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Das Nachschlagewerk zu den religiösen Begriffen und Metaphern bei Bach und seinen Zeitgenossen
Die Popularität der Musik Bachs ist ungebrochen. Aber die Texte? Was soll der heutige Hörer denken, wenn vom "süßen Hephata" die Rede ist, das das "verstockte Herz" erweicht, von den "Sodomsäpfeln", die im "Lustrevier" zu brechen sind, oder von der Feststellung, dass Christi "blutgefärbter Rücken in allen Stücken dem Himmel gleiche geht"? Auch wenn sich der heutige Sprachgebrauch von der blumigen barocken Diktion entfernt hat, ist das Verständnis von Wort und Ton entscheidend für eine angemessene…mehr

Produktbeschreibung
Das Nachschlagewerk zu den religiösen Begriffen und Metaphern bei Bach und seinen Zeitgenossen

Die Popularität der Musik Bachs ist ungebrochen. Aber die Texte? Was soll der heutige Hörer denken, wenn vom "süßen Hephata" die Rede ist, das das "verstockte Herz" erweicht, von den "Sodomsäpfeln", die im "Lustrevier" zu brechen sind, oder von der Feststellung, dass Christi "blutgefärbter Rücken in allen Stücken dem Himmel gleiche geht"? Auch wenn sich der heutige Sprachgebrauch von der blumigen barocken Diktion entfernt hat, ist das Verständnis von Wort und Ton entscheidend für eine angemessene Interpretation.

In über 300 Stichworten erschließt Lucia Haselböck heute unbekannte Begriffe, metaphorische Formulierungen und theologische Zusammenhänge. Da diese zum Allgemeingut der Zeit Bachs gehörten, ist das Textlexikon ebenso für andere geistliche Texte des ausgehenden 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gültig. Eine Einleitung skizziert die Traditionslinien zwischen mittelalterlicher Mystik und barocker Frömmigkeit. Zeitgenössische emblematische Kupferstiche machen das bildhafte Denken anschaulich.
Die Popularität der Musik Bachs ist ungebrochen. Schwerer zugänglich sind dagegen die Texte in ihrer blumigen barocken Diktion, deren Verständnis aber für die Interpretation der Bachschen Werke eine wichtige Rolle spielt. In über 300 Stichworten erschließt Lucia Haselböck heute unbekannte Begriffe, metaphorische Formulierungen und theologische Zusammenhänge. Zahlreiche Zitate zeigen, auf welche Weise diese Sprachbilder in den Texten bei Bach verwendet werden. Ein ausführliches Register ermöglicht die Recherche zu einzelnen Vokalwerken. Über 50 emblematische Kupferstiche machen das bildhafte Denken der Zeit anschaulich. Ein nützliches Nachschlagewerk, das auch für andere geistliche Texte des 17. und 18. Jahrhunderts herangezogen werden kann.Lucia Haselböckstudierte Germanistik, Musikwissenschaft, Volkskunde und Musikpädagogik in Wien und promovierte mit "Studien zur Passionslyrik des Barockzeitalters". Den Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit bildet die Motivforschung.
Autorenporträt
Lucia Haselböck studierte Germanistik, Musikwissenschaft, Volkskunde und Musikpädagogik in Wien und promovierte mit "Studien zur Passionslyrik des Barockzeitalters". Den Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit bildet die Motivforschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2005

Ach, hätte Lucia Haselböck das doch noch gelesen!
Martin Petzoldt hat einen unentbehrlichen Kommentar zu Bachs geistlichen Kantaten verfaßt

