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Die "Akten zur Südtirol-Politik" enthalten in sieben Bänden 2.200 bislang unveröffentlichte, vertrauliche Dokumente aus 19 nationalen und internationalen Archiven. Auf einzigartige Weise wird darin der Kampf Südtirols ums Überleben in den Jahren 1959-1969 dokumentiert.Die hier im ersten Band abgedruckten 288 Dokumente - darunter zahlreiche Wortprotokolle aus Wien, Innsbruck, Bozen und Rom - spiegeln die dramatischen Ereignisse des Jahres 1959 wider. In jenem Jahr bekommt die Südtirolfrage eine neue Dimension im Zusammenspiel zwischen Bozen, Innsbruck und Wien. Die (Süd-)Tiroler fordern von…mehr

Produktbeschreibung
Die "Akten zur Südtirol-Politik" enthalten in sieben Bänden 2.200 bislang unveröffentlichte, vertrauliche Dokumente aus 19 nationalen und internationalen Archiven. Auf einzigartige Weise wird darin der Kampf Südtirols ums Überleben in den Jahren 1959-1969 dokumentiert.Die hier im ersten Band abgedruckten 288 Dokumente - darunter zahlreiche Wortprotokolle aus Wien, Innsbruck, Bozen und Rom - spiegeln die dramatischen Ereignisse des Jahres 1959 wider. In jenem Jahr bekommt die Südtirolfrage eine neue Dimension im Zusammenspiel zwischen Bozen, Innsbruck und Wien. Die (Süd-)Tiroler fordern von Wien die Internationalisierung des Problems, wobei unklar ist, was das konkret heißt: UNO oder Internationaler Gerichtshof? Italien setzt in der Zwischenzeit seinen Anti-Südtirolkurs fort und führt lediglich Scheingespräche mit Wien. Tiroler Politikern wird die Einreise nach Südtirol verweigert. Gleichzeitig wächst im Umfeld der Andreas-Hofer-Feiern in (Süd-)Tirol die Gewaltbereitschaft, während die USA klarmachen, dass sie nicht bereit sind, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Zur selben Zeit errichtet Italien Abschußbasen für amerikanische Atomraketen in Südtirol. Mit dieser Entscheidung erhält das Land strategische Bedeutung für die NATO.
Autorenporträt
Rolf Steininger, Dr. phil., em. ordentlicher Universitätsprofessor, 1984 - 2010 Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck; Studium der Anglistik und Geschichte in Marburg, Göttingen, München, Lancaster und Cardiff. Bis 1983 Professor an der Universität Hannover, Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans und Jean Monnet-Professor, Gastprofessor an den Universitäten Tel Aviv, Queensland (Australien), New Orleans, Aufenthalte als Gastwissenschaftler in Saigon, Hanoi und Kapstadt. Seit 2008 auch an der Freien Universität Bozen tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen sowie international preisgekrönte Fernseh-, Film- und Hörfunkproduktionen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2006

Angedeutete Mittel
Akten zur Südtirol-Politik im Andreas-Hofer-Jahr 1959

Mit Rolf Steininger verschlug es ein Nordlicht vor zwanzig Jahren an den Fuß der Nordkette, nämlich an die Universität Innsbruck, wo er sich rasch als produktivster Zeitgeschichtsforscher Österreichs etablierte. Ein Gutteil seines OEuvres ist seither dem Thema Nr. 1 seiner Wahlheimat gewidmet, dem Südtirol-Problem. Die Aktenedition, die Steininger herausgibt, mag nun als Synthese dienen: Natürlich als Rechtfertigung für seine Standpunkte gedacht, läßt sie doch zugleich die Zeitzeugen als Akteure zu Wort kommen.

Es ist in den Schriftstücken mehrfach die Rede davon, das Anliegen der Südtiroler dürfe nicht in ein "pangermanistisches Fahrwasser" geraten. Heute sind es gar nicht einmal in erster Linie nostalgische alte Schützen, sondern modische "olivgrüne" Linke, die sich im Zeichen der Hatz gegen Berlusconi und seine Alleanza Nazionale-Verbündeten gerne des Südtirol-Themas bedienen. Der eigentliche Konflikt erscheint aufgehoben, nicht bloß dank der berühmten Paketlösung des Jahres 1969, die der Provinz Bozen doch noch ein gewisses Maß an Autonomie bescherte, sondern weil nach dem Ölschock mit der forcierten Industrialisierung auch die italienische Zuwanderung aufhörte. Südtirol dürfte heute so ziemlich die einzige Region Europas sein, wo der Anteil der Deutschen an der Wohnbevölkerung im stetigen Zunehmen begriffen ist. Allenfalls mag man hie und da noch das beschwichtigende Wort des italienischen Staatspräsidenten Saragat im Ohr haben, die Südtiroler würden keineswegs unfair behandelt, schließlich würden auch im restlichen Italien drei Viertel der Verfassung nicht durchgeführt.

