Produktdetails
Autorenporträt
Erwin Grosche, geb. 1955 in Anröchte bei Berge. Der Kleinkünstler, Schauspieler und Autor schreibt unter anderem Geschichten und Lieder für 'Die Sendung mit der Maus'. Erwin Grosche lebt mit seiner Familie in Paderborn.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Martina Wehlte ist hingerissen von diesem Buch. Die Geschichten von typischen Einschlafschwierigkeiten und ihre "wundersame Auflösung" sieht sie witzig und "einfühlsam" geschildert. Auch die Illustrationen ernten ihre Zustimmung, denn es seien "kongeniale bildliche Umsetzungen" der Geschichten Grosches, so die begeisterte Rezensentin. So entstünden "skurrile Situationen", die sich "zwischen Wachen und Träumen" in der Schwebe hielten, schwärmt Wehlte abschließend.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2000

Der den Schlaf beschützt
Ein neues Bilderbuch zu einem alten Problem

Für Babys zieht man eine Spieluhr auf, Erwachsene behelfen sich mit einem Buch. Um die kleine Constanze kümmert sich der Schlafbewacher. Er summt ihr ein Lied und lässt alle drei Stunden zwei Nachtfalter über sie hinwegflattern. Von seinen ausgestreckten Armen geht ein beruhigender Zauber aus. Auch die Mitglieder der Blaskapelle, die gerade noch mit hochroten Köpfen geprobt haben, sinken zwischen ihren Posaunen in tiefen Schlaf, wenn der Schlafbewacher schützend die Hand über sie hält. Und Oma Gersdorfer wird von ihrem quälenden Heißhunger auf Wackelpudding mit Vanillesoße erlöst.

Erwin Grosche hat charakteristische Einschlafprobleme und ihre wundersame Auflösung in kleine Geschichten gepackt - der Schulschlaf, der gerade umgekehrt ein rechtzeitiges Aufwachen erfordert, ist hierbei die Ausnahme von der Regel. Den Umschwung markiert jedes Mal die schlichte Aussage "Hier hilft der Schlafbewacher": in Rhythmus und Lautfolge eine sprachliche Beschwichtigung, die nachfolgend in einem einzigen Satz mit Inhalt gefüllt wird.

Unwillkürlich wächst aus jedem dieser Sätze ein Bild hervor. Ein Vergleich zwischen dem, was vor dem inneren Auge entsteht, und dem, was Norman Junge ins Bild gesetzt hat, lässt den Begriff "Illustration" verfehlt erscheinen. Es sind auch keine freien Interpretationen des Textes, sondern kongeniale bildliche Umsetzungen eines gemeinsamen Themas.

Die Hauptfigur, der Schlafbewacher, schwebt in sanftem Bogen von der Decke der perspektivisch verschobenen Schlafzimmer zu seinen Schützlingen herab. Er trägt einen schwarzen Hut und einen langen grauen Mantel, auf dessen Kragen und Ärmel kleine Mondsicheln zu sehen sind. Sein gutmütiges Gesicht hat, wie bei allen anderen Figuren auch, leicht karikierende Züge.

Mit nur einer Handbewegung bändigt er den Albtraum von Tobias, der träumt, es regne in seinem Zimmer. Norman Junge gibt dieser Aussage eine beängstigende Dimension: In dem fast berstenden Raum regnet es lauter kleine Häuser, deren große Gefährten sich zähnefletschend zum aufgerissenen Fenster hereinbeugen. Die Vorhänge wehen, das Bett droht zu kippen, die Spielzeugeisenbahn ist umgefallen. Wie wohltuend beruhigt ist die Szenerie im nächsten Bild, in dem der Schlafbewacher seinen Schirm über den Jungen hält.

Einfühlsam und mit Witz hat der Kabarettist und Kinderbuchautor Erwin Grosche wieder einmal etwas Alltägliches und die Phantasien, die daraus entstehen, geschildert. Norman Junge, der in ähnlicher Weise schon die Lyrik Ernst Jandls ins Bild gesetzt hat - zuletzt in dem Bilderbuch "Fünfter sein" - , hat daraus skurrile Situationen geschaffen, die zwischen Wachen und Träumen wunderbar schweben.

MARTINA WEHLTE

Erwin Grosche (Text), Norman Junge (Illustration): "Der Schlafbewacher". Gabriel Verlag, Wien 2000. 32 S., geb., 29,90 DM. Ab 3 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr