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Die Fernsehmoderatorin Maybrit Illner (Berlin Mitte) fühlt den einflussreichsten Frauen auf den Zahn. Sie hat den Führungsfrauen nachhaltige Fragen gestellt und von ihnen einzigartige, sehr persönliche Statements erhalten. Ein Buch für Frauen, die nach oben wollen, für die, die schon dort sind - und für Männer, die neugierig sind oder sich etwas abgucken wollen.

Produktbeschreibung
Die Fernsehmoderatorin Maybrit Illner (Berlin Mitte) fühlt den einflussreichsten Frauen auf den Zahn. Sie hat den Führungsfrauen nachhaltige Fragen gestellt und von ihnen einzigartige, sehr persönliche Statements erhalten. Ein Buch für Frauen, die nach oben wollen, für die, die schon dort sind - und für Männer, die neugierig sind oder sich etwas abgucken wollen.
Autorenporträt
Maybrit Illner, geboren 1965, begann ihre journalistische Laufbahn nach dem Studium in der Sportredaktion des Fernsehens der DDR und arbeitet seit 1992 für das ZDF. Sie war Moderatorin und Leiterin des ZDF-Morgenmagazins und hat seit 1999 ihre eigene Talkshow Berlin Mitte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2005

Und wie fühlen Sie sich jetzt an der Macht?
Mybrit Illner fragt erfolgreiche Frauen / Von Julia Encke

Sie wissen, daß man besser alleine heult. Daß man als Frau nicht herumschreien sollte, weil es schon bei Männern nicht sexy ist, bei Frauen aber auch noch hysterisch wirkt. In einer Sphäre, in der die Luft dünn und die Konkurrenz groß ist, haben sie viel gelernt: Hildegard Hamm-Brücher, Angelika Jahr-Stilcken, Renate Künast, Annelie Keil, Renate Schmidt, Liz Mohn und Angela Merkel. Sie haben sich, kurz vor der Wahl, von Maybrit Illner überreden lassen, ihre persönlichen Macht- und Ohnmachtsgeschichten aufzuschreiben. Nur Angela Merkel entschied sich für ein Interview. Ein Buch mit Erwartungen: Ändert sich etwas, wenn an Deutschlands Spitze in Zukunft eine Frau steht? Die Wahl ist vorbei, die Frage offen. Daß sie eine Frau ist, war jedenfalls nicht ausschlaggebend dafür, daß Angela Merkel nun doch Kanzlerin wird.

Wenn man ein Buch über Erfolgsfrauen aufschlägt und im Inhaltsverzeichnis einen Beitrag von Niedersachsens Vorzeige-Ministerin Ursula von der Leyen entdeckt, möchte man es eigentlich gleich wieder zuschlagen. Denn Ursula von der Leyen ist nicht nur Ministerin, sondern auch promovierte Ärztin und Mutter von sieben Kindern, was schön ist für sie, aber zuviel für uns. Man muß sich nur vorstellen, man hätte, sagen wir, bloß fünf Kinder, wäre am Abend selbst zum Fernsehen zu müde, und nebenan auf dem Sofa sagte eine vertraute Stimme: "Schatz, du schaffst das schon, Ursula von der Leyen schafft es ja auch!" Zum Frauen-Vorbild ist von der Leyen ganz sicher nicht geeignet, eher zu einer Art personifiziertem schlechten Gewissen, das man nie haben wollte.

Trotzdem lohnt es sich, Maybrit Illners Buch aufzuschlagen. Es lohnt sich sogar sehr. Was die Herausgeberin zusammengetragen hat, sind Autobiografien, die nichts anderes erzählen als deutsche Geschichte aus den verschiedensten Jahrzehnten, die spannend zu lesen sind: Daß sie nach 1945 Politikerin geworden sei und diesen Beruf über fünfzig Jahre ihres Lebens ausgeübt habe, schreibt Hildegard Hamm-Brücher, lange die Lady der FDP, die wegen der "Spaßgesellschaftspolitik von Jürgen Möllemann und Guido Westerwelle" vor drei Jahren aus der Partei austrat, das habe viel mit der Erfahrung der nationalsozialistischen Diktatur zu tun. Als junge Frau gehörte sie zum weiteren Freundeskreis der Studenten der Weißen Rose, und so galt es, auch später ein Exempel zu statuieren, daß sich Ähnliches "nie, nie" wiederholen könne. Oft habe sie sich gefragt, erzählt sie, ob sie es als Mann einfacher gehabt hätte; ob sie - wäre sie ein Mann gewesen - bei Konflikten, wie denen anläßlich des Sturzes von Helmut Schmidt durch ein Mißtrauensvotum ihrer Partei und ihres öffentlich bekundeten "dissenting vote", auch so "erbarmungslos ausgegrenzt und gemobbt" worden wäre, wie es ihr widerfahren sei. Sie läßt diese Frage offen.

