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"Delikater und raffinierter als auf diese schwungvolle Weise lässt sich gehobene leichte Kost kaum zubereiten - ein Genuss!" -- Frankfurter Rundschau
"Wie locker, ja scheinbar mühelos Peters alles in der Schwebe hält und damit lebendig werden lässt, das ist grandios gelungen, wie man überhaupt diesen Roman nicht aus der Hand legt. (...) Schlaffe, geschmacksneutrale Romane gibt es zwar (noch) nicht in deutschen Supermarktregalen, aber doch zuhauf abgepackt und eingeschweißt auf den Wühltischen der Buchkaufhäuser. Der Unterschied zu einer Literatur, wie Christoph Peters sie uns hier beschert,…mehr

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Produktbeschreibung
"Delikater und raffinierter als auf diese schwungvolle Weise lässt sich gehobene leichte Kost kaum zubereiten - ein Genuss!" -- Frankfurter Rundschau

"Wie locker, ja scheinbar mühelos Peters alles in der Schwebe hält und damit lebendig werden lässt, das ist grandios gelungen, wie man überhaupt diesen Roman nicht aus der Hand legt. (...) Schlaffe, geschmacksneutrale Romane gibt es zwar (noch) nicht in deutschen Supermarktregalen, aber doch zuhauf abgepackt und eingeschweißt auf den Wühltischen der Buchkaufhäuser. Der Unterschied zu einer Literatur, wie Christoph Peters sie uns hier beschert, ist so himmelweit wie der zwischen Plastik-Sushi und frisch zubereitetem Shabu-Shabu." -- Felizitas von Lovenberg /

"Christoph Peters ist ein eleganter, komischer und sinnlicher Roman gelungen, der nicht zuletzt auch das Essen an sich zelebriert." -- taz
Zeremonien des Genusses - Rituale der Verführung

Teeschalen im Vereinsheim, Yakuza am Mittelrhein: eine komische Geschichte über die schwärmerische Suche nach strenger Schönheit, purem Genuss und dem ganz Anderen in Gestalt einer Frau.

Schon während ihrer Schulzeit haben sich der Gelegenheitsschauspieler, -koch und -dichter Achim Wiese und der plastische Chirurg Wolf Erben für japanische Kultur und Küche begeistert. Da entdeckt Achim Wiese, inzwischen Mitte zwanzig, 1992 bei einer Waldwanderung ausgerechnet im rustikalen Vereinsheim der Wanderfreunde Gurschebach e.V. ein japanisches Spezialitätenrestaurant. Achim, von der Entdeckung elektrisiert, ruft umgehend Wolf an, der ganz in der Nähe in einer bekannten Privatklinik angeheuert hat. Gemeinsam beginnen sie, das Lokal und seine Küche zu erkunden: eine erstklassige Küche, wie sich bald herausstellt, betrieben von der schönen und geheimnisvollen Japanerin Mitsuko.

Fortan besucht vor allem Achim immer wieder das merkwürdige Restaurant. Achim gibt sich große Mühe, Mitsuko mit seinem Halbwissen über japanische Kultur, vor allem die Teekeramik, zu imponieren, um ihr näherzukommen. Allmählich wird er von der Gelegenheitsaushilfe zu ihrer rechten Hand, während Wolf immer häufiger mit japanischen Gästen bei opulenten Abendessen ausgelassen feiert. Als Achim sich in einem Geschäft nach einer wertvollen Chawan, einer kunstvoll gefertigten Teeschale, erkundigt, und dabei beiläufig »Mitsukos Restaurant« erwähnt, fällt erstmals das Wort »Yakuza«. Kurz darauf bricht tatsächlich ein japanischer Geschäftsmann im Restaurant zusammen und stirbt, was Wolfs berufliche Perspektive nachhaltig verändert. Und Achim kommt zunehmend der Verdacht, dass Mitsukos Geheimnis in Wirklichkeit auf Selbsttäuschung beruht und es Zeit wird, all den Trugbildern endlich eine echte Erfahrung entgegenzusetzen.
Autorenporträt
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2018), dem Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt (2021) sowie dem Niederrheinischen Literaturpreis (1999 und 2022). Christoph Peters lebt heute in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm bei Luchterhand "Tage in Tokio" (2021) und "Der Sandkasten" (2022).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2009

Aber bitte mit Stäbchen!

Liebesgeschichte, Entwicklungsroman und Japan-Exkurs: Christoph Peters ist in "Mitsukos Restaurant" zwischen Bratwurst und Sushi groß in Form.

