hat Virginia Woolf die unbürgerliche Lebensführung von Mary Wollstonecraft genannt, und in der Tat sind die biographischen Geschichten, die von ihr überliefert sind, ebenso vielsagend wie zahlreich: wie der weltgewandte französische Aristokrat Talleyrand, dem die "Verteidigung" gewidmet war, von ihr in London mit Wein in Teetassen bewirtet wurde; wie sie den amerikanischen Politiker Thomas Paine bei einer Abendgesellschaft in eine so erregte Diskussion verwickelte, daß der englische Sozialkritiker William Godwin, der ebenfalls geladen war, kein Wort mit dem berühmten Menschenrechtsphilosophen wechseln konnte; wie sie eines Morgens in Paris empört die Blutlachen auf dem Place de la Revolution anprangerte, bis ein wohlmeinender Citoyen sie eilig auf die akute Gefahr für ihr eigenes Leben hinwies; wie sie nach ihrer Rückkehr nach London Gilbert Imlay, dem Vater ihrer kleinen Tochter, der mittlerweile Umgang mit einer jüngeren Geliebten pflegte, ebenfalls ein Arrangement à trois antrug. Immer wieder zeigt diese Intellektuelle sich als außergewöhnlich mutige, unkonventionelle und verzweifelt kämpferische Frau, der die Suche nach persönlicher Erfüllung mehr galt als die Rücksicht auf gesellschaftliche Regeln. Eine der ersten Frauen überhaupt, die von der Berufstätigkeit des Schreibens lebte und sich dazu aus bedrückend ärmlichen Verhältnissen emporgearbeitet hatte, waren ihre sozialkritischen Einsichten und reformerischen Ziele stets persönlicher und oftmals allzu leidvoller Erfahrung abgerungen.

Aus diesem Grund war die postume Publikation weiterer ihrer Schriften gleich mit der Veröffentlichung einer ersten Biographie verbunden. Godwin, mit dem sie im Jahr ihres Todes noch die Ehe eingegangen war, verfaßte eine durchaus von Sympathie getragene Würdigung ihres Werdegangs, in der er gleichwohl rückhaltlos Details ihrer unehelichen Beziehung zu Imlay offenlegte. Die Öffentlichkeit war skandalisiert und reagierte mit einer Flut von Schmäh- und Spottschriften. Die Karikatur des sittenlosen und verderbten Weibsbilds bot nur den willkommenen Anlaß, sich über alle Forderungen nach Bildungschancen und Rechtsansprüchen für Frauen, die ihr Werk erhebt, selbstgerecht hinwegzusetzen. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit ihrer Hinterlassenschaft brach ab; was blieb, war die Erinnerung an ihre freie Liebe, der sich die folgende Generation der Romantiker hingab. 1814 verschwor die Tochter Mary Godwin Wollstonecraft sich am Grabstein ihrer Mutter mit dem jungen Dichter P. B. Shelley und entfloh mit ihm nach Paris, wo die gemeinsame Lektüre der glühenden Briefe an Imlay, wie das Tagebuch bezeugt, Höhepunkte ihres Liebeslebens setzte. Wenig später sollte ihnen das Zusammenleben zu dritt, das Mary Wollstonecraft einst vergeblich plante, eine zeitgemäße Antwort auf das Problem der bürgerlichen Ehe bieten.

Selten ist das biographische Interesse daher so wesentlich begründet wie bei dieser Autorin, und an entsprechenden Unternehmungen hat es im englischen und amerikanischen Kontext tatsächlich nicht gefehlt. Nach der großen Konjunktur der feministischen Literaturwissenschaft in den siebziger Jahren, als gleich ein halbes Dutzend Wollstonecraft-Biographien herauskam, ist insbesondere "A Revolutionary Life" von Janet Todd zu nennen, das vor zwei Jahren erschienen ist und ein umfassendes und differenziertes Lebensbild entwirft, anstatt der allfälligen Gefahr zur Idealisierung dieser Pionierin der modernen Emanzipationsbewegung zu erliegen. Auch Karin Priester, die jetzt die einzige auf deutsch lieferbare Biographie vorgelegt hat, unternimmt es, die Widersprüche der Persönlichkeit herauszuarbeiten und im Resümee der Werke ihr konfliktreiches Verhältnis zu philosophischen und politischen Zeitströmungen zu diskutieren. Das wäre sicher verdienstvoll und, zumal für deutsche Leser, die keinen unmittelbaren Zugang zur englischen Literatur haben, informativ. Mehr läßt sich Priesters beflissener Kompilation und plakativer Präsentation dieses "Lebens für die Frauenrechte" (so der Untertitel) allerdings nicht abgewinnen.

Wie schon bei ihrem letztjährigen Buch über Mary Shelley hat die Biographin auf eigene Recherchen ganz verzichtet, bezieht ihr Wissen vielmehr aus der Lektüre einschlägiger Handbücher, Forschungsarbeiten und Briefeditionen und setzt ansonsten auf die suggestive Kraft erlebnishafter Ausschmückung. "Wie mit einem Zoom" wird dazu die Person des Interesses "ganz nahe" herangeholt, um "ihre menschlichen Beziehungen, auch ihren Alltag, so frisch, als seien sie von gestern, nachvollziehen" zu können. In solcher Frische wird sodann drauflosfabuliert, mal herzklopfend, mal stirnrunzelnd, mal daumendrückend und, wenn es wirklich menschlich wird, gern auch im inneren Monolog der ersten Person oder in direkter Zwiesprache von Frau zu Frau - Wollstonecraft wird beispielsweise retrospektiv über zeitgemäße Möglichkeiten der Empfängnisverhütung aufgeklärt oder per Zuruf ("Vergiß ihn, Mary! Zerschneide endlich das morsche Band!") zur Beendigung ihrer Affäre mit Imlay aufgefordert. Indem Lebensbeschreibung so zu Lebensberatung wird, erreicht die Biographie das Niveau von Kummerkolumnen in preiswerten Illustrierten.

Gleichwohl, so wird uns eingangs erläutert, "muß man sogar" Wollstonecraft "in größere Zusammenhänge einbetten", wenn man ihr gerecht werden will. Und so erfahren wir, daß "die Gespräche mit Füßli ihr ganz sicher die fehlende gymnasiale Oberstufe" ersetzten, daß London eine Großstadt war, wo "das Kommen und Gehen der vielen Menschen im Hafen und auf Straßen für Abwechslung sorgte", daß "die Woche mehr Alltage als Sonntage" zählt, daß Marys Sache "das beharrliche, mitunter auch polemische Bohren dicker Bretter" sei und was dergleichen Stilblüten und Platitüden mehr sind. Wie immer man zur popularisierenden Darstellung historischer Persönlichkeiten stehen mag, das experimentelle Lebenswerk der Mary Wollstonecraft hat eindeutig Besseres verdient als dieses distanzlose, mitunter schlicht peinliche Buch von gestern.

TOBIAS DÖRING

Karin Priester: "Mary Wollstonecraft. Ein Leben für die Frauenrechte". Biographie. Verlag Langen Müller, München 2002. 366 S., geb., 22,90 [Euro].

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"Die Autorin Karin Priester schreibt verboten gut - klug, akzentuiert und fesselnd!" (Süddeutsche Zeitung)