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Sebastiano del Piombo (um 1485 - 1547) galt zu Lebzeiten zunächst als größte Hoffnung der venezianischen Malerei neben Giorgione, dann als schärfster Konkurrent Raffaels in Rom. Als einziger Renaissancekünstler vermittelte er zwischen der venezianischen und der mittelitalienischen Schule. Giorgiones, Leonardos und Michelangelos Ideen entwickelte er zu einem eindringlichen, farbintensiven und klassischen Stil weiter. Der einfallsreiche Venezianer entdeckte als erster eine Technik, um in Öl auf Stein zu malen. Darüber kam es zum Streit mit seinem engen Freund Michelangelo, der meinte, diese…mehr

Produktbeschreibung
Sebastiano del Piombo (um 1485 - 1547) galt zu Lebzeiten zunächst als größte Hoffnung der venezianischen Malerei neben Giorgione, dann als schärfster Konkurrent Raffaels in Rom. Als einziger Renaissancekünstler vermittelte er zwischen der venezianischen und der mittelitalienischen Schule. Giorgiones, Leonardos und Michelangelos Ideen entwickelte er zu einem eindringlichen, farbintensiven und klassischen Stil weiter.
Der einfallsreiche Venezianer entdeckte als erster eine Technik, um in Öl auf Stein zu malen. Darüber kam es zum Streit mit seinem engen Freund Michelangelo, der meinte, diese Technik sei nur etwas für "Frauen und Faulpelze wie Sebastiano". Deswegen denunzierte Giorgio Vasari Sebastiano in seinen Viten posthum als faul, was eine jahrhundertlange Missachtung von del Piombos Werk zur Folge hatte. Eine Neuentdeckung des einzigartigen Porträtisten ist überfällig. Die Biografie ergänzt den Katalog zu den Ausstellungen in Rom und Berlin im Jahr 2008.
Autorenporträt
Kia Vahland verantwortet das Kunstressort im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung". Daneben unterrichtet sie an den Universitäten München und Bochum. Sie hat über Michelangelos Freund Sebastiano del Piombo promoviert. Bevor sie zur "Süddeutschen Zeitung" kam, war sie als Redakteurin für die Zeitschrift "ART" und als Autorin für "GEO" tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.06.2008