Von Felicitas von Lovenberg

Schlaffes, geschmacksneutrales Sushi bekommt man heute zwar in jedem besseren Supermarkt als abgepackten Snack - aber von Japan weiß der deutsche Rohfischfreund deshalb nicht mehr als all jene, die es in den überladenen achtziger Jahren plötzlich schick fanden, auf Futons zu schlafen, Tatami-Matten auszulegen und überhaupt durch größere Kargheit einen Hauch von Zen zu verbreiten. Dem Einrichtungstrend zum Trotz verströmten japanische Restaurants in jener wohlstandswattierten Vorzeit nicht nur in der deutschen Provinz noch Exklusivität, Exotismus und Experimentierfreude - also all das, was die alltäglich gewordene Sushi-Bar mit Fließband vermissen lässt.

Kein Wunder, dass Achim und Wolf, Abiturienten des Jahrgangs 1984, ihrem ersten Besuch eines japanischen Restaurants entgegenfiebern wie einem Rendez-vous: "Sie hatten sich auf dieses Essen gründlicher vorbereitet als auf irgendeine der zurückliegenden Prüfungen und wussten doch nur schemenhaft, was sie erwartete." Wie sich herausstellt, ist das beim Blick in die Karte vor allem ein Preisschock - der sie veranlasst, das Lokal fluchtartig wieder zu verlassen. Doch mit diesem ersten verunglückten Annäherungsversuch an die japanische Kultur geben sich beide nicht zufrieden. Und ihren Charakteren entsprechend - Achim, der sich zu nichts entschließen kann, verbummelt sein Leben, Draufgänger Wolf nimmt sich in jeder Hinsicht, was er kriegen kann - finden beide mit der Zeit einen höchst unterschiedlichen Zugang.

Zehn Jahre nach seinem bravourösen Debüt "Stadt, Land, Fluß" legt der 1966 geborene Christoph Peters mit "Mitsukos Restaurant" seinen vierten Roman vor. Er erzählt davon, warum aufrichtige Faszination - anders als geschäftstüchtiger Opportunismus - zwar ein unschuldiger, aber darum keineswegs fettnäpfchenfreier Weg ist, sich eine andere Kultur zu erschließen. Die Erfahrung, dass auch der Globalisierte in einem fremden Spiegel immer zuerst sich selbst erblickt, mussten die Helden von Christoph Peters schon früher machen. In "Das Tuch aus Nacht" (2003) war Istanbul der Schauplatz eines raffinierten Reigens aus Liebesgeschichte, Kriminalfall und Reisebericht, und die Hauptfigur von "Ein Zimmer im Haus des Krieges" (2006) ist ein zum Islam konvertierter Deutscher, der in seiner Gründlichkeit fanatischer wird als die Islamisten.

"Mitsukos Restaurant" kommt leichter daher als das letzte Buch, schon weil ihm vom Leser nicht unwillkürlich die Last der politischen Aktualität aufgebürdet wird. Es ist aber auch luftiger, lustvoller und lustiger als Peters' frühere Werke - was auch daran liegen mag, dass darin viel gekocht und gegessen wird und die frische Luft dafür gewissermaßen den Anlass bietet.

Durch Zufall stößt Achim, Jahre nach dem verpatzten Japan-Abend mit Wolf, bei einem seiner ausgedehnten Spaziergänge am Niederrhein auf ein rustikales Wanderheim, das neben einem bierseligen urdeutschen Tresen ein japanisches Lokal beherbergt: Mitsukos Restaurant. Achim flüchtet zunächst, als habe er eine Fata Morgana gesehen, anstatt das ungewöhnliche Etablissement gleich zu testen - dafür holt er sich Wolf als Verstärkung, zu dem er aus diesem besonderen Anlass wieder Kontakt aufnimmt. Die Wirkung der japanischen Gerichte, deren Namen, Zutaten und Zubereitungsweise dem Hobbykoch Achim zunächst ebenso Rätsel aufgeben wie der Umgang mit Stäbchen, wird noch verstärkt vom Anblick der dazugehörigen Köchin, von ebenmäßig-schöner Gestalt bis zu den Ohren: "Er raunte: ,Hast du die Ohren gesehen?' - ,Ich glaube, dass sie das im Griff hat', erwiderte Wolf. - ,Wie elfenbeinerne Netsuke.'"

