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Der Band zeichnet die Lebensstationen des Naturforschers und Naturphilosophen Lorenz Oken (1779-1851) nach und will damit in dessen 150. Todesjahr an den Professor in Jena, den Teilnehmer des Wartburgfestes, den ersten Rektor der Züricher Universität und an den Verfasser der berühmten "Naturgeschichte für alle Stände" erinnern.

Produktbeschreibung
Der Band zeichnet die Lebensstationen des Naturforschers und Naturphilosophen Lorenz Oken (1779-1851) nach und will damit in dessen 150. Todesjahr an den Professor in Jena, den Teilnehmer des Wartburgfestes, den ersten Rektor der Züricher Universität und an den Verfasser der berühmten "Naturgeschichte für alle Stände" erinnern.
Autorenporträt
Die Herausgeber: Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach, geb. 1957, Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Ernst-Haeckel-Haus) Dr. Hans-Joachim Fliedner, geb. 1940, Fachbereichsleiter des Fachbereichs Kultur der Stadt Offenburg Dr. Klaus Ries, geb. 1957, wissenschaftl. Mitarbeiter des Sonderforschungsbereichs 482 der Friedrich-Schiller-Universität Jena: "Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Weber ist nur teilweise zufrieden. Wer einen "kompakten Überblick über das Leben und Wirken einer vernachlässigten und faszinierenden Figur der Biologiegeschichte" suche, werde mit diesem Band "bestens bedient", schreibt er. Er schreibt aber auch, dass die Beiträge des Sammelbandes in ihrer Gesamtheit "leider recht bieder" seien. Der Rezensent stellt einige Beiträge kurz inhaltlich vor. Mitherausgeber Breidbach beispielsweise eröffne den Band mit einer "kondensierten Einführung" in Okens Denken. Klaus Ries dokumentiere Okens politische Aussagen, Manfred Zittel schildere detailliert die Chronologie des Zerwürfnissen zwischen Goethe und Lorenz Oken, während andere Beiträge Stationen von dessen Leben dokumentieren würden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2001

Des Romantikers Leid ist des Olympiers Freud
Ein Sammelband zur Einführung in das Werk des vernachlässigten Naturphilosophen, Biologen und politischen Radikalisten Lorenz Oken, dessen Zeitschrift "Isis" von Goethe zur Polizeisache erklärt wurde

Was der Wissenschaft Kontinuität verleiht, sind meist dauerhafte Fragestellungen und nicht unabänderliche Erklärungsmodelle. Radikale Darwinisten wie Richard Dawkins bearbeiten Fragen, die von den Naturtheologen des achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts in die Welt gesetzt wurden - was sind Anpassungen und wie entstehen sie? Der einzige Dank, den Naturtheologen wie William Paley dafür erhalten, ist, daß sie als Fortschrittsfeinde in der Wissenschaftsgeschichte gelten.

Ähnlich ergeht es den romantischen Naturphilosophen. Nur wenig mag heute weniger relevant erscheinen als ein spekulativer Naturphilosoph wie Lorenz Oken, der Sätze äußerte wie: "Was ist das Tierreich anders als der anatomirte Mensch, das Makrozoon das Mikrozoon?" Die Biowissenschaften sehen sich lieber als Erben von Materialisten wie Hermann von Helmholtz und natürlich von Charles Darwin. Die Jahre um 1800, der Höhepunkt der romantischen Weltauffassung, werden jedoch manchmal als eine zweite, vor allem kontinentaleuropäische wissenschaftliche Revolution beschrieben. Die Naturwissenschaften spalteten sich in die noch heute gültigen Disziplinen auf, in der Chemie und Physik wurden Fragen formuliert, die lange Gültigkeit behielten. Vor allem in Frankreich und Deutschland gab es aufregende Entwicklungen in der Embryologie und der vergleichenden Anatomie, die einen wichtigen Baustein für Darwins Theorie lieferten. Tiefgehende Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Organismengruppen wurden erkannt - nur eben noch nicht als Hinweise auf eine gemeinsame Abstammung gedeutet.

