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O.W. Fischer, eine der letzten großen Leinwandikonen, feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag. In seiner Autobiografie erzählt er offen und ehrlich, nachdenklich und vergnüglich von seinem Leben. Er erinnert sich an das Zusammentreffen mit einstigen Schauspielerkollegen wie Maria Schell, Lieselotte Pulver und Hildegard Knef. Außerdem bietet er den Lesern einen Einblick in sein heutiges Leben und erzählt, welche Themen ihn gegenwärtig beschäftigen. Zu diesen gehört auch seine ausführlich dargestellte Lebensphilosophie - die "Allhypnose".

Produktbeschreibung
O.W. Fischer, eine der letzten großen Leinwandikonen, feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag. In seiner Autobiografie erzählt er offen und ehrlich, nachdenklich und vergnüglich von seinem Leben. Er erinnert sich an das Zusammentreffen mit einstigen Schauspielerkollegen wie Maria Schell, Lieselotte Pulver und Hildegard Knef. Außerdem bietet er den Lesern einen Einblick in sein heutiges Leben und erzählt, welche Themen ihn gegenwärtig beschäftigen. Zu diesen gehört auch seine ausführlich dargestellte Lebensphilosophie - die "Allhypnose".
Autorenporträt
O.W. Fischer (1915-2004), war der große Darsteller und Star des deutschen Nachkriegsfilms in Kinofilmen wie 'Mit Himbeergeist geht alles besser', 'Ludwig II.' und 'Es muss nicht immer Kaviar sein'. In den 60er Jahren begann er sich vom Film zurückzuziehen, und widmete sich mehr und mehr seinen philosophischen Studien und dem Schreiben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.05.2000

