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Die Kommissarin und der Samurai
Seit fünfzehn Jahren ist Annegret Bartsch Kommissarin im Vietnamdezernat der Berliner Polizei - seit zehn Jahren hat sie niemanden mehr vor Gericht gebracht. Während der Job sie zunehmend frustriert, wachsen zugleich die Spannungen zu Hause. Ihr Mann entpuppt sich als nörgelnder Eigenbrötler, die 8-jährige Tochter Lizzie geht ihr zunehmend auf die Nerven. Als der Japaner Yuki O. erschossen im Teich einer Parkanlage aufgefunden wird, steht Annegret Bartsch zunächst vor einem Rätsel. Vieles deutet darauf hin, daß Yuki O. zur japanischen Yakuza gehört hat und…mehr

Produktbeschreibung
Die Kommissarin und der Samurai

Seit fünfzehn Jahren ist Annegret Bartsch Kommissarin im Vietnamdezernat der Berliner Polizei - seit zehn Jahren hat sie niemanden mehr vor Gericht gebracht. Während der Job sie zunehmend frustriert, wachsen zugleich die Spannungen zu Hause. Ihr Mann entpuppt sich als nörgelnder Eigenbrötler, die 8-jährige Tochter Lizzie geht ihr zunehmend auf die Nerven. Als der Japaner Yuki O. erschossen im Teich einer Parkanlage aufgefunden wird, steht Annegret Bartsch zunächst vor einem Rätsel. Vieles deutet darauf hin, daß Yuki O. zur japanischen Yakuza gehört hat und mit den Clans der vietnamesischen Mafia aneinandergeraten ist. Ihre Ermittlungen führen die Kommissarin in ein Labyrinth von vietnamesischen Gastronomiebetrieben, Import-Export-Firmen, Lebensmittelhandlungen und Blumenläden. Doch mit wem sie auch spricht: Überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.

Zur selben Zeit wird der Japaner Fumio Onishi von seiner Yakuza-Organisation nach Berlin beordert, um Yuki O.s Tod aufzuklären und Vergeltung zu üben. Fumio Onishi ist ein Meister im Handwerk des Tötens und sieht sich doch nicht als eiskalten Killer, sondern als Erbe japanischer Traditionen, wie sie die Samurai der alten Zeit verkörpert haben. Bald schon zieht er eine Blutspur durch die vietnamesische Parallelgesellschaft im Prenzlauer Berg. Schließlich versucht Annegret Bartsch, ihm mit Hilfe eines vietnamesischen Kontaktmanns eine Falle zu stellen ...

»Der Arm des Kraken« ist ein fulminanter Großstadtroman und actiongeladener literarischer Thriller zugleich. Und er ist in dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen der deutschen Kommissarin und dem japanischen Killer das bestechende Psychogramm zweier vielfach gebrochener Menschen, die gefangen sind in den Zwängen und Absurditäten ihres jeweiligen Lebensentwurfs.
Autorenporträt
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018), dem Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt (2021) sowie dem Niederrheinischen Literaturpreis (1999 und 2022). Christoph Peters lebt heute in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm bei Luchterhand "Tage in Tokio" (2021) und "Der Sandkasten" (2022).
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Seit Schnitzlers "Leutnant Gustl" gilt der innere Monolog als Standardwerkzeug im Repertoire deutschsprachiger Prosaautoren. Peters bringt es in dieser Hinsicht zu neuer Meisterschaft. Sämtliche Kapitel aus Sicht der Protagonistin Annegret Bartsch, einer Berliner Kommissarin, bestehen aus einem einzigen Gedankenstrom der frustrierten und überforderten Polizistin. Den Punkt als Satzzeichen gibt es jeweils nur ein Mal: am Ende eines Kapitels. Peters zeigt damit eine Frau, die ihre Gefühle nicht im Griff hat, sie fließen ihr quasi davon. Im Gegensatz dazu agiert ihr Gegenspieler, Mitglied der japanischen Mafiaorganisation Yakuza, der dem asiatischen Ideal des ruhigen und organisierten Menschen entspricht. Wie sich die Lebenslinien dieser beiden Menschen kreuzen, erzählt Peters vor dem Hintergrund einer spannungsgeladenen Krimihandlung in einer stets dem Umfeld der Figuren adäquaten Sprache. "Der Arm des Kraken" ist somit ein experimenteller Großstadtkrimi. Der Autor seziert die Psychologie seiner Figuren sehr genau, und letztlich erkennt der Leser gut, wie sehr sich die Protagonisten bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensentwürfe in den Brüchen ihrer Biografie doch wieder ähnlich sind.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.12.2015