Unter den Verfahren, der theologischen Botschaft Johann-Sebastian-Bachscher Werke auf die Schliche zu kommen, hat das Aufspüren zahlensymbolischer Tonverhältnisse besondere Beliebtheit erlangt. Über das Addieren und Multiplizieren von 3, 4 und 7 zu beträchtlichen Summen hat sich schon Glenn Gould lustig gemacht, als er nach der tieferen Bedeutung der Quersumme seines Namens fragte. Martin Petzoldt gilt die Zahlensymbolik als befremdliche Blüte im Wildwuchs theologischer, liturgischer, hymnologischer und bibelwissenschaftlicher Deutungsansätze. Der Professor für Systematische Theologie und Pfarrer an der Thomaskirche in Leipzig hat den Garten der Bach-Exegese gründlich geharkt und nun den ersten Band einer auf drei Bände angelegten "theologisch-musikwissenschaftlichen Kommentierung der geistlichen Vokalwerke Johann Sebastian Bachs" vorgelegt. Dieser erste Band umfaßt die geistlichen Kantaten des ersten bis siebenundzwanzigsten Trinitatis-Sonntags.

Petzoldt geht davon aus, daß vor allem die im Vergleich zur Bach-Zeit völlig veränderte heutige Art der Bibelauslegung verantwortlich ist für Mißverständnisse, die sich bei der Kommentierung der von Bach verwendeten Texte und der für diese komponierten Musik ergeben. Es müsse also zunächst einmal ein Zugang zu jener Art der Bibelauslegung gefunden werden, die zu Bachs Lebzeiten die übliche war und der sich die Bachschen Kantatentexte verdanken. Das gängige Verfahren war, die Bibel durch sich selbst auszulegen, also Textstellen zu wortähnlichen oder wortgleichen anderen Passagen in Beziehung zu setzen. Mit dieser Technik ließ sich der Rückgriff auf außerbiblische Quellen vermeiden. Dieses Verfahren, so Petzoldts Ansatz, ist der Schlüssel auch zum Verständnis der von Bach verwendeten Kantatentexte, die von ihren Verfassern nach dieser Technik gestrickt wurden. Autoren mit guter Bibelkenntnis (damals, betont Petzoldt nicht ohne Wehmut, noch die Regel) beherrschten sie ohne Nachschlagen.

Notwendig scheint es Petzoldt auch, angesichts der vielen kunterbunten Ad-hoc-Interpretationen Bachscher Kantatentexte weitere grundlegende Kenntnisse anzumahnen: Die Leseordnungen waren damals andere als heute, und nur wer sie kennt, kann die Kantaten richtig zuordnen und verstehen. Ein liturgischer Kalender soll in den dritten Band der Kommentierung aufgenommen werden. Unerläßlich ist dem Autor auch die Heranziehung der Lutherbibel in ihrer originalen Fassung und nicht etwa einer späteren Überarbeitung. Das alles klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.

Petzoldt hat auf dieser soliden Basis eine künftig wohl unverzichtbare Handreichung verfaßt, in der er jeder einzelnen Kantatenzeile eine Bibelstelle zuordnet, die vom Dichter wörtlich wiedergegeben oder auch nur vage assoziiert wird. Von größtem Nutzen ist die Hinzuziehung des zeitgenössischen Bibelkommentars des Johann Olearius. Das Handbuch galt zu seiner Zeit offensichtlich als Standardwerk des Selbstauslegungsverfahrens, wie die große Verbreitung in Sachsen und Thüringen nahelegt; Bach selbst hat es nachweislich besessen. Petzoldt gelingt es, die Vorbildfunktion dieses Bibelkommentars für viele Textpassagen der Bachschen Kantaten nachzuweisen. Die relevanten Stellen aus Olearius gibt er für jede einzelne Kantate an.

Einen eigenen musikwissenschaftlichen Ansatz verfolgt der Theologe Petzoldt nicht; hier verweist er auf die einschlägigen Werke von Alfred Dürr und Konrad Küster. Allerdings betont Petzoldt den komplementären Charakter von Text und Musik und benennt jene musikalischen Strukturen, die von sich aus theologischen Hinweischarakter besitzen: die Zuordnung bestimmter Texte zu Chor oder Solostimmen etwa, die Verwendung musikalisch-rhetorischer Figuren oder die untextierte Zitierung von allgemein bekannten Choralmelodien.