Renate Künast berichtet aus der Zeit, als sie als erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik die bis dahin unangefochtene Männerdomäne des Landwirtschaftsministerriums übernahm, erzählt von der BSE-Krise, mühseligen Fischereirat-Sitzungen und Pressegesprächen, nachts in Brüssel. Und Renate Schmidt schildert, wie es, gerade in Bayern und in Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Max Streibl, der sie "Mäuschen" nannte, galt, "Humor zu bewahren". Abgesehen von ihrem zur Schau gestellten Schwangerschaftsbauch im "Stern" hat Silvana Koch-Mehrin dagegen offenbar noch nicht viel erlebt. Jedenfalls schwärmt sie nur von ihrem Mann James, der Anwalt ist, "in Irland eine gute Ausbildung genossen hat" und "ausgesprochen vorbildlich" zu sein scheint.

Was die mächtigen Frauen alle beschäftigt, ist die Seilschaften-Frage, der Männerbund. Interessanterweise ruft keine von ihnen zu einem Frauenverbund als Gegen-Netzwerk auf. Sie hätten damit keine guten Erfahrungen gemacht und dem auch keine Attraktion abgewinnen können, sagen Katrin Göring-Eckart, Angelika Jahr-Stilcken, Krista Sager oder die Professorin Annelie Keil. "Bilden wir Netzwerke, ja! Aber bitte nicht nur aus Frauen, sondern aus Gleichgesinnten", heißt es. Das leuchtet ein. Warum sollten Frauenstammtische besser sein als die der Männer?

Angela Merkel wäre heute nicht da, wo sie heute ist, wenn es nicht Männer gegeben hätte, die sie gefördert haben (Helmut Kohl). Und wenn es nicht Männer gegeben hätte, die für eine existentielle Krise ihrer Partei gesorgt hätten (Helmut Kohl). Die Krise der CDU Ende der neunziger Jahre, schreibt Maybrit Illner, ermöglichte es, daß eine "unbelastete" Angela Merkel Parteichefin werden konnte - gewissermaßen als "Trümmerfrau". Wohl auch, weil kein Mann ahnte, daß sie den Marschallstab im Tornister hatte. Jetzt kann sie ihn auspacken.