Der Fehler des kleinen Bruders
In seinem Kriminalroman „Der Arm des Kraken“ setzt Christoph Peters seine Erkundung von Kulturen und Religionen fort
Der Angriff aufs Multikulti-Biedermeier in Prenzlauer Berg hat diskret begonnen. Ein toter Japaner liegt in einem Park. Folterspuren und die Krakentätowierung auf seinem Körper alarmieren die Kommissarin Annegret Bartsch vom Berliner Vietnamdezernat. Das leidet an einem eklatanten „Mangel an Toten“. Seit vielen Jahren weiß sie, „dass der gesamte ehemalige Osten Berlins fest in vietnamesischer Hand ist“, nur beweisen kann sie es nicht. Die Mauer des Schweigens unter den Vietnamesen hält so dicht wie die Buchhaltung ihrer Scheinfirmen, und über die Schicksale potenzieller Kronzeugen macht sie sich keine Illusionen: „Sie werden ihre Entsorgungsspezialisten haben, Schlachter und qualifizierte Chemiker.“
  Der tote Yuki Ozawa aber ist nicht entsorgt worden, und die Kommissarin schließt aus seiner Tätowierung, dass es sich um einen Yakuza, um das Mitglied einer japanischen Verbrecherorganisation handelt. Nur ahnt sie nicht, dass der Mann, der den Mord an Yuki ahnden soll, schon auf dem Weg ist – und dass die Blutspur, die er durch die vietnamesische Gemeinde zieht, sich am Ende mit ihrem Weg kreuzen wird. Dieser Mann heißt Fumio Onishi und war Yukis Mentor, sein „Aniki“, was so viel wie großer oder älterer Bruder bedeutet – und nach Yakuza-Kodex, dass er für die Fehler seines kleinen Bruders einzustehen und sie auszubügeln hat.
  Schon vor seinem Tod drohte Yuki O. dem Nekodoshi-Gumi verloren zu gehen. Er hatte mit seiner deutschen Freundin Nikola ein eigenständiges Leben geplant. Als Fumio Onishi deren japanisch dekorierte Wohnung besucht, bleibt sein Blick an einem Plakat zu Kitano Takeshis Yakuza-Film „Brother“ aus dem Jahr 2000 hängen. Das Plakat zeigt den Regisseur und Hauptdarsteller „mit dreien seiner Männer als schwarze Silhouetten, die Pistolen im Anschlag“. „Du magst Japan“, sagt der Killer. Das ist kein Fragesatz, sondern eine Feststellung und nur die halbe Wahrheit– denn das Plakat akzentuiert die gewalttätige Seite Japans.
  Diese Seite war im Werk von Christoph Peters bislang eher am Rande präsent. In „Mitsukos Restaurant“ (2009) gab es Anspielungen. Im Erzählungsband „Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung“ (2010) hatte Fumio Onishi bereits einen etwas mysteriösen Auftritt. Doch im Vordergrund ging es um Kultivierung des Kochens, der Teezubereitung, der Töpferei – wie zuletzt in „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ (2014). Peters’ deutsche Protagonisten sind immer wieder Meisterschüler, die sich durch Hingabe und Selbstverneinung zu perfektionieren suchen, während ihre Antagonisten eher eine antiautoritäre Laxheit verkörpern.
  Laxheit kann man der Kommissarin Annegret Bartsch nicht vorwerfen, doch scheitert sie daran, ihr Leben zu strukturieren. Ihre Perspektive wird durch einen inneren Monolog wiedergegeben, der kein Bewusstseinsstrom, sondern ein wahrer Whirlpool ist, in dem sich ohne Punkt und Absatz private und berufliche Probleme und Katastrophen mischen. Was hingegen der Killer tut und denkt, sagt ein auktorialer Erzähler. Während das Blut seines ersten Berliner Opfers fließt, kommentiert er lakonisch: „Fumio Onishi spürte den Ozean der Leere, dessentwegen er diese Arbeit besser machte als jeder andere.“ Auch Onishi ist ein Meisterschüler, freilich im martialischen Sinne. Dem absoluten Gehorsam, zu dem er verpflichtet ist, kommt er nach, indem er alles, was dem im Wege stünde, auch seine Persönlichkeit, aus sich heraus verbannt. So kämpft die Kommissarin gewissermaßen im falschen Film, denn sie hat einen Gegner, den sie mit psychologischen Mitteln buchstäblich nicht fassen kann – gegen einen „Ozean der Leere“.
  Fumio Onishi aber ringt gleichermaßen mit dem Codex der Yakuza wie mit den Klischees des Yakuza-Films. Mitten im Einsatz wird er nicht mehr nur von bedingungslosem Gehorsam getrieben, sondern auch von Rachegefühlen und von aufkeimender Liebe zu Nikola. Seine kühl kalkuliere Aktion eskaliert zum Rachefeldzug, und es sind gerade seine menschlichen Gefühle, die den Killer in mehrfacher Hinsicht weit übers Ziel hinausschießen lassen. So greift der Roman über das hinaus, was bei oberflächlicher Betrachtung wie eine Melange oder Chimäre aus Großstadt- und Kriminalroman erscheint. Mit „Der Arm des Kraken“ setzt Christoph Peters seine Erkundungen der Zusammenhänge und Unterschiede von Lebensentwürfen, Kulturen und Religionen fort. Es geht um Ordnung, Freiheit und Perfektionierung und um die Abwege, die auf der Suche danach drohen und bisweilen durch Katzen symbolisiert werden.
  Zumindest für Fumio Onishi ist die Suche am Schluss des Romans noch nicht zu Ende. Vor seinem Eintritt in die Nekodoshi-Gumi sei er ein Leser gewesen, erfährt man, doch sein Lehrer Meister Harada lehnte das Lesen ab: „Wenn ihr das, was in den Büchern steht, nicht sowieso wisst, begreift ihr es nicht. Wenn ihr es aber wisst, warum verschwendet ihr dann eure Zeit, statt sie für die Praxis zu nutzen?“ Sein Schüler aber hat den Eindruck, dass auch Lesen „eine Form der Praxis“ sein könne, und da sein Autor Christoph Peter bereits an einer Fortsetzung arbeitet, könnte er recht bekommen.
ULRICH BARON
  
