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Plötzlich tauchen Dokumente auf, dann Notizen, ein Kalender, Fotos von bekannten Menschen, schönen Frauen, Mitgliederlisten, Briefe von Freunden, Namen. Die Dokumente des Udo Proksch. Jenes Mannes, der aus dem Nichts kam und der eine Republik in Atem gehalten hat. Ein "Napoleon", der Menschen in seinen Bann ziehen konnte und sie dazu brachte Dinge zu tun, die sie vielleicht gar nicht wollten. Genialer Erfinder, Netzwerker, Verführer, Krimineller. Den fast jeder gekannt hat und dem mancher nur zufällig begegnet sein will. Eine Spurensuche beginnt.

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Produktbeschreibung
Plötzlich tauchen Dokumente auf, dann Notizen, ein Kalender, Fotos von bekannten Menschen, schönen Frauen, Mitgliederlisten, Briefe von Freunden, Namen. Die Dokumente des Udo Proksch. Jenes Mannes, der aus dem Nichts kam und der eine Republik in Atem gehalten hat. Ein "Napoleon", der Menschen in seinen Bann ziehen konnte und sie dazu brachte Dinge zu tun, die sie vielleicht gar nicht wollten. Genialer Erfinder, Netzwerker, Verführer, Krimineller. Den fast jeder gekannt hat und dem mancher nur zufällig begegnet sein will. Eine Spurensuche beginnt.
Autorenporträt
Ingrid Thurnher, MBA, war von 1991 bis 1994 bei der ORF-Radio-Innenpolitik tätig und präsentierte anschließend 13 Jahre die "Zeit im Bild 2", das meistgesehene Nachrichtenmagazin Österreichs. Heute moderiert sie die ORF-Diskussionssendungen "Im Zentrum" und "Runder Tisch" sowie die "Sommergespräche". Ingrid Thurnher erhielt bereits sieben Mal den TV-Publikumspreis "Romy" als "beliebteste Moderatorin".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2011

