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Produktdetails
  • Verlag: Kreuz-Verlag
  • Seitenzahl: 196
  • Abmessung: 16mm x 125mm x 205mm
  • Gewicht: 260g
  • ISBN-13: 9783783118476
  • ISBN-10: 3783118476
  • Artikelnr.: 08898178
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Auwei, das klingt gar nicht gut. Über zwei der drei hier besprochenen Bücher über Mütter ("Die deutsche Mutter", erschienen bei Piper, "Neue Mütter hat das Land", Kreuz Verlag, "Mama Solo!", Eichborn Verlag) zieht Susanne Mayer gehörig vom Leder.
1) Barbara Vinken: "Die deutsche Mutter"
Vinken bekommt aber was zu hören von der Rezensentin! Ein Pamphlet sei dieses Buch, gut, eine "Kritik der praktischen Mütterlichkeit zwischen Rosenheim, Wuppertal und Kiel". Was noch? Eine Schrift, die hauptberuflich kindererziehende Frauen als Opfer vorführt. Aha! Selten sahen Mütter so dumm aus, findet Mayer und fragt sich, was da bloß los ist mit dem Selbstverständnis von Frauen. Frauen als Teilmenge eines wabbeligen Mutterkuchens? Mitnichten, meint sie, soll die Autorin noch so weit ausholen, Verdienstunterschiede, mangelhafte Familienpolitik und die ganze seminaristische Ideologiekritik hin oder her: "Was Frauen wollen, ist gut erforscht. Teilzeitarbeit! Geld verdienen für eine Leben mit ihren Kindern." Basta. Braucht es keine misogynen Sprüche (aus Frauenmund), keinen altmodischen Fundamentalismus, keine quellenschludrige, einäugige Belehrung und Beschimpfung.
2) Ulrike Horn: "Neue Mütter hat das Land"
Noch eine Fundamentalistin! Aber was die Autorin dieses Buch so vehement fordert, ist das genaue Gegenteil der "Powerfrau": "Vollblutmütter möchte sie". Die Rezensentin sieht's mit Schrecken. Wieder eine halbe Sache, "ein Modell für Ehefrauen", in dem die Väter aber gar nicht vorkommen, und die Arbeit berufstätiger Mütter, schimpft Mayer, wird als Selbstverwirklichungsprinzip diffamiert, "als käme eine Existenzsicherung durch Frauen gar nicht in Betracht." Über die derart zutage tretende "Unfähigkeit, den Spagat zwischen beiden Welten auch nur gedanklich zu wagen", droht uns die Rezensentin gar trübsinnig werden.
3) Stella Bettermann: "Mama Solo!"
Natürlich, auch gegen dieses Buch, so Mayer, ließe sich einiges einwenden, "geistesgeschichtlich herleiten, zeitkritisch anmerken". Allein, was soll's, wenn die Autorin, familienpolitisch so viel Spaß hat, alles nicht so tragisch sieht (Warum nicht mogeln bei der Arbeit, Schwimmen gehen mit den Kleinen und Abendbrot verbinden?) und nach der Maxime "Plaudern statt belehren" vorgeht. Man merkt der Rezensentin die Erleichterung an über das Buch und den Spaß, den das machen kann, Muttersein. Und "Spaß", denkt sie ganz richtig, das ist "doch auch schon eine kleine Revolution."

© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.02.2001

Gehaltsabrechnung für Vollzeitmütter
Auch Frauen, die bewusst auf eine Berufstätigkeit verzichten, verdienen mehr als freundliche Anerkennung und eine kleine Rente
ULRIKE HORN: Neue Mütter hat das Land: selbstbewusst und gleichberechtigt. Kreuz-Verlag, Stuttgart 2000. 196 Seiten, 29,90 Mark.
Dieses Buch ist ein „Kind der Wut” – der Wut über den dramatischen gesellschaftlichen Absturz, den praktisch jede junge Frau in unserer Gesellschaft erlebt, wenn sie eine erfolgreiche berufliche Karriere gegen die Tätigkeit als Vollzeitmutter eintauscht. Ulrike Horn hat diesen Absturz von der im Beruf anerkannten Werbeleiterin zur Ganztagesmutter, die nur noch mitleidig belächelt wird, am eigenen Leib erfahren. Und schreibt dagegen an.
Schon mit der Geburt ihres ersten Kindes hatte sich die studierte Germanistin für den „Job der Nur-Mutter” entschieden. Prompt wurde sie mit wohlmeinenden Ratschlägen überschüttet – etwa dem, sie solle aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren, weil dann ihre Ausbildung umsonst gewesen wäre. Schlagartig war sie mit dem Image konfrontiert, das „Nur-Hausfrauen” im gesellschaftlichen Bewusstsein haben. Es pendelt, so die Autorin, zwischen „langweilig, unattraktiv, uninteressant, abhängig, unengagiert, unausgelastet, shoppingsüchtig und frustriert”.
Dieses von Klischees und Vorurteilen geprägte Bild will Horn gründlich korrigieren. Dabei knöpft sie sich zunächst den Radikalfeminismus vor. Ihrer Ansicht nach predigt er den Frauen das „Recht auf Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung und zwar ohne Einschränkungen – auch nicht durch die Mutterschaft.” Eine emanzipierte Frau solle zwar Kinder haben, dürfe sie aber nicht selbst betreuen. Andernfalls tappe sie in die „Mutterfalle” und bringe damit die eigene berufliche Karriere in Gefahr.
