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In Conrads Rekonstruktion erweist sich Gandhis Theorie des Politischen als die avancierteste, weit über Max Weber, Carl Schmitt und andere westliche Theoretiker hinausweisende Position. Dieses Buch des 2001 verstorbenen Rechtswissenschaftlers und Südasienspezialisten Dieter Conrad, der am Heidelberger Südasieninstitut indisches Recht lehrte, entdeckt Gandhi als politischen Theoretiker und stellt ihn den europäischen Theorien als Herausforderung zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer eigenen Tradition gegenüber. Aus unzähligen Äußerungen destilliert Conrad Gandhis politische Theorie und…mehr

Produktbeschreibung
In Conrads Rekonstruktion erweist sich Gandhis Theorie des Politischen als die avancierteste, weit über Max Weber, Carl Schmitt und andere westliche Theoretiker hinausweisende Position. Dieses Buch des 2001 verstorbenen Rechtswissenschaftlers und Südasienspezialisten Dieter Conrad, der am Heidelberger Südasieninstitut indisches Recht lehrte, entdeckt Gandhi als politischen Theoretiker und stellt ihn den europäischen Theorien als Herausforderung zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer eigenen Tradition gegenüber. Aus unzähligen Äußerungen destilliert Conrad Gandhis politische Theorie und bringt sie, auf Augenhöhe mit der westlichen Theoriebildung zu Fragen von Staat und Gewalt, Politik und Religion, in die Form einer systematischen und kohärenten Darstellung. Das führt zu einer neuen Sicht auch auf die westliche Tradition, über die man in diesem Buch ebenso viel lernt wie über die indische und die wohl selten in solcher Klarheit und Prägnanz auf den Begriff gebracht wurde wie in dieser kontrastiven Darstellung. Conrads Darstellung von Gandhis Denken ist das genaue Gegenteil dessen, was Edward Said als 'Orientalismus' gebrandmarkt hat. Hier wird der Osten nicht zum kulturell Anderen verfremdet, sondern als Partner eines universellen Diskurses wahrgenommen, der uns in vieler Hinsicht weit voraus ist und uns zu völlig neuen Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten unserer Probleme führen kann. Inhaltlich geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses von Politik und Religion, die in der gegenwärtigen politischen Weltlage eine neue Aktualität besitzt, sowie um eine Redefinition des Politischen, das hier nicht im Rückgang auf Staat und Gewalt als den letztinstanzlichen Fundamenten politischen Handels bestimmt wird, sondern aus dem Bezug auf Gemeinschaft und Repräsentation erschlossen wird. Als das im ursprünglichsten Sinne politische Handeln erscheint so nicht die Ausübung herrscherlicher Gewalt, sondern das Eintreten für Andere. In diesem Handeln konstituiert sich zuallererst der politische Verband, aus dem dann der Staat hervorgeht, der bei westlichen Begriffsbestimmungen des Politischen meist am Anfang steht und als Ursprung vorausgesetzt wird. Nichts braucht unsere Zeit dringender als die Erschließung einer transkulturellen und in diesem Sinne globalen Perspektive und Begrifflichkeit, auf deren Ebene der 'Kampf der Kulturen' in einen kommunikativen Diskurs umgewandelt werden kann. In diesem bahnbrechenden Buch, das nicht die 'weiche' Sprache der Kulturwissenschaft, sondern die glasklare, an Max Weber, Niklas Luhmann und anderen führenden Theoretikern der Moderne geschulte Sprache der vergleichenden Rechtswissenschaft spricht, wird hierzu der Grund gelegt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Bestnoten vergibt Rezensent Ulrich Teusch an dieses popsthum herausgegebene Buch des 2001 verstorbenen Rechtswissenschaftlers und Ostasienexperten Dieter Conrad. Es schultert den Informationen des Rezensenten zufolge die enorme Aufgabe, aus der neunzigbändigen Ausgabe von Gandhis "Collected Works" den Politikbegriff dieser Jahrhundertfigur zu filtern, die bisher keinen angemessenen Platz im Pantheon der großen politischen Theoretiker habe, zu diffus und unsystematisch sei das in Reden, Gesprächsnotizen, Briefen oder Memoranden überlieferte Werk Gandhis. Als zentrales Element beschreibe das Buch einen doppelten Religionsbegriff Gandhis, der es ermögliche, die religiöse Durchdringung des Lebens zu fordern ohne das "neutralistische Ethos" moderner Staatlichkeit aufzugeben. Dieter Conrads Studie besticht den Rezensenten besonders durch seine Sachkenntnis und Gelehrsamkeit. Sie schärft für Teusch aber auch das Profil des Theoretikers Gandhi, und präsentiert ihn als einen Max Weber, Carl Schmitt und sogar Martin Luther gleichrangigen, wenn nicht überlegenen Denker.

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