Wie sollte der keine Karriere machen?
Kia Vahlands lesbare und lesenswerte Monographie über den Renaissancemaler Sebastiano del Piombo
Wie sollte der junge Mann keine Karriere machen? Begabt im Umgang mit Menschen und dazu ein Könner auf der Laute, bezaubert Sebastiano del Piombo die venezianische Gesellschaft, die im Europa der Renaissance die höchsten Ansprüche an angenehme Unterhaltung und kultivierten Zeitvertreib stellt. Auf der Suche nach auskömmlicher Beschäftigung, nach professioneller Herausforderung und biographischer Orientierung tritt er in das Atelier von Giovanni Bellini ein, um sich an erster Adresse zum Maler ausbilden zu lassen. Bald verbucht er Erfolge, heimische Kundschaft bestellt Kirchenbilder und Porträts bei ihm. Aber eine Zukunft als gediegener Kunstunternehmer, der sich geduldig dem Aufbau eines lokalen Netzwerks widmet, behagt ihm am Ende wenig. Er ist einer, der günstigen Gelegenheiten stets misstraut.
Lieber schließt er sich dem Bankier Agostino Chigi an, der ihn nach Rom mitnimmt, um aus ihm – dem ersten venezianischen Maler, der sich seit langem am Tiber blicken lässt – ein Rädchen in der Maschine des eigenen gesellschaftlichen Aufstiegs zu machen. Chigis Nobelvilla in Trastevere, von Päpsten besucht, wird Schauplatz eines spektakulären Malwettbewerbs zwischen dem jungen Venezianer und dem gleichaltrigen Raffael, der schon zum Star des römischen Kunstbetriebs aufgestiegen ist. Zwar kann sich der ungeschlachte Riese Polyphem, den Sebastiano mit einem Anflug von Ironie in raffiniert changierenden Farben auf die Wand malt und vor eine Landschaft von träumerischer Melancholie setzt, neben dem strahlend-selbstsicheren Triumph von Raffaels Galatea nur mit Mühe behaupten. Aber das mutige Werk wird Ausgangspunkt einer eigenen, letztlich erfolgreichen, wenn auch nie unbestrittenen römischen Malerlaufbahn.
Sie wird von Ehrgeiz getragen, lässt aber zugleich Risikobereitschaft, intellektuelle Skepsis und nicht zuletzt eine souveräne Urteilsfähigkeit in Fragen der Kunst aufblitzen. Michelangelo wird dem aufmerksam beobachtenden Emigranten neben Raffael bald zum neuen Leitstern. Die grandiose Geißelung Christi, die Sebastiano in eine Seitenkapelle der Kirche San Pietro in Montorio malt, konfrontiert unumwunden und in voller Absicht Michelangelos Heroismus mit Raffaels Milde und Bramantes Klassizität – und zieht so ein erstes Resümee der widerstrebenden Kräfte, die man erst im Nachhinein zum harmonischen Ideal einer römischen „Hochrenaissance” verknüpfen sollte.
Vom kommenden Wochenende an wird eine große Ausstellung der Berliner Gemäldegalerie, die zuvor im Palazzo Venezia in Rom zu sehen war, dem mitunter sperrigen Werk des abgewanderten Venezianers und allenfalls halben Römers Tribut zollen. Kia Vahland hat eine ebenso lesbare wie lesenswerte Monographie zu Sebastiano del Piombo verfasst. Der schmale und preiswerte Band der Hamburger Kunsthistorikerin – die auch im Katalog der Ausstellung vertreten ist – irritiert zwar durch künstlich aufgeregte Gestaltung, vermag in der Sache aber rundum zu überzeugen. Leben und Werk verweben sich zur chronologischen Erzählung, und doch wird nebenbei deutlich, wie komplex die Umstände waren, unter denen sich eine Malerkarriere der beginnenden Neuzeit vollzog.
Die Forderungen der Auftraggeber, die engen Räume der Konkurrenz, die jedem Anspruch auf Originalität Grenzen setzten, die scharfrichterliche Rolle der Kunstkritik: Zu all diesen erschwerenden, für das Verständnis von Sebastianos Œuvre gleichwohl unentbehrlichen Faktoren erfährt man in diesem Buch Wissenswertes. Auch die Bilder kommen zu ihrem Recht, nicht nur die erfolgreichen Porträts, sondern auch das oft übersehene religiöse Werk. Es umfasst ergreifende Gemälde wie die nächtliche Pietà im Museo Civico von Viterbo. Die grüblerische Religiosität des Künstlers schlägt sich hier in Verdunkelung, in formaler Reduktion und in der Absage an jede kulinarische Wirkung nieder.
Ein Musiker als Maler, ein Venezianer in Rom, ein Beobachter, der keine Partei für die eine oder andere Seite ergreifen möchte und so unweigerlich zwischen die Fronten gerät: Kia Vahland macht deutlich, dass Sebastiano del Piombo vor allem überzeugter Grenzgänger war. Davon gab es schon in der Renaissance nicht allzu viele. Man sollte sie kennenlernen – wozu die Lektüre dieses Buches einen willkommenen Anlass bietet. ANDREAS TÖNNESMANN
KIA VAHLAND: Sebastiano del Piombo. Ein Venezianer in Rom. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2008. 95 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, 19,80 Euro.
Die „Sacra Conversazione” hängt in der Kirche San Giovanni Crisostomo in Venedig. Sebastiano malte sie um 1510/11. Abb. aus dem besprochenen Band
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"Eines der schönsten neuen Bücher zur Renaissance." -- F.A.S.

"... lesenswerte Monographie über den Renaissancemaler Sebastiano del Piombo" -- Süddeutsche Zeitung

"Elegant aufgemacht, kompetent und dabei unterhaltsam geschrieben - auch der neueste Band in der Reihe 'Kunst zum Lesen' ist vorzüglich gelungen." -- art

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Angetan zeigt sich Rezensent Andreas Tönnesmann von Kia Vahlands "lesbarer und lesenswerter" Monografie über den Renaissancemaler Sebastiano del Piombo. Zwar scheint ihm die Gestaltung des Bands "künstlich aufgeregt". Aber "in der Sache" findet er das Buch völlig überzeugend. Er attestiert der Kunsthistorikerin Vahland, Sebastianos Leben und Werk zu einer chronologischen Erzählung zu verknüpfen, die auch den zeit- und kulturgeschichten Kontext einbezieht. Deutlich wird für ihn, wie komplex die Umstände waren, "unter denen sich eine Malerkarriere der beginnenden Neuzeit vollzog". Er hebt hervor, dass sich die Autorin nicht nur Sebastianos berühmten Porträts, sondern auch dem weniger beachteten religiöse Werk widmet. Zudem führt Vahland für ihn vor Augen, dass Sebastiano -  Musiker, Maler, Venezianer in Rom und kein Parteigänger - ein "überzeugter Grenzgänger" war.

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