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Produktdetails
  • Verlag: Ott-Verlag
  • Seitenzahl: 127
  • Deutsch
  • Abmessung: 200mm x 131mm x 9mm
  • Gewicht: 215g
  • ISBN-13: 9783722569192
  • ISBN-10: 3722569192
  • Artikelnr.: 11411384
Autorenporträt
David Hume war Philosoph und Ökonom. Er lebte in Edinburgh und London und gilt als bedeutender Vordenker der Aufklärung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2003

Das sozialphilosophische Denken von David Hume
Thematisch geordnete Auszüge aus dem Gesamtwerk des schottischen Gelehrten

Detmar Doering (Herausgeber): Vernunft und Leidenschaft. Ein David-Hume-Brevier. Ott Verlag, Thun 2003, 127 Seiten, 16 Euro.

Die Breviere zu "Meisterdenkern der Wirtschaftsphilosophie" wachsen zu einer Serie heran, die eine weitreichende und trotzdem kursorische Gesamtschau auf die Wurzeln liberalen Denkens gestattet: Nach Friedrich August von Hayek, Ludwig Erhard, Wilhelm Röpke, Ludwig von Mises, Adam Smith und Claude Frédéric Bastiat ist der neue Band nun dem schottischen Philosophen David Hume gewidmet, der nicht zuletzt das Denken von Adam Smith, aber auch Hayeks stark geprägt hat. "Von Hume stammt wahrscheinlich die einzige umfassende Darstellung der Rechts- und Sozialphilosophie, die später unter dem Namen Liberalismus bekannt wurde", sagte Hayek. "Sein Schaffen bereitete auch das Fundament, auf das die Autoren der amerikanischen Verfassung aufbauten."

Wie Hartmut Kliemt, Philosoph von der Universität Duisburg, in seiner Einführung schreibt, verdankt insbesondere die moderne Institutionen- und Konstitutionenökonomik Hume wertvolle Impulse. So habe der Schotte mit Nachdruck die Auffassung vertreten, daß die natürlichen moralischen Neigungen der Menschen in ihrer Intensität dem "Dreiklang nah, näher, am nächsten" folgten: Mitmenschliche Liebe, Mitgefühl und Solidarität sänken mit zunehmender sozialer Distanz. "Das bedeutet nicht, daß moralische Normen und Institutionen nicht in der Lage wären, diese Schranken und die natürliche menschliche Nahbereichsorientierung zu überwinden. Dies geschieht jedoch immer durch ,künstliche' Vorkehrungen." Spontan gewachsene rechtliche und moralische Institutionen und Konventionen könnten solche Anreize bieten, die soziale Dilemmata aufzulösen hülfen.

Hume wurde 1711 in Edinburgh als Sproß einer Familie des Kleinadels geboren. Er nimmt das Studium der Rechte auf, bricht aber gelangweilt ab, erkrankt und leidet unter Depressionen, unternimmt Reisen, widmet sich der Philosophie - und kommt mit 28 Jahren mit dem ersten Band seines philosophischen Hauptwerks "A Treatise on Human Nature" heraus. Ein Jahr später folgt der erste Band seiner "Essays", die sich mit Fragen der praktischen und politischen Philosophie sowie der politischen Ökonomie befassen. Trotzdem bleibt Hume eine akademische Karriere stets verschlossen. Seine Bewerbung auf einen Lehrstuhl an der Universität Edinburgh - und später in Glasgow - wird abschlägig beschieden. So bleibt er Privatgelehrter und wirkt zeitweilig als Sekretär von General Sinclair, als britischer Botschafter in Paris und als Unterstaatssekretär im Außenministerium. Der guten Laune des fettleibigen Schotten tat dies jedoch keinen Abbruch: Zeitgenossen bezeichneten ihn als freundlich und selbstironisch; Adam Smith sprach davon, daß sein Freund "dem Ideal eines vollkommen weisen und tugendhaften Mannes so nahe kam, wie es das Wesen menschlicher Schwäche vielleicht erlauben wird".

