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Die Freundin berühmter Männer, die Frau des "Frauenhassers": eine Biografie aus dem wilden Leben der BohemeSie war mit August Strindberg verheiratet, die Mutter eines Sohnes von Frank Wedekind, "Schicksalsschwester" von Franziska zu Reventlow, Freundin berühmter Männer wie Arthur Schnitzler und Karl Kraus. Sie war aus gutem Wiener Haus, geistreich und exzentrisch. Im Berlin der Jahrhundertwende stürzt sie sich als Feuilletonistin in das wilde Leben der Boheme. Einer ihrer Stars ist August Strindberg, der schwedische Skandalautor. Sie heiraten, die Ehe zerbricht bald und ist an Dramatik reich -…mehr

Produktbeschreibung
Die Freundin berühmter Männer, die Frau des "Frauenhassers": eine Biografie aus dem wilden Leben der BohemeSie war mit August Strindberg verheiratet, die Mutter eines Sohnes von Frank Wedekind, "Schicksalsschwester" von Franziska zu Reventlow, Freundin berühmter Männer wie Arthur Schnitzler und Karl Kraus. Sie war aus gutem Wiener Haus, geistreich und exzentrisch. Im Berlin der Jahrhundertwende stürzt sie sich als Feuilletonistin in das wilde Leben der Boheme. Einer ihrer Stars ist August Strindberg, der schwedische Skandalautor. Sie heiraten, die Ehe zerbricht bald und ist an Dramatik reich - wie der Rest ihres Lebens zwischen Paris, London und New York. Noch bevor sie 1943 vereinsamt in Salzburg stirbt,veröffentlicht sie ihre Memoiren über die Zeit mit Strindberg - "ein Buch ohne Pausen", wie Knut Hamsun "entzückt" feststellt. Das gilt auch für die erste deutschsprachige Biografie über Frida Strindberg: In Texten, Bildern und bewegenden Selbstzeugnissen erzählt sie von dem bewegten Leben einer Frau, die niemanden geschont hat, am wenigsten sich selbst.
Autorenporträt
FRIEDRICH BUCHMAYRgeboren 1959 in Linz, Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg. Seit 1987 Bibliothekar in der Stiftsbibliothek St. Florian. Initiator des Strindberg-Museums in Saxen (Oberösterreich), des einzigen außerhalb Schwedens. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. zu August Strindbergs Beziehungen zu Österreich. Zuletzt erschienen: "Geraubte Kunst in Oberdonau" (2007)
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine rastlose Kulturaktivistin, eine Autorin und Liebende hat Eva Schäfers hier von Friedrich Buchmayr porträtiert gefunden, die ebenso aufregend wie anstrengend gewesen sein muss. Frida Strindberg, geborene Uhl, war nur vier Jahre mit dem Schriftsteller verheiratet, die Beziehung scheint recht turbulent gewesen zu sein,  auch wenn sie schwor, dass die einzige Waffe, die sie gegen ihn verwandte, "das Feuer meiner Beredsamkeit" sei. Danach lebte und arbeitete sie in London, Wien und New York und hielt hier wie dort die Herren der Kultur auf Trab, sei es durch Willensstärke, Klugheit oder Überspanntheit. Die Rezensentin hat dies gefesselt verfolgt, zumal Buchmayr keine Biografie im herkömmlichen Sinne geschrieben hat. Vielmehr montiert er verschiedene Quellen aneinander, vor allem aus Korrespondenzen, so dass Schäfers anfängliche Irritation zunehmender Bewunderung gewichen ist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2012

Meine schöne Gefängniswärterin