Maybrit Illner (Hrsg.): "Frauen an der Macht". 21 einflußreiche Frauen berichten aus der Wirklichkeit. Diederichs Verlag, München 2005. 216 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Trotz aller editorischen Mängel, der Durststrecken und der "seichten Stellen" ist der von Maybrit Illner herausgegebene Sammelband ein "wichtiges" Buch, urteilt Ingrid Müller Münch. Laut Rezensentin werde hier nämlich zum ersten Mal nicht bloß gefordert, dass mehr Frauen sich auf den Weg an die Macht machen sollen, sondern diejenigen befragt, die schon in der dünnen Luft dort oben angelangt sind. Alle berichten davon, wie sie sich in einer auf den Mann zugeschnittenen Arbeitswelt zurechtgefunden haben. Müller-Münch hätte sich bei einigen Selbstauskünften zwar eine größere Beharrlichkeit der Fragesteller gewünscht, doch entdeckt sie, meist "gut versteckt", auch Perlen in Form von "spannenden Lebensgeschichten" oder "höchst Persönlichem". Als gelungene Beispiele führt die Rezensentin die Berichte der ehemaligen österreichischen Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, der Wissenschaftlerin Annelie Keil und der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin an.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Frontberichte
Frauen erzählen über ihren Weg „an die Macht”, was auch immer das im Einzelfall sein mag
Von Cathrin Kahlweit
Eine illustre Truppe hat die Fernsehmoderatorin und Journalistin Maybrit Illner da in einem Buch versammelt: eine EU-Kommissarin, eine stellvertretende DGB-Vorsitzende, Ministerinnen und Parteivorsitzende, zwei Verlegerinnen. Frauen an der Macht berichten „aus der Wirklichkeit”, wie der Untertitel des knallrot-peppig aufgemachten Buches preist. Allerdings, und daran krankt das Werk, ist es über weite Strecken ausschließlich ihre eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit, welche die Mächtigen beschreiben. Einflussreiche Persönlichkeiten schildern ihren Weg nach oben, sei es als Durchmarsch oder als Marsch durch die Instanzen - und kein Korrektiv, keine kritische Nachfrage stört ihre Kontemplationen.
Das Ergebnis ist nicht immer gleich irritierend, da einige der Autorinnen in ihrer Selbstbespiegelung durchaus zu Ironie oder Selbstzweifeln fähig sind. Aber dieses Grundkonstrukt produziert eben auch Ergebnisse wie das Folgende: „Entscheidend ist, dass man sich und seiner Identität bei allem Machtgerangel treu bleibt. Dann kommt man möglicherweise nicht so weit, wie man kommen könnte, wenn man bereit ist, auch opportunistisch zu agieren. Möglicherweise ist dies ein Fehler, aber den Fehler habe ich bewusst in Kauf genommen. Ich könnte gar nicht anders handeln.” Vielleicht hat ja DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer wirklich immer nur die Sache und das große Ganze im Auge. Aber dass sie sich nie hat „verbiegen lassen und aus Überzeugung nie Positionen oder Ziele preisgab”, um sich ein Stück Macht zu erkaufen, klingt zu schön, um wahrhaftig zu sein.
Bis vor wenigen Jahren hießen Bücher dieses Kalibers im Zweifel eher „Frauen auf dem Weg zur Macht”, denn es gab nicht viele, die schon oben angekommen waren. Einen Sammelband über jene zu machen, die schon jenseits der gläsernen Decke mitentscheiden, hätte also spannende Möglichkeiten eröffnet: Nicht über das Ob, sondern über das Wie hätten die Autorinnen erzählen können. Ist es leichter, wenn die letzte Treppenstufe erreicht ist? Wie steht es mit der Akzeptanz? Sind oben auf dem Treppchen andere Spielregeln zu erlernen als auf dem Weg dorthin? Werden Geschlechterunterschiede irrelevant? Hildegard Hamm-Brücher stellt dazu in ihrem Aufsatz ein paar kluge Fragen: Haben wir spürbaren Einfluss auf die eigentlichen Machtfragen unserer Zeit genommen? Haben wir uns männlichen Usancen angepasst oder sie verändert? Haben wir die Verwilderung unserer politischen Kultur verhindert?
Statt vieler kluger Versuche, diese schwierigen Fragen zu beantworten, finden sich allzu häufig solch schlichte Sätze wie: „In Spitzenpositionen vorzudringen war auch für mich nicht immer einfach. Frauen müssen sich immer wieder beweisen” (EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner). Oder so hehre Selbst-Charakterisierungen wie: „Männer haben ein anderes Verhältnis zur Macht als Frauen. Manche sind geradezu machtversessen, machtgeil. (. . .) Das gibt mir nichts. Es bringt mir mehr, Vertrauen zu gewinnen.” (Angelika Jahr, Verlagsgeschäftsführerin bei Gruner & Jahr).