Die versöhnlichen Rahmenbedingungen sind dazu angetan, den Konflikt aus der Distanz zu betrachten und die Quellen auch einmal gegen den Strich zu lesen. Nach einem Protagonisten, der "sound bites" jenseits aller "political correctness" seiner Jünger zu offerieren hat, braucht man da nicht lange zu suchen. 1959 war das Jahr, als Bruno Kreisky sein Amt als österreichischer Außenminister antrat. Der spätere sozialistische Langzeitkanzler gab nicht bloß zu, daß "wir in der Weltöffentlichkeit wegen der Neutralität nicht sehr beliebt sind", sondern sprach völlig ungeniert von "Neger-Staaten" (die mit der Sowjetunion stimmten), philosophierte darüber, daß Amerikaner und Russen - "und da sind sie einander nicht nur in dieser Frage ähnlich" - beide von der Idee des "melting pot" besessen seien, daß man über Präsident Eisenhower aber noch nicht den Stab brechen solle, "denn bei Männern über 60 ist alles möglich, vor allem auf dem Gebiete der Politik". Kreisky war zu dieser Zeit noch keine fünfzig, mit sechzig jedoch selbst Kanzler!

In der Sache ging es 1959 darum, das Südtirol-Problem vor die Vereinten Nationen zu bringen und dort Mehrheiten zu suchen, ohne in die Falle zu tappen, sich gegen das Nato-Mitglied Italien einfach der sowjetischen Klientel zu bedienen. Kreisky ließ in Washington schon einmal durchblicken, es sei unfair, wenn ein Staat, der friedlich verhandelt, nichts erreicht, aber alle, die Bomben schmeißen und Krach machen, sehr wohl. Allfällige Vorbereitungen zum "Krachmachen" kommen in Andeutungen zweimal vor. Einmal im Tagebuch eines braven Beamten, der die Idee erwägenswert fand, aber sofort zu Protokoll gab: "Ich erkläre, daß ich das alles nicht gehört habe." Und ein zweites Mal bei Kreisky selbst, der seinen Tiroler Gesprächspartnern erklärte, seine Genossen könnten ihm das Zeugnis ausstellen, daß er ein sehr verhandlungsbereiter Mensch sei, aber "keineswegs in der Wahl der Mittel prinzipiell ängstlich. Entscheidend ist für mich, ob gewisse Mittel zielführend sind." Denn wenn man "zu diesen Dingen" greife - und "Sie wissen alle, was ich meine" -, müsse man sich auch dazu bekennen: Aber das könne Österreich nicht. Oder man gebe zu, daß man die Situation nicht mehr in der Hand habe - dann sei man als Verhandlungspartner nicht mehr interessant. Darum solle man den politischen Weg weitergehen, "gewiß mit einer zeitlichen Begrenzung".

LOTHAR HÖBELT

Rolf Steininger (Herausgeber): Akten zur Südtirol-Politik 1959-1969. Band 1: 1959. Aufbruch im Andreas-Hofer-Jahr. StudienVerlag, Innsbruck 2005. 688 S., 79,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Instruktiv erscheint Rezensent Lothar Höbelt dieser Band mit Akten zur Südtirol-Politik der 1960er Jahre, den der österreichische Zeitgeschichtsforscher Rolf Steininger herausgegeben hat. Er betrachtet die Aktenedition als gute Gelegenheit, den einst dramatischen, heute beigelegten Konflikt um die Autonomie der Provinz noch einmal Revue passieren zu lassen. In diesem Zusammenhang erinnert er an die Vorgänge im Jahr 1959, als Politiker das Südtirol-Problem vor die Vereinten Nationen bringen wollten, und die Lösung des Konflikts 1969, die der Provinz ein beträchtliches Stück Autonomie einbrachte. Besonders interessant findet Höbelt die zahlreichen Äußerungen von Zeitzeugen, wie dem späteren österreichische Kanzler Bruno Kreisky, die in dem Band dokumentiert sind.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Wer Dokumente über diese spannende Zeit nachlesen möchte, sollte sich Band 1 der 'Akten zur Südtirol-Politik 1959 - 1969' nicht entgehen lassen." (Dolomiten)