Der Herausgeber Detmar Doering, Leiter des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung und regelmäßiger Rezensent für diese Zeitung, wirft in diesem Brevier einen ungewöhnlichen Blick auf Humes Werk, indem er sich weniger der skeptizistischen Erkenntnistheorie des Agnostikers widmet, sondern vor allem dessen sozialphilosophischem Denken. In bewährter Manier hat er die Schriften Humes nach Auszügen durchforstet, die es gestatten, in gebündelter Form und ohne umfassendes Studium "die ganze Bandbreite des Humeschen Denkens in Zitaten aufzuzeigen" - eingeteilt in die Rubriken Skepsis, Moralphilosophie, Freiheit, Recht, Staat, Politik, Wirtschaftspolitik, Kultur und Religion. Eine kurze Darstellung der Lebensstationen Humes verschafft einen ersten Überblick, und leichte Paraphrasierungen der einzelnen Zitate in einer knappen Überschrift helfen, den jeweils wesentlichen Gedanken gleich zu erfassen.

Einige von Humes mitunter lapidar formulierten Erkenntnissen möchte man den Politikern von heute neuerlich ins Stammbuch schreiben: "Die Praxis, Schulden zu machen und die öffentlichen Einnahmen zu verpfänden, ist eine Quelle der Entartung, die sich in freien Regierungen beobachten läßt. Dadurch werden die Steuern im Lauf der Zeit völlig untragbar, und das gesamte Staatseigentum geht in die Hand des Gemeinwesens über", schreibt Hume in seinen "Essays" - und bringt es auf den Punkt: "Die Nation muß entweder den Staatskredit zerstören oder der Staatskredit zerstört die Nation." Auch Steuern nennt er beim Namen: Sie sind "Strafen auf Fleiß". Und sie widersprechen dem natürlichen Recht auf Eigentum: "Der Mensch besitzt entweder ein volles und ganzes Eigentumsrecht, oder er besitzt gar keines." Wenn schon, dann sei eine indirekte einer direkten Besteuerung vorzuziehen: "Steuern auf Verbrauch sind gleicher und einfacher als solche auf Besitz." Überhaupt ist Hume gegenüber dem Staat so skeptisch wie luzide: "An sich ist Gesellschaft ohne Regierung einer der natürlichsten Zustände der Menschheit." Im Staat indes müßten allgemeine Regeln helfen, die Macht zu kontrollieren und zu begrenzen: "Eine Verfassung ist nur insoweit gut, als sie ein Mittel gegen schlechte Amtsführung bietet." Denn: "Demokratien sind turbulent."

Wie in der Natur der Sache liegt, entbindet das Brevier nicht davon, die Werke Humes selbst zu studieren. Aber die Zitatensammlung bietet eine Fülle anregender Appetithäppchen - und ein echtes Schmökervergnügen.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Den anderen Brevieren dieser Reihe zu "Meisterdenkern der Wirtschaftsphilosophie" folgend, habe hier nun Detmar Doering, Herausgeber dieses Bandes und Leiter des "Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung", die Schriften David Humes "in bewährter Manier", wie Karen Horn lobt, nach Auszügen durchforstet, die es erlauben, gebündelt und ohne umfassendes Studium, "die ganze Bandbreite des Hume'schen Denkens in Zitaten aufzuzeigen", wie die Rezensentin den Anspruch des Herausgebers zitiert. Damit, und nach entsprechenden Bücher zu Adam Smith, Ludwig Erhard, von Hayek, von Mises und Röpke etwa wachse diese Reihe so zu einer Serie heran, lobt die Rezesentin weiter, die eine "weitreichende und trotzdem kursorische Gesamtschau auf die Wurzeln liberalen Denkens gestattet". Eine kurze Darstellung der Lebensstationen Humes sowie die Unterteilung in Rubriken wie Moralphilosophie, Freiheit, Staat oder Kultur und Religion, helfe, lobt die Rezensentin außerdem, "den jeweils wesentlichen Gedanken gleich zu erfassen". Aufgrund von Perlen wie der folgenden werde der Band einem aber vor allem zu einem "echten Schmökervergnügen": "An sich ist Gesellschaft ohne Regierung einer der natürlichsten Zustände der Menschheit."

© Perlentaucher Medien GmbH