Lorenz Oken, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum einhundertfünfzigsten Mal jährt, spielte eine entscheidende Rolle in dieser Blütezeit der vergleichenden Anatomie und Embryologie. Olaf Breidbach eröffnet den vorliegenden Sammelband mit einer kondensierten Einführung in das Denken Lorenz Okens, das von der Schellingschen Philosophie seinen Ausgang nahm. Für Oken ist jede Tiergruppe durch den Besitz eigentümlicher Organe charakterisiert. Der Mensch als das letztendliche Ziel der Naturentwicklung ist die höchste Realisierung des in der Natur Möglichen und vereinigt damit alle Tiermerkmale - Tiere sind nur Abbildungen einzelner dieser Merkmale. Es folgen Beiträge, welche die Stationen von Okens Leben dokumentieren. 1779 als Lorenz Okenfuß in Bohlsbach bei Offenburg geboren, errang er 1807 eine außerordentliche Professur in Jena, die er zwölf Jahre später aus politischen Gründen aufgeben mußte. Oken blieb bis 1827 in Jena, wurde nach München berufen und 1833 zum ersten Rektor der neugegründeten Universität Zürich gewählt.

Oken war eine eminent politische Gestalt. Seine holistische Naturphilosophie und seine politischen Überzeugungen hingen eng zusammen. Klaus Ries dokumentiert Okens politische Aussagen und beschreibt ihn als einen typischen Repräsentanten des Frühliberalismus. Oken war kein Revolutionär, und seine Radikalität lag in seiner ungestümen Art. Zwei Projekte unter seiner Federführung sicherten ihm einen langanhaltenden Einfluß - seine Zeitschrift "Isis" und die Gründung der "Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte" im Jahr 1821. Die Versammlung bedeutete für ihn eine Republik der Gelehrten in einer Zeit der Kleinstaaterei. Dem jungen Stand der Gelehrten schuf er damit ein zentrales Forum der öffentlichen intellektuellen Auseinandersetzung.

Diesem Projekt ging "Isis" voraus, eine Publikation, die sich einer eindeutigen Klassifizierung entzieht. Naturwissenschaftliche Artikel, Rezensionen und politische Beiträge standen nebeneinander - "Isis" war kein enges Fachorgan, sondern ein Forum für eine politische Wissenschaft, die einem territorialen politischen Apparat entzogen ist. Trotzdem bot diese Zeitschrift seinen Gegnern die Möglichkeit, den unbequemen Oken 1819 loszuwerden. Goethe hatte wahrscheinlich seine Finger nicht direkt im Spiel, obwohl er schon 1816 die Zeitschrift zu einer "Polizeisache" erklärte. Allzu unglücklich dürfte der Dichterfürst über Okens Schicksal nicht gewesen sein. Manfred Zittel schildert detailliert die Chronologie des Zerwürfnisses zwischen dem in seiner Eitelkeit verletzten Goethe und dem selbstbewußten Oken. Beide formulierten unabhängig voneinander die Wirbeltheorie des Schädels, doch Goethe kümmerte sich nie darum, diese Einsicht zu veröffentlichen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Oken durch Goethes Einfluß nach Jena berufen, doch der junge und aufstrebende Mediziner überraschte mit einer Antrittsvorlesung, in der er seine Wirbeltheorie vorstellte. Recht schnell war Goethe von der Unredlichkeit Okens überzeugt. Fast zwei Jahrzehnte mußten die beiden in Jena und Weimar nebeneinander herleben und schwiegen sich trotz gemeinsamer naturwissenschaftlicher Perspektiven und Interessen gegenseitig an. Oken mußte lange auf eine Neubewertung und mehr Aufmerksamkeit warten. Die Beiträge des Sammelbandes sind in ihrer Gesamtheit leider recht bieder. Doch wer einen kompakten Überblick über das Leben und Wirken einer vernachlässigten und faszinierenden Figur der Biologiegeschichte sucht, wird mit diesem Band bestens bedient.

THOMAS WEBER.

Olaf Breidbach, Hans-Joachim Fliedner, Klaus Ries (Hrsg.): "Lorenz Oken (1779-1851)". Ein politischer Naturphilosoph. Verlag Hermann Böhlaus Nachf. Weimar, Weimar 2001. 278 S., 13 Abb., geb., 79,80 DM (40,80 ).

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"12 Einzelbeiträge und eine Personalbibliographie arbeiten, den Stationen von Okens Lebensweg folgend, Umfeld, Profil und Wirkung seines Werks heraus...Angew." - Chem.