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Auf dem Prüfstand Seit über zwei Jahrzehnten ist die Privatisierung auf Siegeszug - mit dem erklärten Ziel, die Menschheit aus dem Elend zu befreien. Sie hat in der Tat etwas Befreiendes und wirkt manchmal segensreich, doch leider tut sich die Fachwelt schwer damit, auch die Schattenseiten wahrzunehmen.
Dieses Buch präsentiert sowohl positive als auch negative Beispiele, und es versucht, politische Schlussfolgerungen aus diesen Erfahrungen zu ziehen. Dabei entzaubert es die weit verbreitete Vorstellung, Privatisierung sei generell Fortschritt und bringe Wachstum.

Produktbeschreibung
Auf dem Prüfstand
Seit über zwei Jahrzehnten ist die Privatisierung auf Siegeszug - mit dem erklärten Ziel, die Menschheit aus dem Elend zu befreien. Sie hat in der Tat etwas Befreiendes und wirkt manchmal segensreich, doch leider tut sich die Fachwelt schwer damit, auch die Schattenseiten wahrzunehmen.

Dieses Buch präsentiert sowohl positive als auch negative Beispiele, und es versucht, politische Schlussfolgerungen aus diesen Erfahrungen zu ziehen. Dabei entzaubert es die weit verbreitete Vorstellung, Privatisierung sei generell Fortschritt und bringe Wachstum.
Autorenporträt
Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker ist Honorarprofessor der Universität Freiburg, Ko-Präsident des Club of Rome, Ko-Vorsitzender des International Resource Panel. Zuvor war er Professor an der Bren School of Environmental Sciences in Santa Barbara, California, Mitglied des Bundestages (SPD) und Vorsitzender des Bundestags-Umweltausschusses, davor der Bundestags-Enquetekommission Globalisierung der Weltwirtschaft. Bis 2000 leitete er das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2006

Rückzug der Öffentlichkeit
Warum zuviel Privatisierung schadet
Natürlich, es ist nur eine kleine Episode: Im Jahr 1992 fiel das staatliche Monopol der deutschen Gebäudeversicherer; fortan durften sich private Konkurrenten etabliereren. Das sei „im Interesse des Versicherungsnehmers”, rechtfertigte die EU den Rückzug des Staates. Fast 15 Jahre später zeigt sich, wie falsch das war: Die Prämien sind massiv gestiegen, in Bayern in sechs Jahren um 40 Prozent, in Baden-Württemberg um 75 Prozent.
Offensichtlich verursacht der Wettbewerb in diesem Fall hohe Kosten: Die alten „Monopolanstalten” brauchten keine Vertreter durchs Land zu schicken; nun müssen sie sich gegenüber der Konkurrenz profilieren, weshalb die Vertreterkosten steigen – um das Zehnfache wie in Bayern oder das 36-fache wie in Baden-Württemberg. Solche Effekte werden nicht durch Wettbewerb und den Zwang zur Effizienz ausgeglichen, zumal die alten „Monopolanstalten” ihre Macht offenbar nicht missbrauchten.
Mehr als zwanzig solcher Beispiele listet das Buch auf, das der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und Leiter des Wuppertal-Instituts, Ernst Ulrich von Weizsäcker, herausgegeben hat. Die Beispiele zeigen, dass sich Privatisierung längst nicht immer lohnt. Man liest entsetzt, wie Berlusconis Regierung Kulturgüter in Italien privatisiert hat (die Ruinen von Alba Fucens, einer Stadt aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert in den Abruzzen, wurden für 40 615 Euro verkauft, die Villa Manzoni in der Nähe Roms mit neun Hektar Park ging für 230 000 Euro an einen US-Investor), man erfährt, wie der korrupte Bürgermeister von Grenoble die Wasserversorgung verscherbelte (ein Unternehmen zahlte mehrere Millionen Schmiergeld; die Wasserpreise verdoppelten sich dank gefälschter Berechnungen sofort). Trotzdem: Das Buch ist kein Pamphlet, positive Beispiele werden nicht unterschlagen; die britische Thames Water etwa erhält viel Lob als erfolgreiche Privatisierung einer Wasserversorgung.
Weizsäcker und seine fast fünfzig Co-Autoren suchen in dem exzellenten Sammelband nach dem Unterschied zwischen gescheiterter und gelungener Privatisierung. DenBeispielen folgt differenziertes theoretisches Nachdenken. Mit einem zentralen Ergebnis: Die Privatisierungs-Euphorie der letzten Jahrzehnte (der in den Sechzigern und Siebzigern eine Staats-Euphorie voranging) war verfehlt. Vorsicht ist geboten: Privatisierung gelingt nur, wenn der Staat einen klaren Rechtsrahmen vorgibt, wenn er demokratische Kontrolle sicherstellt und nicht das privatisiert, was er gut kann. Nur unter solchen Bedingungen wird sich Privatisierung lohnen – für die Allgemeinheit, nicht bloß für ein paar Aktionäre und Akteure.
FELIX BERTH
Ernst Ulrich von Weizsäcker
Grenzen der Privatisierung
Hirzel, Stuttgart 2006. 376 Seiten, 29 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugend findet Felix Berth diesen von Ernst Ulrich von Weizsäcker herausgegebenen Sammelband über die "Grenzen der Privatisierung". Zahlreiche Beiträge verdeutlichen für ihn, dass sich Privatisierung für die Allgemeinheit oft nicht lohnt. Als Beispiele nennt er u.a. die Privatisierungen der Wasserversorgung in Grenoble, der Gebäudeversicherung in Deutschland und von Kulturgütern in Italien. Allesamt Fälle, in denen die Privatisierung als gescheitert betrachtet werden darf. Dabei geht es dem Band nach Ansicht Berths nicht um Polemik, sondern darum, Kriterien für gelungene und gescheiterte Privatisierung zu finden. Zustimmen kann er auch dem Fazit des Bandes, Privatisierung könne nur dann gelingen, wenn der Staat einen klaren rechtlichen Ordnungsrahmen vorgebe und demokratische Kontrolle ermögliche.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Damit wird dieses Buch zur Pflichtlektüre für all jene, die Interesse an einer seriösen Auseinandersetzung zum Thema Privatisierung haben." Wirtschaft und Gesellschaft