Ein weiteres Konstruktionsproblem zieht sich durch den Band: Zwar sitzen bekanntlich nur wenige Frauen in Vorständen großer Unternehmen, aber die Welt einflussreicher Frauen besteht auch nicht überwiegend aus Politik - selbst wenn sich Politiker gern als Nabel der Welt empfinden. Neben zwei Damen aus dem Medienbereich, einer Professorin und der Generaldirektorin der Deutschen Bibliothek, die wiederum einigermaßen wirtschaftsfern arbeiten, scheint sich aber keine Autorin gefunden zu haben, die aus der männerdominierten Welt der Topmanager berichtet, in der - womöglich - ganz andere Überlebensqualitäten gefragt sind als in einer politischen Partei. Stattdessen sind in Illners Buch viele Frauen versammelt, die in der deutschen Politik mitreden: die vier einflussreichsten Grünen-Politikerinnen Katrin Göring-Eckardt, Claudia Roth, Renate Künast, Krista Sager, daneben die CDU-Frauen Annette Schavan, Ursula von der Leyen, Rita Süssmuth, und auch Renate Schmidt sowie Heidemarie Wieczorek-Zeul von der SPD. Einige von ihnen erzählen Bekanntes - wie oft mag die bisherige Familienministerin Schmidt wohl schon von ihrer Karriere als junge Mutter, Programmiererin, Ehefrau eines Hausmannes und sozialdemokratische Powerfrau berichtet haben? Die niedersächsische Familienministerin von der Leyen wiederum erklärt kämpferisch, dass sie kein schlechtes Gewissen hat, weil sie arbeitet und ihre sieben Kinder nicht rund um die Uhr bemuttert. Petra Roth, Frankfurts Oberbürgermeisterin, weiß, warum die Politik ohne weibliche Kompetenzen wie Verlässlichkeit oder Teamfähigkeit nicht auskommt. All das ist schön, aber weder analytisch fundiert noch überraschend.
Um Missverständnissen vorzubeugen: All die Frontberichte aus dem Zentrum politischer Macht enthalten viel Richtiges, viel Wichtiges. Aber als Sammelsurium ungefilterter Eindrücke und Erkenntnisse verschwimmen sie nach einer Weile zu einem Brei aus Befindlichkeitslyrik.
Gegen den Strom schwimmen auf wunderbare Weise zwei Frauen, die sinnigerweise aus der Wissenschaft kommen oder bei ihr gelandet sind: Heide Pfarr, einstige hessische Frauenministerin und jetzige Professorin für Arbeitsrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Hamburg sowie Annelie Keil, Sozialwissenschaftlerin und Professorin an der Universität Bremen. Pfarr wählt für ihren Beitrag die Form des Briefes und die Stilmittel Ironie und Polemik. Sie wendet sich als Mentorin an ihren Schützling, eine junge Frau, die sie auf ihrem Weg nach oben berät, und der sie die Frage beantwortet, ob sie den Interessenschwerpunkt Frauenpolitik zu ihrem Beruf machen solle. Um Gottes willen, ruft Pfarr aus: Wer das Wort Frauenpolitik benutze, sei mega-out, wer sich offen frauenpolitisch engagiere, mindere seine Chancen auf Erfolg, wer Männerbünde kämpferisch ins Visier nehme, arbeite am eigenen Untergang. Und so entwickelt Pfarr eine Art Leitfaden, wie Frauen sich klammheimlich, quasi unbemerkt und unmerklich, für Fraueninteressen in Führungspositionen einsetzen können. Denn, so ihre Erfahrung, in der Heimlichkeit liege die einzige Chance auf Sieg.
Annelie Keil wiederum legt ein in seiner Dichte und Stilsicherheit anrührendes Stück Lebensgeschichte vor, in dem sie unprätentiös und uneitel von einer Jugend vor und während des Krieges erzählt, von ihrem Flüchtlingsschicksal und dem mühsamen Aufstieg, von einem Kampf um Anerkennung und wissenschaftlichen Erfolg, der die Befassung mit dem Problem der Geschlechterrollen lange in den Hintergrund drängte. Sie erzählt, wie das Prinzip „Arbeit vor Leben” ihr bisweilen die Luft zum Atmen nahm und an ihrer Lebensqualität nagte, wie sie nie den Mut hatte, Sehnsüchte jenseits ihres Berufslebens zu erfüllen, und wie kräfteraubend das Einzelkämpfer-Dasein im wissenschaftlichen Betrieb ist. Erst im Laufe vieler Jahre wuchs bei Keil die Erkenntnis, dass ihr Lebensweg durch das Fehlen eines Mannes respektive Vaters in Kindheit und Jugend mitgeprägt war - Not und Entbehrung kamen dazu und formten eine Persönlichkeit, die sich mit „Selbstermutigung und pragmatischer Orientierung” nach oben kämpfte. Diese beiden Schlüsselkompetenzen dürfte indes jeder - sei es Frau oder Mann - brauchen, um in der Wirklichkeit der Macht anzukommen.
Übrigens: Etwas aus dem Rahmen fällt der Beitrag der neuen Kanzlerin Angela Merkel. Sie hat sich interviewen lassen, anstatt selbst einen Aufsatz beizutragen, und dieses Frage-Antwort-Spiel geriet so, wie man Angela Merkel kennt: recht nichtssagend, wo es ins Persönliche geht, allgemein, wo Frauenfragen angesprochen werden. Frage: „Wie gut fühlen Sie sich, wenn Sie mit machtbewussten Männern wie den Herren Stoiber, Koch und Wulff an einem Tisch sitzen?” Antwort: „Warum soll ich mich nicht gut fühlen? Wir alle sind in einer Partei.”
Maybrit Illner (Hrsg.)
Frauen an der Macht. 21 einflussreiche Frauen berichten aus der Wirklichkeit
Diederichs Verlag, München 2005. 200 Seiten, 19,95 Euro.
Frauenkarrieren - ein gelegentlich wackliger Balanceakt. Das Bild ist aus der neuen ARD-Serie „Abenteuer 1927 - Sommerfrische”.
Foto: Balzer/Zenit
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