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Eva und ihre Freundin Sanne beschäftigt alles, was im Leben von jungen Mädchen so vorkommt: Schule, Eltern, Jungs, Liebe und Sex. Auf dem Schulweg sieht Eva eines Tages eine alte Frau, die auf den Gleisen steht, als ein Zug kommt. Ohne nachzudenken läuft sie los und rettet der Frau das Leben. Eva wird als Heldin gefeiert. Bei der Feier trifft sie auch die alte Dame, Frau de Graaf, wieder. Die beiden entwickeln Sympathie und Verständnis füreinander und schließlich offenbart Frau de Graaf Eva, dass der Vorfall auf den Gleisen kein Unfall war, sondern sie ihrem Leben freiwillig ein Ende setzen…mehr

Produktbeschreibung
Eva und ihre Freundin Sanne beschäftigt alles, was im Leben von jungen Mädchen so vorkommt: Schule, Eltern, Jungs, Liebe und Sex. Auf dem Schulweg sieht Eva eines Tages eine alte Frau, die auf den Gleisen steht, als ein Zug kommt. Ohne nachzudenken läuft sie los und rettet der Frau das Leben. Eva wird als Heldin gefeiert. Bei der Feier trifft sie auch die alte Dame, Frau de Graaf, wieder. Die beiden entwickeln Sympathie und Verständnis füreinander und schließlich offenbart Frau de Graaf Eva, dass der Vorfall auf den Gleisen kein Unfall war, sondern sie ihrem Leben freiwillig ein Ende setzen wollte. Und Eva denkt plötzlich nicht mehr nur über das Leben nach, sondern auch über den Tod.
Autorenporträt
Koos Meinderts, geboren 1953 in Den Haag, schreibt Romane, Gedichte und Liedtexte - sowohl für Kinder als auch für Erwachsene und ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden. Er lebt in Utrecht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2017

So soll es doch nicht enden
Koos Meinderts lässt einer alten Frau den Todeswunsch

Sie nennt sich "lebenssatt", nicht "lebensmüde". Sie würde wohl nicht davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, sie würde es eher abgeben oder ablegen wollen, kurz vor ihrem 84. Geburtstag, unter Umständen, von denen sie sich nicht mehr viel verspricht: Ida de Graaf hatte einfach "zum Heiraten oder Zusammenwohnen kein Talent", war vor sechs Jahren in ihre kleine Wohneinheit im Altersheim gezogen, in dem sie die aufdringlichen Nachbarn ebenso stören wie die Angebote zur Geselligkeit. Sie hatte Malerei studiert, um sich später als Künstlerin nicht gut genug zu finden, sie verehrt Paula Modersohn-Becker, und ein großer Schreckmoment für die alte Dame liegt ein paar Jahre zurück: In einer Ausstellung lässt das Selbstporträt, auf dessen Wiedersehen sie sich besonders gefreut hatte, sie zu ihrer Bestürzung kalt. "Etwas in ihr ist gestorben", heißt es in Koos Meinderts' Jugendroman "Lang soll sie leben". Die feingeistige alte Dame selbst diagnostiziert bitter: "Altersautismus".

Für Eva, die sechzehn Jahre alte Heldin des Buchs, ist es ein Schreckmoment, Ida eines Morgens auf den Gleisen stehen zu sehen, bei geschlossenen Schranken und herannahendem Zug. Die Zehntklässlerin springt vom Rad und schafft es in letzter Sekunde, die alte Frau zu retten. Doch statt sich zu bedanken, entschuldigt sich Ida später bei dem Mädchen. Die Eltern, die Freunde, der Schuldirektor, Zeitung und Fernsehen feiern Eva überschwänglich. Sie selbst mag von Mut nicht reden, hat sie doch völlig unbedacht gehandelt. Und sie mag den Rummel nicht, den unangenehmen Eindruck, andere wollten sich neben ihr in das Licht stellen, das gerade gegen ihren Willen auf sie fällt.

Koos Meinderts nimmt sich Zeit für die Begegnungen der ungleichen Frauen. Und Zeit dafür, zu erzählen, dass die beiden mehr verbindet, als zunächst erkennbar ist. Bis in Idas Jugend geht der 1953 in Den Haag geborene Autor zurück und zeichnet Episoden eines selbstbewussten, selbstbestimmten Lebens. Eva begleitet er zum Ferienjob auf eine Nordseeinsel, um auch von ihrer Eigenwilligkeit und ihrer Abneigung gegenüber selbstbezogenen Menschen zu erzählen.

So habe ihr Leben nicht enden sollen, das sieht Ida ein: "Dafür war sie zu stolz und ihr Leben zu schön gewesen." Sie findet einen anderen Weg, zu sterben.

