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In a Darwinian world, religious behavior - just like other behaviors - is likely to have undergone a process of natural selection in which it was rewarded in the evolutionary currency of reproductive success. This book aims to provide a better understanding of the social scenarios in which selection pressure led to religious practices becoming an evolved human trait, i.e. an adaptive answer to the conditions of living and surviving that prevailed among our prehistoric ancestors. This aim is pursued by a team of expert authors from a range of disciplines. Their contributions examine the…mehr

Produktbeschreibung
In a Darwinian world, religious behavior - just like other behaviors - is likely to have undergone a process of natural selection in which it was rewarded in the evolutionary currency of reproductive success. This book aims to provide a better understanding of the social scenarios in which selection pressure led to religious practices becoming an evolved human trait, i.e. an adaptive answer to the conditions of living and surviving that prevailed among our prehistoric ancestors. This aim is pursued by a team of expert authors from a range of disciplines. Their contributions examine the relevant physiological, emotional, cognitive and social processes. The resulting understanding of the functional interplay of these processes gives valuable insights into the biological roots and benefits of religion.
Autorenporträt
Wulf Schiefenhövel is professor for medical psychology and ethnomedicine at the University of Munich and head of the human ethology group at the Max-Planck-Institute in Andechs, Germany. His main research interests are human ethology and evolutionary medicine, within which he focuses on sexuality and reproduction, human birth behavior, early infancy, language and cognitive concepts as well as the genetic and oral history of Melanesian populations Eckart Voland is professor for philosophy of life sciences at the University of Giessen, Germany. His main research interests are human sociobiology and behavioral ecology. In particular he is interested in the biological evolution of social and reproductive strategies in humans. Moreover, in pursuing the project of naturalizing the human mind and its achievements, he works on the philosophical implications of evolutionary anthropology as reflected in evolutionary ethics and aesthetics.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2010

Das Herz hat seine Gründe und die intelligenten Außerirdischen haben sie auch
Nicht ohne die Evolution: Ein Sammelband geht der Frage nach, wie sich religiöse Einstellungen als biologische Anpassungen erklären lassen könnten

Ein Gießener Philosoph und ein Münchener Ornithologe sind die Herausgeber eines Bandes, in dem mehr als zwanzig Autoren der Frage nachgehen, ob sich religiöse Gesinnung und religiöses Verhalten durch biologische Evolution erklären lassen. Psychologen, Anthropologen, Ethnologen, Philosophen, Hirnforscher und sogar ein Religionswissenschaftler und ein Biologe kommen darin zu Wort. Erschienen ist der englische Band in "The Frontiers Collection", der herausfordernden Problemen an der äußersten Front der Wissenschaft gewidmet ist.

Wobei der Akzent auf "Wissenschaft" liegt, denn mit den "Neuen Atheisten" schlichteren Zuschnitts möchten die Herausgeber nichts zu tun haben. Wenn auch zu konzedieren sei, dass deren Beharren auf einer Erklärung, warum Religion "trotz ihrer inhärenten Widersprüche und teilweise schädlichen Effekte" eine so weitverbreitete Sache sei, durchaus in Richtung der in diesem Band anvisierten naturalistischen Erklärung weise und die Aufmerksamkeit für die Suche nach einer "konsistenten wissenschaftlichen Erklärung der Ursprünge menschlicher Religiosität" geschärft habe. Um diese Suche aber soll es gehen, ganz ohne jede Voreingenommenheit gegenüber religiösen Phänomenen.

Um noch den letzten Zweifel an solcher Wissenschaftlichkeit zu beseitigen, werden in der Einleitung der Herausgeber die seit Aufklärungszeiten vertrauten "intelligenten Besucher aus dem All" beigezogen. Wer wäre schließlich unvoreingenommener als sie, denen alles Menschliche fremd ist? Aber manches soll ihnen dann eben doch noch fremder sein, religiöses Verhalten zum Beispiel. Denn die Besucher aus dem All sind beinharte Denker und Logiker, denen sofort auffällt, dass hier ein "unlogisches Phänomen" der Erklärung harrt. Weiß der Himmel, wie sie sich im Gewusel aller menschlichen Merkwürdigkeiten einen Begriff davon machen, aber während alles sonstige Verhalten der Erdlinge ihnen mit einfachen Bedürfnissen schnell begründbar scheint, kommen sie hier auf Anhieb nicht recht weiter.