Während für den sich weltmännisch gebenden Wolf, der sich inzwischen als plastischer Chirurg verdingt, Bento-Boxen als "Business Lunch" nichts Ungewöhnliches sind, will Achim die japanische Kultur partout nicht als Westler kennenlernen, sondern im Innersten verstehen - wobei er deren Überlegenheit voraussetzt, ohne diese Annahme zu hinterfragen. Als typischer Deutscher hinterfragt er vor allem sich selbst, und sei es beim Blick auf die mit weißen Socken und Sandalen angetanen Füße des Wirts: "Während er nach einer Entschuldigung suchte, fielen ihm die weißen Strümpfe wieder ein, in denen er Samurai über Reisstrohmatten durch Filmkulissenräume hatte flitzen sehen, und ihm wurde klar, dass der Wirt von dem Schauder, den seine Fußbekleidung einem halbwegs geschmackssicheren Europäer verursachte, nicht die geringste Ahnung haben konnte."

Der Wirt entpuppt sich zwar als Einheimischer namens Eugen, die Köchin aber ist Japanerin - und seine Lebensgefährtin. Aber da hat Achim sich bereits verliebt, in die Gerichte, die fremde Kultur und natürlich vor allem in die Frau, die für ihn beides in Vollendung verkörpert: Mitsuko. Nachdem Achim, der sich als unterbeschäftiger Schauspieler gerade so über Wasser hält, zusehends seinen ganzen Lohn im Restaurant lässt, wird er schließlich von Mitsuko als Hilfskoch engagiert - und getreu dem japanischen Sprichwort, wonach Blut lediglich roter Schweiß ist, schwitzt er bei seiner ersten Bewährungsprobe in ihrer Küche Blut und Wasser. Aber nicht nur dort lernt er eifrig: In seiner Freizeit vertieft er sich in die Geschichte der japanischen Keramik und die Bedeutung der Teezeremonie. Wolf, der mittlerweile in Yakuza-Kreisen verkehrt, hat für diese Verehrung nur Spott übrig, während sein Freund weiter in bescheidenen Mitsuko-Träumen schwelgt: "Fürs Erste wäre ich schon froh, wenn ich für sie kochen könnte. Oder einen Tee von ihr zubereitet bekäme, in einer alten Schale unter einer Kalligraphie oder einem getuschten Bambus im Wind." Achim entkommt seinem von den Filmen Kurosawas geprägten Japanbild letztlich so wenig wie Mitsuko der Bratwurst, die viele Wandersleute lieber essen wollen als ihre japanischen Spezialitäten - wobei offen bleibt, ob sich Achims Annäherungsversuch an die fremde Kultur und damit auch an die Angebetete so heikel gestaltet, weil es Japan ist, weil es eine Frau ist oder weil es eine Japanerin ist. Aus all diesen Fallstricken ergeben sich jedenfalls herrliche, sinnfällige und oft auch komische Situationen, etwa als Achim einmal mit Mitsuko und Eugen in der Sauna landet. Wie locker, ja scheinbar mühelos Peters alles in der Schwebe hält und damit lebendig werden lässt, vom Verhältnis Achim-Mitsuko-Eugen bis hin zu Achims Idealvorstellung der perfekten Teezeremonie, wie er in Gestalt von Wolf den Schatten der japanischen Mafia auf die Idylle fallen lässt, ohne die Handlung künstlich zu dramatisieren - das ist grandios gelungen, wie man überhaupt diesen Roman nicht aus der Hand legt, obwohl, oberflächlich betrachtet, wenig passiert.

Achims Weg ins Herz Japans mag eine Einbahnstraße sein, eine Sackgasse ist es nicht. Eingeschoben zwischen den Kapiteln sind Miniaturen von drei bis vier Seiten, die "Einige hundert Jahre zuvor in Japan", zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts, spielen. Man kann diese Einschübe wahlweise als literarische Äquivalente zum japanischen Holzschnitt betrachten, als Szenen wie aus einem Kurosawa-Film, als kleine Japan-Karikaturen oder als Zwischengerichte zur Erfrischung der Geschmacksnerven. Im Spiel mit den Genres lotet Peters die Kluft zwischen den Kulturen, Zeiten und Gebräuchen aus, an deren Überwindung Achim sich unverdrossen abarbeitet. Fürst Norishige aus altem Geschlecht zieht aus, das größte Geheimnis zu ergründen: Er will lernen, wie man eine Chawan, eine Teeschale, brennt - ein Privileg, das er sich erst verdienen muss und für das er mit dem Tod bezahlt. Die Schale, die er brennt, verbindet seine Geschichte mit jener Mitsukos.