Petzoldts Kommentierung der einzelnen Kantaten erfolgt umfassend: Es werden alle Kantaten angegeben, die Bach für einen bestimmten Sonntag verfaßt hat, deren Besetzung, das Proprium vom Tage, die relevanten Passagen aus der "Olearius-Bibel", Literaturhinweise sowie der komplette Text jeder einzelnen Kantate nebst allen Bibelstellen, auf die sich die einzelnen Textzeilen direkt oder indirekt beziehen. Eine theologisch umfassendere Auskunft auf solch knappem Raum ist kaum denkbar.

Lucia Haselböck hat für ihr Bach-Textlexikon einen anderen Ansatz gewählt: Sie sieht die Texte der Kantaten, Oratorien und Passionen als einen literarischen Korpus mit gemeinsamem Vokabular; dieses erläutert sie in lexikalischer Form. Sie konnte, wie sie selbst betont, das grundlegende Werk Petzoldts nicht mehr zu Rate ziehen, zu eng lagen die Veröffentlichungstermine beieinander. Womöglich hätte Haselböcks Buch anders ausgesehen, wenn sie den "Bach-Kommentar" hätte konsultieren können. So aber finden sich dort, wo es um präzise theologische Analyse gegangen wäre, immer wieder genau jene saloppen Urteilen aus heutiger Sicht, die Petzoldt beklagt. Haselböck moniert die nach "heutiger protestantisch-theologischer Auffassung" verkürzte Theologie mancher Texte, ohne sich näher damit zu befassen.

Was ihren literaturwissenschaftlichen Ansatz betrifft, so verwundert zweierlei: zum einen die Nonchalance, mit der sie die Frage nach den Autoren der Kantatentexte wegen eines angeblich alles beherrschenden Zeitstils als nebensächlich abtut, zum anderen die sprachliche Unbeholfenheit, mit der sie darangeht, den gegenwärtigen Rezipienten die "oftmals unverständlichen" Texte zu erläutern. Im Bemühen, dem Leser die literarischen Verfahren der Bach-Zeit näherzubringen, gerät sie allzuoft selbst sprachlich ins Trudeln. Man mag aus manchen Einträgen Nutzen ziehen. Zum Stichwort "Geist" wäre wohl einiges anzumerken gewesen. Wer aber wie Lucia Haselböck "Geistesfreudigkeit" als "Freude des menschlichen Geistes" erklärt, der praktiziert ein Verfahren der begrifflichen Selbstauslegung, das in dieser Schlichtheit selbst der geistlichen barocken Dichtung fremd war.

MICHAEL GASSMANN

Martin Petzoldt: "Bach-Kommentar". Theologisch-musikwissenschaftliche Kommentierung der geistlichen Vokalwerke Johann Sebastian Bachs. Band I: Die geistlichen Kantaten des 1. bis 27. Trinitatis-Sonntags. Schriftenreihe der Internationalen Bachakademie Stuttgart, Band 14.1. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2004. 726 S., geb., 46,- [Euro].

Lucia Haselböck: "Bach-Textlexikon". Ein Wörterbuch der religiösen Sprachbilder im Vokalwerk von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2004. 225 S., br., 19,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht wirklich überzeugt zeigt sich Rezensent Michael Gassmann von Lucia Haselböcks "Bach-Textlexikon", auch wenn aus manche Einträgen Nutzen ziehen könne. Wie er berichtet, versteht die Autorin die Texte der Kantaten, Oratorien und Passionen als einen literarischen Korpus mit gemeinsamem Vokabular, das sie in lexikalischer Form erläutere. Bedauerlich findet Gassmann, dass sie Martin Petzoldts theologisch-musikwissenschaftlichen Bach-Kommentar nicht mehr zu Rate ziehen konnte, dann wären dem Leser vermutlich zahlreiche "saloppe Urteile" in theologischen Fragen erspart geblieben. Gassmann rügt zudem die "Nonchalance", mit der Haselböck die Frage nach den Autoren der Kantatentexte wegen eines angeblich alles beherrschenden Zeitstils als nebensächlich abtue. Auch hält er ihre Autorin "sprachliche Unbeholfenheit" vor, wenn sie versuche, dem Leser die "oftmals unverständlichen" Texte zu erläutern. 

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