"Lang soll sie leben" geht ein formales und ein moralisches Risiko ein. Erstaunlicherweise gleichen beide einander aus. Die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel - selbst dem Zugführer folgt die Erzählung in Episoden - halten den Leser auf Distanz zur Geschichte und ihren Figuren. Eine Distanz, mit der auch jungen Lesern der Blick auf einen klar gefassten Todeswunsch zugemutet werden kann, dem dieses Buch wenig entgegensetzt: die vorsichtige Nachfrage des Arztes, ob Ida vielleicht eine Altersdepression haben könnte - und eine Gedichtzeile, die sie Eva mitgibt auf dem Weg ins Leben: "Der Tag öffnet sich wie eine gold'ne Rose."

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Koos Meinderts: "Lang soll sie leben". Roman.

Verlag Jungbrunnen, Wien 2016. 124 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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So soll es doch nicht enden
Koos Meinderts lässt einer alten Frau den Todeswunsch

Sie nennt sich "lebenssatt", nicht "lebensmüde". Sie würde wohl nicht davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, sie würde es eher abgeben oder ablegen wollen, kurz vor ihrem 84. Geburtstag, unter Umständen, von denen sie sich nicht mehr viel verspricht: Ida de Graaf hatte einfach "zum Heiraten oder Zusammenwohnen kein Talent", war vor sechs Jahren in ihre kleine Wohneinheit im Altersheim gezogen, in dem sie die aufdringlichen Nachbarn ebenso stören wie die Angebote zur Geselligkeit. Sie hatte Malerei studiert, um sich später als Künstlerin nicht gut genug zu finden, sie verehrt Paula Modersohn-Becker, und ein großer Schreckmoment für die alte Dame liegt ein paar Jahre zurück: In einer Ausstellung lässt das Selbstporträt, auf dessen Wiedersehen sie sich besonders gefreut hatte, sie zu ihrer Bestürzung kalt. "Etwas in ihr ist gestorben", heißt es in Koos Meinderts' Jugendroman "Lang soll sie leben". Die feingeistige alte Dame selbst diagnostiziert bitter: "Altersautismus".

Für Eva, die sechzehn Jahre alte Heldin des Buchs, ist es ein Schreckmoment, Ida eines Morgens auf den Gleisen stehen zu sehen, bei geschlossenen Schranken und herannahendem Zug. Die Zehntklässlerin springt vom Rad und schafft es in letzter Sekunde, die alte Frau zu retten. Doch statt sich zu bedanken, entschuldigt sich Ida später bei dem Mädchen. Die Eltern, die Freunde, der Schuldirektor, Zeitung und Fernsehen feiern Eva überschwänglich. Sie selbst mag von Mut nicht reden, hat sie doch völlig unbedacht gehandelt. Und sie mag den Rummel nicht, den unangenehmen Eindruck, andere wollten sich neben ihr in das Licht stellen, das gerade gegen ihren Willen auf sie fällt.

Koos Meinderts nimmt sich Zeit für die Begegnungen der ungleichen Frauen. Und Zeit dafür, zu erzählen, dass die beiden mehr verbindet, als zunächst erkennbar ist. Bis in Idas Jugend geht der 1953 in Den Haag geborene Autor zurück und zeichnet Episoden eines selbstbewussten, selbstbestimmten Lebens. Eva begleitet er zum Ferienjob auf eine Nordseeinsel, um auch von ihrer Eigenwilligkeit und ihrer Abneigung gegenüber selbstbezogenen Menschen zu erzählen.

So habe ihr Leben nicht enden sollen, das sieht Ida ein: "Dafür war sie zu stolz und ihr Leben zu schön gewesen." Sie findet einen anderen Weg, zu sterben.

"Lang soll sie leben" geht ein formales und ein moralisches Risiko ein. Erstaunlicherweise gleichen beide einander aus. Die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel - selbst dem Zugführer folgt die Erzählung in Episoden - halten den Leser auf Distanz zur Geschichte und ihren Figuren. Eine Distanz, mit der auch jungen Lesern der Blick auf einen klar gefassten Todeswunsch zugemutet werden kann, dem dieses Buch wenig entgegensetzt: die vorsichtige Nachfrage des Arztes, ob Ida vielleicht eine Altersdepression haben könnte - und eine Gedichtzeile, die sie Eva mitgibt auf dem Weg ins Leben: "Der Tag öffnet sich wie eine gold'ne Rose."

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Koos Meinderts: "Lang soll sie leben". Roman.

Verlag Jungbrunnen, Wien 2016. 124 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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