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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

In einer Sammelrezension bespricht Sebastian Handke die drei ersten Bände der beim DuMont-Verlag herausgegebenen Reihe "Mediologie". In seinem sehr angeregten Text macht er erst mal klar auf welchen großen Vorläufern die neuen geisteswissenschaflichen Ansätze beruhen, die hier vorgestellt und erprobt werden: Friedrich Kittler mit seiner "hardwareverliebten" Medientheorie und Niklas Luhmann mit seiner Systemtheorie. Handke legt dar, dass diese Theorien völlig ohne handelndes Subjekt auskommen (der "Mensch" und seine mögliche individuelle Verantwortung für seine Handlungen waren in der Nachkriegszeit aus der Mode gekommen) und dass neuere Kultur- und Geisteswissenschaftler dieses Subjekt ihrer klassischen Wissenschaften wohl doch zurückerobern wollen, ohne ganz hinter die Neuerer zurückzufallen. In allen drei bisher erschienenen Bänden - "Die Adresse des Mediums", "Schnittstelle" und "Medien der Präsenz" - findet Handke hier vielversprechende Ansätze, wobei er konkrete Untersuchungen dem "Philologenkram" und der "literaturwissenschaftlichen Nabelschau" bei weitem vorzuziehen scheint. Er verweist hier positiv auf einen Beitrag von Oliver Grau über das Panorama der Sedan-Schlacht im wilhelminischen Berlin oder auf Matthias Bickenbachs Text über das "Dispositiv des Fotoalbums" im Band "Medien der Präsenz". Weniger ernst nehmen mochte er Wolfgang Ernsts Absage an die Hermeneutik im Band "Schnittstelle", die er nur als lauwarme Wiederholung der Kittler-Thesen empfindet. Mit Zustimmung zitiert Handke da eher Bernhard Dotzler, Erhard Schüttpelz und Georg Stanitzek, die in "Die Adresse des Mediums" die "Allgemeinheiten" ablehnen und auf "pointierteBefunde" in ihrer neuen Wissenschaft pochen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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