Verlacht und vergöttert
Über die Karriere des Geschäftsmannes und Frauenverstehers Udo Proksch, der seine Tage im Gefängnis beschloss
Es geht um Udo Proksch. Der war ein genialer Geschäftsmann, Spinner, Gesellschaftslöwe, Witzbold, Charismatiker, Frauenversteher und Auftreiber der Wiener Gesellschaft, der sich in eine veritable Verbrecherkarriere verstiegen hat. Udo Proksch thront als Comicfigur im Range eines Säulenheiligen über den siebziger und achtziger Jahren der Republik Österreich.
Selbst denkbar unattraktiv, hat er die schönsten und klügsten Frauen geheiratet, wurde von allen belacht und vergöttert, hat verrückteste Erfindungen gemacht, hat Politiker, Künstler und Wirtschaftstreibende verzaubert, diskreditiert, ruiniert. Am Ende hat er eines Versicherungsbetrugs wegen ein Schiff auf den Meeresgrund gesprengt. Sechs Menschen sind zu Tode gekommen. Er hat dafür mit lebenslanger Haft büßen müssen, ist als Bibliothekar des Grazer Zuchthauses Karlau gestorben.
Wer eignete sich besser als Zentralfigur für ein Sittenbild politischer Verbindlichkeiten, gesellschaftlicher Verknüpfungen, der Selbstfaszination einer dekadenten Schicht, die einem clownesken Propheten zu Füßen sinkt? Ingrid Thurnher, Fernsehmoderatorin und eine der Seriösen und Souveränen unter Österreichs Medienleuten, erweckt den Anschein, ihr Buch werde den irrwitzigen Fall in gültige Beziehungen setzen, auf einen gültigen Nenner für heute bringen.
Man hat ein Udo-Proksch-Archiv entdeckt. Darin findet sich hauptsächlich amtlicher und privater Schriftverkehr, der belegt, wie sich – eigentlich ernstzunehmende – Persönlichkeiten und Funktionäre in Österreich reihenweise mit der Groteske auseinandersetzen, als ginge es um Alltägliches. Anlass genug, ein Buch zu schreiben? Kaum allen, schon gar nicht jungen Österreichern oder Lesern im Ausland, ist heute noch die Dimension dieser aberwitzigen Persönlichkeit klar.
Ingrid Thurnher unternimmt freilich nichts, irgendwie auf aktuelle Füße zu stellen, wieso es sich lohnen könnte, mit dieser verblichenen Ausgeburt einer Gesellschaft umzugehen, deren Grundbefindlichkeiten nicht erklärt werden. Sie setzt voraus, dass die Figur bekannt ist, dass ihr damaliger Widerhall noch in den Köpfen dröhnt, dass die Erschütterungen durch den Kriminalfall und seine politische Handhabung für jedermann noch spürbar wären. Sie erzählt, verortet aber nichts. Da wird ein Wust von Material zitiert, bis sich die Realsatire letztlich jeden Witzes selbst entkleidet.
Wohin damit in Zeiten, in denen der Journalist Kurt Kuch unter dem Titel „Land der Diebe“ zu ergründen sucht, warum in Österreich Korruption und Unterschleif eher als Heimatbrauchtum denn als kriminell wahrgenommen werden? (SZ vom 14. 3.). Allein das Auftauchen des Proksch-Archivs scheint den Verlag so elektrisiert zu haben, dass er sich eine prominente Autorin suchte, ohne Konzept, wohin das führen soll. Die Leser erfahren an keiner Stelle, was sie sich wünschen: die prinzipielle Deutung, den Bezug zu einer Wirklichkeit, die von genau solchen Verquickungen und Querbezügen durchwirkt ist.
Sich dem Phänomenalen zu verweigern: In dieser ignoranten Übung hat Österreich Größe. Der Proksch-Band ist, gerade weil er nichts darüber sagt, das ideale Exempel dafür, detailverliebt und mit der dringlichen, letztlich unerfüllten Erwartung auf irgendeine große Erleuchtung behaftet. Ein sinnloses Buch. MICHAEL FRANK
INGRID THURNHER: Auf den Spuren des Udo Proksch. Der Zuckerbäcker, der eine ganze Republik verführte. Ecowin, Salzburg 2011. 328 S., 23,90 Euro.
Österreich ist groß darin, die
Wirklichkeit zu missachten und
auf Erleuchtung zu setzen.
Lucona hieß das Schiff, das Proksch aus Geldgier auf hoher See sprengen ließ. Unter anderem nannte er eine Zeitlang auch die Wiener Konditorei Demel sein Eigen. Hier sieht man ihn, wie er eine Schoko-Lucona isst. Zeichnung: Haderer
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Enttäuscht ist Michael Frank von Ingrid Thurnhers Buch über den österreichischen Geschäftsmann, Designer und Versicherungsbetrüger Udo Proksch. Dabei scheint ihm Proksch eine höchst schillernde, faszinierende Figur: charismatisch, spinnert, ideenreich, mit den schönsten Frauen der österreichischen Oberschicht liiert, Politiker, Künstler und Wirtschaftstreibende in seinen Bann ziehend und ruinierend - im Grunde bestens geeignet als Zentralfigur für ein Sittenbild des korrupten Österreichs der 70er und 80er Jahre. Bei Thurnher allerdings wird für Frank nicht klar, warum sich die Beschäftigung mit Proksch lohnen könnte. Er hält ihr vor, die Bekanntheit der Figur vorauszusetzen, eine Menge Material zu zitieren, aber nicht einzuordnen. Er vermisst die "prinzipielle Deutung", den Bezug zur korrupten gesellschaftlichen Realität. Letztlich fehlt ihm ein schlüssiges Konzept. Sein Fazit: ein "sinnloses Buch".

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