Vollzeiteinsatz im Beruf, kombiniert mit Ganztagsbetreuung für die Kinder– so stellt sich für die Autorin, Mutter von drei Kindern, das feministische Frauenleitbild dar. Und es missfällt ihr, denn in ihren Augen ist es ein Leitbild, dass sich gerade in den Medien äußerst erfolgreich etabliert habe und aufs öffentliche Bewusstsein einwirke. „Powerfrauen”, die als Ärztinnen, Juristinnen, Existenzgründerinnen oder Journalistinnen im Beruf trotz eigener Kinder erfolgreich sind, beherrschen die Szenerie in Fernsehfilmen oder modernen Frauenmagazinen. Den Kindern, so werde suggeriert, gehe es dabei sogar besonders gut. Zum einen , weil ihre Mütter glücklich und erfüllt lebten; zum anderen, weil die Sprösslinge sehr früh zur Selbständigkeit angehalten würden und deshalb aufgeschlossener, flexibler und sozial kompetenter seien. Ein Image, das ganz im Gegensatz steht zu den Kindern von Nur-Mütter, die dazu neigten, ihre Kinder zu gängeln, zu überfordern oder mit Liebe zu ersticken. – Aus dieser Perspektive, so Ulrike Horn, erscheinen Vollzeitmütter als Ewiggestrige, welche die Errungenschaften des Feminismus mit Füßen treten.
Genau das aber bestreitet die Autorin vehement. Vollzeitmütter, hält sie dagegen, seien junge, selbstbewusste Frauen, die in der Regel gut ausgebildet sind und schon einige Berufserfahrung hinter sich haben. Frauen, die ihre Entscheidung zur Elternschaft mit ihren Partnern bewusst treffen und sich aus wohlerwogenen Gründen ganz ihren Kindern in den prägenden, ersten Lebensjahren widmen.
Die Betreuung und Erziehung von Kindern, stellt die Autorin überzeugend dar, sei eine Arbeit, die keinen Vergleich mit anderen, hoch qualifizierten Berufen zu scheuen brauche. Mit einem entscheidenden Unterschied: Es gibt dafür weder Geld, noch soziale Sicherheit oder gesellschaftliche Anerkennung.
Die enormen Ansprüche an Vollzeitmütter, räumt Ulrike Horn ein, bringen viele Frauen an die Grenze ihres Leistungsvermögens. Allerdings sei diese Überforderung zu einem erheblichen Teil Folge eines antiquierten Selbstverständnisses. Nicht Selbstaufgabe und Aufopferung für die Kinder und die Familie, sondern Selbstbehauptung gerade gegenüber den Kindern sei für die jungen, selbstbewussten Frauen von heute angesagt. Ihr Motto: „Mutter mit Kopf” statt „Mami mit Herz”!
Vorbilder dafür gibt es in unserer Gesellschaft nicht. Auch das Fehlen allgemein verbindlicher Werte und Normen, so Ulrike Horn, mache die bewusste Vollzeitelternschaft zu einem einzigartigen Kraftakt. Aber er lohne sich: Zum einen für die Kinder; sie könnten die Sicherheit und Geborgenheit durch eine zuverlässige Bezugsperson erleben und erhielten damit die Basis für Selbstvertrauen, Bindungsfähigkeit und vor allem Kritikvermögen. Zum anderen lohne sich der Einsatz für die Mütter: Sie stellen selbst maßgeblich die Weichen für eine lebenslange Beziehung, die sie nicht kündigen können; und sie entwickeln in der bewussten Auseinandersetzung mit ihren Kindern ein Höchstmaß an „emotionaler Intelligenz”. Das sei eine Fähigkeit, die in der teamorientierten Arbeitswelt von heute immer wichtiger werde und damit ein Pfund sei, mit dem Vollzeitmütter beim beruflichen Wiedereinstieg wuchern könnten.
Sicher wird nicht jeder Leser und jede Mutter den Optimismus der Autorin in Bezug auf die Erwerbsarbeitswelt teilen – genauso wenig wie die Einschätzungen zum radikalfeministischen Frauenbild. Überdies spricht sie zu wenig über die Rolle der Väter. Aber Ulrike Horn liegt zweifellos richtig, wenn sie die Vollzeitmutterschaft aus ihrem heutigen gesellschaftspolitischen Ghetto herausholen möchte. Dabei geht es ihr letztlich um die Anerkennung des Anspruches von Eltern, sich so viel Zeit für ihre Kinder nehmen zu können, wie sie füreinander brauchen. Dies muss ohne einen dramatischen Verlust an gesellschaftlicher Anerkennung, an wirtschaftlichen und beruflichen Chancen möglich sein und sollte nicht länger nur als Utopie abgetan werden.
KOSTAS PETROPULOS
Der Autor ist Mitarbeiter des „Heidelberger Büros für Familienfragen”.
Der Glaubenskrieg tobt seit Jahrzehnten: Sollen Mütter zu Hause bleiben, weil es den Kindern besser geht, die Vollzeitmütter haben? Oder sollen sie arbeiten, weil es den Kindern besser geht, deren Mütter einen Ausgleich haben?
Foto: AP
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