Maulwurf, Vogel, Zweig
O. W. Fischers wilde Memoiren „Meine Geheimnisse”
Wenn man O. W. Fischers neues Buch in der Auslage einer Buchhandlung liegen sieht, dann könnte man es einfach für eine weitere Schauspieler-Autobiografie halten, für einen Anekdoten-Reigen also oder einen Schicksalsbericht, verfasst von einem Ghostwriter. Aber hinter dem unscheinbaren, weißen Umschlag verbirgt sich ein wildes patchwork, ganz und gar O-Ton O. W. Fischer. Man ist geradezu verblüfft von der Sprachgewalt und den schwindelerregenden Gedanken. Da wechseln sich reißerisch-poetische Sprachfetzen, die an Autoren wie James Ellroy und Andrew Vachss erinnern, ab mit philosophischen Betrachtungen, die bisweilen einem metaphysischen Rap gleichen. Sein Konterfei auf dem Cover deutet schon das Grandios-Verquere seiner Erinnerungen an. Einen weißen Anzug trägt er, einen geschwungenen Strohhut und diesen coolen, weißgrauen Kinnbart. Er lächelt ein wenig wie ein gelassener Guru, wie ein arroganter und zugleich menschlicher Künstlergott. O. W. forever!
O. W. Fischer ist stets ein Outsider gewesen, ein Besonderer. „Eigentlich war ich ja immer so ein ganz klein wenig abseits”, schreibt er. „Selbst die wüsten Eskapaden lebte ich wie halb im Traume. Distanz zwischen mir und mir war da immer. Immer so ein bisschen grade überm Teppich. Nie ganz da. ” Fischer hat im Grunde nur gesellschaftliche Außenseiter dargestellt im deutschen Kino der fünfziger Jahre, großsprecherische Ganoven, exzentrische Künstler und verträumte Politiker wie den bayerischen Märchenkönig in Käutners Meisterwerk Ludwig II. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Der erste umfasst Flashbacks an Kindheit und Jugend, die eine komprimierte und überarbeitete Version seines bereits 1986 erschienenen Buches Engelsknabe war ich keiner darstellen. Schlaglichter der Erinnerung sind das, zärtlich und schmerzlich, mit einem Humor geschrieben, der immer auch die Traurigkeit beinhaltet. Es geht darin um die ersten unschuldigen Welt-Erfahrungen (mit Tieren vor allem), es geht um die Eltern und frühe Liebeserlebnisse, aber auch um Kaiser Franz Joseph, Rilke und Bismarck, nach dem er benannt worden ist („War ein armes Flammenmeer, Sucher, Beter, tief verzweifelt. Problematisch.”). Ein bizarr-schönes Abenteuer aus den Kindertagen ist O. W.s heimlicher Trip ins Irrenhaus. Er entdeckt dort ein halbnacktes Mädchen, „eine helle Loreley”, das in einem vergitterten Bett liegt. Er macht das Gitter auf. „Sie zog mich zu sich ins Bett. Küsste mich wie die Madonna ihren Knaben . . . Plötzlich ein Aufschrei. Nicht von ihr oder mir. Nein, die Pflegerin kam ins Zimmer. Riss mich weg und schmiss das Bett zu. Und dann kam das Wutgeheul einer Bestie. Riss und tobte an den Maschen. Wo war plötzlich die Madonna? Eine Tigerin ohne Junges. Jemand hat es ihr genommen. Man hat Mutter angerufen. Sie erzählte abends schluchzend Vater, es wär eine ganz Gefährliche gewesen. Unheilbar. Ich lächelte, urerwachsen, als ich’s hörte. ” Kleinen Melodramen und Tragikomödien gleichen diese Jugenderinnerungen. Ein inneres Lächeln versucht O. W. Fischer zu erkunden, die Geheimnisse der Gefühlsregungen.
Der zweite Teil des Buches besteht aus Bildern zur Karriere und zum Leben Fischers. Wenn man diese Foto-Revue, der man eine bessere Druckqualität gewünscht hätte, durchschaut und O. W. mit seinen Partnern und Partnerinnen betrachtet, dann erscheint einem plötzlich die Kino-Dekade der Fünfziger nicht mehr bloß als ein Jahrzehnt der Happy Endings. In den Gesichtern von O. W. und Klaus Kinski, von Maria Schell und Ruth Leuwerik liegen auch Melancholie und Versehrtheit, Sorge und Trauer.
Im dritten und umfangreichsten Abschnitt, dem 20 düstere Porträtzeichnungen von Margarethe Krieger beigegeben sind, legt O. W. Fischer seine Philosophie vom Universum und vom Selbst, vom Universum im Selbst dar. Allhypnose nennt er sein Denken, in dem sich Wissenschaft und Glaube, Geheimnis und Gelehrtentum treffen. Fischer hat diese Art der Selbsterkenntnis und Meditation entdeckt, als er – zutiefst enttäuscht über Hollywood – am Pazifik stand und am Rande seines Lebens. Die Allhypnose habe ihn vor dem Selbstmord bewahrt.
Um Luft und das Luftige geht es vor allem in Fischers Gedankenspielen, um Aura und Psyche. Eine typische O. W.-Wortkolonne, ein irrwitziger Tanz der Bedeutungen um „Aer” (lateinisch: Luft): „Weißt du”, fragt Fischer einen Zuhörer und den Leser, „was ,A-er‘ noch heißt? Es heißt Äther = Götterwohnung. Es heißt Aura, die ich sah, manches Mal um Todgeweihte . . . Aus ,A-er‘ wächst dann im Englischen und im Westen ,Air‘ und wenn man es ausspricht, wird draus ,Er‘, der Mann, der Gott der Bibel, der die Dinge alle zeugt . . .”
O. W. Fischer entpuppt sich als Ariel des Denkens: manchmal sind seine Gedanken nebulös und machen einen verrückt, dann wieder sind sie glasklare Poesie. In eine schöne, kleine Geschichte hat er seine Ausführungen gepackt. Da fliegt er von seinem Domizil hoch über dem Luganer See, seiner splendid isolation, herab nach München zu einer reunion-Feier in Geiselgasteig. Sein Flugbegleiter ist ein russisch-deutscher Gentleman-Darsteller, dem er seine Philosophie erläutert. Als loner, als großer Einsamer erscheint Fischer dabei, der das Welttheater aus ungewöhnlichen Perspektiven betrachtet. Er „suchte den Sinn als Betrachter und tat das als heiterer Maulwurf, dem die Oberfläche fremd wird . . . Maulwurf oder Vogel oder leichter Zweig im Wald. Einsamkeit war meine Schule und die erste, die ich liebte. Ich, der nie etwas gelernt hat, weder als Kind noch als Bub, noch als Jüngling, lernte als Greis plötzlich alles vom – Nichts. Wahrscheinlich war’s immer so, aber meistens weiß man’s nicht, und Herrschaften – das Nichts ist sehr exklusiv. Mit dem muss man ganz allein sein. Dann erzählt’s einem so viel. ” Eine Freiheit, verspielt und waghalsig, kennzeichnet Meine Geheimnisse, wie sie vielleicht nur die Jugendlichkeit des Alters kennt. Ein wunderliches, ein wunderbares Buch.
HANS SCHIFFERLE
O. W. FISCHER: Meine Geheimnisse. Erinnerungen und Gedanken. Mit 20 Zeichnungen, einem Nachwort von Margarethe Krieger sowie 100 Fotos. Langen Müller, München 2000. 304 S. , 49,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Kleinod der so wunderlichen wie wunderbaren Art entpuppt sich, für den rezensierenden Filmkritiker Hans Schifferle wenigstens, die Autobiografie des Filmschauspielers und selbsternannten Philosophen O. W. Fischer. Schifferle bewundert die Sprachgewalt, die ihn an Ellroy erinnert, und das Gedankengut, das wohl an wenig anderes erinnert, O. W. Fischer jedoch als "Ariel des Denkens" ausweise. Am ausführlichsten geht der Rezensent auf den ersten Teil des Buches ein, der die eigentlichen Erinnerungen umfasst. Dem zweiten Teil, einer Foto-Revue der Filmkarriere des Autobiografen, hätte er eine bessere Druckqualität gewünscht; den dritten Teil, in dem O. W. Fischer seine Theorie der Allhypnose vorstellt, referiert Schifferle erstaunlich geduldig. Das Urteil zur Philosophie bleibt freilich ambivalent: "manchmal sind seine Gedanken nebulös und machen einen verrückt, dann wieder sind sie glasklare Poesie."

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