Deshalb brauchen sie eine Theorie, und weil sie intelligent sind, wohl eben eine naturalistische - womit die Vermutung naheliegt, es bei den herbeizitierten Besuchern aus dem All mit den astronautisch verfremdeten Herausgebern selbst zu tun zu haben. Aber das klärt natürlich noch nicht, wie sie und ihre Autorenschar sich dabei schlagen, eine weiter oder enger gefasste Religiosität mit den ansonsten offenbar zum Verständnis ausreichenden einfachen Bedürfnissen in einer Weise zu verknüpfen, dass das Ganze als biologische Erklärung durchgehen kann: und nicht etwa über den mittlerweile gern eingeschlagenen Weg, die etwas wackeligen "Meme" als Einheiten kulturell bestimmter Selektion ins Spiel zu bringen, sondern strikt über die Steigerung eines individuellen oder auf Gruppen bezogenen Überlebensvorteils. Zumindest dann, wenn nicht etwa gilt, dass die ins Auge gefassten Ansichten und irritierenden Handlungen unumgehbare Nebenprodukte anderer Adaptationen sind, womit über sie aus der eingenommenen biologischen Perspektive weiter nicht viel zu sagen wäre.

Wer nun erwartet, gleich auf überzeugende Szenarien einer empirischen Entscheidung zwischen diesen beiden für die lancierte Fragestellung grundlegenden Optionen zu stoßen, sollte bedenken: Dergleichen lässt sich für halbwegs interessante Phänomene nicht einmal auf solidem biologischen Terrain - also fernab der noch unübersichtlicheren Verhältnisse auf den Entwicklungslinien kultureller Evolution - so ohne weiteres bewerkstelligen. Nachsicht ist deshalb geboten und die Erinnerung am Platz, dass man es an den Fronten der Wissenschaft nicht gleich mit klar geschnittenen und einfach in Forschungsprogramme zu übersetzenden Problemen zu tun hat. Die Wissenschaftsgeschichte mag's bezeugen: Man muss da mit Unbestimmtheiten und Inkohärenzen zu leben wissen - ganz wie auf dem Terrain der ins Auge gefassten Phänomene.

Zupfen wir aus dem bunten Strauß der Beiträge also nur einen heraus. Denn wer könnte einem chinesischen Neurowissenschaftler widerstehen, der gleich eingangs seine Kenntnis westlicher Traditionen mit dem eleganten Hinweis demonstriert, Psychologen seit William James hätten bemerkt, "dass Personen sich in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich verhalten". Das ist aber nur der Auftakt dafür, Unterschiede zwischen westlichen und ostasiatischen Auffassungen vom Selbst zu skizzieren. Amerikaner hielten es nämlich dabei mit eher eng auf die eigene Person beschränkten Eigenschaften, während Chinesen auch Eigenschaften von Personen ihrer nächsten Umgebung einbezögen.

Weil aber nun die Christen ihre eigene Nichtigkeit gegenüber Gott anerkennen und ihr Selbst verneinen, müsse sich das in einem veränderten Selbstkonzept niederschlagen - was dann wiederum im Hirn-Scan zu sehen sein sollte. Womit es nur noch einen kurzen Weg über die Hirnareale braucht, in denen mit Selbstbezug assoziierte Mechanismen neuronaler Verarbeitung ablaufen, und eine Hypothese des Zuschnitts, dass ein spirituell von Jesus bestimmtes Leben die Codierung von dort einlaufenden Stimuli als solche selbstbezüglicher Art schwächt - und schon hat man den christlichen Unterschied im Bild festgehalten (nämlich eine stärkere Aktivität des dorsalen relativ zum ventralen medialen präfrontalen Cortex).

Das hat zwar eigentlich nichts mit der Frage nach der biologischen Funktionalität von Religiosität zu tun, ist aber doch fraglos ein schönes Zeugnis für naturalistisches Ingenium im Umgang mit religiösen Phänomenen. Ganz abgesehen davon, dass man gleich ins Träumen kommt, was sich mit solchen bildgebenden Verfahren noch wird anstellen lassen. Aber so ist das eben an den Fronten der Forschung: vieles in Bewegung, manches noch unklar, nicht unbedingt kohärent, aber dafür absolut logisch.

HELMUT MAYER

Eckart Voland und Wulf Schiefenhövel (Hrsg.): "The Biological Evolution of Religious Mind and Behaviour". Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2009. 304 S., geb., 74,85 [Euro].

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