Schlaffe, geschmacksneutrale Romane gibt es zwar (noch) nicht in deutschen Supermarktregalen, aber doch zuhauf abgepackt und eingeschweißt auf den Wühltischen der Buchkaufhäuser. Der Unterschied zu einer Literatur, wie Christoph Peters sie uns hier beschert, ist so himmelweit wie der zwischen Plastik-Sushi und frisch zubereitetem Shabu-Shabu.

Christoph Peters: "Mitsukos Restaurant". Roman. Verlag Luchterhand, München 2009. 415 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2009

Tatami-Matten können sehr flach sein
Japan für Anfänger: Christoph Peters huldigt in seinem Roman „Mitsukos Restaurant” der ultraleichten Küche Von Kristina Maidt-Zinke
Auch Japan ist nicht mehr, was es einmal war. Wo früher Seppuko zelebriert wurde, jene rituelle Selbsttötung durch Bauchaufschlitzen, die im Volksmund Harakiri genannt wird, begeht man jetzt Karoshi, den Suizid durch exzessive Erwerbstätigkeit. Tausende Japaner, hört man, arbeiten sich alljährlich zu Tode. Trotzdem musste das Land der aufgehenden Sonne die Rolle der führenden Wirtschaftsmacht in Asien an das Land des roten Drachens und der Raubkopien abgeben.
Zwar ist die Nippophobie des empfindsamen Gesinnungseuropäers in Sinophobie umgeschlagen, seit er gemerkt hat, dass die meisten der Japaner, die ihre Kameras auf unsere Kulturschätze richten, inzwischen Chinesen sind. Doch leider schwand im selben Maße auch die Affinität gehobener Schichten zu den Errungenschaften des japanischen Lebensstils: Sushi ist imagemäßig auf Döner-Niveau herabgesunken, Kombucha wurde zu Bionade verwässert, und der Futon hat trotz Zen-Aura in vielen Intellektuellenhaushalten nur als Notbett überlebt. Der Filmheilige Kurosawa verabschiedete sich vor der Jahrtausendwende von dieser Welt, und neuere Exportartikel wie Tamagotchis oder Mangas haben dem Inselreich mindestens so viele Hasser wie Liebhaber beschert.
Das sind Gründe genug für eine nostalgische Rückblende in die frühen Neunziger, als alles noch ganz anders war. In jener Zeit – und im Dunstkreis der prosperierenden japanischen Kolonie Düsseldorf samt ihrer mafiosen Auswüchse – lässt Christoph Peters, der 1966 in Kalkar geboren wurde und sich zu früher Japan-Schwärmerei bekennt, sein neues Werk „Mitsukos Restaurant” spielen. Peters hat im vergangenen Jahrzehnt hart gearbeitet, um sich seinen Platz unter den meistbeachteten deutschen Schriftstellern zu sichern. Diesmal war ihm offenbar nicht nach kräftezehrendem Karoshi zumute, sondern nach einer Entspannungsübung.
Wer will, kann aus dem kleinen – wenn auch nicht schmalen – Roman die spirituellen Prinzipien von Ruhe, Minimalismus und Askese herauslesen: Die Geschichte der unerfüllten Liebe des jungen niederrheinischen Gelegenheitsschauspielers Achim Wiese zu der etwas älteren japanischen Köchin Mitsuko ist alles andere als aufregend, dehnt eine Bagatellmenge an Ereignissen zu schier endloser Länge und enthält sich, zumindest in der Haupthandlung, jeder sprachkünstlerischen Ambition.
Am Anfang steht eine Szene aus dem Jahr 1984, in der Achim und sein Mit-Abiturient Wolf Erben nach Düsseldorf fahren, um zum ersten Mal japanisch zu essen, das Experiment jedoch aus Kostengründen abbrechen müssen. Acht Jahre später entdeckt Achim, zum kulturell aufgeschlossenen, aber ökonomisch erfolglosen Bohemien herangereift, beim Wandern in der Vordereifel eine kuriose Kreuzung aus deutscher Rustikalschenke und anspruchsvoller Japan-Gastronomie. Die Schilderung dieses abgefahrenen und doch vollkommen vorstellbaren Milieus gehört zu den Stärken des Romans. Gemeinsam mit Schulfreund Wolf, der inzwischen als Schönheitschirurg reüssiert hat, testet Achim das Etablissement und erlebt eine kulinarische Offenbarung.