Friedrich Buchmayrs lesenswerte Biographie über Frida Strindberg, eine Frau, die ihrer Zeit voraus war
Sie hatten einander verdient. Am
13. Oktober wurde die Polizei ins Haus der Strindbergs gerufen. Er habe sich im Zimmer seiner Ehefrau eingeschlossen, sagte Strindberg. Seine Frau hätte gedroht, ihn zu erschießen. Nach der Version der Ehefrau hingegen hatte Strindberg einen wilden Eifersuchtsanfall, vermutete in ihrem Zimmer einen Liebhaber und sperrte sich in seinem Zimmer ein. Dagegen seine Frau später über den Vorfall in einem Brief: „Ich brauche Dir nicht zu sagen, dass ich mein Leben gäbe, ihm zu nützen, und dass die einzige Feuerwaffe, die ich je gegen ihn gebraucht habe, meine Liebe ist oder – (na, das gebe ich schon zu!) das Feuer meiner ‚Beredsamkeit‘!“
Frida Strindberg, geborene Uhl, hat ihr Leben lang gekämpft, zunächst um ihren Mann, vielleicht auch gelegentlich gegen ihn, aber vor allem mit ungeheurem Engagement für ihn. Um ihm eine Reise nach Rügen zu finanzieren, wo sich Strindberg mit seinen Freunden aus dem Künstlerlokal Schwarzes Ferkel treffen will, trägt sie ihren Schmuck ins Pfandhaus. Und sie will ihm nachreisen, sobald es ihr gelingt, eines seiner Stücke an ein Theater zu verkaufen. Er macht sich Vorwürfe. Und sie schreibt ihm: „Mein liebes Kind (!) – wenn ich Dich nicht so lieb hätte, um Dir ins Elend zu folgen, hätte ich Dich nicht geheiratet.“
Frida Strindberg war die Tochter von Friedrich Uhl, dem Schriftsteller und berühmten Chefredakteur der Wiener Zeitung . Nur vier Jahre hielt ihre stürmische Ehe mit August Strindberg, den sie 1893 heiratete und mit dem sie eine gemeinsame Tochter hatte. 1897 wurden sie rechtskräftig geschieden, aber getrennt hatten sie sich schon lange
vorher.
Erst jetzt ist die erste deutschsprachige Biographie über sie erschienen: „Madame Strindberg oder die Faszination der Boheme.“ Schon seit Jahren hat sich der Autor Friedrich Buchmayr, von Haus aus Bibliothekar, auf das Thema Strindberg spezialisiert. Den Briefwechsel „Wenn nein, nein! August Strindberg und Frida Uhl (1893-1902)“ hat er übersetzt er und 1993 herausgegeben. Auch diese Publikation, 2011 veröffentlicht, liest sich in der Tat eher wie ein Briefwechsel denn wie ein flüssiger Text aus einem Guss. Es ist eine Montage aus verschiedensten Quellen und eigenen Texten, die jene näher beleuchten und miteinander verknüpfen. Es sind dies vor allem Briefe der Eheleute selbst, die Korrespondenz zwischen Strindberg und seiner Schwiegermutter Marie Uhl, Romanauszüge des Dichters, auch einzelne Passagen aus dem Erinnerungsbuch der Frida Uhl an ihre Ehe mit August Strindberg, mit dem Titel „Lieb, Leid und Zeit“. Die sprunghafte, offene Form passt vielleicht zu einer Frau, deren Leben nie gleichmäßig und harmonisch verlaufen ist, sondern von Brüchen und Neuanfängen geprägt war, schreibt Buchmayr in seinem Vorwort zu seiner Vorgehensweise. Die anfängliche Irritation, sogar Enttäuschung, es nicht mit einer herkömmlich geschriebenen Biographie zu tun zu haben, weicht allerdings zunehmender Bewunderung für Buchmayrs Sachkenntnis. Diese gilt nicht nur der Auswahl der Quellen selbst, sondern auch seiner Kunst, sie miteinander in Beziehung zu setzen.