Christoph Peters: Der Arm des Kraken. Luchterhand Literaturverlag, München 2015. 350 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Im Park liegt ein toter Japaner,
und die Folterspuren an seinem
Körper lassen Böses ahnen
Ermittler zwischen den Kulturen: Christoph Peters.
Foto: Peter Felbert/Randomhouse
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Ein wenig unplausibel findet Sylvia Staude die Handlung von Christoph Peters' "Hochroman im Krimigenre", sie begnüge sich mit Andeutungen und offenen Enden. Doch diesen Makel macht der Autor nach Staudes Ansicht mit genauer Beobachtungsgabe und Detailverliebtheit wett. Während die Kritikerin Sibylle Lewitscharoffs im vergangenen Jahr erschienenes Buch "Killmousky" als anspruchslosen Spaß abtut, hält sie Peters' Versuch eines Mafia-Romans für "durchaus ambitioniert in Form und Handlung" und damit für gelungener, auch weil er die Konventionen des Genres gekonnt unterlaufe. Besonderes Vergnügen scheint die Rezensentin daran gehabt zu haben, wie hier zwei konträre Welten aufeinanderprallen: die Kommissarin und Mutter Annegret Bartsch mit ihren rastlos-chaotischen inneren Monologen auf der einen und die japanischen Mafiosi mit ihrer kühlen Präzision auf der anderen Seite.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2015

Sashimi gegen Eintopf

Chaotische Berliner Kommissarin jagt coolen japanischen Killer: Christoph Peters inszeniert in seinem ersten Thriller einen messerscharfen Kampf der Kulturen.

Ein guter Krimi erzählt meistens auch Zeitgeschichte. Als ein toter Japaner im Erich-Mühsam-Park gefunden wird, muss sich Annegret Bartsch, seit fünfzehn Jahren Kommissarin im Vietnam-Dezernat bei der Berliner Polizei, erst einmal mit dem naheliegenden Verdacht auseinandersetzen, dass es sich um die ausländerfeindliche Tat von Terroristen vom Schlage der NSU handeln könnte. Er spüre schon, sagt einer der Vietnamesen, die sie verhört, "gerade wenn er weiter in den Osten fahre, dass er nicht willkommen sei als Ausländer". Und die Kommissarin, deren Bewusstseinsstrom ohne Punkt, aber mit vielen Kommata wir da schon einige Zeit gefolgt sind, denkt: "Ich muss zugeben, dass er mich ein bisschen kalt erwischt hatte, diese Möglichkeit war überhaupt nicht auf meiner Rechnung gewesen, normalerweise würde ich bei einem muskelbepackten Japaner mit Ganzkörpertätowierung nie auf die Idee kommen, es könnte einen rassistischen Hintergrund geben."

Das wäre in diesem Fall auch die langweiligste, weil erwartbarste Lösung. Stattdessen führt uns Christoph Peters in seinem Roman "Der Arm des Kraken" tief in eine Berliner Parallelwelt, eine Schattenwirtschaft, in der die Restaurants und Lebensmittelläden im Osten der Stadt von einigen mächtigen Vietnamesen kontrolliert werden, die dort Schutzgelderpressung, Geldwäsche, Menschenhandel betreiben. Annegret Bartsch kennt diese mafiösen Verstrickungen - in der Theorie. Praktisch ist es mit ihren Insiderinformationen mangels Informanten nicht mehr weit her; die letzte Verurteilung, die ihre Abteilung erwirkt hat, liegt schon Jahre zurück.