Prompt verliebt er sich in die Chefin Mitsuko, deren Lebenslauf der Roman mit zeremoniöser Detailfreude ausbreitet: altes Samuraigeschlecht, gute Tokioter Familie mit kostbarer Teeschalen-Sammlung, Ausbildung in der Schweiz, ein Bistro-Bankrott und zwei Scheidungen. Danach hat die Küchenfee aus Fernost sich geschäftlich und privat mit dem Eifler Metzgerssohn und Mittfünfziger Eugen Schober verbandelt, was die Annäherungsversuche eines jungen Taugenichts naturgemäß erschwert.
Achim vertieft seine Kenntnisse über japanische Kunst und Geschichte, pflegt insbesondere sein Interesse an historischer Teekeramik und verdingt sich bei Mitsuko als Küchenhelfer. Dennoch kommt er seinem Ziel nicht näher, obwohl seine Zuneigung offenkundig erwidert wird. Ein Ablenkungsversuch mit der schönen Chinesin Yun Tsi misslingt, und schließlich muss der Asienfreund sogar mitansehen, dass Mitsuko und ihr Eugen heiraten. Das Eheglück liegt bald in Scherben, was den gehemmten Liebenden indes nicht weiterbringt. Am Ende geht die Sache aus wie das berühmte Hornberger Schießen, und es bleibt nicht einmal eine Staubwolke zurück.
Der Roman will von den Täuschungen, Irrtümern und sentimentalen Verklärungen erzählen, denen bei der Begegnung zweier Kulturen beide Seiten erliegen. Schade nur, dass er das nicht kühner, komischer und konzentrierter tut. Trotz der satirefördernden Konstellation bleiben die Dialoge flach wie Tatami-Matten und dünn wie Sojasauce aus dem Supermarkt. Als Kompensation für die etwas fade literarische Hausmannskost werden immerhin Zwischengänge à la japonaise serviert: Siebzehn Kurzkapitel berichten in vage altjapanischer Manier vom Fürsten Norishige, der auszieht, um das Geheimnis des Brennens von Teeschalen zu ergründen, und dafür mit seinem Leben bezahlt.
Über Keramik und Teezeremonie, das sei eingeräumt, lässt sich in „Mitsukos Restaurant” einiges lernen. Aber leider auch über den Trugschluss, es reiche in einem Roman schon aus, von Speisen und Getränken zu plaudern, um ein kulinarisches Leseerlebnis zu vermitteln.
Christoph Peters
Mitsukos Restaurant
Roman. Luchterhand Literaturverlag, München 2009. 416 Seiten, 19,95 Euro.
Der Futon hat trotz Zen-Aura in vielen Intellektuellenhaushalten nur als Notbett überlebt
Gesunkenes Kulturgut: Nigiri-Sushi mit Thunfisch, einst exotischer Gourmet-Snack, heute ökologisch unkorrektes Fastfood. Foto: Hartmut Kiefer / StockFood
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieser jüngste Roman des sonst von ihr durchaus geschätzten Christoph Peters ist nach Geschmack von Kristina Maidt-Zinke entschieden zu leichtgewichtig geraten. Mit gutem Willen könne man der Geschichte um den Gelegenheitsschauspieler Achim, der sich glücklos in eine japanische Köchin verliebt und versucht, durch praktiziertes kulturelles Interesse ihre Zuneigung zu erringen, wohl durchaus Zen-Qualitäten wie "Ruhe" und "Askese" zuschreiben, räumt die Rezensentin ein. Ihr sind die Begebenheiten des Buches insgesamt aber zu banal und dazu auch noch allzu langatmig ausgebreitet. Dass sich der Autor in der Haupthandlung auch stilistisch jeglichen Ehrgeiz versagt, findet Maidt-Zinke zusätzlich enttäuschend. Nur in den eingeschobenen kurzen Passagen um den japanischen Fürsten Norishige entwickelt sich so etwas wie "altjapanischer" Charme, insgesamt bleibt aber die Geschichte für ihren Geschmack zu "fade".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Delikater und raffinierter als auf diese schwungvolle Weise lässt sich gehobene leichte Kost kaum zubereiten - ein Genuss!" Frankfurter Rundschau
"Mit großer Leichtigkeit und viel Ironie erzählt." NDR Kultur