Ein Beispiel: Die junge Frida Strindberg besucht ihren Mann August in Paris. Wenige Tage später muss sie zu ihrer erkrankten kleinen Tochter zurück nach Österreich – vor dem Warenhaus Au Printemps verabschieden sich die Eheleute. Der allein zurückgelassene Ehemann schreibt seiner Frau einen sehnsüchtigen Brief nach Hause. Doch in seinem autobiographischen Roman „Inferno“ feiert der Erzähler diesen Moment als „wilde Freude“ und erinnert sich an „seine schöne Gefängniswärterin, die Tag und Nacht meine Seele ausspionierte, meine geheimen Gedanken erriet, den Gang meiner Ideen überwachte, eifersüchtig das Streben meines Geistes nach dem Unbekannten beobachtete. . .“.
Die Gefahr, der ein Biograph bei diesem Sujet leicht erliegen könnte, ist natürlich, das Leben Fridas aus den Augen zu verlieren und sich völlig auf August, den paranoiden Dichter, zu konzentrieren. Dieser Gefahr erliegt Buchmayr nie; er ist Frida Uhl immer dicht auf den Fersen, sei es in Wien, London oder New York, wohin sie vor ihren Gläubigern flüchtete. In Wien schrieb sie Feuilletons über Literatur und Theater. In London gründete sie das berühmte Kabarett The Cave of the Golden Calf. In New York verfasste sie Filmdrehbücher, um sich durchzuschlagen. Doch obwohl sie unermüdlich arbeitete, war sie so arm, dass sie es ohne den finanziellen Rückhalt ihrer gut situierten Eltern kaum geschafft hätte.
Unermüdlich brachte sie Autoren, Verleger und Intendanten zusammen – ihr selbst brachte dieses leidenschaftliche „Netzwerken“, wie man heute sagen würde, gar nichts ein. Übrigens fällt auf, wie oft sie dabei in ihren Bemühungen scheiterte. Arthur Schnitzler machte sich irgendwann gar nicht mehr die Mühe, ihre Briefe zu beantworten. Er fand die rastlose Kultur-Aktivistin so grässlich, dass er ihr in seinem Dramenfragment „Das Wort“ ein boshaftes Denkmal setzte: Es ist eine Figur mit dem sprechenden Namen Frau Flatterer. Aber so anstrengend sie privat auch gewesen sein mochte – hinter ihrer überspannt-theatralischen Fassade steckte eine gescheite und willensstarke Frau, die immer wieder auf Widerstand stieß. Wegen der Rolle, die sie für sich beanspruchte – eine allein lebende Frau, die von ihrer journalistischen Arbeit leben wollte – wurde sie belächelt oder sogar angefeindet, am stärksten übrigens von ihrem Ehemann August Strindberg. Doch ihre frei schwebende Existenz als Autorin und die ständigen Geldsorgen führten dazu, dass sie immer vehementer kämpfte: um Männer, um beruflichen Erfolg – und um die Anerkennung, die damit verbunden ist, an der Seite eines berühmten Mannes zu stehen.
„Du hast mir Blut zu lecken gegeben. Die Milchsuppe ist nichts mehr für mich“, schrieb sie an Frank Wedekind, mit dem sie nach der gescheiterten Ehe mit Strindberg eine leidenschaftliche Beziehung durchlitt. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Friedrich brach er den Kontakt zu ihr ab. In seinen erotischen Tagebüchern kommt Frida Uhl mit keinem Wort vor.
Es ist das Verdienst Friedrich Buchmayrs, das Drama einer Frau geschildert zu haben, die ihrer Zeit voraus war. Dies tut er besonnen und nüchtern, aber immer mit Empathie.
EVA SCHÄFERS
FRIEDRICH BUCHMAYR: Madame Strindberg oder Die Faszination der Boheme. Residenz Verlag, St. Pölten und Salzburg 2011. 368 Seiten, 26,90 Euro.
Ein Leben zwischen Wien,
London und New York –
ebenso mondän wie bettelarm
„Du hast mir Blut zu lecken
gegeben. Die Milchsuppe ist
nichts mehr für mich“
Gescheit, willensstark und kämpferisch: Frida Strindberg. Foto: Kungliga Biblioteket Stockholm
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