Inzwischen ist ihr Job, wie sie gleich zu Beginn wissen lässt, "wahnsinnig langweilig, meistens passiert gar nichts, du sitzt da, wertest irgendwelche Ermittlungsakten oder Protokolle aus, was halt auf deinem Schreibtisch landet, dann Arbeitsgruppensitzungen, Hintergrundanalysen, Fortbildungen hier, Schulungen da, ab und zu ein paar Zeugenvernehmungen". 1996 hingegen, als sie im Dezernat angefangen hat, war "richtig was los hier, fast jede Woche Messerstechereien, Schusswechsel, oder es tauchten irgendwo Leichen auf".

Über einen Mangel an Leichen kann sich Annegret Bartsch bald nach Beginn des Romans nicht mehr beklagen, denn kurz nach dem Fund der ersten, des über und über tätowierten Japaners Yuki, gesellen sich jede Menge Vietnamesen dazu - und schon sind wir mittendrin im Kampf der japanischen gegen die vietnamesische Mafia um Ehre, Einzugsgebiete und Einkünfte. Angerichtet wird das Blutbad, von Peters so deutlich wie dezent gehandhabt, von einem Samurai-geschulten Profikiller namens Fumio Onishi, der den Tod Yukis nicht nur im Namen der Yakuza rächen, sondern auch herausfinden soll, auf welche Geschäfte sich Yuki eingelassen hat und warum er sterben musste.

Der Schriftsteller Christoph Peters legt mit knapp neunundvierzig und nach gefeierten Romanen wie "Das Tuch aus Nacht", "Mitsukos Restaurant", "Wir in Kahlenbeck" und zuletzt "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" mit "Der Arm des Kraken" seinen ersten Thriller vor. Dass er es dabei vor allem auf den kommerziellen Erfolg abgesehen hat, den das Genre verheißt, steht nach der Lektüre nicht zu befürchten. Denn Peters hält sich an die Regeln des Genres, ohne seine eigene literarische Herkunft dabei zu verraten. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive Fumios und jener der Kommissarin. Während Fumios Passagen auktorial gehalten sind, um die konzentrierte Disziplin, die Kühle und Präzision der Figur zu betonen, geht im Kopf von Annegret Bartsch alles munter durcheinander und drunter und drüber, sozusagen Sashimi gegen Eintopf.

Leser von Peters schätzen seine Affinität zu Japan, die ihn diesmal nach der Kulinarik von "Mitsukos Restaurant" (das auch einmal erwähnt wird) und der Keramik- und Ofenbaukunst von "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" in ganz andere Gefilde, etwa die des Schwertkampfs, geführt hat. Der äußerst ergiebige Kontrast der Kulturen zwischen dem japanischen Killer und der deutschen Polizistin, der bis in die Denkweisen, Arbeitsmethoden und Lebensentwürfe reicht, sorgt für die eigentliche Spannung des Buchs und findet sein würdiges und überraschendes Finale in der Falle, welche die Berliner Beamtin dem Killer aus Fernost stellt.

Anhand des Katz-und-Maus-Spiels zwischen Annegret Bartsch und Fumio Onishi stellt der Roman die Frage, wie viel Anpassung notwendig ist, um in einem fremden Kulturkreis zu reüssieren, und ab wann diese zur Gefahr wird. Gleich zu Beginn erinnert sich Fumio Onishi an seine frühen Zweifel, ob Yukis rasche Annahme von europäischen Gewohnheiten "sich noch im Rahmen des Nützlichen bewegte oder ob er dabei war, seine japanische Identität zu gefährden". Dass Onishi zusehends selbst Gefahr läuft, diese feine Grenze zu überschreiten, nachdem er sich in die deutsche Freundin seines toten Yakuza-Bruders verguckt hat, macht ihn indes keinen Deut berechenbarer, anders als Annegret Bartsch, die bei Peters den typischen Ermittlerkonflikt zwischen den Anforderungen ihres Jobs und denen ihrer Familie austrägt. Am Ende haben beide Parteien die Ermahnung des Samurai-Meisters missachtet: Vor der Durchführung eines Auftrags soll man sich nicht auf private Streitereien einlassen.

FELICITAS VON LOVENBERG

Christoph Peters:

"Der Arm des Kraken".

Roman.

Luchterhand Literaturverlag, München 2015.

352 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein rasanter Spaß in erster Linie, aber auch ein Buch, das die Parallelwelten des deutschen Alltags schichtweise kenntlich macht." Christoph Schröder / KULTUR SPIEGEL
»Klug komponiert, genau beobachtet und sehr sarkastisch.« Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung